Samstag, 31. Mai 2014

mitten im Packen (10 sept 2001)


den 10 september 2001 22:23
Re: na ja ... einfach so
(1)

Liebe Marlena

Jetzt ist es soweit. Jetzt bin ich mitten im Packen. Jetzt ist der Teufel los. Ein Hurrikan geht durchs Haus. Ach, wie ich das hasse, alles so durcheinander und nicht richtig zuhause und auch nicht richtig auswärts. Es ist wirklich der Vorhof der Hölle, auf eine Reise zu gehen und die sieben Sachen zu packen.

Rollen meinst Du? S's einzige Sorge ist, dass ich meine erlaubten 20kg Fluggepäck plus das bisschen mehr, das sie für einen solchen Flug akzeptieren, auszunutzen. Sie hat Angst, dass ich mit lausigen 10 oder 15 kg ankomme. Ich habe mich immer darüber beklagt, dass wir viel zu viel mitschleppen und dass die Koffer und Taschen kaum zu tragen sind. Und jetzt, wo ich allein reise, denkt sie, dass ich mir meine Träume wahr machen werde. Du siehst das Problem. Ich muss nicht so viel wie möglich, sondern so WENIG wie möglich in den Koffer kriegen. Nun ja, der Koffer ist nicht so wichtig, den trage ich nicht selbst. Aber meine Tasche will ich dieses mal wirklich nicht allzu schwer machen. A. hatte letzte Woche 28kg im Koffer. Sie hat das Ding die ganze Zeit auf der Badezimmerwaage stehen lassen, damit sie jede Bewegung auf- oder abwärts beobachten kann. Sie ist damit leicht durch das Einchecking gekommen.

Der langen Rede kurzer Sinn: ich werde meine Kleider nicht rollen! Aber Deinen Tipp behalte ich mir gerne für später einmal auf. Vielleicht brauche ich ihn noch in meinem Leben.
(...)

Ja, es ist lustig, wie Du denkst, mein Stil gleiche ein wenig Rilkes in seinem Malte. Und wenn ich meine Briefe ein zweites Mal lese, was eigentlich selten, aber doch gelegentlich mal geschieht, dann schäme ich mich. Ich habe so eine Tendenz, Worte zu wiederholen, die ich absolut hasse. Es hört sich so stumpf und läppisch an, und ich weiss gar nicht, wie ich dazu komme. Es ist wie ein Echo.

Bei meinem Artikel über die Entwicklung der Familie hat mir W. Z., der Freund aus dem Club gesagt, ich hätte eine barocke Sprache. Das kann ich zwar selbst nicht so genau beurteilen. Aber wenn es so ist, dann freut es mich. Ich mag das barocke sehr, in den Bildern, in den Frauen, auf dem Tisch. Ich glaube, das ist der Einfluss des Wallis.

Ist nicht im Malte dieser bekannte Satz, wo Rilke sagt, heute könne man nicht mehr Geschichten erzählen. Ich glaube es ist dort. Rilke hat sich mit diesem Text unter die modernen Dichter eingereiht, ganz unabhängig von seiner Lyrik, die ich natürlich wie Du noch viel mehr schätze.

Aber ich glaube, ich könnte, wenn ich denn die Zeit und die Konzentration hätte, auch Lyrik machen. Es passiert mir heute zwar nicht mehr so häufig, doch früher hatte ich oft beim Schreiben das Gefühl, die Sprache führe mich selbst. Das heisst, es drängten sich mir Gedanken auf, die ich vorher nicht hatte, einfach dadurch, dass ich mich sehr auf das Schreiben und ein Thema konzentrierte.

Oder noch früher hatte ich manchmal...

"Il vaut mieux rêver sa vie...


Ämne: "Il vaut mieux rêver sa vie...
Datum: den 9 september 2001 19:09


.. que la vivre, encore que la vivre ce soit encore la rêver." (Proust)

Lieber ...,
Du sagst du bist gerührt über mein Bild und vielleicht verstehe ich wie du das meinst. Vielleicht war es das Gefühl was auch bei mir am stärksten war als du mir damals die Automatfotos geschickt hast. Ich glaube es hatte etwas mit Vertrauen zu tun, als hättest du mir erlaubt dir sehr nahe zu kommen.
Aber dann sagst du etwas, was mich ein wenig überrascht und ich würde dich gern korrigieren wenn... Glaube mir, nur allzu gern würde ich ein ”lustvolles Leben” verbringen, aber nur mit dem Mann den ich liebe. :-)
*
Ich habe ein schönes Wochenende verbracht d.h. ich war voll von Energie und habe eine Menge Arbeit hier zu Hause erledigt. Dann wollte ich als Belohnung eine Weile mit meinem Mausfreund verbringen.. aber es kam anders. Die Halsschmerzen die ich im Laufe des Tages nur ab und zu gespürt hatte wurden am Abend zu wirklichen Schmerzen und ich bekam auch Fieber. Na ja, es ist nicht so schlimm. Nur eine leichte Grippe die Anna auch im Moment durchmacht. Aber trotzdem war alles was ich dir gern schreiben wollte plötzlich weit weg.

Am Freitag Abend war ich sehr müde und wollte mich etwas ausruhen und dann wieder weitermachen. Aber ich bin eingeschlafen und erst um Mitternacht wieder aufgewacht. (das Alter! ;-) Dann konnte ich nicht gleich wieder einschlafen und lag lange wach. Und in Gedanken habe ich dir von meiner ersten Auslandsreise erzählt, die ich als kaum 15-jährige allein machen durfte. Und wieder bin ich erstaunt wie sehr die Vergangenheit in uns weiterlebt, wie gut ich mich sogar an kleine Dinge erinnere, an Stimmungen, Gefühle. Und dabei denke ich mit Dankbarkeit an dich, denn ich glaube ohne dich wüsste ich nicht dass es so ist. Erst wenn man etwas in Worte kleiden muss wird es wieder ganz deutlich.
*
Ach ja bevor ich es vergesse. Du sprichst manchmal von den grossen Veränderungen in unserer Welt auf eine Weise die mich etwas überrascht. Ich weiss dass man in der Schweiz sogar Symposien mit diesem Thema veranstaltet. Bei uns spricht man nicht viel davon. Und dann kam mir der Gedanke warum es bei euch so dramatisch ist. Ich glaube es hat damit zu tun dass die grosse Veränderung in der Gesellschaft (die bei uns schon vor Jahrzehnten begann) bei euch zeitlich mit der IT-revolution zusammenfällt. Aber natürlich erwartet uns alle (oder lass uns sagen unsere Kinder) eine ganz neue Welt mit neuen Lebensbedingungen und neuen Problemen die sie jedoch, wie du sagst, als etwas ganz natürliches empfinden.
*
Und heute gehst du wohl noch einmal zu Onkelchen und verwöhnst ihn mit einem guten Essen. Allzu gern würde ich euch Gesellschaft leisten und sehen wie du das machst.

