Sonntag, 28. Februar 2016

13/4 - 2007

    
09:44 me: Warum so schweigsam?
09:45 Rupriv: hallo
  ich schreibe gerade an B...
 me: Aha...
 Rupriv: habe sie gestern getroffen
  wir haben zusammen gegessen
 me: ok.. war es ein gutes Treffen?
 Rupriv: war noch ihr Geburtstagsessen
09:46 sie wollte Sushi
 me: Ist nett wenn man Audiez bekommt von seinen Kindern
 Rupriv: dieses Laboratoirums-Essen
 me: Anna ist auch so.. isst gern spannendes
 Rupriv: spannend ist vor allem
weil ich mit den Stäbchen nicht geschickt bin
09:47 me: Haha... du hast es versucht?
Anna gewährt mir auch bald ein Treffen. ;-) Sie isst auch mit Stäbchen.
 Rupriv: ja, die Jungen kennen das...



Date: 13 April 2007 at 22:55
Subject: Freitag abend

Lieber ...,

Wieder Freitag. Sogar Freitag der 13. Aber ich bin nicht besonders
abergläubig.

Es war nett heute ein paar Worte mit dir zu wechseln und es hat mich
gefreut, über das Treffen mit B. zu hören. Sicher hat es euch beiden
gut getan.

Gestern Abend wollte ich eine kleine Frequenz in einem Fernsehprogramm
speichern, doch dann hatte ich vergessen den Videorecorder abzustellen.
Und heute, als ich es mir anschauen wollte, entdeckte ich zu meiner grossen
Überraschung und auch Freude, dass ich auch einen Stadtbesuch in Bern
eingespielt hatte, eine liebevolle Schilderung von der Stadt, die wie
man meinte, den Charakter einer „malerischen alten Kleinstadt" bewahrt
hat. Ich war ganz erstaunt wie schön und gemütlich Bern ist.
Natürlich war auch ein Besuch im Paul Klee Museum dabei, mit einer
Führung des Konservators Dr. Michael Baumgartner, der stolz eines der
Kunstwerke vorzeigte. Auch die vielen Arkaden finde ich wunderschön.

(---)

Ich lebe mein „Post-Beruf Leben" und manchmal denke ich, dass es
ziemlich übereinstimmt mit deinen Vorstellungen von dem Leben, das
dich erwartet hätte, falls du geblieben wärest. Ich glaube nicht, dass
ich es weiter präzisieren muss. Du hast eine Wahl gemacht und ich
bewundere deinen Mut. Du nennst mich Feigling.. das ist hart..aber
vielleicht hast du Recht.

Was ich nicht mag ist, wenn du dich selbst mit herabsetzenden Worten
beschreibst, was du ab und zu tust. Ebenso schlimm ist natürlich meine
Annahme, warum du das tust.

Meine kleine Sprachgruppe macht mir nach wie vor viel Freude. Wir
treffen uns einmal in der Woche und voriges Mal haben wir das Treffen
mit einem Lunch kombiniert in dem schönen Restaurant, das ich voriges
Jahr im Zentrum von ---  entdeckt habe. Diesmal war das Thema
natürlich Ostern und alle erzählten mit Einfühlung von ihren Sitten.
Sie machen grosse Fortschritte und es ist erstaunlich, wie man mit
kleinen Korrekturen so grosse Verbesserung in ihrer Sprache erzielen
kann. Sie haben auch im Beruf viel Kontakt mit schwedischen Leuten,
aber leider sagt ihnen niemand, was sie falsch machen. Ich werde sie
bald einmal hierher einladen, aber ich glaube ich warte bis die Ostbäume
blühen..

Die Frau meines verstorbenen Cousins aus Uppsala, die Künstlerin,
falls du dich erinnerst, hat angerufen. Sie möchte gern, dass ich zu
dem Begräbnis komme Ende nächste Woche. Und jetzt am Sonntag fahre ich
zu Anna und bringe ihr die Blumentöpfe zurück, die ich während sie in
Göteborg war, betreut habe.

Wir haben zur Zeit Sommertemperaturen. Es ist herrlich!

Und du? Hast du dich nun schon gut eingelebt in deiner schönen Wohnung?
Deinen Barschrank hast du mir noch nicht gezeigt.. ;-)

Es ist spät geworden und ich lasse dich wieder.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

Mit lieben Grüssen

Malou

Ach ja, der Artikel. Den schicke ich dir nächstes Mal.

Samstag, 27. Februar 2016

27/3 - Samstag



Ämne: Samstag
Datum: den 27 mars 2004 09:20


Liebe Malou
Nein nein, Kompost separieren wir schon lange hier in der Schweiz. Das ist das Hobby vom Samstag Morgen für die meisten Menschen hier. Aber es sind eben nicht alle, die es tun. Und ich vermute, dass speziell die Immigranten davon keine Ahnung haben und eben auch über Merkblätter nicht zu erreichen sind, weil ja einige nicht mal lesen können. Deshalb hat man in Basel beschlossen, solche Trainer auf die Menschen loszulassen. Nun, sie machen das im Nebenjob, vielleicht Pensionisten oder unausgefüllte Hausfrauen, die wirklich noch ein bisschen Kontakt brauchen?

Und die Kraniche habe ich gesehen. Es sind für mich fremde Vögel, die mir nicht sehr bekannt vorkommen. Ich glaube zwar, dass man hier ab und zu vereinzelte Kraniche sieht. Aber doch eher selten. So denke ich auch immer an Schiller, wenn ich den Namen höre. Und das ist doch schon ziemlich abstrakt.

Und nun schlägst Du mir vor, ein Taubenbuch zu machen? Das ist lieb gedacht. Doch für mich ist es noch ein bisschen weit weg. Es gibt in Isfahan alte Taubenschläge, wo um die 10'000 Vögel Platz finden. Es sind riesige Türme, und wenn man hineingeht, fühlt man sich wie in einem Kamin. Rundum gibt es Nischen, wo die Tauben festsitzen können. Es muss ein enormes Geflatter sein, wenn sie abends von der Arbeit heimkommen ;--) Und als Arbeit haben sie bloss die Pflicht, ihren Abfall hinaus in die Landschaft zu tragen. Das ist alles. Ist ein guter Job, nicht wahr: natural fertilizer. Aber ich glaube nicht, dass die paar Tauben, die ich hier in L. kenne, in einer solchen Kolonie leben könnten. Das ist die reine Massenhaltung, schon ziemlich kommunistisch.

***

Das war mein Briefchen von gestern. Ich glaube, ich hatte es noch nicht abgeschickt. Und jetzt haben wir schon wieder einen wunderschönen Samstagmorgen Himmel. Es ist zwar noch kühl, aber das Wetter gibt sich Mühe. Und am Montag Morgen wechseln wir wieder auf die Sommerzeit. Das ist schade, denn es war angenehm, um 6.00 aufzustehen, wenn es schon ein bisschen dämmerte.

Ja, ich mache Dich katholisch. Sei froh, dass ich Dich nicht gleich zu Maria mache. Ich erinnere mich, in der Gymnasialzeit gab es ein wunderhübsches Mädchen, das auch täglich von Visp nach Brig in die Schule fuhr. Na ja, eigentlich waren es zwei, die sehr hübsch waren. Aber die eine war es besonders. Ihre Eltern waren von Italien eingewandert. Und wenn Italienerinnen hübsch sind, dann sind sie umwerfend hübsch, nicht wahr. Und ein Schulkollege, um ihre Schönheit in Worte zu fassen, meinte, sie wäre ‚schön wie Madonna’. (damals bedeutete ‚Madonna’ noch keine Zweideutigkeit) Ich als Protestant hätte nie einen solchen Gedanken gehabt. Aber ich habe ihn akzeptiert und ich habe mir immer vorgestellt, dass die stillen Wünsche der Jungen in jenen pubertären Tagen nicht zuletzt auch von den vielen schönen Marienbildern in den Kirchen beeinflusst war. Der Professor für Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule in Zürich hatte meinen Gedanken später bestätigt, indem er betonte, dass die Wangenlinie in den Madonnenbildern eine spezielle Bedeutung hätte, eine Demut sublimierter Erotik. Natürlich hatte ich mir auch vorgestellt, dass Maria - laut Theorie - unbefleckt empfangen hätte. Und das war natürlich für pubertierende Boys genau die richtige Technik, Liebe zu machen.
Wenn ich Dich so katholisch mache, dann ist darin viel Projektion, das weiss ich wohl. Es ist aber auch viel Sympathie mit dabei, das weißt Du schon, Marlena, nicht wahr? Ich bin doch so froh, eine katholische Mausfreundin zu haben. Und ich hätte nichts dagegen, wenn sie weit dogmatischer und strenger wäre. Sie könnte päpstlicher als der Papst sein, denn das wäre für mich sehr spannend und informativ. Schon Deine Bedenken gegen die Evolutionstheorie finde ich süss! Wirklich so süss, dass ich Dich auf die marienhafte Wangenlinie küssen könnte.

Und jetzt muss ich los.
Ich wünsche Dir einen ebenso sonnigen Tag.
MlGuK
...

 -----------------

 Liebe Malou,

Das ist schon der dritte Anlauf, den ich für dieses Mail nehme. Und man weiss, dass es auch in der Leichtathletik beim Hochsprung, beim Weitsprung und beim Kugelstossen nur drei Versuche gibt. Vielleicht gelingt es dieses mal?

Jetzt, bis 15.00h, hat sich der Himmel ein bisschen überzogen. Es ist nicht bewölkt, nicht wirklich, aber doch auch nicht mehr so makellos stahlblau wie heute Morgen, als man denken konnte, eine himmlische Putzfrau wäre am Werk gewesen. Ich war in Basel, habe A. einige kleine Dinge gebracht. Sie schläft am Wochenende immer bis Mittag, deshalb bin ich nicht zu früh aufgebrochen. Wir haben noch ein bisschen über ihre Arbeit diskutiert und einen Kaffee getrunken. Sie ist gut im Schuss mit ihrer Semesterarbeit und übersetzt eifrig amerikanische Urteile. Ich kann schon nicht mehr mitreden, weil mir das Wissen fehlt. Und ich glaube, das gefällt ihr. Sie geniesst es, kompetenter zu sein als ihr Vater. Und ich bin froh darum.

Sie wohnt auf der Kleinbasler Seite fast beim Hafen. Das ist ein romantisches Quartier, wo es allerdings auch ziemlich viele Ausländer gibt. Ein Club-Kollege hat dort unten seine Gemeinschaftspraxis als Arzt und schwärmt vom Quartier. Allerdings wohnt er nicht dort, sondern in einer eleganten Gegend in einer Peripherie-Gemeinde Basels. Doch als Student würde ich auch dort unten wohnen.

Und jetzt will ich die ganze Sache wahr machen und das Ding abschicken. Sonst landetes womöglich zum Schluss noch im digitalen Kerichthaufen.

Ich wünsche Dir nochmals ein schönes Wochenende mit einen Frühlingswindchen. Und einen guten Sprung in die Sommerzeit.
Mlgukuam
...

25/3 - 08:10 und 18:15


Ämne: RE: tropfnasserdonnerstagmorgenumsiebeninderfrüh
Datum: den 25 mars 2004 08:10


Liebe Malou
Höre ich richtig? Du hast wieder ein Mail in den Wind gesetzt? Das hört sich an wie Flaschenpost, die man, wie Du weist, irgendwo und irgendwann aussetzt, in der Hoffnung, irgendjemand würde sie dann finden. Nein, soviel Gottvertrauen sollte verboten sein.

Lustig der Name Marienberg. Klingt wie ein Pilgerort mit einer grossen, schönen Kirche auf dem Berg oben, wohin die Menschen an hohen kirchlichen Feiertagen herpilgern, um in sich zu gehen und den lieben Gott wieder einmal zu fragen, was er denn meint zum bösen Lauf unserer, oder vielleicht besser ‚seiner’ Welt. Wenn man denkt, dass in der alten Zeit viele christliche Kirchen an Standorten und auf den Mauern von alten Gebäuden des Mitrakultes gebaut worden waren, und wenn man bedenkt, dass nach der französischen Revolution Kirchen in Ställe und Munitionslager umgebaut worden waren, so kann man sich heute leicht vorstellen, aus einer hübschen gotischen Kirche ein grosses Einkaufszentrum zu gestalten. Na ja, es wäre vielleicht ein bisschen hoch mit seinen Spitzbogenfenstern. Und in die Türme könnte man je einen geräumigen Lift einbauen, mit dem man oben das gemütliche Turmcafé erreichen kann. Man hat von dort oben einen hübschen Ausblich über die Stadt, die sich den Marienberg hinunterzieht. Und die Beichtstühle im Erdgeschoss werden als Kuschelecken von den jungen Kunden geliebt, wo sich die Neuverheirateten oder solche, die es werden wollen, eng an einander schmiegen können, um sich von den Strapazen des Einkaufs ihrer Haushalteinrichtung zu erholen.

Was Du über die Wahrheiten sagt, zeigt, dass Du echt platonisch denkst. Das haben wir ja schon bei der platonischen Liebe festgestellt. Platonische Liebe, platonische Wahrheit, ist alles einerlei. Auf jeden Fall ist es natürlich auch tief katholisch, so wie das alles eben nur auf dem Marienberg sein kann.

Wenn ich Dich heute nach L. einladen würde, müsstest Du den Perlzmantel einpacken. Und vielleicht ein paar hohe, wasserdichte Stiefel. Es ist fotzeliges Wetter, so dass man keinen Hund auf die Strasse lassen würde. Heute Morgen, als ich mir mein Frühstück bereitete, hat es sogar geschneit. Jetzt regnet es unverdrossen. Vom Kamin im Haus gegenüber steigt ein kleines Räuchlein. Dort wird offenbar tüchtig geheizt. Und die Strassen sind leer. Kein Mensch geht bei einem solchen Wetter vor die Tür. Keiner!

Heute habe ich um 10 eine Sitzung in Basel, deshalb bin ich mit dem PW hergefahren. Und so konnte ich auch vermeiden, all zu lange durch die Nässe zu gehen. Als ich früher ab und zu bei meiner Oma in Liestal in den Ferien weilte, war ich stets erfreut über die feuchten Strassen nach dem Regen, die kleinen Weglein, die oft mit Moos und oder feuchtem Laub belegt waren. Das fand ich ganz ausserordentlich angenehm und komfortabel weich, denn vom Wallis her waren wir Feuchtigkeit nicht gewohnt, dort war alles trocken, hart und spitzig

Was in aller Welt ist Distanzunterricht? Lass mich raten. Dort lernt man die Distanzen im Wiestaleltall, die Kilometerzahl von der Erde zum Mond beispielsweise, oder jene bis zum Mars. Solch einen Unsinn mussten wir mal lernen. Ach nein, jetzt erinnere ich mich: Distanzunterricht ist Unterricht zuhause, damit die Schüler, die einen weiten Weg haben, zuhause bleiben und von der Zeit profitieren können. So was gibt es bestimmt auch in Australien, wo Kinder über das Radio instruiert werden. Ach wie wünschte ich mir Distanzunterricht. Ich würde mich im Bett unterrichten und vorerst mal alle meinen alten Träume repetieren. Vielleicht sogar auswendig lernen, wenn das gefragt wäre. Und um 10 liesse ich mir - am Bett - einen süssen Espresso servieren, um so organisch zur Lektüre der Tageszeitung über zu gehen, und um schliesslich bei irgend einer hübschen Lektüre zu landen. Wenn es hoch kommt, würde ich zum Mittagessen aufstehen. Aber dann gleich für die Siesta wieder abtauchen. Siesta ist auch eine Art Distanzunterricht. Man versucht dabei, von der Hektik des Tages ein wenig Distanz zu gewinnen. Und nach 16Uhr würde ich mir die Freiheit nehmen, schulfrei zu machen. Denn die Zeit brauche ich natürlich für meine Hausaufgaben. Ach, wie wünschte ich mir Distanzunterricht, und warum - zum Teufel - ist die Schweiz ein so kleines Land, wo jeder kleine Lausbube in einer halben Stunde auf dem Schulhof sein kann, um die Fenster des Schulhauses mit Schneebällen zu bewerfen.

Von den Tauben heute morgen natürlich keine Spur. Wo wohnen sie bloss? Ich meine, haben sie eine feste Adresse? Vielleicht in einem Gartenhaus, wo sie durch die Luke einsteigen können, um es sich in der Ecke auf den Stuhlpolstern gemütlich zu machen und ihre Orgien zu feiern? Oder in einem Dachstock, rundum behangen von Spinnennetzen, wo es trocken ist, was Tauben bestimmt mögen? Übernachten sie in grösseren Gruppen oder bloss zu zweit? Gibt es auch Singles, die sich jede Nacht woanders verkriechen und Wärme suchen? Ach die Tauben, man weiss so wenig über sie.

In Basel ist man dran, Abfalltrainer auszubilden. Sie werden später die Aufgabe haben, die Bevölkerung aufzuklären, besonders auch fremdsprachige Menschen, wie man mit dem Abfall umzugehen hat. Abfall ist ja bekanntlich geradezu zu einer Wissenschaft geworden. Die Pet-Flaschen, die Glasflaschen, die Büchsen, das Papier, die Küchenreste: alles wird separat gesammelt und recyclet. Ach, die guten alten Zeiten sind vorbei, wo man die Dinge einfach so wegwerfen konnte. Heute überlegt man sich die Probleme schon beim Einkauf, und man zögert.

Jetzt habe ich die Tauben erspäht. Es ist eine Gruppe von 15 bis 20 Tieren. Und sie fliegt in unregelmässigen Kurven grosse 8-förmige Figuren über verregneten Ort. Wahrscheinlich werden sie sich später auf dem Dach gegenüber am Wasserturmplatz über diese Frühgymnastik brüsten und sich dabei die Schnäbel zerreissen. Sie fliegen alle so überzeugt. Keine scheint zu zögern. Keine will ausbrechen und sich ausruhen. Es sieht aus wie ein eine gut verabredete Sache.

Ach, es ist schon spät. Ich muss mich meinen kleinen Sorgenkindern widmen, die hier auf dem Pult und überall im Büro herumliegen. Die armen Waisenkinder warten nur darauf, dass man sich mit ihnen beschäftigt.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag.
Mit l GuK
...


Ämne: Schneeflocken, Tauben, Kraniche, Abfall u.a.m
Datum: den 25 mars 2004 18:15

Lieber ...,
Lustig, wie du mir immer wieder "katholische Eigenschaften" zuschreiben willst. :-) Und wie ich sehe hat mein Gottesvertrauen schliesslich doch geholfen und auch die Flaschenpost hat ihr Ziel erreicht.
*
Gestern Abend kam ein Anruf. "Bist du das Marlena?" sagte eine sehr greisenhafte Stimme, die ich nicht richtig einordnen konnte unter meinen Bekannten. Einen kleinen Moment hoffte ich es könnte Jan sein. Er war mal mein bester Freund (Bruder, Vater und alles was man sich noch wünschen kann zugleich). Ich habe ihn schon lange für tot gehalten, weil er mir sonst sicher mindestens einmal im Jahr von irgendeinem Kontinent ein Lebenszeichen geschickt hätte.

Es war leider nicht Jan, sondern Lennart, ein früherer Kollege, der auch Deutsch gab und der schon ein paar Jahre in Pension ist. Jetzt hält er ab und zu Vorträge für andere Pensionisten über alles mögliche. Er gehörte zu den äusserst gebildeten Studienräten, die noch eine gediegene klassische Bildung erhalten haben. D.h. Leute, die so 10 Jahre älter sind als meine versäumte Generation. Nun wollte er einen Vortrag über den zweiten Weltkrieg halten und dabei suchte er die "Briefe aus Stalingrad", von denen er dem Publikum einige vorlesen wollte.

So habe ich heute ein wenig in unserer Institution herumgestöbert auf den Büchergestellen, wo wir alte Bücher aufbewahren, von denen wir uns bisher nicht trennen konnten, die wir aber längst vergessen haben. Leider gab es sie nicht, die Briefe aus Stalingrad. Dagegen habe ich ein paar wunderbare Anthologien mit deutschsprachigen Schriftstellern gefunden, zum Teil auch solche, die ich bisher nicht kannte. Und da ich weiss, dass heutzutage niemand mehr so viel Deutsch kann, dass er sie lesen würde (darin sind auch die Lehrer einbegriffen) so habe ich sie mir mit nach Hause geliehen. Ich werde fast traurig, wenn ich sehe auf welch hohem Niveau einmal der Deutschunterricht gestanden hat. Heutzutage wären diese Bücher sogar für die Studenten an der Uni zu schwer. Und es tut mir auch leid um die Schüler, die nicht richtige Literatur zu lesen bekommen sondern nur ziemlich alltägliche, kindische Texte ohne grossen Sinn.  OK... ich muss das Thema verlassen.
*
Nein, Marieberg ist wirklich nicht was du dir vorstellst. An und für sich lustig zu sehen, was deine Fantasie damit macht. Marieberg ist ein IKEA-ähnliches Gebäude von aussen gesehen.. (siehe Bild unten) 32.000 kvadratmeter Fläche, 2.200 Parkplätze .. du siehst, es ist ziemlich gross, aber innen doch ganz schön und gemütlich. sogar mit ein Bisschen Natur in der Mitte mit plätscherndem Wasser. Und ganz in der Nähe gibt es viele andere grosse Kaufhäuser.. u.a. auch IKEA.
*
Jetzt schneit es wieder. Es ist Kuschelwetter. Ich meine am liebsten würde man unter eine warme Decke verschwinden mit einem interessanten Buch. Aber vorher möchte ich noch meine frierende Seele mit etwas Tee erwärmen. Kommst du auch? ;-)
*
Wenn du so deine Tauben beschreibst, dann weckt das viele schöne Erinnerungen an Bücher, die ich als Kind gelesen habe oder dann später mit Anna. Bücher in denen Tiere die Hauptpersonen sind und es uns Menschen nachmachen. Ach wie sehr ich diese Bücher mochte. So viele schöne Bilder sind auf meiner Netzhaut hängengeblieben.. denn es gab sie, die schönen Illustrationen dazu.
Fast möchte ich mir ein Buch von dir wünschen, wo du über deine Tauben schreibst. Und ich möchte Illustrationen dazu sehe, mit dem Gartenhaus, wo sie durch die Luke einsteigen können, um es sich in der Ecke auf den Stuhlpolstern gemütlich zu machen und ihre Orgien zu feiern?
Das wäre doch was, oder? Hat doch noch niemand vor dir gemacht. Und Kinder werden sich ewig freuen, wenn sie eine Taube erblicken und an deine schönen Geschichten denken. Mach es doch!
Hast du übrigens die schönen Bilder von den tanzenden Kranichen gesehen, die ich dir mal beigelegt hatte?
Wenn ich an Kraniche denke, muss ich wieder zurückdenken an Uppsala, wo der alte blinde Mann (dem ich manchmal die Zeitung vorlas) in seinem Rollstuhl mir das Gedicht "Die Kraniche des Ybikus" (von Schiller glaube ich) vorsagte. Und wie ich entdeckte, dass sich in einem kaum mehr funktionierendem Körper eine ganze Welt von Schönheit verbergen kann.
*
Der Distanzunterricht ist nur dazu da, um zu beweisen, dass es dieses Fernsehstudio gibt und dass es seine Berechtigung hat. Vielleicht ist es etwas spannend für die Schüler ein paar Tage so zu arbeiten aber wie die meisten selbst sagen es "gibt ihnen nichts" und sie hätten mehr gelernt wenn sie stattdessen ihren gewöhnlichen Unterricht gehabt hätten.
*
Ach, erst jetzt beginnt ihr euren Abfall zu sortieren? Das tun wir schon seit ein paar Jahren. Flaschen, Dosen und Kartons sowie Zeitungspapier wird in dafür aufgestellte Behälter gelegt. Und hat man einen Garten, dann gibt es da meistens auch einen Kompostbehälter.
*
Nun muss ich schliessen und hier ein wenig Ordnung bringen. Auch einen Test korrigieren, den ein Klasse heute geschreiben hat.
Ich grüsse dich lieb und wünsche dir einen schönen Abend bzw einen schönen Tag morgen,
K+S
Malou

Donnerstag, 25. Februar 2016

24/3 - Mittwochabend



Ämne: Mittwochabend
Datum: den 24 mars 2004 19:39

Lieber ...,
Ich hatte ein Mail begonnen und dann plötzlich war es weg - vielleicht ist es direkt zu dir geflogen ohne mich um Erlaubnis zu bitten - so wie unsere Tauben.
*
Auch ich sass heute morgen "zu Hause in der Stube", schlürfte Kaffee und wartete, dass G anrufen sollte. Wir hatten verabredet sofort, wenn sie frei wurde nach M.. zu fahren. Dort ist ein grosses Shoppingkomplex mit rund 60 Geschäften und mehreren Cafés und Restaurants unter einem Dach. Es ist bequem, wenn man bei dem graukalten Wetter nicht vor die Tür gehen will.

Es war ganz angenehm dort herumzugehen. Fast keine Leute. Ob wir so viel nützliches ausgerichtet haben weiss ich nicht, aber wir haben uns jedenfalls gut unterhalten und einen netten (halben) Tag verbracht. Ein "Zückerchen", wie du es nennst.

Nächste Woche gebe ich wieder den ganzen Mittwoch Unterricht, aber heute hatten die Schüler zum letzten mal Distanzunterricht. Deswegen konnte ich mir frei nehmen.

Und jetzt am Abend sind wir beide sowie die meisten von unseren Kollegen zu einem Informationsabend über die kommenden Pensionen gegangen. Es war leider ziemlich wertlos, darüber waren sich die Leute einig. Zum Glück sind G und ich eine halbe Stunde zu spät dort angekommen, weil wir uns in der Zeit geirrt hatten. Und scheinbar hatten wir nichts verpasst.
*
Jetzt muss ich mir wohl etwas zu essen machen und dann werde ich mich ausruhen nach den Strapatzen. ;-) Das brauche ich.