Bist du schon fertig mit dem Packen und bereit für die Reise? Ein kleiner Tip: Wenn man die Kleider zusammenrollt nehmen sie viel weniger Platz. und sicher hast du viel weiche Textilien mit denen sich das gut machen lässt.
Ich finde deinen Titel: ”13 und eine Nacht” sehr witzig. Er verpflichtet auch ein wenig. ;-)

Ach wie ich dich beneide um diese Reise. Ich glaube du wirst alle deine Müdigkeit im Iran loswerden. Hast du denn einmal meinen Rat befolgt und dir diese ”Gerikomplex” gekauft? Ich glaube bei deinem frugalen Mittagessen könnte es schon sein dass du einen Mangel an Mineralien und Spurelementen bekommst. Warum probierst du es nicht einmal? Oder Ginseng? Es kann Wunder wirken.. :-)
*
Hier ist es so still geworden seit Lollo nicht mehr singt. Ich glaube ich muss mir auch eine CD auflegen.
US Open, Chopin und australischer Chardonnay.. ja wirklich multikulturell und dabei hast du nicht einmal deine Mausfreundin im hohen Norden genannt.
*
Und nun kommt mir noch etwas in den Sinn. Vielleicht glaubst du ich schreibe dem Visper von dir weil er dies mit den ”Operationen” gesagt hat. Aber es war ein reiner Zufall und ein bisschen habe ich mich schon über diesen Kommentar amüsiert. Nun ja, deine Operation war ja nicht gerade von einer ”alte Männer Krankheit” bedingt. Ach, ich hab dich so gern, chéri, und ich wage es nicht zu sagen weil du dann ganz steif wirst und sicher wieder lange schweigst.

Ich bin stolz dass du mir schreibst. Jeder Mensch auf der Welt würde es sein. Übrigens als ich neulich vor dem Eischlafen ein wenig in meinem Rilkebuch blätterte (es liegt auf meinem Nachttisch) fand ich das Kapitel ”Bibliothèque Nationale” aus dem ”...Malte Lauritz Brigge”. Und weisst du, dabei entdeckte ich dass ihr ein wenig ähnlich schreibt. Du musst es einmal lesen und du wirst verstehen was ich meine.
So, jetzt mache ich mir noch einen warmen Tee und versuche mich zu kurieren.
Ich wünsche dir einen schönen Abend und einen guten Start in die nächste Woche.
À bientôt j’espère.
Je t’embrasse
Marlena

Mittwoch, 28. Mai 2014

Bundesordner und Walliser Strichlisten


Foto: Chris

Liebe Malou
Ich habe soeben die Papiere geordnet, chronologisch geordnet,
die nun einigermassen drei Ordner füllen. Na ja, die Chronologie
ist noch nicht perfekt, aber einigermassen vorbereitet. Es haben
ja nun leider nicht alle Papiere ein Datum.
Weisst du Malou, wenn ich so mit Ordnern hantiere, dann habe ich
das Gefühl, ich sei in den falschen Job geraten. Schon der Anblick
von Ordnern ist mir einigermassen ein Graus. Aber dass ich diese
unansehnlichen Dinger auch noch selb st füllen und ordnen muss,
das finde ich die Höhe. Eigentlich hatte ich gedacht, die Ordner
würden selbst ordnen. Aber nein, man muss alles selbst machen.
Und seit man keine Sekretärinnen mehr hat, die alles einordnen
und wieder hervorholen, wenn man es braucht, gibt es in den Büros
eine riesige Sauordnung. Ich glaube, das schadet dem Zustand der
Welt ziemlich. Die Ordner sind die Infrastruktur der Welt. Und heute
geistern sie gar noch in digitaler Form durch die Lüfte. Da lobe ich
mir die alten Walliser Strichlisten. Kennst du sie? Sie haben einen
speziellen Namen, der mir jetzt aber nicht mehr in den Sinn kommt.
Im Wallis, mit seinem sonnigen und trockenen Klima, müssen die
Bauern ihre Rebberge und Wiesen künstlich bewässern. Dazu gibt es


die Wasserleitungen (auch Suonen genannt). Und in alten Zeiten
haben sie in den Dörfern die Wasserrechte auf Holzstücken
eingekerbt. Da konnte man ablesen, dass die Familie Kuonen von
Mitternacht bis vielleicht 2 Uhr das Recht hatte, das Wasser auf ihre
Wiesen zu leiten. Wasserdiebstahl wurde schwer bestraft. Ich hatte
im Gymnasium mindestens einen Kameraden (mindestens einen,
von dem ich es weiss, wahrscheinlich gab es noch andere), der
gelegentlich nachts wegen dieser Wässerung nicht ins Bett kam.
Natürlich hatte er auch wenig Zeit für Hausaufgaben und war
morgens müde wie nach einem ausgelassenen Fest. Diese
künstliche Bewässerung habe ich dann wieder im Iran gesehen.
In Damavand, in der Nähe des höchsten Berges, der so heisst, hat
man nachts die Leute gehört, wenn sie wässerten. Und morgens
lag dann der ganze Acker gleich neben dem Haus unter einer
Wasserlache.
Du siehst, Malou, meine Assoziationen rennen quer durch die Welt.
Wir waren bei den hässlichen Ordnern. Man nennt sie hier auch
Bundesordner. Keiner weiss, weshalb "Bundes-"?

Nachtzug nach Lissabon



 „ICH WOHNE IN MIR WIE IN EINEM FAHRENDEN ZUG"

„Ich bin nicht freiwillig eingestiegen, hatte nicht die Wahl und
kenne den Zielort nicht. Eines Tages in der fernen Vergangenheit
wachte ich in meinem Abteil auf und spürte das Rollen. Es war
aufregend, ich lauschte dem Klopfen der Räder, hielt den Kopf in den
Fahrtwind und genoß die Geschwindigkeit, mit der die Dinge an mir
vorbeizogen. Ich wünschte, der Zug würde seine Fahrt niemals
unterbrechen. Auf keinen Fall wollte ich, daß er irgendwo für immer
hielte."

(Pascal Mercier)

Dienstag, 27. Mai 2014

Nur ein Artikel..


Ämne: Nur ein Artikel.. in aller Eile
Datum: den 24 maj

Lieber ...,
Danke für dein wunderbares langes Mail.. Ich werde es bald beantworten aber schicke dir derweilen diesen Artikel über Alain de Bottons Buch.
Somit kannst du ein wenig "brush up your English". :-)
Es freut mich dass du wieder in Schuss bist.
Liebe Grüsse
Marlena