So wünsche ich dir einen schönen Abend,
mit lieben Gs und Ks,
Malou
Sorry, etwas kurz heute. Aber ich komme morgen wieder. :-)

24/3 - once again



Ämne: onceagain ...
Datum: den 24 mars 2004 13:25


Liebe Malou
Woher weißt Du, dass Gott nicht flirtet? Ich glaube, er tut es da und dort, mit Frauen oder Männern, da er ja doch bisexuell sein muss, und vielleicht gelegentlich sogar mit Tieren, etwa einem hübschen Pferd oder einer eigenwilligen Hauskatze. Alles, war wir tun und lassen, muss doch auch in Gott enthalten sein. Und vielleicht damit auch das Böse, wirst Du mir entgegnen?
Das erinnert mich an unsere Diskussionen im Philosophieunterricht bei Prof. B. im Gymnasium. Er war ein grosser Anhänger von Thomas von Aquin, und ich glaube, wir Schüler durchschauten nicht genügend, dass eine Wahrheit dieses Alters kaum mehr so richtig sein konnte. Denn, wie hatte Hobbes gesagt, die Wahrheit ist ein Kind der Zeit.  ---

Die beiden Bilder, die Du von Soutine in den Fotofolder gelegt hast, sind vielleicht nicht ganz so repräsentativ. Ich meine, man muss von einem Maler eine ganze Reihe sehen, um ihn beurteilen zu können. Das Bild des Messdieners ist farblich gut. Ich bin einfach beeindruckt von der Farbwirkung, aber nicht beeindruckt von jedem einzelnen Bild Soutines, das muss ich Dir schon zugeben. Und gegenüber Bacon bin ich unschlüssig. Er gefällt mir einfach nicht richtig. Er stösst mich eher ab. Oder sagen wir so, er stösst ebenso viel ab, wie er mich anzieht. Das behält mich in einem Zwischenstadium, von dem ich nicht weiss, wie ich daraus entwischen könnte. Leider flirte ich eben immer noch mit dem Schönen. Und ich mag Bilder nicht, die bloss hässlich sind oder sein wollen. Da bin ich eben leider eng und beschränkt.

Es tröstet mich, dass Du meine Quatscheleien magst. Es ist, um es deutlich zu sagen, meine Rettung. Ich glaube, man kann mit solchen Spielereien unsere Fantasie stärken und erweitern. Und die Fantasie ist, wie wir wissen, die Polsterung unserer harten Welt. Fantasie hilft uns, die Gesichtspunkte zu verändern, zu erweitern oder zu drehen. Fantasie ist fast das Wichtigste auf dieser Welt, wie ich finde. Stell Dir vor, wir wären in der Realität gefangen, so faktisch und nackt, wie sie ist. Das wäre der Irrsinn. Es wäre auch gar nicht möglich, weil die Realität gar keinen Sinn hätte. Denn der Sinn der Welt wird doch durch Fantasien konstruiert, vielleicht am häufigsten durch koordinierte, öffentliche Fantasien. Und den persönlichen Sinn im Leben findet man dann vielleicht in erster Linie mit privaten Fantasien. Du kennst doch wahrscheinlich den Rorschach-Test. War ein Schweizer Arzt, der ihn erfunden hatte. Und während des Studiums haben wir uns stundenlang damit beschäftigt. Die Uni Zürich war stolz auf dieses Wissen und hat viel darauf gegeben. Heute denke ich, dass auch viel art-pour-art daran gelegen hat. Aber wir haben nebenbei auch einiges gelernt, das will ich gerne zugeben. Im Rorschach Test sieht man, wie aus nacktem Material (farbige Tintenflecken) ein Sinn konstruiert wird. Und man sieht auch, wie verschiedene Persönlichkeitstypen das auf verschiedene Art tun. Einige eher pedantische Menschen nehmen sich nur kleine Flecken vor und sehen darin ein Tier, einen Käfer oder ähnlich, also isolierte, eher kleine Dinge mit scharfer Kontur. Andere Menschen sind fantasiebegabt und artistisch. Sie deuten gerne das Gesamtbild, berücksichtigen dabei auch Farben, sehen womöglich Bewegungen etc. etc. Daran sieht man die integrative und sinnstiftende Kraft der Fantasie besonders gut. Sensible Menschen deuten oft auch die Textur, die Hell-Dunkel-Unterschiede. Die Auswertung des Tests besteht darin, die Antworten nach gewissen Typen zu ordnen und danach zu interpretieren, d.h. von den Antworten Schlüsse auf die Persönlichkeit oder die Pathologie zu machen. Ach, es ist ewig her, dass ich selbst einen Rorschach gemacht hatte. Vielleicht in meinem Praktikum in der psychiatrischen Klinik? Ich habe es wirklich immer eher als Spielerei aufgefasst. Aber ich habe die Unterlagen und Schriften jahrelang noch aufbewahrt mit dem Gedanken, dass ich - wer in aller Welt weiss das schon - dass ich diese Dinge für meine Arbeit wieder einmal brauchen würde. Doch das ist nie geschehen. Ein Rorschach ist auch viel zu zeitaufwendig. Man kann ihn nur machen, wenn der Klient die Zeit auch selbst bezahlt. Ich würde meinen, er würde heute zwischen 500.- und 1'000.- SFR kosten, also einkleines Vermögen. Mit diesem Betrag kann man irgendwo an einem sonnigen Strand in Südeuropa eine Woche Ferien machen.

Soviel zu Gott, Quatsch und Soutine.
Mit lGuK
...


24/3 - Mittwochs



Ämne: mittwochs
Datum: den 24 mars 2004 10:48


Liebe Malou
Heute sitze ich zuhause in der Stube, schlürfe Kaffee und tippe auf meinem Labtop herum. Ich war so schon am Arbeiten morgens um 7.00h, dass ich mir gedacht hatte, es wäre schade, diesen Fluss zu unterbrechen und ins Büro zu rasen. Also habe ich weitergemacht und dem Sekretariat gemeldet, dass ich etwas später auftauchen würde. Es ist gut solch kleine Abwechslungen zu schaffen, sonst gefriert man in der Monotonie des Alltags zu einem Gletscher.

Gestern war ich, wie angekündigt, am frühen Nachmittag bei Y in der Bibliothek. An sich kommen die neuen Jugend- und Kinderbücher erst nach Ostern. So habe ich mir ein paar mitgenommen, die wohl schon seit Weihnachten dastanden. Es sind 21 Stück. Y weiss schon ungefähr, was ich vorziehe und hat mich auf ein paar Ausgaben hingewiesen: Wissens-Duden für Schüler, Nachschlagewerk über Weltreligionen, Klassiker (z.B. Pinocchio). Und daneben hat er mir von seinen Plänen nach der Pensionierung erzählt. Ich habe bei dieser Gelegenheit herausgefunden, dass er ein Jahr älter ist als ich. Er ist mit einer Psychologin verheiratet, und gemeinsam haben sie in Frankreich, Nähe Belfort, ein Haus gekauft. Im Moment sind die beiden daran, den Garten zu bearbeiten. Offenbar haben sie letzten Sommer in jenem Garten schwer geschwitzt. Dorthin wollen sie nach der Pensionierung ziehen. Kurz und gut: meine anfängliche Bemerkung, ich sei manchmal etwas müde in meiner Arbeit, war bei Y auf volles Interesse gefallen. Ich bekam den Eindruck, dass er mit Sehnsucht auf seine Pension wartet, während ich doch tapfer und standhaft versuche, mich mit kleinen Zückerchen in der Arbeit bei Laune zu halten. Du kennst ja meine versuchte Politik: man soll versuchen, an der Arbeit Freude zu haben, denn in der Pension wird man sie bestimmt vermissen. Das versuche ich, wenngleich es nicht immer gelingt.

Deine Bemerkung und Frage, ob ich in Zukunft über meine Flirts korrespondieren möchte, hat mich zum Lachen gekitzelt. Ich hatte nicht die Meinung, dass ich über einen Flirt sprechen würde. Wenn ich flirte, gehe ich die Sache direkter und gezielter an. Das hier ist sozusagen eines der kleinen Zückerchen, wie man es bei der Arbeit braucht (siehe oben).

Mittlerweile bin ich im Büro angekommen. Gegenüber auf dem kleinen Platz vor dem Café steht ein Langarm, oder wie man das Fahrzeug nennen könnte. Es hebt zwei Männer auf einer kleinen Plattform die Fassade hoch, damit sie die Fenster putzen können. Das heisst, einer putzt, der zweite steht mit den Händen in den Hosentaschen daneben und guckt auf die Welt hinunter. Sie sind im Moment genau auf meiner Höhe. Das ist die einzige Attraktion an diesem kühlen und trüben Morgen. Ich hoffe, der Frühling kommt bald wieder zum Vorschein. Und auch die Tauben haben sich wieder verzogen. Bestimmt sitzen sie in einer warmen Bar in einer schönen Reihe an der Theke und schlürfen mit ihren Schnäbeln Tee-Rum oder ein ähnliches Wintergetränk, um vom Sommer zu träumen.

Er wird bestimmt kommen.
Mit lieben Grüssen
...

Mittwoch, 24. Februar 2016

23/3 - Re: alte Geschichten...und neue...


Ämne: RE: alte Geschichten...und neue...
Datum: den 23 mars 2004 20:57

Lieber ...,
Der kleine Vogel hat dir also auch gefallen. Das freut mich. Wie immer ich mich fühlen mag so muss ich lachen wenn ich mir den kleinen Kerl (ist doch ein ER, oder?) ansehe/anhöre. Ich frage mich in welcher Sprache er eigentlich singt. Klingt wie englisch oder auch etwas japanisch.. Wie dem auch sei, so glaube ich dir, dass du nicht Schuld bist an dem plötzlichen brutalen Ende. Oder gehst du in roten Stöckelschuhen herum? Na ja, es können ja schliesslich die Schuhe von S oder von A. und B. gewesen sein. :-)
*
Ja, das Bild von der Frau zeigt eine Fernsehreporterin.. oder wie es heisst. Sie hat also die Nachrichten rapportiert.. war später auch Chef auf diesem Gebiet. Jedenfalls habe ich sie immer sehr gern gesehen, weil sie die Dinge so sympathisch vorgetragen hat. Wenn man eine Person fast täglich während einer langen Zeit sieht, hat man fast das Gefühl, dass man sie ein bisschen persönlich kennt. Deswegen hat auch ganz Schweden um sie getrauert. Als man ihre Krankheit entdeckte, beschloss sie einen Film über ihre letzte Zeit zu machen und 8 Stunden bevor er im Fernsehen gezeigt werden sollte, ist sie gestorben. Es ist ein unglaublich starker Film in dem man eine vom Tod gezeichnete Person und ihre Gedanken über das Unvermeidliche verfolgen kann.

Ich habe im Internet nachgesehen, was über die Krankheit zu lesen ist. Hier eine Adresse:
http://www.lougehrigsdisease.net/als_what_is_als.htm#What%20is%20ALS?
Nur falls du wissen willst um was es geht. Ich erwarte nicht, dass du es liest.
*
Was sagst du über das Portrait von Soutine? Ist das wirklich in deinem Geschmack???

Ich tanke öfters Bilder herunter von daily.webshots.com und verwende sie dann als "screen saver" (Schirmschoner?). Wenn ich den PC im Moment nicht benutze kommen abwechselnd schöne Bilder auf. Meistens wähle ich Kunst aber es gibt auch wunderschöne Fotos von überall auf der Erde. Eins, das mir sehr gefällt ist ein Bild von Rothenburg ob der Tauber. Gerade dort sind wir mal gewesen. Es ist ein bezauberndes kleines mittelalterliches Städchen mit alten Fachwerkhäusern. Solche mag ich besonders. Hast du auch einen Schirmschoner? Wenn nicht kannst du ihn in sekundenschnelle installieren.
*
Ich liebe deinen "Quatsch", wie du ihn nennst. Ist wunderbar, was du alles zusammanebringst. Dann habe ich den Eindruck, dass du ganz "offen" bist und ich staune darüber, wie viel schöne Gedanken man sich über eine einsame Taube am Dach machen kann. Unds solche kleine Gedankenausflüge sagen mehr über dich als über die Tauben. Das mag ich auch. :-)
Ach, es ist wirklich schön dich wieder hier zu haben. Plötzlich bin ich wieder ganz zufrieden und denke, dass ich eigentlich alles habe, was ich mir wünschen kann. Wie kommt es, dass eine ferne VL-person, wie du es doch bist, mein Leben so stark beeinflussen kann? Es ist ein wahres Mysterium. Manchmal frage ich mich, ob bei Leuten, die sehr gläubig sind, Gott eine ähnliche Rolle spielt. Ein Gott wäre wohl etwas zuverlässiger als ein Mensch.. Er flirtet auch nicht mit langbeinigen blonden Schönheiten.. Ha, siehst du, ich rede auch Quatsch. Nur formuliere ich mich nicht so gut.
*
Im Fernsehen läuft ein Naturfilm von Sir David Attenborough. Sicher hast du auch schon mal etwas von ihm gesehen. Wie glücklich wir uns schätzen können, dass wir in unserer kurzen Lebenszeit so viel von unserer schönen Welt sehen können. Findest du nicht auch?
*
Es freut mich, dass du wieder wohlauf bist. Ist ja eigentlich schnell vorüber gegangen. Wie war dein Ausflug nach Basel? Hast du einen guten Käse gefunden. A propos Käse, habe ich als kleines Mädchen mit meinem Grossvater gern "Harzer Käse" gegessen. Ich erinnere mich noch jetzt wie wir uns gefreut haben, wenn wir das taten. Irgendwie fühlten wir uns darüber sehr verbunden. Und manchmal durfte ich auch Karten spielen mit ihm. Keine Kinderspiele. 66 hiess das Spiel glaube ich und es konnte vorkommen, dass ich auch mal gewonnen habe. Das hat meinen lieben Opa sehr gefreut.. oder hat es ihn gefreut meine Freude zu sehen, wenn er mich gewinnen liess. Ich bin nicht ganz sicher. :-) Ich sage öfters, er war der einzige Mensch in meiner Verwandschaft, den ich wirklich geliebt habe. Und noch heute bin ich ganz stolz, wenn ich an ihn denke. Vielleicht war es auch, weil er mir näher stand als meine Tante und ihr Mann. Vielleicht.
*
Hast du ein paar schöne Bücher gefunden? Ich habe eine grosse Bibliothek von wunderschönen Kinderbüchern, die ich für Anna gekauft habe als sie klein war. Darunter gibt es richtige Perlen.