Humphrey Carpenter in The Sunday Times

Six of the best, in deep thought
"There are more books on books than on any other subject: all we do is gloss each other. All is a swarm with commentaries: of authors there is a dearth." So wrote the essayist Montaigne in the late 16th century, and, at first glance, Alain de Botton’s new book seems to run a risk by quoting this remark in its chapter on Montaigne, since the book itself exemplifies this trend, which has continued unabated since Montaigne’s day.
The Consolations of Philosophy is certainly a commentary rather than a work of original thought; but few discussions on the great philosophers can have been so entertaining. De Botton takes us on a brisk, playful tour of the lives and ideas of half-a-dozen of the big names in the history of philosophy, done in the manner of his celebrated How Proust Can Change Your Life.
Short, often whimsical passages of prose are punctuated with little pictures dotted around the text. As in the Proust book, these have occasionally been chosen with irritating facetiousness - for example, the passing mention of chocolate milk gives rise to a photograph of a packet of NesQuik. Yet most are thoroughly justifiable. The pictures of Schopenhauer sunk in a typical angry gloom and of Nietzsche sporting a ridiculous moustache like a hearth-brush superbly complement de Botton’s verbal portraits of these two restless thinkers. Even better, the weeping Adam and Eve from Masaccio’s fresco of the Expulsion from Eden provides an eloquent visual climax to the excellent chapter about Schopenhauer’s analysis of misery.
De Botton’s title alludes, unacknowledged, to the De Consolatione Philosophiae of the 6th-century philosopher Boethius, but de Botton uses "consolation" in an entirely modern sense. His tour begins with a chapter called Consolation for Unpopularity, which is about Socrates. The title and its subject-matter don’t really mesh here, since Socrates didn’t care two figs that he was unpopular with the Athenian rabble, who had him sentenced to death because they blamed him for the city’s misfortunes. Moreover de Botton’s exposition of the Socratic method (philosophy by question-and-answer) doesn’t improve on, or add to, Plato’s readable accounts of his old teacher. How could it?
In contrast, the Greek philosopher Epicurus gets a witty chapter with a fresh feel, entitled Consolation for Not Having Enough Money. De Botton begins it by listing the constituent parts of his imaginary ideal lifestyle but, as it progresses, the chapter shows us that Epicurus, supposedly the high priest of hedonism, actually preferred water to wine, bread and cheese to fancy cooking, and the company of friends to limitless wealth. Consequently, de Botton (aided by appropriate illustrations) revises his list to a few simple needs, of which the most important is friendship.
The chapter Consolation for Frustration unpacks the stoicism of Seneca, who (among other things) warns us against getting into rages with inanimate objects. De Botton might have cited John Cleese in Fawlty Towers beating his car with a tree-branch when it won’t start. Instead he retells the legend of Cyrus, king of Persia, who was so furious with the river which had drowned his favourite horse that he wasted military time by ordering his army to punish it by dividing it into 360 feeble little channels.
Following current fashion, de Botton makes the book into something of a personal quest. Every so often he drops little pieces of autobiography - or maybe fiction - into the narrative. In the chapter on Montaigne, Consolation for Inadequacy, we glimpse him experiencing impotence on holiday; and in the Schopenhauer chapter, Consolation for a Broken Heart, he chats up a girl on a train, but is rejected. Finally, in the Nietzsche chapter, Consolation for Difficulties, he climbs one of Nietzsche’s favourite Alps, and recites some of the philosopher’s words, but it exhausts him.
These self-deprecating personal touches are quite unnecessary. When de Botton sticks to the facts, he always has a story to tell - and tells it with sparkle. Montaigne is the most charming member of his cast, a man who should have been a book-reviewer, since he declared that if we find a book incomprehensible we should blame the author rather than ourselves.
On the other hand, the prize for ideas-ahead-of-their-time should probably go to Schopenhauer, who wrote with immense shrewdness on falling in love, despite - or perhaps because of - being rejected by every woman he ever wooed. He anticipated Richard Dawkins in perceiving that the apparently selfless process of falling in love is, in fact, governed by the extreme selfishness of our genes. De Botton writes with tender sympathy about the eccentric philosopher, who argued "this world could not have been the work of an all-loving Being, but rather that of a devil, who had brought creatures into existence in order to delight in the sight of their sufferings".
Nietzsche, with whom the book concludes, began as a disciple of the deeply depressive Schopenhauer, but then developed his own manic views about mankind. (Of course, at this point de Botton’s account of Nietzsche’s theory of the Ubermensch has to be comically illustrated with a drawing of Superman.) Not altogether surprisingly, Nietzsche eventually went mad, and throughout The Consolations of Philosophy there is a slightly uncomfortable contrast between the usually painful, struggling lives of the philosophers themselves and de Botton’s urbane, faintly giggly detachment as he narrates their stories.
Nevertheless this is an ingenious, imaginative book which will not disappoint fans of How Proust Can Change Your Life, and might even win over a few readers to study philosophy at a more demanding level.

Sonntag, 25. Mai 2014

mein Traum



"Nachempfindung von Rubens' Höllensturz"

Re: frühmorgens

Liebe Marlena

(---)
Habe ich Dir erzählt von meinem grossen Bild 'Höllensturz'? Na ja, es ist eine Nachempfindung - so würden die Leute heute sagen - eine Nachempfindung von Rubens' Höllensturz. Auf dem Bild stürzen Hunderte von nackten Menschen und unglücklichen, wohl irgendwie schuldigen Kreaturen durch graue Wolkengebilde und blaue Wolkenfenster hindurch in die Tiefe. Es ist eine bodenlose Situation. Man weiss wirklich nicht, wo sie schliesslich landen werden. Und dabei versuchen einige dieser Sünder, sich an sehr weltlichen Dingen festzuklammern, an einem Lampenschirm, an Tüchtern, an Papieren usw. Sie schaffen neben soviel Fleisch einige Farbtupfer im Bild. Und durch das ganze Bild weht ein steifer Wind. Man sieht das an den Körpern, deren Dynamik sich als grosse Bewegung durchs Gewölk zieht. Die menschlichen Leiber wirken wie abgefallene Blätter im Herbstwind.
Die Komposition hat mir damals sehr gefallen. Und ich habe tagelang an der Komposition der Wolken  gearbeitet. Das war vielleicht das schwierigste. Es sieht auf dem Bild eher wie zufällig aus, aber es ist sehr viel Kalkulation dahinter.
Solche oder ähnliche Bilder würde ich gerne malen. Aber es fehlt mir ein bisschen die Zeit. Man muss da wochenlang dahinter sein, damit es vorwärts geht und damit man den Anschluss nicht verpasst. Denn wenn das Zeug mal trocken ist, ist es sehr schwer, wieder anzufangen. Die Farbpalette stimmt nicht mehr, und auch die Striche im Bild wirken plötzlich wie Fremdkörper. Es ist, wie wenn man eine alte Liebe wieder aufwärmen wollte. Das geht selten gut.
---
Das wäre ein Traum: selbstvergessen in irgend einem atelier-ähnlichen Raum tagelang zu werken, bei Musik, bei ab und zu einem Espresso. Früher hätte ich gesagt, bei einer Gauloise ab und an. Aber heute würde ich den Tabak mit einem kleinen Besuch einer Person eintauschen. Aber es wäre schön, wenn die Situation offen wäre, wenn also Leute zufällig oder gewollt vorbeikommen zu einem kleinen Schwatz oder zu einer längeren Unterhaltung. Das wäre schön.
---

Ach, Marlena, wie gerne würde ich Dir mal meine Dinge zeigen, an denen ich hänge: Bilder, Bücher, Ideen, Zeichnungen, Projekte, kleine und grössere Träumchen. Weshalb können wir das nie in jener sinnlichen und RL Form, in der es so schön und einsichtig wäre? Wir bewegen uns - notgedrungen - immer auf dem abstrakten VL-Niveau von Ronda.

Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag.
Mit lieben Grüssen
...

coffetime, mein Schwesterchen


Subject: coffetime, mein Schwesterchen
Date: Fri, 19 May 2000 05:35:22 GMT


Liebes Schwesterchen Malrena

Du bist blauäugig, nicht wahr? Wir können doch nicht eine halbe Stunde chatten. Stell dir vor, wenn wir chatten, dann werden es gute 4 Stunden, und kaum eine Minute weniger. Und dann sitzen wir fast fiebrig vor diesem verfluchten Bildschirm und warten und warten und das System schleppt sich dahin wie eine Schnecke und alle die Leute können dumme Sprüche machen, nur unser wichtiger Satz kommt nie. Er kommt einfach nie. Du könntest verzweifeln, er scheint vom System verschluckt worden sein. Und dann, wenn du längst bei anderen Gedanken bist, kommt dieser verfluchte Satz so langsam und fremd wie ein Findling, wie eine Faust aufs Auge, er passt überhaupt nicht mehr, weil du längst bei anderen Dingen bist. Er verwirrt bloss.

Und so etwas unbarmherziges nennen wir kurz Chat.

Tut mir leid, mein Liebes, aber ich war wirklich abwesend gestern. Es hat mir nicht mehr gereicht.

*

Ich hoffe, du hast mir in deiner Sehnsucht ein schönes langes Mail geschrieben. Schau was du hier sagst: ich könnte dir jetzt viel darüber schreiben aber du weißt wie das kommt. Ich weiss, meine Marlena, ich weiss überhaupt nicht wie das kommt. Und du hast keine andere Wahl, denn zu schreiben. Ich würde dich gerne in meinen Armen weinen lassen, für all die Schmerzen, die du in den vergangenen Jahren erlebt hast. Ich glaube, das wäre sogar schön.

(...)

Du bist doch diejenige, die sich versteckt. Ich bin doch derjenige, der die Kilometermails wirklich schreibt. Manchmal kommst du mir vor wie eine Person hinter einem Milchglas. Du weißt, was das ist. Man sieht diffuse Umrisse, es bewegt sich etwas, du meinst, du hättest einen Arm, eine Hand, vielleicht sogar das Gesicht gesehen, aber dann gibt's wieder eine Bewegung und alles war doch nichts.
Du bist wie eine Person hinter dem eisernen Vorhang.  ...   Also, meine liebe Marlena, wenn hier jemand Phantom spielt, dann bist es du und nicht ich.

Ach, vielleicht bin ich ungerecht. Beweise mir, dass ich ungerecht bin, mein Schwesterchen.

*

Aber ich will nicht nur reklamieren am Morgen früh, wie ein schlecht ausgeschlafener Ehemann. Das wäre doch schlimm. Nein. Schau meine Liebe, es hat mich gefreut, dass du erstmals GKH geschrieben hast. Du verstehst, was ich meine. Es sind die Nuancen, die wichtig sind. Dieses H hast du vorher nie erwähnt. Die Fantasien von Rom habe ich noch nicht aufgegeben, die Hoffnung schon. Es war auch so merkwürdig, welche Argumente du vorgebracht hast. Du hast gesagt, du kannst nicht weg, deine Familie lässt dich nicht gehen. Ok. Das muss ich akzeptieren, kann ich nicht selbst beurteilen. Dann hast du aber auch angedeutet, dass wir vielleich voneinander enttäuscht wären, dass man - wie soll ich sagen - nicht so einfach miteinander ins Wasser springen kann. Das finde ich, ist eine andere Klasse von Argumenten. Wenn du so denkst, dann musst du die nötigen Bedingungen ausdenken und sagen. Vielleicht ist es zu lange, 3 Wochen. Vielleicht in 2 verschiedenen Hotels. Wir treffen uns nach dem Frühstück und verabschieden uns um 1600h. Und wenn ich dann sehr sympathisch bin und du so von mir begeistert bist, kannst du mir eine Viertelstunde länger geben. Dann geben wir uns unseren Abschiedskuss bei der spanischen Treppe um 1615h. Ich bin doch sehr kompromissbereit. Ach, Marlena, du stehst da wie eine Salzsäule und ich ? Das führt doch zu nichts. Es gibt doch keine Freundschaft, wenn einer sich alles allein ausdenken soll. Das führt eher zum Käfig als zur Freundschaft.

*

Es tut mir leid, dass du so früh aufstehen musstest. Das ist phänomenal und ich bewundere dich. Sowas habe ich seit meiner Gymnasialzeit nicht mehr gemacht. Damals bin ich ab und zu sehr früh aufgestanden, weil ich noch etwas lernen musste und am Vorabend keine Zeit mehr hatte. Aber du in deinem Alter, das ich nun ja überhaupt nicht kenne, das finde ich phänomenal. Ich hätte es am Morgen gerne übernommen, dir einen besonders starken Kaffee zu machen. Damit du auch wieder in die Höhe kommst.

*

Findest du nicht auch, die neuen Anreden Schwesterchen und Brüderchen bringen eine etwas andere Gefühlslage. Es ist doch merkwürdig, wie sehr unsere Gefühle an Worte konditioniert sind. Nein, merkwürdig ist es nicht, aber ich beobachte es hier besonders. Darin liegt ja wohl die Wirksamkeit der Liebeslieder, mit denen du mich immer wieder betört hast, vielleicht sogar nolens volens. Ich von mir aus hätte mich nie in dieses weite heikle Feld hinausgewagt. Ich hätte es mir nicht erlaubt. Aber es ist schön, mein Schwesterchen, mach weiter so. Machen wir nun halt inzestuöse Liebe. Auch gut. Das ist gleichzeitig unschuldig und erotisch und dazu noch illegal. Das ist schon eine dicke Packung.

Schwesterchen, ich habe viele Fragen gestellt. Beantworte mir wenigstens einige.

Du bist mein Schatz, Schwesterchen.
...
...

wie schade


den 18 maj 2000 17:44

Je dirais que tu me manques déjà, mon petit frère :-)

Ach, mein liebes Brüderchen, wie schade dass du nicht mehr kommen kannst heute. Ich bin nämlich etwas frei und könnte eine halbe Stunde ;-) mit dir chatten wenn es ginge.
Weisst du, heute hab ich doch schon um 4.30 angefangen und jetzt habe ich ununterbrochen gearbeitet. Und weisst du was ich mir dabei gedacht habe? Wenn ich nach Hause komme, darf ich als Belohnung sofort ins Internet gehen und sehen, ob mir mein chéri ein paar Zeilen geschrieben hat.
Du bist wirklich der liebste Mensch den ich kenne und die Idee mich zu einem Familienmitglied zu machen ist nicht schlecht. Denn Geschwister ist man für immer, da gibt es kein Adieu.

(...)

Schreib mir doch bitte noch ein paar Zeilen, wenn es geht. Oder komm eine ganz kleine Weile in den ST.
Ich schau bald wieder rein um zu sehen was du dazu sagst.
G + K + H
Marlena

Freitag, 23. Mai 2014

Spargelessen in Deutschland






date 22 May 

Und heute abend haben wir unser Spargelessen. Es findet in Bad-Bellingen, also in Deutschland statt. Ältere Kollegen finden es ein Witz, nach Deutschland zu fahren, um Spargeln zu essen. Das müsse man im Elsass tun, meinen sie. Aber D ist natürlich bedeutend billiger. Und ich glaube, das ist auch der Grund, weshalb unser guter Ch. das so organisiert hat. S bestellt sich jedes mal beim Spargelessen ein gutes Steak oder so ähnlich. Sie behauptet, mit Spargeln hätte man nicht wirklich gegessen. Und so falsch hat sie nicht dabei.



date 23 May
subject Re: ???


Liebe Malou
Fantastisch, ich schreibe als Antwort auf mein eigenes Mail. Aber oben erscheint deine Adresse. Das System scheint sich schon daran gewöhnt zu haben, dass ich hier in die frische Luft hinaus monologisiere. Man sieht das doch im Theater. Die Helden gehen auf der Bühne auf und ab und schreien ihre Monologe hinaus in den Publikumsraum. Zu niemandem direkt. Einfach so, damit es mal wieder richtig hallt. Und wenn es gut kommt, sterben sie nachher, ich meine nach dem langen und wunderschönen Monolog.