Nun lasse ich dich wieder.
Mit lieben Grüssen und K's
Marlena

23/3 - Referat, Tauben, Kaffee und Quatsch


Ämne: bei Zwitterwetter
Datum: den 23 mars 2004 08:25

Liebe Malou
Nachdem ich zuhause festgestellt habe, dass Hotmail ordentlich funktioniert, habe ich hier im Büro eine Zeitlang nach deiner Anweisung versucht, weiterzukommen. Zum Schluss blieb mir nur, die Adresse neu zu installieren. Und jetzt funktioniert es offensichtlich wieder. Tut mir leid. War eine stille Zeit, nicht wahr? Aber ich hatte gedacht, dass bei Dir vielleicht dasselbe sei, d.h. ich bin von Hotmail als einem weltweiten Server ausgegangen. Anna wird sich totlachen, wenn sie hört, welch naive Vorstellungen ich über ‚big brother’ pflege.

Gestern hatte ich also mein Referat im Club. Es ging alles sehr schnell. Mit anderen Worten, die 30 Minuten waren im Nu um. Ich hatte mir ein paar Notizen gemacht, was ich erzählen wollte. Aber das war mir dann doch zu langsam. So habe ich frei gesprochen und erzählt, was mir gerade durch den Kopf ging. Das geht gut, wenn man Bilder hat, die einen führen. Natürlich habe ich die Zeit leicht überzogen. Aber damit hatte ich gerechnet und davor hatte ich meine Freunde auch gewarnt. Ich bin froh, dass die Bildqualität sehr gut war. Wenn man bedenkt, dass meine Originale Fotos aus einem Fotoband waren, gute Fotos zwar, aber Fotos von manchmal bloss der Grösse einer Postkarte. Mit dem Beamer an die Wand projiziert waren sie dann so gross wie ein mittlerer Perserteppich. Das ist schon sehr gut. Die Bildqualität nimmt praktisch nicht ab vom Bildschirm des Labtop bis an die Wand. Bei einem Dia würde die Intensität der Farben deutlich abnehmen und alles nur noch sehr blass aussehen. Ich bin voll befriedigt vom System PPT und den Möglichkeiten, die man damit hat. Mein Ziel war, für diesen Vortrag zu lernen, mit PPT umzugehen. Und ich glaube, das habe ich einigermassen geschafft. Ich werde jetzt anfangen, Vorträge und Kurse zu produzieren, um sie mit PPT vorführen zu lassen. Es ist vor allem prima, dass ich damit meine Zeichnungen verwenden kann. Alles sieht dann so professionell und überzeugend aus, dass ich selbst darüber staune und überzeugt werde. ;--))

Die Tauben sind definitiv wieder hier. Oben auf dem Dach sitzen zwei. Es sind wohl die beiden Frühaufsteher, die von den anderen den Auftrag haben, das Frühstück zu bereiten und den warmen Kaffee bereit zu machen. Wenn man aufsteht und die Federn ordnet, möchte man doch gerne einen würzigen, heissen Kaffee. Ich erinnere mich, wie sehr ich mich mal in Paris nach einem solchen Morgenkaffee gesehnt hatte. Wir wanderten übernächtigt durch die Strassen. Es war noch nichts los, ausser dass die Geschäfte ihre Strassenteile und Gehsteige abspritzten, und die Liferanten mit den kleinen Lieferwagen vorfuhren, um Material zu entladen. Die Kellner mit den bodenlangen weissen Schürzen in den Cafés waren daran, die Tische vorzubereiten, vielleicht die Eingänge zu wischen und noch ein bisschen faul in die Morgenluft zu blicken. Und ich hatte riesige Lust nach einem heissen Kaffee für meinen leeren Magen. Aber irgendwie hatte ich kein Geld, oder zumindest wenig, das weiss ich nicht mehr genau. Vielleicht war es jener Parisbesuch mit Pius, als wir per Autostop gefahren waren und in einem billigen Hotel nahe der Porte d’Italie logierten? Es kann schon ziemlich hart und widerwärtig sein, richtig nach einem Kaffee zu lechzen. Es fühlt sich so clochardartig an. Pius wollte damals seine Brigitte sehen, nach der er ‚gelechzt’ hat. Und ich hatte mit Gill abgemacht, dass wir vorbeigehen würden. Wir waren dann dort schon noch zu unseren Kaffees gekommen.

Ach, ich glaube, ich schreibe das im Moment, weil mich nach einem Kaffee gelüstet. Das wird der Grund sein. So durchsichtig ist die Struktur der Welt. Ich glaube, ich mach mir einen Schwarztee.
Gerade sehe ich, wie unten E über den Turmplatz gehakst. Was soll ich sagen? Sie ist Personalberaterin, nachdem sie früher während Jahren als Kindergärtnerin gearbeitet hatte. Sie ist eine grosse, schöne Frau mit langen Beinen, wie ein Model auf dem Laufsteg, und mit langem blonden Haar. Wir hatten uns im letzten Jahr daran gewöhnt, etwa jeden Monat oder vielleicht zwei zusammen einen Kaffee zu trinken und ‚über die Geschäfte’ zu sprechen. Sie war immer hier vorbeigekommen und hat mir sogar Süssigkeiten mitgebracht. Im Januar hatte ich sie zufällig in Basel angetroffen. Aber ich war etwas in Eile und habe es kurz gemacht. Und seither hat sie meine beiden Mails nicht beantwortet. Was kann das sein? Meine Vorstellung geht in die Richtung, dass sie mich ein bisschen provozieren will. Sie möchte vielleicht, dass ich sie entschiedener einlade, während ich bisher sehr neutral und mit ‚interesselosem Wohlgefallen’ geblieben bin. Na ja, sie ist eine schöne Frau hier in der Stadt und bestimmt kein unbeschriebenes Blatt. Und ich glaube, sie ist sich ihrer Wirkung auch ziemlich bewusst, vielleicht raffiniert? Doch im persönlichen Kontakt ist sie an sich sehr angenehm und natürlich. Na ja, ich warte mal ab.

Vielleicht noch ein Wort über unser Wetter, um das Mail voll zu machen. Na ja, bewölkt, wieder etwas kühler, weder richtig Frühling noch mehr Winter. Echtes Zwitterwetter wo keiner weiss, woran er ist. Nicht mal die Tauben
Ich wünsche Dir einen schönen Tag
Mit lGuK
...

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Ämne: alte Geschichten...und neue
Datum: den 23 mars 2004 12:18


Liebe Marlena
Merci für das feine Lied vom Telefondraht herunter. Der kleine Piepser hat sich wirklich Mühe gegeben und es war nicht ich, der den Schuh geworfen hat. Bestimmt nicht. Seine Leidenschaft hat mich beeindruckt.
Ach so, vielleicht sollte ich Dir erklären, dass ich im Moment von der kleinen Animation rede, die ich im Fotofolder gefunden habe.
Und wer war schon Ullacarin wieder? Jemand, der gestorben ist, nicht wahr? War eine hübsche Frau. Und daneben ein solch schöner Kachelofen!

Ich glaube, ich kann es jetzt wieder über Hotmail schaffen, obwohl es nicht funktioniert, wenn ich einfach meine alte Adresse unter den Favoriten antippe. Irgend etwas hat sich dort verändert. Vielleicht die Wechseljahre meines PC?? Ich werde ihn weiterhin scharf beobachten und wenn nötig den Notarzt rufen.

Meine Grippe habe ich gut überstanden. Ich war schliesslich 1,5 Tage im Bett, habe viel geschlafen und AlkaC geschluckt, bis mir die Ohren wackelten. Aber es hat gewirkt. Und das ist erstaunlich, wo doch rundum ziemlich viele Leute darnieder liegen. Heute Morgen ist auch eine unserer Sekretärinnen nicht erschienen. Es ist ein anderes Klima, wenn sie nicht hier ist. Sie empfängt gewöhnlich unsere Kunden und ihre Kinder und macht das sehr nett und mit einem sympathischen, persönlichen Stil. Wenn sie nicht hier ist, läuft alles etwas holpriger.

Ich glaube, ich fahre heute Nachmittag rasch nach Basel und hole mir ein paar Bücher, um sie zu rezensieren. Ich brauche wieder ein bisschen Abwechslung. Es gibt zwar hier im Büro viel zu tun, aber irgendwie brauche ich noch ein Bisschen würze daneben. Wer kann schön von rohem Brot leben, täglich. Manchmal etwas Käse ist wichtig, nicht wahr?

Jetzt sitzen drei Tauben oben. Zwei zusammen und ein Single. Gibt es unter Tauben vor allem Pärchen, oder leben sie promiskuös als Singles, so wie die Menschen? Na ja, vielleicht verraten sie das einfach nicht. Jetzt sitzt eine allein oben. Sie schaut trübe auf uns herunter, und wahrscheinlich denkt sie ans Mittagessen. Oder vielleicht schon an die Siesta danach? Ich jedenfalls würde mir dies nicht nehmen lassen, niemals. Ein kleines Schläfchen dort oben auf dem Dach muss einfach herrlich sein. Bloss dass man sich festhalten muss, um nicht von einem Windstoss heruntergefegt zu werden. Die Menschen müssen ziemlich unwichtig erscheinen, dort oben. Ich bin mir sicher, sie denkt über uns nicht mehr nach als über die Wolken. Oder vielleicht die Hunde. Nur jene, die Kuchen essen, und dabei ein paar Brosamen fallen lassen, das sind wahre Menschen für sie. Alle anderen können ihr gestohlen bleiben. Da bin ich mir ziemlich sicher.

Ich erzähle Quatsch. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass ich gleich gehen muss.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag.
Mit Liebe
...



Dienstag, 23. Februar 2016

22/3 - Finnland und Finnen




Ämne: RE: donnerstagundingrossereile
Datum: den 22 april 2004 06:20

Liebe Malou
So, ich glaube, jetzt bin ich einigermassen wiederhergestellt, wie man so schön sagt. Ich huste zwar immer noch und tief. Aber ich fühle mich besser. Vielleicht hängt das mit der Erwärmung der Luft zusammen. Gestern war es ziemlich mild. Aber auf Wochenende soll es wieder kühler werden.

Wenn ich krank im Bett liege, schlummere ich oft und gerne vor dem laufenden Fernsehen. Ich ziehe mir dann sogar die Kopfhörer über, so dass ich rundum nichts mehr wahrnehme, was im Haus geschieht. So kann ich wunderbar schlafen.

Gestern aber blieb ich bei einem Film über Finnland wach. Ich weiss, dass ihr Schweden ein bisschen auf die Finnen niederschaut. Aber das Land schaut wunderbar aus. Diese grossen Landschaften strahlen eine riesige Ruhe aus. Na ja, ich hatte geradezu Lust, mal in den Norden zu reisen. 12 Stunden Sonnenschein im Sommer, dazu Beerenwein und Seen mit Trinkwasserqualität, das ist doch was! Ob das in Schweden ähnlich ist? Auch die Leningrader Cowboys habe ich gesehen. Vielleicht sind sie schon ein bisschen merkwürdig, die Finnen. Aber sie stehen in der PISA-Studie ganz vorne, deshalb werden sie hier immer wieder erwähnt. Sind sie nicht ein bisschen verwandt mit den Russen, ich meine von ihrem Naturell her?

Und jetzt muss ich schon wieder los.
Ich hab eine Sitzung in Basel.
Einen wunderschönen Tag wünsche ich Dir.
Mit lieben Grüssen
...


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Subject: Donnerstags in aller Ruhe :-) 
Date: Thu, 22 Apr 2004 15:34:44 +0200

Lieber ...,
Wie schön, dass es dir wieder besser geht. Das freut mich sehr.
Lustig, deine Kommentare zu dem Film über Finnland. Glaubst du, dass wir auf die Finnen niederschaun, wie du es ausdrückst? Ich weiss nicht. Es gibt sehr viele Einwanderer aus Finnland bei uns in Schweden. Viele sind damals, als ich noch Kind war, hier eingewandert. Sie haben vor allem in den Fabriken gearbeitet und waren meist einfache Leute. Ich kann mir vorstellen, dass ihre Arbeitskameraden sie ein wenig geringschätzig behandelt haben. Wahrscheinlich schon deswegen, weil sie nicht unsere Sprache konnten. Wer nicht Schwedisch spricht, muss doch ein Dummkopf sein, oder? ;-)) Es gab auch einige Vorurteile, die sehr nachhänglich waren. Z.B, dass die Finnen viel trinken (na ja, das kann wohl stimmen) und dass sie ständig ein Messer bei sich tragen.
Aber sonst glaube ich nicht, dass man auf die Finnen hinunterschaut. Im Gegenteil. Textilien, Kunst, Architektur sind Dinge wofür wir sie bewundern. Auf die Erfolge von Nokia sind wir lange eifersüchtig gewesen, obwohl jetzt Ericsson sehr gut geht. Und die gebildeten Finnen sind wirklich gebildete Leute. Ja, da sind wir wieder mal beim Schulsystem gelandet. Du weisst ja bereits, was ich und meine gleichaltrigen Kollegen von unserem schwedischen System halten. Ich will dich nicht wieder damit langweilen.

Ich persönlich mag die Finnen gern. Für mich sind sie sympathische Leute und sie erscheinen mir lebendiger als die Schweden. Vielleicht sind sie darin etwas den Russen ähnlich, wie du meinst. Vielleicht haben sie auch viel gelitten früher. Ich glaube Leiden erzeugt eine spezielle Eigenschaft bei den Menschen.
Wenn ich nach Finnland komme, was ich ab und zu im Sommer tue, denn es ist nicht weit zur finnischen Grenze von unserem Sommerhaus aus, dann fühle ich mich meist um ein paar Jahrzehnte zurückversetzt. Damit meine ich nicht, die technische Entwicklung sondern die Art zu denken und zu leben. Alte Normen und Äthik scheinen noch zu gelten. Ich bilde mir ein, dass Eltern dort auch noch ihre Kinder erziehen.. ;-)) Na, ich glaube du verstehst, was ich meine. Und natürlich bin ich absolut kein Experte in diesen Fragen. Es ist eher ein Gefühl.

Die Natur in Finnland ist wunderschön, so wie auch bei uns. Und in Nordfinnland geniesst man auch die hellen Nächte. Du kannst ohne weiters mitten in der Nacht die Zeitung lesen ohne Licht zu machen. Und die zwei berühmten Beerenliköre Lakka (von Multbeeren) und Mesimarja (im Wörterbuch als "nordische Himbeere" bezeichnet) schmecken ausserordentlich gut. Besonders der letztere. Åkerbär (Ackerbeere) werden sie bei uns genannt. Diese Beeren haben einen Arom, der alles andere übertrifft. Man kann sie vereinzelt finden bei uns unten am Fluss zwischen den Steinen. Sie sind sehr klein und lassen nicht vom Stiel los. Man muss sie irgendwie losschneiden. Deswegen bin ich etwas erstaunt über den Vergleich mit Himbeeren. Die Åkerbärsblume ist die Landschaftsblume von Norrbotten. Ich lege dir ein Bild bei von der Blume und der Beere. (siehe hier unten)

Jetzt beginnt es etwas wärmer zu werden im Haus. Ich hatte die Heizung ausgeschaltet und so war die Temperatur auf 18 grad gesunken. Draussen haben wir im Moment 7 Grad. Also noch keine grosse Wärme und wie bei euch soll es am Wochenende kälter werden und regnen. Aber man merkt, dass der Frühling da ist. Die Bäume im Garten werden wohl bald ausschlagen, denn die Knospen sind schon gross. Und die Beerensträucher leuchten schon etwas grün. Der Bauer hat schon das Feld besät. Voriges Jahr liess er das Unkraut wachsen und kümmerte sich nicht darum. Er hatte überhaupt nichts zu ernten auf diesem Feld. Aber wahrscheinlich hat er trotzdem einen Beitrag von der EU bekommen. So geht es zu in unserer Zeit.

Nun werde ich mich ein wenig nützlich machen. Habe mir französische Aufsätze mit nach Hause gebracht und werde sie mit Kommentaren versehen. Interessant aber zeitraubend.

Ich grüsse dich lieb und wünsche dir noch einen schönen Nachmittag und Abend,
K+S,
Malou








PS Ich leg dir auch ein Bild in fotofolder von den Kirschbaumzweigen, die ich zu Ostern hereingeholt hatte. Draussen blüht es ja noch nicht. Man versucht sich ein wenig Vorfrühling im Haus zu verschaffen. :-)

Montag, 22. Februar 2016

21/3 - Defekt


Subject: Defekt
 Date: Sun, 21 Mar 2004 17:44:31 +0100

Liebe Marlena
Zur Zeit ist Hotmail nicht zugänglich.
Gruss



Ämne: RE: Defekt
Datum: den 21 mars 2004 19:32

Lieber ...,
Ach, ich dachte schon dich hat die Grippe so schwer erwischt, dass du nicht einmal aus dem Bett kommst. Erst gestern abend habe ich dein liebes Mail vom Donnerstag gefunden.
Ich habe nämlich gestern abend meine andere e-mail geöffnet. Das tue ich einmal im Monat, denn wenn man 30 Tage lang nicht reingeht, wird die e-mailadresse entfernt. ... Und zu meinem grossen Erstaunen lagen da zwei mails von dir. Ein kurzes vom 11. März, wo du versuchst etwas zu schicken und dann dein wunderbarer Brief vom Donnerstag.

Warum ist hotmail gesperrt? Haben sie das an deinem Arbeitsplatz gemacht? Denn Anna und ich kommen rein wie gewöhnlich. Das wäre ja schade.

(---)



Subject: rasch
Date: Thu, 18 Mar 2004 15:13:03 +0100

>Liebe Malou
>Jetzt war ich 2 Tage krank. Gestern bin ich ganztags zuhause geblieben, habe
>Tabletten in Wasser aufgelöst und geschlürft, um sie dann in den nächsten
>zwei Stunden wieder hinauszuschwitzen. War ziemlich harte Arbeit. Dazwischen
>konnte ich auch ein bisschen lesen. Es ist ein gutes Gefühl, so
>dahinzuhängen und gerade tun, wonach man Lust hat. Ach, ich glaube, ich
>hatte das lange nicht mehr. So bin ich auch in meinem Buch wieder einmal ein
>bisschen vorangekommen, von dem ich Dir noch nicht viel erzählt habe. Nun,
>ich kann auch jetzt noch kaum was Definitives sagen, weil ich noch nicht den
>Überblick habe. Es gibt ziemlich interessante Aspekte, ich muss sie bloss
>noch ein wenig in Zusammenhang bringen, um daraus eine vernünftige Aussage
>zu machen. Aber das Buch war ja auch ein bisschen Arbeit, insofern, dass es
>zum Hintergrund des beruflichen Wissens gehört.
>
>Heute haben wir noch einmal einen milden frühlingshaften Morgen. Um 7 Uhr
>ist es schon so hell, dass man beim Erwachen erschreckt, man hätte sich
>verschlafen. Und die Vögel pfeifen mittlerweile mehrstimmig am frühen Morgen
>und wollen uns wohl ein bisschen Schuldgefühle einjagen, weil wir
>Humanbeeings noch ziemlich verschlafen in die Welt blinzeln.
>
>So gibt es gar nicht allzu viel zu erzählen. Die zwei Tage sind - wie in der
>Weltgeschichte - das dunkle Mittelalter: nichts passiert, bloss ein bisschen
>ein Durcheinander mit Viren und Antiviren, so ähnlich wie die
>Völkerwanderungen, ein bisschen Mystik als Träumereien im Fieberschlaf,
>Klosterleben im Bett und so fort. Und wie beim Mittelalter wird man später
>feststellen, obwohl nichts passiert, dennoch eine wichtige Zeit, denn Vieles
>hat sich damals latent vorbereitet. Das Mitttelalter wird chronisch
>unterbewertet. Wenn man sich bloss die hübschen Miniaturen anschaut, kann
>man daraus sehen, dass damals ziemlich viel passiert sein muss.
>
>Und heute also wieder im Büro. Ich bin noch etwas müde und finde mich noch
>gar nicht richtig zurecht. Ich erwarte Post vom Arzt. Er sollte mir ein
>Rezept schicken, ist aber noch nicht eingetroffen. Sollte ich ihn anrufen?
>Und dann muss ich sein einiger zeit mit einer Kollegin vom AVS einen Termin
>verabreden. Sie hatte schon vor den Ferien danach gefragt und hat sich
>seither wieder irritiert danach erkundigt. Und heute habe ich den zweiten
>Vortrag in der pädagogischen Hochschule. Die Leute, die im Juni als
>Lehrerinnen und Lehrer von der Schule abgehen wollen wissen, was wir tun und
>wozu, wann und wo sie uns in Zukunft benutzen können. Vorgestern war der
>erste Teil dran. Ich fand sie ziemlich verschlafen. Etwa zwei oder drei
>Personen waren aufgeweckt und hatten einige Fragen. Aber das ist nicht mein
>Problem, sondern ihres.
>
>*
>Das Hotmail war heute morgen einfach nicht zu öffnen. Hat mir auch nicht
>gesagt, weshalb die Türe so hart versperrt blieb. Das ist das Unheimliche an
>Systemen, sie geben keine Antwort, sondern stehen nur da wie graue
>Schlossmauern.
>
>Heute haben sie das Café gegenüber geöffnet. Die Mädchen sitzen schon ganz
>enblösst in der Sonne. Und zur Zeit sehe ich auch noch durch die Baumkronen
>hindurch, die ja später bekanntlich grün und damit undurchsichtig werden. Es
>ist merkwürdige, wie die Menschen das mögen. Ich kann kaum in die Sonne
>sitzen, schon gar nicht dazu Zeitung lesen, und gar einen Kaffee zu trinken
>würde mich beinahe umbringen. Ich habe so was nie gemacht in meinem Leben.
>Und dort drüben, im Strassencafé, war ich bloss einmal in meinem Leben mit
>Theo. Er wollte unbedingt, und ich habe mich erweichen lassen. Ich glaube,
>der Genuss, das alles anzuschauen, ist grösser als jener, dort zwischen den
>Strassen zu sitzen. Aber das ist vielleicht wieder mal eine Geschmacksfrage.
>
>
> Ich wünsche dir einen schönen Abend

18/3 - RE: grippig noch?


Ämne: RE: grippig noch..
Datum: den 18 mars 2004 08:08

Lieber ...,

Liegst du nun zu Hause in einer Grippe? Ich hoffe doch, dass du bald wieder ganz gesund bist.
Hier sieht es heute wirklich nach Frühling aus und es ist bereits 11 grad. Keine Reste von Schnee sind mehr im Garten zu sehen und der Rasen beginnt grün zu leuchten.

Ich habe in letzter Zeit mehrmals den Ausdruck "tut sich schwer damit.." gesehen, der mir bisher unbekannt war. Was bedeutet das?
"Die europäischen Institutionen tun sich jedoch schwer damit, ..."
*
Sonst geht das Leben hier seinen stillen Gang. Die Tauben sind wohl jetzt wieder bei dir.. ;-)

Ich wünsche dir gute Besserung und sende dir
liebe Grüsse mit S und K,
Malou




Samstag, 20. Februar 2016

16/3 - hoffentlich wieder besser


Ämne: grippig noch ?.. hoffentlich wieder besser..
Datum: den 16 mars 2004 22:52

Lieber ...,
Ach, du armer! Du hast eine richtige Grippe und noch dazu in der ersten warmen Frühlingszeit. Ich habe leider noch nichts von Frühling gespürt. K sagte zwar am Telefon vorhin, dass es heute dort so wunderbar warm war, dass er zu Fuss gegangen ist.. aber ich habe hier nichts von dem schönen Wetter gemerkt. War ja auch nicht draussen und durchs Fenster sah es ziemlich grau aus, so wie wir es bereits gewöhnt sind.