Gestern also das Spargelessen. War ziemlich weit bis Bad Bellingen. Ich würde schätzen 40 km auf Nebenstrassen und im Regen. Aber es gab eine gute Beteiligung. Viele waren da. Es ist irgendwie eine alte Tradition, dass man zu diesem Spargelessen geht, und noch dazu seine Mammeselle mitbringt. Früher ist nach dem langen Essen W aufgestanden und hat mit ein paar netten Worten jeder Dame einen Kuss auf die Backe und ein Sträusschen Maiglöcklein in die Hand gedrückt. Das war eine hübsche, vielleicht etwas altmodische Geste allen einen guten Sommer zu wünschen. Und viele Kollegen waren natürlich eifersüchtig, dass einer allein alle Damen abküssen darf. Aber jetzt ist W alt geworden. Und sein Nachfolger hat eine eigene hübsche junge Frau, eine Italienerin nota bene. So ändern sich die Sitten und die Eifersüchteleien, wie man sieht.
Wir sind etwas später eingetroffen, haben aber noch glücklich einen Parkplatz gleich vor der Garage des Besitzers gefunden. Jedenfalls hat er uns erlaubt, unser Gefährt dort stehen zu lassen. War ja auch wichtig, nicht noch zu weit im Regen gehen zu müssen. Und dann fanden wir am Ende des Mitteltisches noch zwei gute Plätze. Plätze sind gut oder weniger gut je nachdem, in welcher Runde man sitzt. Manchmal ist es ein bisschen langweilig. Dieses Mal sassen wir in einer Gruppe junger Leute. Und es gab lebhafte Diskussionen, die natürlich, Glas um Glas, immer leidenschaftlicher wurden. O, der Arzt, behauptete, es gäbe keine Beweise, dass Sport wirklich gesundheitsförderlich sei. Wirklich nicht. Du kannst dir vorstellen, dass eine solche Behauptung, noch von einem Arzt, einen gut und gerne eine halbe Stunde vor dem Spargelessen beschäftigen kann. Na ja, es gab noch andere Thesen, die in die Luft geworden wurde. Aber diejenige den Sport betreffend war wohl die verwegendste.
Und dann kamen die Spargeln. Wir sagen in der Schweiz ja 'die Spargel', während die Deutschen 'der Spargel' sagen. Jedenfalls haben sie gut geschmeckt zusammen mit der Hollandaise, Mayonnaise und Bärlauchsauce. Und daneben gab es verschiedene Arten Schinken zusammen mit kleinen Brötchen. Ich habe kürzlich gehört, dass man Spargeln nicht im Wasser kochen sollte, sondern gewürzt und eingepackt in eine Alufolie im Backofen etwa 30 Minuten sozusagen backen sollte. So bleibe der Geschmack beisammen und werde nicht im Sud ausgekocht. Aber ausprobiert habe ich diese gloriose Idee noch nicht. In deutschen Fernsehstationen sind Kochsendungen Mode geworden. Und wenn man sich ungeplant, wie ich das tue, ab und zu in die Programme hängt, gerät man leicht in solche Studieküchen hinein. Sie sind manchmal ganz unterhaltsam. Und man denkt natürlich, man lerne ein bisschen etwas dabei. Aber der Haupteffekt ist bloss, dass man zum Schluss mit einem riesigen Hunger im Bauch aufsteht und gleich in die eigene Küche eilt. Dort ist man dann enttäuscht, wie wenig sie auf einen Bärenhunger wirklich vorbereitet ist.

Und jetzt muss ich ans Werk. Ich hoffe, ich überstehe diesen tristen Tag. Weiss noch gar nicht, womit ich mich aufheitern kann? Vielleicht doch bloss mit dem Gedanken an den freien Auffahrtstag.
MLG

über das Feilschen

...
Denk an die Gefühle, die uns in einem orientalischen Bazar aufkommen. Wir
gehen herum, halten krampfhaft unsere Börse und nehmen die Fröhlichkeit und
Nettigkeit des Verkäufers als reinen perfiden Hinterhalt. Aber er meint sein
Lächeln nicht als Trick, er will durchaus freundlich sein, er will dich
gewinnen und seine Regeln des Handelns erlauben ihm dies alles. Dass man die
Artikel in seinem Laden mit einem Preisschild bezeichnen könnte, fände er
einigermassen dumm. Das würde ihm die ganze Freude des Verkaufes nehmen,
und er hätte keine Möglichkeit, bei einer ärmeren Frau sein Mitleid fliessen zu
lassen, bei einem Reichen den Betrag wieder hereinzuholen, also eine Art von
kleiner Gerechtigkeit spielen zu lassen. Auch solche Händler haben, wie ich
immer wieder festgestellt habe, ein grosses Ehrgefühl. Das Ziel des
Verkaufes ist vielleicht, beide, Händler und Käufer glücklich zu machen. Und
wenn das manchmal auf der zweiten Seite nicht zu lange andauert, liegt es
meist an der Dummheit des Käufers. Im orientalischen Markt gehen Käufer und
Verkäufer davon aus, dass beide wissen, was sie wollen. Der Käufer hat die
Ware geprüft - dazu dient nicht zuletzt die Zeit, die er beim Feilschen
einsetzt - weiss, wieviel Interesse er dafür hat, ob und wie dringend er das
Ding braucht. Zur gleichen Zeit prüft der Verkäufer den Käufer, versucht
herauszufinden, wie gross sein Interesse ist und wie viel Ressourcen er zur
Verfügung hat. Im Spiel des Feilschens werden diese zwei Positionen zwischen
zwei Menschen, das heisst eben Personen mit all ihren Fähigkeiten und
Möglichkeiten von den schauspielerischen bis zu jenen Zufälligkeiten des
Momentes ausgespielt, um einen Konsens in der Mitte zu suchen. Doch die
Mitte ist eben nicht allein von anonymen Marktgesetzen vorbestimmt, sondern
ist ein Resultat des Horizontkreises, den die beiden Akteure des Marktes
ziehen. Darin ist viel Menschliches und einer guten Feilscherei zuzuschauen,
das ist soviel wie ein kleines Kunststück geniessen. Meine Schwiegermutter
ist darin eine Künstlerin. Und sie versteht es, ihre Feilschereien immer
sehr lustig zu machen. Vielleicht ist das eine Strategie, das Herz des
Gegenübers aufzuweichen? Auf jeden Fall ist Lachen, wie wir alle wissen,
gesund. Es handelt sich also nicht bloss um Kauf und Verkauf, sondern ebenso
um eine kleine Therapie, um eine soziale Unterhaltung, um einen Wettbewerb,
ein Spiel, um eine moralische Auseinandersetzung, kurz und gut: um die
Begegnung zweier Menschen. Doch davon haben wir Westler kaum mehr Ahnung.
Der orientalische Markt erfordert Intelligenz, der westliche vielleicht
bloss Geld.
Doch wir waren bei Blix. Auf diesem Eis also bewegt sich der gute
schwedische Diplomat. Doch als Diplomat wird er sich in solchen Dingen
auskennen. Die grösste Schwierigkeit dabei ist ja doch wohl das dauernde,
primitive Säbelrasseln der Amerikaner, das wir alle kaum mehr zu ertragen
vermögen.
*
Heute ist einigermassen mildes Wetter mit einem hellen, leicht bewölkten
Himmel. Ich habe viel zu tun heute Samstag. Und nachmittags möchte ich noch
rasch nach Basel. Ich glaube, es gibt Ausverkauf und ich will mal sehen, ob
ich mit meinen Möglichkeiten des Feilschens etwas erreiche.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.
Mit lieben Grüssen
...

Donnerstag, 22. Mai 2014

Evolution u.a.m.