Ich habe einen langen Tag hinter mir. Nach der Arbeit hatte ich noch 2 Stunden mit einer grossen Konferenz, wo man uns ungefähr mitteilte, dass unsere Schule nun dem Bankrott nahe ist und dass wir an allen Ecken sparen müssen, wenn das Geld für die Gehälter der Lehrkräfte reichen soll. Na ja, es wundert mich nicht, dass es so gekommen ist, denn in den letzten Jahren hat sich da ein politisches "Übergebäude" gebildet, das Unmengen von Geld kostet. Die Administration der Schule vermehrt sich wie die Kaninchen. Unmengen von Direktoren, ihre Sekretärinnen (die die Arbeit ausführen) und andere Büroleute... darüber ein kommunaler Verband zwischen unserer Kommune und den Randkommunen, die schon immer eifersüchtig waren auf uns, weil wir das grosse Gymnasium hier haben. So hat man in den vergangenen Jahren einige Programme in die anderen Kommunen verlegt, die dann wiederum ihre eigene Administration haben müssen mit Direktoren, Sekretärinnen u.s.w. Ach ..., ich hatte dir das schon alles etwas seriöser und deutlicher erklärt, aber mein erstes Mail ist "bergab geflossen", wie du es zu nennen pflegst. Diesmal habe ich ihm nicht allzusehr nachgetrauert, denn es hätte dich wahrscheinlich nur gelangweilt.
Nun habe ich inzwischen gekocht, gegessen und auch ein bisschen die Küche aufgeräumt - und jetzt bin ich nochmals bei dir angelangt. Ich würde dich gern telepathisch gesund pflegen. Lässt du mich?

---

Nein, ich glaube nicht, dass du mich für Soutine begeistern kannst. Dagegen finde ich Bacon recht interessant. Aber man findet nicht allzu viel von ihm. Warum musst du überhaupt auf andere schielen? Mach doch wie es dir selbst einfällt.. Es muss doch schliesslich ein "..." daraus werden. Ich warte schon gespannt auf das Bild mit W auf dem Klo mit seinem Laptop.. Ich denke du wirst damit etwas Aufsehen erregen. ;-))
*
Ich habe vorhin im Radio gehört, dass ungewöhnlich viele Kraniche schon auf einem Vogelsee in unserer Region gelandet sind. Der Tanz der Kraniche ist immer eine Sehenswürdigkeit im Frühling.
*
Unsere jugendlichen Auffassungen von den "Erwachsenen". Für mich war es so dass ich ihnen absolut keine Schwächen zutraute. Sie waren fast wie Robote, die ihre Pflichten ausführten, die streng bewachten, dass auch wir Kinder dies taten. Vielleicht hätte ich es anders gesehen, wenn ich mit meiner Mutter aufgewachsen wäre. Noch als 25-jährige habe ich die Zeit vor dem Umzug zu meiner Tante als das verlorene Paradis betrachtet. Erst später, viel später konnte ich sehen wie ihr Leben (das Leben meiner Tante) wirklich gewesen sein muss. Es ist überwältigend plötzlich das Dasein eines anderen von Innen zu sehen. Wir hätten damals einander sehr nahe kommen können.. aber es war zu spät.
Ich glaube, dass das Verhältnis zwischen Kinder und Eltern heutzutage anders ist (jedenfalls anders sein kann). Bei Anna und mir ist ja die Situation etwas speziell. Wir haben lange allein und nahe zusammen gelebt und vielleicht liegt es an mir, dass wir eigentlich nie ein solches typisches Eltern-Kinder-verhältnis gehabt haben. Wir waren immer mehr wie richtige Freunde. Neulich, als sie mit mir am Telefon gesprochen hatte, hat sie ihr "Korridorsfreund" gefragt mit wem sie gesprochen hätte. Und er hat auf alle möglichen in ihrem Bekanntenkreis getippt bis ihm schliesslich Anna gesagt hat, es sei mit ihrer Mutter. Er konnte es nicht glauben, dass man so mit seiner Mutter reden kann. Es gibt scheinbar immer noch junge Leute, die Eltern als E.T.s betrachten.
Es ist lustig wie du sagst "nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, dass auch ich mal auf ihre Seite geraten würde".
Für mich war die grosse Überraschung, dass man nie erwachsen wird, d.h. nie so wird, wie man sich die Erwachsenen vorgestellt hatte. Dass man innerlich immer derselbe ist.. auch wenn sich das Äussere verändert. Ach, wie schade, dass du nicht schwedisch kannst. Zu irgendeinem ehrwürdigen Geburtstag hat jemand ein Gedicht vorgetragen über das Altern (siehst du ich bin schon wieder dabei). Es sagte ungefähr, dass man alle Alter zugleich in sich trägt. Einmal ist man ein kicherndes kleines Mädchen, dann eine ernste junge Frau oder eine müde alte Person. Aber man ist es nicht in diser Reihenfolge sondern abwechselnd. Für mich ist altern dasselbe wie reicher werden. Man sammelt immer mehr Schätze in seinem Tresor. Schöne Erlebnisse, interessante neue Erfahrungen, mehr Wissen..

Es ist spät geworden und ich muss zu Bett. Morgen kommt ein Mädchen zu einer Prüfung in Französisch. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen, denn ihr Aufsatz war ausgezeichnet. Sie hat auch schon das Fach an der Uni studiert, muss aber nun ihre Abiturnoten verbessern um dann mit diesem Zeugnis zu der Juristenausbildung angenommen werden zu können. Sie hat auch schon in Frankreich gewohnt und einen "petit ami" dort gefunden. Und morgen machen wir eine mündliche Prüfung, wo sie eigentlich nur zeigen muss, dass sie sich leicht in der Sprache ausdrücken kann.
*
Ich sage dir nun gute Nacht und hoffe, dass du bald wieder kerngesund bist.
Lege dir zwei Bilder von Bacon in fotofolder und hier unten siehst du tanzende Kraniche.
MlGuK,
Malou

Freitag, 19. Februar 2016

16/3 - Grippe u.a.m.


Ämne:  grippig noch
Datum: den 16 mars 2004 10:14

Liebe Malou
Na ja, verwöhnt oder nicht verwöhnt. Manchmal schwemmt einem das Leben Dinge ans Land, die man nicht vorhergesehen hatte. Dann kann man sich verwöhnt fühlen.

Meine Grippe ist immer noch virulent. Ich schlucke Tabletten, trinke Tee (und keinen Kaffee) und schlafe wie ein Murmeltier. Aber es ist nicht ganz vorbei. Gestern ging ich früher nach Hause und habe dann praktisch durchgeschlafen. Und heute bin ich nur hier, weil ich einen kleinen Vortrag für die kommenden Lehrer habe. Dann ziehe ich mich wieder zurück. Es ist merkwürdig, mit diesem Grippe-Gefühl durch die Welt zu gehen, wenn es gleichzeitig so frühlingshaft warm und sonnig ist. Passt irgendwie nicht. Grippe passt zum Herbst, oder zum Winter. Aber doch nicht Frühling. Im Frühling ist Heuschnupfen oder so was meinetwegen gut.

Ameisen sind nicht besonders schlimm. Stell Dir vor, Du hättest Läuse, oder sogar Mäuse. Nein, Ameisen sind sehr sauber und räumen sogar Schmutz weg. Na ja, trotzdem mag man sie nicht besonders im Haus. Besonders nicht, wenn sie noch in fleissigen Zweierkolonnen quer übers Bett wandern.

Du hast nach Soutine geforscht. Er gefällt Dir nicht besonders? Na ja, aber schau Dir die Farben an. Es ist mir nicht ganz klar, wie er eine solche Intensivität erreichen kann. Es erinnert an die venezianische Schule. Und wenn ein solches Bild an der Wand hängt, dann hat es eine grosse Ausstrahlung. Ein solches Bild springt dich an, wie wir gesagt haben. Ich habe vor ein paar Jahren zwei Dicke Bände gekauft über Soutine. Am besten gefallen mir die Porträts. Sie sind wirklich einzigartig. Und ich kann verstehen, dass Varlin ein bisschen bei ihm abgeschaut hat. Nun, vielleicht kann man es nicht so sagen, „abgeschaut“. Er hat sich inspirieren lassen oder so ähnlich. Hast Du denn auch nach Bacon geforscht. Wenn Du Bacon siehst, dann gefallen Dir die Ameisen im Haus wieder ;--)

Ja, vielleicht ist das Alter wirklich nicht so wichtig, und es ist eher eine Frage, ob krank oder gesund. Ja, da hast Du bestimmt recht. Aber die Krankheiten kommen in der Regel auch eher mit dem Alter.
Ich habe vor Jahren mit grosser Begeisterung ein Buch eines deutschen Soziologen gelesen. Es war eine empirische Studie über die gesellschaftlichen Gruppierungen nach dem Verschwinden der sozialen Klassen. Er spricht da neu von sozialen Milieus und hat mittels statistischer Methoden - ich weiss nicht mehr genau - 5 oder 6 solche Milieus anhand von ihren Interessen, Lektüre, Kleidung, Freizeitvorlieben etc. identifiziert. Irgendwie hat er (ich glaube er heisst Gerhard Schulze) die Schlussfolgerung gezogen, dass die Hauptdimensionen, wonach sich Menschen einschätzen und gruppieren und gemeinsame Interessen und Sympathien finden, dass es vor allem die Dimensionen Alter und Bildung sind. Und vielleicht ist Alter wirklich eine neuere Dimension. Wir hatten mal darüber diskutiert, dass im katholischen Milieu noch altersgemischte Gruppen bestehen. Kinder und Eltern machen gemeinsam Dinge, haben gemeinsame Feste. Die Familie ist da eine zentrale Gruppe. Heute entwickeln sich aber immer mehr altersspezifische Gruppen. Man hat das auch mit den Einjahrgangsklassen der bürgerlichen Schule in Zusammenhang gebracht. Auf den Strassen spielen nicht mehr Kinder von 6 bis 16 Jahren miteinander. Es gibt harte Grenzen zwischen Altersspezialisten, das sieht man in den Freizeitinteressen und den Konsumgewohnheiten. Und das hat vielleicht etwas zu tun mit den schnellen Veränderungen der Welt, und natürlich mit den kleinen Familien und ihren Einzelkindern.

Ja, wie man als junger Mensch über die alten denkt, das ist wirklich sehr merkwürdig. Na ja, vielleicht hat es sich heute auch ein bisschen verändert. Wir hatten sie damals angeschaut wie E.T.s, Extraterrestrians zu gut deutsch. Und nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, dass auch ich mal auf ihre Seite geraten würde. Wirklich nie! Ich habe mir immer vorgestellt, sie hätten es wunderschön, die Erwachsenen, diese Paschas: sie haben keine Hausaufgaben, dafür ein Doppelbett; sie können sich Dinge kaufen, wovon wir nicht mal träumen würden; sie dürfen Auto fahren, auswärts essen und wissen auf alles eine Antwort. Und vor allem haben wir gedacht, dass sie keine blasse Ahnung haben, was den hier auf dieser Welt mit uns Kleinen vorgeht. Die Sorgen des täglichen Lebens, Füsse waschen, Zähne putzen, tägliche Hausaufgaben, Sonntagsschule noch am Sonntag: was wussten die Erwachsenen schon davon, wie öde das alles war? Und die Feste mit Alkohol später, die ersten Verliebtheiten, die Küsse im Versteckten, ach, die Erwachsenen hatten ja keine Ahnung, was da alles ab ging und worin der wirkliche Reiz der Welt besteht. Sie lebten in ihren Büros, in der Küche, auf geraden Strassen. Wir hingegen tummelten uns hinter den Büschen, im Schwimmbad, hinter dem Fluss im Wäldchen, auf dem Güterbahnhof. Ach, sie hatten wirklich keine Ahnung, die Erwachsenen. Sie waren von einem anderen Stern. Sie waren, kurz gesagt, zu nichts Vernünftigem zu gebrauchen. ;-)


Aber da ich jetzt die Flussseite gewechselt habe, muss ich los für meinen Vortrag. Halt mir den Daumen, oder was immer du im Moment frei hast.
Mit lGuK
...


Donnerstag, 18. Februar 2016

15/3 - Tea time ..


Ämne: Tea time..
Datum: den 15 mars 2004 16:36

Liebster Mausfreund,

Wie steht es mit deiner Erkältung? Soll ich dir einen warmen Tee machen statt Kaffee?
Hier ein kleines Rilkezitat... hilft vielleicht auch.

"Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden,
in welchen meine Sinne sich vertiefen;
in ihnen hab ich, wie in alten Briefen,
mein täglich Leben schon gelebt gefunden
und wie Legende weit und überwunden.

Aus ihnen kommt mir Wissen, dass ich Raum
zu einem zweiten zeitlos breiten Leben habe.
... "

Ob introvert oder extrovert? Von dir würde ich glatt behaupten, dass du beides bist. Für mich bist du ein Ganzes, das alle Möglichkeiten in sich birgt. Kan man das nicht sein?
Sicher ein Thema worüber wir uns lange unterhalten könnten.
Das würden wir tun, wenn du wirklich hier wärest..

So grüsse ich dich nochmals lieb und hoffe, dass du bald wieder ganz froh und munter in die Welt schaust.
Mit einem zärtlichen Kuss,
Malou

15/3 - Regen, Ameisen und Kunst..