Den 21 juni  14:41
Re: Samstagnachmittagbeivollemsonnenschein

Liebe Marlena
Heute sei Sommeranfang, sagen sie am Radio alle halbe Stunde. Als ob man uns das noch sagen müsste. Das Wetter macht den Tatbeweis. Der Himmel ist himmelblau, wie es im Buch steht. Und die Sonne ist schon ziemlich warm. Man denkt an die Adria und an schöne Stunden in Arles. Ich sitze im Büro und räume ein bisschen auf. Gut, ich muss zugeben, dass ich gleich vorhin ins Nahe Kaufhaus gegangen bin, um mir eine Doppelpackung Bier zu holen. Und in der Zwischenzeit sind die ersten zwei Fläschchen im Tiefkühlfach temperaturmässig soweit unten, dass ich sie küssen kann. So leicht sind die kleinen Freuden des Lebens zu erreichen!
*
Aber sonst versuche ich etwas aufzuräumen. Ich habe gestern im Fernsehen eine lustige Sendung gesehen. Eine Frau, um die 60, hat sich darauf spezialisiert, in Büros für Ordnung zu sorgen. Sie wird tageweise angestellt und greift dann - von Pult zu Pult - von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz - radikal durch. Das schafft ziemlich viel Luft in den Büros. Und das scheint wirklich befreiend zu sein. Bei mir ist die Sache so: anfangs Juli will der neue Chef bei uns zu Besuch kommen. Und wenn er zufällig bei mir hereintreten sollte, so muss ich doch etwas mehr vom Holz des Pultes zeigen. Es macht einen absolut schlechten Eindruck. Ach, ich habe Dir diese meine Misere schon oft geschildert. Und es ist gut, ab und zu wieder einen Anlass zu haben, daran zu arbeiten.
Wenn ich mich richtig erinnere, waren solche Büros, wie ich eines habe, zu meiner Jugendzeit hoch im Kurs. Ich habe die vielen Papiere und Bücher immer mit der Vorstellung von Arbeit verbunden. Ein aufgeräumtes Büro mit einem leeren Schreibtisch, das hat nichts mit Arbeit zu tun. Ich meine, sowas kann sich bloss der Generaldirektor leisten, der bloss zu reden braucht und sonst nichts zu tun. Aber wir armen Proletarier, wir arbeiten doch und wir brauchen dazu etwas in die Hände. Wenn ich eine Digitalkamera hätte, würde ich Dir meinen Haufen zeigen. Er ist absolut romantisch und jeder anständige Mensch würde sich darin verlieben. Aber eben ... Chefs sind anders. Sie sind wirklich anders.
*
Eigentlich sollte ich zur Zeit meine Zeitung lesen. Aber meine Lust dazu ist minimal. Ich habe gestern noch ein paar Bücher geholt, um zu rezensieren. Das packt mit zur Zeit mehr. Ein hübsches Buch Don Quichotte von Erich Kästner habe ich eben angeschaut. Es ist hübsch gemacht, mit einen verführerischen Vorwort, wie man es bei Kästner gewohnt ist. Und die Illustrationen sind auch ganz gut. Horst Lemke hat sie gemacht, ein guter Zeichner, der die Sache auf den Punkt trifft. Und jetzt bin ich gerade an einem Büchlein über die Evolution, die eine solch interessante Perspektive der Welt darstellt, und die auf dieser grossen weiten Welt nur von zwei oder drei Menschen bislang nocht geleugnet wird... Der andere ist der Papst.
;--0.
Es ist wirklich eine irritierende Vorstellung, dass die Natur oder die Schöpfung oder wie man diese Tatsächlichkeit auch immer nennen will, dass sie keinen Sinn hat. Ich erinnere mich, wie unser Kunsgeschichtelehrer am Gymnasium, ein ehrenwerter katholischer Priester, der für viele Jahre Rektor der Schule war und später in einer Respektsposition in der Nähe des Bischofs von Sitten seine Pension und seinen Lebensabend verbringen konnte, dieser Lehrer also hatte die Frage aufgeworfen, wofür denn Gott die Welt erschaffen hätte. Sowas hatte ich mir vorher nie überlegt. Und er der Herr Rektor meinte, er hätte dies zu seinem eigenen Vergnügen getan. Einzig und allein, um seine Langeweile zu besänftigen. Soviel Nutzlosigkeit hätte ich, ehrlich gesagt, auf dieser Welt nie erwartet. Aber der Gedanke gefiel mir ungemein. Der Liebe Gott wie ein greiser alter Mann, der bloss noch so mit den unnützen Dingen herumspielt.
Die Evolutionisten behaupten ja nun, dass in der Evolution keinen Sinn enthalten sei. Alles verändert sich. Wenn man beispielsweise fragt: warum ist der Eisbär weiss? so gibt es dafür keine Antwort. Man sollte eigentlich fragen: Warum bleibt der Eisbär weiss? Das ist eine gute Differenzierung. Als Elemente der Evolution bezeichnet der Autor die Variation (durch ständige genetische Neumischung der Fortpflanzung), der Konkurrenzkampf des Überlebens und und die Vererbung.
Die Verführung, in der Schöpfung einen Sinn und ein Ziel zu sehen, entsteht daraus, dass sich die Lebewesen von einfachen Einzellern zu relativ komplizierten Menschenaffen hinentwickelt haben. Und das schaut schon ziemlich aus wie ein Weg nach oben. Das ist ja doch für Teilhard de Chardin das Phänomen der Vorwärtsentwicklung. Es würde uns allen - nicht bloss den Katholiken - schwer fallen, beim Vergleich zwischen Einzeller und Mensch nicht beim Menschen vom "höheren" Wesen zu reden. Und die Eviolutionisten sagen jetzt eben, dass der Mensch ein Produkt des Zufalls sei, ein Resultat von Versuch und Irrtum. Das Problem sei, dass wir den Ausschuss, den die Evolution geschaffen hat, nicht sehen können. Wir sehen nur die paar gelungenen Resultate, die überlebt haben. Und darin sieht man doch auch, dass der Autor ein Element der Evolution zu nennen vergessen hat. Es ist die Zeit, das heisst, die unendlich vielen Generationenfolgen der Lebewesen, die er nicht erwähnt hat.

Interessant ist aber wiederum, dass er beispielsweise die Entwicklung von MS-DOS und dann Windows als Phänomen der Evolution ansieht. Ist das nicht wirklich interessant. Ich meinerseits hätte sowas als Kolateralschaden der Evolution angeschaut, das heisst als relativ nebensächliches Nebenprodukt. Aber vielleicht habe ich wirklich einen viel zu engen Begriff der Evolution. Vielleicht sind meine Mails auch ein Aspekt der Evolution, ebenso wie die Autobahnen und die Mondfahrt. Irgendwie hat man dann doch den Eindruck, es liefe alles vorwärts, aber vorwärts wohin? Geht es denn nicht immer weiter auf dem Weg in Richtung Verrücktheit! Und ist denn der Weg Richtung Verrücktheit vorwärts? Es ist ein Weg des Zufalls, das darf man nicht vergessen. Und nur ein religiöser Mensch wird behaupten, dass in der Evolution eben nicht das Ziel direkt vorgegeben sei, sondern eine Grundidee, zum Beispiel durch die Definition der Prinzipien, die dort wirksam sind. Daran sieht man wiederum, dass Wissenschafter einerseits sehr dumm und andererseits sehr intelligent sind. Manchmal gleichzeitig. Und auf der anderen Seite wirken Sufis sehr weise, auch wenn sie sehr dumm ausschauen.
*
Das ist doch ein quälender Gedanke, dass es auf dieser Welt nicht vorwärts gehe, findest Du nicht? In jedem Fussballmatch geht es vorwärts, noch wenn die eigene Mannschaft verliert. Aber in der Schöpfung scheint wirklich vor sich hin zu dümpeln. Das ist schmerzlich, aber doch irgendwie auch tröstlich. Ich glaube, die Katholiken spüren mehr von diesem Trost als wir aufgeregten Protestanten und Lutheraner und Reformierten.
*
Vielleicht ist es das Bier, dass meine Gedanken so rasch ins Blühen und dann wohl auch bald ins Welken kommen.
Deshalb lasse ich es jetzt lieber.
Ich wünsche Dir einen schönen und heissen Sommertag.
Mit lieben Grüssen

Mittwoch, 21. Mai 2014

Sufismus


Liebe Marlena

Sufismus ist sozusagen die innere Dimension des Islam, eine - oder besser - viele mystische Strömungen, wie sie sie auch im Christentum gibt. Der Sufismus hat viele Fazetten und stellt sich poetischdar in Hafis Versen als blühender Garten, duftende Rosen, klagende Nachtigallen, Symbole der göttlichen Schönheit und Sehnsucht der Seele, die sich in trunkender Gottesliebe wiegt. Europa hat die Sufis, oder Derwische, wie die Perser sie gerne nennen, um 1800 entdeckt. Damals sind sie ihnen vor allem aufgefallen als seltsame Gestalten, oft unter Drogen und im Herzensgebet. Sie schienen in Opposition zum Scharia-gebundenen Islam. Aber im Grunde kommt der Sufismus aus dem Islam und ist an ihn gebunden. Ein Sufi ist der einsame Meister ebenso wie der begnadete Lehrer, die simple Seele, der geschulte Denker oder gottestrunkene Sänger. Jeder kann ein Sufi sein.