Ämne: Regen, Ameisen und Kunst..
Datum: den 15 mars 2004 12:01

Lieber ...,

Ach, wie sehr du mich im Moment verwöhnst. Ich traue kaum meinen Augen, wenn ich sehe, dass wieder dein Namen in meiner Inbox steht. Soviel Glück auf einmal.. das habe ich doch garnicht verdient.

Ich arbeite heute die meiste Zeit zu Hause mit Korrekturen, Vorbereitungen und anderen Dingen, die man genau so gut zu Hause erledigen kann. Draussen regnet es. Die Fensterscheiben sind ganz nass. Gleichzeitig fühle ich mich ein wenig wie ein "Grenzsoldat", der die Grenze zwischen drinnen und draussen zu bewachen hat. Als ich voriges Mal von einem Besuch bei Anna nach Hause kam, war K schon losgefahren und in der Diele hing ein Zettel: "Ameisen!" Plötzlich hatte er eine ganze Armee von der kleinen Sorte in der Diele entdeckt und er hatte "Myrr" an der Tür gestreut. Myrr ist ein Gift in Pulverform gegen Ameisen. Dann waren sie zwei Wochen lang weg und nun plötzlich sieht man wieder vereinzelte herumlaufen. Ich habe erneut einen Strang (?) von dem Pulver hingestreut und wenn ich es unter Aufsicht habe, passiert nichts. Aber wenn ich eine Weile weggehe und später zurückkomme laufen wieder ein paar herum. Es ist das reinste Mysterium..;-)

Ich hoffe, dass du die Grippe zurückhalten konntest. Trinke viel warme Getränke und es ist nicht falsch mit ein paar Tabletten vorzubeugen.

"- Ich bin bereits 18.
- Ja, und noch weisst du nicht, dass du den Rest deines Lebens 18 sein wirst."


Erinnerst du dich noch, was für eine Auffassung man von den Erwachsenen hatte, als man jung war? Nie hätte man sich vorstellen können, dass sich in ihrem Inneren dieselben Gedanken rühren könnten wie in unseren jungen Köpfen. Ich glaube ich war schon über 20 als ich es zum ersten Mal einsah. Du machst mich doch nicht alt - warum glaubst du das? Wir haben beide das Alter erreicht in dem sich das Leben schneller ändert. Eigentlich ist es nicht die Frage ob alt oder jung, sondern mehr ob krank oder gesund, die unser Leben bestimmt. Meinst du nicht auch?
*
Ja, ich habe geahnt, dass du nach einem Vorbild suchst. Deswegen habe ich dir ja auch die Portraits von Vollard geschickt. Dort konntest du gut sehen, wie verschieden ihn die Künstler gemalt haben.
Manet oder Monet. Ja, vielleicht haben sie sich einen Spass erlaubt. Ich hatte immer Probleme die Namen auseinanderzuhalten. Siehst du, nun hast du mich verleitet in Mark Harden's Archive zu gehen um mir nochmals die schönen impressionistischen Bilder anzusehen.
http://www.artchive.com/ftp_site.htm
Und du magst Soutine? Ich habe ihn nicht gekannt aber jetzt habe ich mir einige Bilder von ihm angesehen. Ich lege sie dir in Fotofolder. Na ja, schön???

Ich muss mich an die Arbeit machen. Es verlangt ein bisschen Selbstdisziplin um nicht einen solchen Tag in Freizeit zu verwandeln.

Ich grüsse dich lieb,
Mit G's und K's (so viele du willst),
Malou
PS Am Nachmittag komme ich eine Tasse Kaffee mit dir trinken. OK?

15/3 - auf der Suche ...


Ämne: RE: montagmorgenistdieweltnochinordnung
Datum: den 15 mars 2004 08:10

Liebe Malou
(---)
Gestern Abend im Bett habe ich nochmals versucht, Vollard eine Chance zu geben. Er ist eine wirkliche Händlernatur, hat eine gute Empathie mit den Leuten und versteht, mit ihnen umzugehen. Auf der anderen Seite hat man den Eindruck, dass er sich über die Malerei kein Urteil erlaubt. Weil er bloss kleine Erlebnisse und Begebenheiten aneinanderreiht, macht mir das Büchlein nicht den Spass, den ich erwartet habe. Ausgenommen vielleicht Degas Bemerkung über Manet, seine Bilder hätten die Farbe von Backpflaumen. Das ist gut bemerkt, wenn man die ältesten Bilder Manets im Auge hat. Später ist er dann ja ziemlich impressionistisch und luftig geworden. Er ist ein gewandter Maler, Manet, und neben Monet einer der grössten. Ich hatte mich früher immer gewundert, weshalb zwei so sehr berühmte Menschen, die in einem ähnlichen Gebiet ausserordentliche Dinge geleistet haben, auch gleich noch sosehr ähnliche Namen tragen mussten. Und meine Antwort war: sie wollten uns ärgern! Die Namen hat sie gezwungen, noch besser zu werden, damit man sie wirklich nicht zu verwechseln droht. Es ist ungefähr dasselbe wie mit unseren Töchtern. ...

Ich kannte mich schon im Gymnasium ein bisschen unter Malern aus. Ich erinnere mich, wie unser Lehrer für Kunstgeschichte, der ein sehr spielerischer und intelligenter Geistlicher war, manchmal irgendwelche Reproduktionen von Bildern mitbrachte. Damit wollte er von seinem ordentlichen Programm ablenken. Und sein Programm war die Architektur v.a. seit der Griechischen Antike. Die meisten Klassen sind mit ihm nicht über die griechische Antike herausgekommen. Er war zugleich Rektor, kam immer zu spät in die Stunden, oder suspendierte sie manchmal ganz, weil er offenbar wichtigere Geschäfte ob hatte.
So hielt er uns also gelegentlich einfach diese Reproduktionen in Postkartengrösse unter die Nase und sah zu, wer sich darin auskennt. Wir Buben hatten damals im Wallis natürlich - weiss Gott - wichtigere Dinge im Kopf als irgendwelche Ölgemälde vergangener Maler. Es war auch keine besonders gescheite Idee, so zu tun, als ob es wichtig wäre, zu wissen, von wem ein Bild stammt. Wichtiger wäre gewesen, es anzuschauen, zu beschreiben, zu interpretieren, vielleicht daraus abzuleiten, aus welcher Zeit es stammen könnte, was der Maler damit gemeint haben könnte usw. . Na ja, Du siehst darin die Qualität des Unterrichtes, den wir hatten. Aber die ganze Welt lief zu jenen Zeiten noch nicht so wild, wie sie es heute zu tun scheint.

Und so ist mir gestern abend im Bett, um 22.30h oder später, wieder in den Sinn gekommen, dass Du auch eine Varlinistin bist. Irgendwie suche ich ein Vorbild für meine Porträtmalerei. Im Moment habe ich dafür Varlin, Bacon und Soutine vor Augen. Soutine finde ich am schönsten. Varlin war von ihm beeinflusst. Soutine hat eine wunderbare, tiefe Farbpalette und seine Bilder geben den Eindruck einer reichen Beständigkeit, auch wenn die Figuren ziemlich verzerrt sind. Ich glaube, er war Jude in Paris und ein extrem armer Schlucker. Bacon wirst Du kennen. Er war Autodidakt, Ire und Alkoholiker. Bei seinen Bildern fallen grässliche Grundtöne auf: ein scharfes Orange, ein nervenzersägendes Lila und so fort. Darin winden sich seine Figuren in imaginären Vitrinen in einem grellen Scheinwerferlicht. Man hat gesagt, er zeige damit die Abgründigkeit des modernen Menschen. Bacon war mit Luzian Freud befreundet, einem Enkel des grossen Psychoanalytikers. Dieser aber malte seine Porträts ziemlich naturalistisch und fleischig, mit einer Offenherzigkeit, die etwas schockt und die vielleicht vor allem Metzger und Fleischergesellen fasziniert. Und daneben ist noch unser Varlin, dessen Porträts interessant sind, weil wir die Menschen auch kennen oder kannten, die er gemalt hat.

Heute denke ich, ich müsse mir ungefähr schon eine Vorstellung eines Bildes machen können, noch bevor ich mit Malen beginne. Früher hatte ich jeweils einfach begonnen und zugesehen, was dabei herauskommt. Man kann bei Porträts auch nicht zu sehr subjektiv vorgehen, denn die Menschen wünschen, doch mindestens auf dem Bild einigermassen wieder erkannt zu werden. Und Frauen wünschen, noch ein bisschen schöner dargestellt zu werden, als sie schon im RL sind. Als Maler kann man sie eigentlich nur beleidigen, es geht fast kein Weg daran vorbei.

„Mildes Frühlingswetter“ meldet das Radio soeben. Das ist gut. Vielleicht hilft es mir, gerade noch an der Klippe der Grippe vorbei zu kommen.

Ich wünsche Dir einen feinen Wochenanfang. Das habe ich zwar schon mal getan, aber trotzdem.
MlKuG
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Mittwoch, 17. Februar 2016

14/3 - Ach nein ...


Ämne: Weekendglitter
Datum: den 14 mars 2004 21:35

Liebe Malou
Ach nein, das solltest Du nicht, Dich alt fühlen. Du bist doch jung wie eine Circe und hast keinen Grund, 20 oder 30 Jahre zu überspringen. Das tut mir leid, wenn ich der Grund gewesen wäre.
Ich fühle mich nicht eigentlich alt. Und wenn ich in den Spiegel schaue, bin ich manchmal erstaunt, dass ich für andere Menschen so gesetzt aussehe.

Lustig, ich hatte mit Walter eine Diskussion. Wir fragten uns, ob wir eigentlich eher introvertiert oder eher extravertiert seien. Er fragte mich, und ich wusste keine Antwort. Und ebenso er, er wusste nicht, wie er sich einteilen sollte.

Ich selbst fühle mich oft sehr extravertiert, bin offen für alle möglichen Einflüsse, offen für Leute, liebe es zu reagieren und lustig zu sein. Ich bin das so sehr, dass ich manchmal das Gefühl habe, ich könnte allzu sehr in den Wellen herumschaukeln. Du weißt ja schon, wie das ist, wenn ich irgendwelche Pläne habe, die ich nach 2 Wochen - wenn irgend was dazwischen kommt - wieder liegen lasse. Dann hat Walter gesagt, seine Freundin sehe mich manchmal in L. v.a. auf dem Bahnhof. Und dort hat sie den Eindruck, ich sei sehr introvertiert und ich gehe meinen Weg, ohne mich von irgend was ablenken zu lassen.

Ich glaube, Extravertierte wirken jünger, Introvertierte eher älter. Als Gymnasiast hatte ich mich immer für Introvertiert gehalten, hatte mich eher mit Schiller als mit Goethe verglichen. Aber das ist lange her. Ich glaube, dass mein Vater introvertiert ist. Na ja, ich glaube, wir sind unterschiedliche Menschen. Und doch gibt es manchmal Leute, die weisen auf die Ähnlichkeiten hin. Und dann sage ich im Spass, dass schon möglich sei, dass er mir ein bisschen ähnlich sieht.

Aber Du solltest Dich nicht alt fühlen. Ich verstehe nicht, wie Du darauf kommst. Ich werde in Zukunft dieses Thema meiden wie die Pest. Ich fühle mich nicht wirklich alt, aber manchmal denke ich, ich müsste mich ein bisschen mit diesem Thema beschäftigen, damit es mich nicht plötzlich aus dem Hinterhalt überfällt. S tadelt mich, wenn ich davon spreche.

Na ja, mein neuestes Bild kann ich Dir noch nicht zeigen. Es ist noch nicht soweit. Manchmal braucht es etwas Zeit, bis man die Figuren richtig hat. Aber zuviel Zeit zu verwenden, ist auch gefährlich, denn die Zeichnung sieht nicht mehr lebendig aus. Du siehst, man kämpft zwischen Scylla und Charybdis.

Schön, wie Du Deine Familie wieder ziehen lässt am Sonntag Abend. Es ist wie bei einer Service-Werkstätte. Es ist bei uns ähnlich. Die Töchter kommen, um aufzutanken. Dann ziehen sie weiter. Wie sich die Familienleben verändert haben in den letzten 50 Jahren, das kann einen schon ziemlich traurig machen. Aber natürlich gab es früher auch viele Menschen, die in ihrer Familie nicht glücklich waren, d.h. viel gelitten haben. Heute hat man eher die Möglichkeit, diesem Schicksal auszuweichen. In der Eisenbahn sassen im nächsten Abteil ein Vater mit seinem etwa 8 oder 9 jährigen Sohn. Sie alberten herum und der Bub sass ihm praktisch auf dem Schoss. Ich habe mir gedacht, dass dies nun einer dieser Väter ist, der nach der Scheidung sein Kind übers Wochenende mit sich nimmt. Es ist ein bisschen traurig daran zu denken. Aber natürlich kann man sich auch mit solchen Situationen abfinden. B. hatte in ihrer Klasse der Sekundarschule eine Freundin, ein sympathisches Mädchen. Doch während jener Zeit trennten sich ihre Eltern. Und man konnte zusehen, wie dieser junge Mensch darnieder sank. In der Schule gab es Probleme. Gymnasium war plötzlich nicht möglich. Sie begann mit Drogen. B. hatte sich enorme Sorgen um sie gemacht und immer wieder versucht, sie herauszuziehen. Und sie hatte sich wirklich sehr engagiert und gelitten, als sie sah, dass sie nicht soviel ausrichten konnte. Heute hat sie keinen Kontakt mehr mit ihr.

Na ja, man sollte also eher in die Zukunft als in die Vergangenheit schauen ?

Ich wünsche Dir einen guten Wochenanfang.
MlGuKuVm
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Dienstag, 16. Februar 2016

14/3 - RE: Wochenendkater


Ämne: RE: Wochenendkater...
Datum: den 14 mars 2004 19:46


Lieber ...,
Nun sind sie alle losgefahren - d.h. ich habe Anna zum Zug gebracht und wie gewöhnlich ihre Fahrkarte aus dem Automaten geholt - und K ist mit seinem Auto mit frisch gewaschener Wäsche und neuer Bettwäsche auch unterwegs zu seiner Wochenwohnung. So bin ich allein und kann dir in Ruhe schreiben.

Am Freitag hatte ich Konferenzen und keine freie Zeit zwischen den Stunden und dann in der kurzen Mittagspause (25 Minuten nur) habe ich schnell Anna vom Bahnhof abgeholt und nach Hause gebracht. Wir haben im nachhinein ihren 21. Geburtstag gefeiert und sie hat ein paar schöne faule Tage zu Hause verbracht. Wie gewöhnlich hat K sie mit guten Speisen verwöhnt und ich habe mir mit ihr Fernsehprogramme angeschaut, die ich für sie gespeichert hatte. Dort in ihrem Studentenkorridor kommt sie selten an den Fernseher ran, weil einige von den Studenten sich fast täglich ganz dumme amerikanische Seifenopern ansehen müssen. Ich glaube, dass diese Serien leider die jungen Leute ziemlich beeinflussen. Aber vielleicht bin ich nur zu alt um den Witz damit zu verstehen. Anna findet sie jedenfalls grässlich und würde nie Zeit damit vergeuden. Das freut mich.

Die kommende Woche soll es hier wärmer werden. Auch jetzt sind es schon +4 grad. Bisher waren es abends immer minusgrade. Ich freue mich auf die Wärme.

Ja, Anja Pärson hat den Weltcup gewonnen. Das ist tüchtig von dem kleinen Mädchen. Wir sind natürlich sehr stolz auf sie. Hast du gesehen wie sehr sie ihrem Vater ähnlich ist? Man hat ihn gezeigt, weil er auch ihr Trainer ist.



Zeigst du mir dein neues Bild? Vielleicht stellt es mich vor in einiger Zeit.. ;-)) Ach ..., ich glaube wir sind daran alt zu werden. Immer wieder unterhalten wir uns über diese schreckliche Tatsache. Und ich muss zugeben, dass ich mich älter fühle als damals, als ich dich erstmals kennengelernt habe.. Damals hatte ich noch überhaupt kein Alter. Ich fühlte mich körperlich nicht älter als ein Teenager. Und jetzt weiss ich manchmal nicht ob es schon das Alter ist, das mich manchmal so unbegreiflich müde macht.

Jetzt werde ich mir ein wenig die Nachrichten ansehen. Wie immer hat es wieder einen Mord gegeben. Eine Untersuchung zeigt, dass ungefähr 90 % aller solcher Gewalttaten von psychisch kranken Menschen ausgeführt werden. Bei uns laufen die meisten von denen frei herum und niemand scheint die Verantwortung für sie zu übernehmen. Dies seit man aus "humanen Gründen" die psychiatrischen Kliniken geleert hat.

Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche.
Mit lieben Grüssen,
...

13/3 - Wochenendkater


Ämne: Wochenendkater
Datum: den 13 mars 2004 15:59

Liebe Malou
Es scheint wieder mal so zu sein, dass im System alles unendlich langsam läuft im System. Ich glaube, es hängt damit zusammen, dass sie über’s Wochenende die Daten der gesamten Verwaltung speichern. So ist die ganze Kapazität besetzt, ungefähr so, wie wenn ein Elefant frisst. Dann kannst du ihn leicht am Hintern kitzeln, er bemerkt das wohl nicht!

Der Himmel ist immer noch belegt. Die Tauben fehlen. Die Strassen sind jetzt - um 9.00h - noch ziemlich verwaist. In der Drogerie gegenüber rennen die Verkäuferinnen im beleuchteten Laden hin und her. Und wenn ich die Seestrasse hinunter schaue, erscheint alles ziemlich grau und löst sich in der Ferne in den Hügeln des Schwarzwaldes auf.

Ich bin ein bisschen faul heute. Vielleicht liegt es daran, dass besonders viele Dinge für die Montagssitzung vorbereitet werden müssen. Und dazu will ich mich mit A. in Basel treffen, um ihr einige Unterlagen zu bringen. Na ja, es wird schon irgendwie gehen.

Ein bisschen zehren wir immer noch von den drei bequemen Tagen im Schwarzwald. Das war ein feiner Tapetenwechsel. Ein bequemes Hotel, etwas Schnee in der Landschaft und gutes Essen, schon sind wir in unserem Alter zufrieden. Es muss nicht immer Kaviar sein!

Und jetzt hat sich mein Box doch noch geöffnet und ich sehe, dass von Dir kein Mail daliegt. Vielleicht ist es noch nicht angekommen. Letzten Samstag hatte ich festgestellt, dass das Mail, welches Du am Vortag abgeschickt hast, noch nicht vorlag. Ist das nicht ein absolut schlampiges System? Bestimmt schlampiger als meine Lektüre.

So wünsche ich Dir ein feines Wochenende. Freue Dich am Sieg von Anja Persson. Ist eine fantastische Leistung für eine Athletin aus einem Flachland.

MlGuK
... ..

Jetzt bin ich gerade von Basel zurückgekommen. Es war eher regnerisch. Und ich war ein bisschen zu warm angezogen. Wir sassen in einem Buchladen und haben über ihre Arbeit diskutiert. Sie muss ihre erste Seminararbeit über amerikanisches Medienrecht schreiben. Und man schwimmt ziemlich wild umher als Student. Aber das macht nichts, so lernt man langsam, sich in einem unübersichtlichen Feld zu orientieren.
Ja, es ist sehr trübe heute. Man könnte sich leicht ins Bett zurückziehen und die Türen versiegeln.
Ich habe gestern Abend eine Zeichnung gemacht. Die hat mich ein wenig aufgehellt. Es ist eine alte Frau auf dem Rollstuhl in der Halfpipe. Du siehst, ich beschräftige mich hart mit der Zukunft.
Nochmals Gruss
...

Montag, 15. Februar 2016

12/3 - Fridaymorningaroundeight - Cartoons


Ämne: RE: fridaymorningaroundeight
Datum: den 12 mars 2004 08:11

Liebe Malou

Die Frage ist gut: Depression oder Trauer. Na, eigentlich müsste das so ziemlich dasselbe sein. In meinem Sprachgebrauch ist Depression eher nicht erklärbar, während man bei einer Trauer sagen kann, worüber und weshalb. Aber das ist mehr oder weniger meine subjektive Definition.
Depression ist für mich eine fade Stimmung, ein Mangel an Lebensenergie, ein gewisser Lebensüberdruss, der sich manchmal an solch trüben Tagen einstellen kann. Aber es gibt nicht ein Ereignis, Vorkommnisse oder Dinge, worüber man richtig traurig werden sollte. An unserem gestrigen weekly haben wir lange darüber diskutiert. Aber das hier jetzt zusammenzufassen, würde ein bisschen zu weit führen.

Die Anschläge in Madrid sind schrecklich. Ich habe sofort an al-Kaida gedacht, während die Spanier zuerst die ETA im Verdacht hatten. Die Spanier tun mir noch mehr leid als damals die Amis. Terror ist in der Tat die neue Form des Krieges in einer globalisierten Welt. Es gibt keine Fronten mehr. Die Attentate können überall auftauchen. Und die Tatsache, dass sich Spanien so selbstverständlich in Irak beteiligt hat, hängt natürlich damit zusammen, dass sie seit Jahren mit ihrer ETA grosse Anschläge hatten. Sie haben ein Interesse, gegen Terror vorzugehen.

Nicht wahr, ein Bild von ...! Du sagst, man sieht es ihm an? Das will ich doch sehr hoffen. Obwohl ich selbst das nicht so genau sehen kann. Diesmal habe ich einen dicken Stift verwendet, so dass ich die Details etwas vernachlässigen musste. Und so sehe ich die Differenzen von Bild zu Bild vielleicht mehr als Du die Gemeinsamkeiten. Natürlich gibt es Gesten, die immer wieder vorkommen. Oder Dinge und Elemente, die sozusagen symbolische Bedeutung haben. Das grösste Problem dabei ist vielleicht, dass man keine Sprache abbilden kann. Natürlich ist es möglich, mit diesen Sprechblasen, wie man sie schon im Mittelalter hatte, einen kurzen Text einzufügen. Aber die Möglichkeiten sind sehr limitiert. Und die besten Cartoons sind jene, die keinen Text benötigen, oder doch höchstens ein Wort oder zwei. Darin war Sempé Meister. Und daneben gab es noch diesen Hoffnung. Vielleicht war das bloss sein Künstlername? Ich glaube, er hatte in England gelebt und war früh gestorben. (Gerade finde ich hier ein Büchlein mit seinen Zeichnungen. Auf dem Buchdeckel steht: 1925 in Berlin geboren, besuchte in England die Highgate School und die Harrow School of Arts, später, als er schon ein beliebter Humorist und Rundfunksprecher war, auch - wie er selbst sagte - die Insassen des Pentonville-Gefängnisses, um ihnen das Leben zu erleichtern. Er zeichnete u.a. für Lilliput, Punch, Sports Illustrated. 1956 arrangierte er zum erstenmal in London „The Hoffnung Music Festival Concerts“, das - wie er behauptete - zu einem Bestandteil des Londoner Musiklebens wurde. Gerhard Hoffnung starb am 28. September 1959 in London. ) Aber ich liebe seine Zeichnungen, die sehr witzig sind, was durch seinen etwas ungelenke Zeichnungsstil noch verstärkt wird. Er ist wirklich absolut köstlich. Schon als Gymnasiast habe ich mich in ihn verliebt.
Und dann gibt es noch jenen Adamson. Ich weiss nicht, ist das der Künstler oder der Titel seiner Zeichnungsserie? Meine Grossmutter hatte mir mal ein Büchlein von ihm geschenkt. Ich glaube, er muss ein Skandinavier gewesen sein. Die Hauptfigur, ich nenne ihn Adamson, hatte bloss 3 lange Haare auf dem Kopf und jede Menge Probleme mit dem Leben. Er schaut ein bisschen verärgert aus. Aber das ist gut verständlich bei all den Sorgen, die er im Leben hat.
Ich glaube, Taschenbücher mit Cartoons waren meine ersten Investitionen, die ich mit meinem Taschengeld getätigt hatte. Na ja, vielleicht von den Schleckereien am Briger Bahnhofkiosk mal abgesehen, wo wir uns abends nach der Schule mit jenen Caramels die Zähne ruiniert haben. Und auch in unserer Bibliothek zuhause gab es einige grosse Bände mit Cartoons von verschiedenen Autoren, ungefähr so, wie man sie im Wartezimmer einer Arztpraxis damals gefunden hatte.

Du möchtest mein Schlaflied-Programm des Fernsehens kennen lernen. Na ja, ich wähle eigentlich selten Programme auf dem Schweizer Sender. Ich habe festgestellt, dass der Ton des Gesprächs und vielleicht noch die Thematik die Hauptfaktoren sind, weshalb ich eine Sendung zum Einschlafen brauche. Unbrauchbar sind Krimis, Gewaltszenen, interessante Themen, wilde Musik usf. Am besten eignen sich Sendungen mit Small Talk, ruhige Diskussionen, Sendungen über Themen mittleren Interessengrades sind gut. Ich arbeite dabei völlig ohne Fernsehprogramm. Irgendwie weiss ich ungefähr, um welche Zeiten solche Sendungen sind. Fliege ist immer von 4 bis 5. Dabei kann ich also nur schlafen, wenn ich sehr früh zuhause bin. Literatursendung ist am Dienstag ungefähr 22.20h. Am Sonntag gibt es meist ziemlich gute Sendungen von 10.00h bis 12.00h. Das ist es dann schon. Ich schaue nicht allzu viel Fernsehen. Und wenn, dann - wie Du weißt - schlafenderweise. Es gibt doch diese Redeweise: „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf…“. Das haben die Lehrer am Gymnasium immer gesagt bei jenen, von denen sie glaubten, sie hätten zuwenig gelernt zuhause.

Ich wünsche Dir ein gutes Wochenende, vor oder neben dem Fernseher, wie auch immer.
MlGuK

PS Eigentlich wusste ich schon, dass ein Bild in einem word dokument nicht die ideale Version ist. Ich probiere bei gelegenheit eine andere Version