"Der Sufi ist jemand, der nicht ist", ist offenbar ein altes Zitat. Es spielt an auf die totale Hingabe an Gott. Meister Eckhart, der europäische Mystiker hat auch von "entwerden" gesprochen, vom aufgehen im göttlichen Wesen wie der Tropfen im Ozean. Die Sufis wollen nicht intellektuelles Wissen, sie warnen immer wieder vom Buchwissen, sondern sie streben nach existenzieller Erfahrung. In den Büchern suchen sie "das Weisse zwischen den Zeilen" zu lesen (was wir eigentlich alle tun; heisst ja 'intellegere'). Russi sagt: Sufi ist "Freude finden im Herzen, wenn die Zeit des Kummers kommt".

Na ja, in Europa sagt man, Philosophie sei, sterben zu lernen. Das ist ja wohl nicht so weit davon entfernt.

Gruss an meine Sufia

Montag, 19. Mai 2014

vielleicht doch


Subject: Que diras-tu ce soir, pauvre âme solitaire
Date: Thu, 18 May 2000 11:09:07 GMT


Liebes Schwesterchen

Ich bin ganz vernarrt in deinen neuen Titel. Ist doch schön, und so unschuldig. Da braucht man sich keine Schuldgefühle zu machen. Was kann denn schon ein kleines Schwesterchen anstellen, vielleicht ein bisschen Zucker klauen oder der Nachbarin eine lange Nase machen?

Und als Schwesterchen gehörst du halt nun zu meiner Familie. (don't break my heart kommt gerade). Ich möchte dir auch unseren Familienbrief von 1998 schicken. Ich habe noch einen gefunden. Gib mir eine Adresse, an die ich ihn schicken kann. Vielleicht auch an das Schulhaus? Ich werde ganz neutral adressieren und keinen Absender drauf schreiben. Ich werde keine Herzchen oder sowas drauf malen. Aber es ist Persönliches über unsere Familie, eigentlich möchte ich nicht, dass ihn sonst noch wer liest ausgenommen du, na ja, vielleicht Anna noch, wenn du es wünschst. Und wenn es zu kompliziert ist, dann lass es mich wissen, dann vergessen wir es.
*
Nun ja, ein bisschen bin ich schon traurig, wegen dieser Römer Geschichte. Aber es ist nicht deine Schuld, und du hast mir auch nie falsche Hoffnungen gemacht. Ich will sagen, deine Informationspolitik war immer sehr korrekt. Vielleicht will ich oft zuviel und zu schnell? Ohne dich kann ich weder nach Rom noch nach Prag. Und Paris schon gar nicht. Es sind schon viele Städte mit unserer Maladi belegt, meine liebe Schwester! Bald muss man nach Afrika ausweichen. Oder eben in den Nahen Osten, in dieses Pulverfass. Ach, ich muss mich ein bisschen lösen von dir.

---

Das ist mein letztes Mail heute. Ich komme nicht mehr dazu diesen Abend. Also zum Frühstück morgen, wenn es reicht.

Ich umarme dich herzlich, mein kleines süsses Schwesterchen.
...

Nicht enttäuscht


Subject: Guten Tag liebes Schwesterchen
Date: Thu, 18 May 2000 05:26:58 GMT


Liebe Marlena
Hier bin ich schon wieder, meine Liebe, nach ein paar Stunden Schlaf. Es ist vor 0600h und gerade dämmert es. Der Himmel ist mit dunkeln Wolken behangen und wir machen uns auf einigen Regen gefasst. Bei der Thermometer Säule hat es heute rot geleuchtet.

Ich bin weniger enttäuscht, als ich erwartet hatte, wegen deiner Absage für Rom. Ich bin froh, dass es klar ist. Ich bin dir nicht böse. Gestern abend habe ich wieder bemerkt, dass du in einer echt schwierigen Situation bist. Aber wir beide wissen auch, dass du sie selbst willst. Also, was kann ich schon tun?

Für mich wäre Rom (oder was immer, man könnte auch was anderes machen) eine Möglichkeit, uns kennenzulernen. Ich weiss auch, dass wir dort nicht einfach wie ein Liebespaar leben könnten, zb im gleichen Hotelzimmer. Das wäre ein bisschen zuviel verlangt für dich und für mich. Ich hatte einfach den Wunsch, zu wissen, mit wem ich in den nächsten 20 Jahren chatten werde. Und wenn ich es denn auch wisse, dann werde ich es auch 20 Jahre können.

Dann habe ich gedacht, Rom wäre für dich eine einmalige Gelegenheit, weil du die Stadt noch nicht gesehen hast... Ich glaube, es ist einfach wichtig, dass es noch etwas anderes gibt als unsere Maladi. Wenn wir uns gesehen hätten und wenn wir enttäuscht gewesen wären, dann wäre immerhin noch Rom geblieben, und alles hätte sich dennoch ausbezahlt.

Dann wollte ich etwas machen mit dir. Das fände ich wunderschön. Und ich tue es immer noch.
---
Du siehst, meine Liebste, deine Situation beschäftigt mich, und ich bin immer wieder erstaunt, wie du das alles meisterst.

Klar, ich idealisiere dich ein bisschen, aber das machst du bei mir auch. Am Anfang hatte ich das Gefühl, du würdest mir nur soviele Komplimente machen, damit ich warm bleibe, damit ich dir weiterhin Mails schreibe. Dh. ich hatte den Verdacht, du tust nur so, als ob du mich lieben würdest, du spielst mir was vor. Eigentlich hatte ich gar nicht erwartet, dass du dich verlieben solltest. Aber in der Zwischenzeit habe ich bemerkt, dass du wirklich irgendwie an mir hängst. Und weil ich dich eine echt liebe, aber auch eine begabte und intelligente Person halte, die mir viel zurückgeben kann, so bin ich gerne ein Mailfreund für dich. Anfangs hast du auch kaum etwas geschrieben. Ich habe Kilometermails geschickt und du hast gesagt, du hättest leider im Moment viel Arbeit und keine Zeit und so weiter. Ich habe dir viel von meiner privaten Situation erzählt, und du hast sehr wenig gesagt. Wenn man bloss schreibt, weiss man nie genau, ist es bloss eine Ausrede oder ist es wirklich so. Man merkt erst nach langen Jahren, was echt und was vorgemacht ist. Aber jetzt hat sich das geändert. Und gestern hast du sogar beschlossen, mir ab und zu von Anna zu erzählen.

Ich weiss jetzt, dass du wunderhübsch schreiben kannst. Und wenn wir unsere Mailfreundschaft weiterführen, wird noch Routine dazu kommen. Und deshalb denke ich, wir könnten schon gemeinsam was gestalten. Aber vielleicht ist es heute noch zu früh. Wir werden sehen.
---
---
Weißt du Marlena, manchmal denke ich, ich möchte wie ein Bruder zu dir sein. Wir müssen das erotische nicht so stark betonen. Es macht vielleicht diesen holden Schmerz, wie du ihn nennst. Wir haben soviele Gemeinsamkeiten, dass wir uns wie Geschwister irgendwie fühlen können. Das ist doch ein gutes Gefühl. Man weiss, dass man auf der Welt nicht allein ist und wenn man ihn oder sie braucht, ist er da, man kann über alles reden und so fort. Ich bin der ältere Bruder und du bist meine kleine Schwester. Ist das ok? Und ich liebe sie ein bisschen, meine Schwester, wie man auch als Bruder die Schwester beobachtet und merkt, dass sie eine schöne Figur bekommt und dass sie attraktiv ist und dass sie weiblichen Charme hat. Ach nein, das Erotische möchte ich nicht ganz weglassen. Es ist so schön bei dir, wenn wir zusammen flirten können.

Aber ich werde versuchen, nicht mehr zu wünschen, dich zu treffen. Du bist meine virtual sister, ein blosses Bild, wie du mir kürzlich zurückgegeben hast.

Ist es für dich gut so, Schwesterherz. Du hast ein gutes Herz, Schwesterchen. Und darum mag ich dich. Ach, ich erinnere mich, dass du ja einen Bruder hast. Hab ich ganz vergessen. Da fühle ich schon eine kleine Rivalität, aber nur eine kleine.
...
Und einmal, wenn wir alt sind, werde ich meiner Schwester den Turm von Muzot zeigen, und die Kirche von Raron und das Grab, und die Aussicht von dieser Kirche, die so einmalig ist, wenn einem dort oben der Wind an die Kleider geht. Ach, es hat immer Wind im Wallis. Darauf musst du dich gefasst machen. Ich werde ja dann vielleicht kaum mehr Haare haben, im hohen Alter, aber deine werden fröhlich im Winde fliegen.
...

Samstag, 17. Mai 2014

Wonne-Monat Mai


(ungekürzt)

Medea

Meine Marlena
Man spricht im Deutschen vom Wonne-Monat Mai. Ich glaube das ist der Grund für meine schwere Maladi im Moment. Es ist wirklich ein akuter Anfall mit schweren Symptomen, fast ein bisschen Fieber und diese Unruhe und dieses Drängen. Vielleicht ist es eine besonders gefährliche Infektionsform, die ich erwischt habe. Vielleicht ist sie schwer zu heilen. Weiss Gott, vielleicht unheilbar!
Und was macht man als Patient dagegen? Etwa kalte Umschläge und Pfefferminzdrops lutschen? Nein, man fragt seine Geliebte, was man tun soll. Denn sie ist ja eigentlich der Virus. Die Heilung kann nur über den Virus geschehen. Man muss ihn irgendwie neutralisieren, isolieren, vielleicht penizillinisieren (dieses Wort gibt es bestimmt nicht, meine Liebe, also nicht in dein vocabulaire aufnehmen). Man könnte auch zur Ader lassen, wie früher die Bader es machten, die gleichzeitig auch die Haare geschnitten haben sollen. Ein paar Blutegel ansetzen und schon lässt meine maladisierende Kraft nach und bald werde ich dastehen so schwach und saftlos und bleich wie eine tragische Heldin.
*
Tragische Heldinnen sind bleich. In einem solchen Satz können wir uns treffen. Man könnte darüber einen geistreichen Essay schreiben. Kannst du dir Jeanne d'Arc mollig und mit roten Wangen vorstellen? Nie im Leben! Oder Medea, die nun wirklich eine sehr tragische Gestalt ist. Es gibt im Basler Antikenmuseum einen spätrömischen Sarkophag, wo die tragische Medea auf einer Seite im Halbrelief dargestellt wird. Die ganze tragische Geschichte, wie sie ihre Nebenbuhlerin durch vergiftete Kleider hinrichtet und wie sie schliesslich in einem göttlichen Gefährt entschwebt. Es ist das schönste Stück im ganzen Museum, und manchmal gehe ich am Sonntagmorgen dorthin, nur um dieses eine Stück anzuschauen. Es ist ein ganzes Reliefband, die Länge des Sarkophages, also in ein einziges Stück Stein gehauen. Und wenn du links zu lesen beginnst, dann ist zuerst die Hochzeit Iasons mit Gauke, der Tochter des Königs von Korinth zu sehen. Medea schickt der Nebenbuhlerin ein mit Zaubermitteln vergiftetes Gewand, das beim Anziehen in Flammen aufgeht, so das Gauke und Iason, der ihr zu Hilfe eilt, verbrennen. Um die Rache an dem ungetreuen Gatten zu vollenden, tötet sie auch ihre beiden Kinder, bevor sie auf ihrem von Drachen gezogenen Wagen entflieht. Es gibt auch ein dramatisches Bild von Delacroix im Louvre, wo sie im Begriffe ist, ihre Kinder zu töten. Ich habe es ziemlich genau in Erinnerung. Dort schaut sie sehr tragisch die erschrockenen und vielleicht schockierten Louvre-Besucher an. Es scheint ihr wirklich ernst zu sein mit ihren Kindern. Und als braver Bürger der Moderne möchte man intervenieren und ihr das Messer aus der Hand reissen. Aber das wagt man nicht, denn sie ist kolossal und bleich.
Und bei diesem Sarkophag, wenn du ein paar Schritte zurücktrittst, siehst du, wie das Band von links nach rechts ziemlich ruhig anfängt. Es gibt diese vielen Figuren, alle ihre Köpfe auf gleicher Höhe (sie sind geordnet und deuten eine Menge an, es gibt dafür einen Namen in der Kunstgeschichte). Und zur Mitte hin wird die Szenerie immer nervöser und unruhiger. Du hast den Eindruck, der Stein ist elektrisiert, und dann nach rechts, zum wunderschönen Wagen Medeas hin, beruhigt sich alles wieder. Es ist wirklich ein wunderbares Stück. Ich weiss nicht, woher die Basler sowas haben. Natürlich ist darin der spätgriechische Einfluss sehr sichtbar, helenistisch heisst das. Es ist also für ein römisches Stück schon sehr fein, eine Spätentwicklung. Da waren die Römer schon ziemlich verweichlicht und verzärtelt, hat man den Eindruck. Das ist schon ihr fin de siecle, ihr langsamer Niedergang nach Augustus.
Wenn du mal nach Basel kommst, würde ich dir dieses Stück zeigen. Ich hätte noch anderes, aber das würde ich dir zeigen. Es ist einmalig schön und fast ohne Beschädigungen erhalten.
Aber wir hatten es doch von den bleichen tragischen Heldinnen. Und von deinem schönen und wahren Satz. Alle, Antigone, Elektra, Iphigenie waren sie bleich, bestimmt waren sie bleich. Ich glaube, das muss auch irgendwo in der kunstgeschichtlichen Literatur zu lesen sein. Das Problem ist, wo sind die modernen tragischen Heldinnen? Vielleicht Marilyn Monroe oder Diana? Auch sie waren ja weiss Gott bleich? Claudia Schiffer, mehr als bleich. Wo sind sie sie denn geblieben, die tragischen Heldinnen? Sind denn das wirklich Heldinnen? Weißt du einige moderne Heldinnen. Ich würde gerne mit meinen Töchtern über bleiche Heldinneen unserer Zeit diskutieren. Es ist gut, wenn man den Mädchen solche Dinge zeigen kann. Die Schulen, vor allem die Sekundarschulen bei uns sind sehr besetzt von den Männern.
Aber
Auch deine Aussage, dass es das Tragische in jedem Leben gibt, die müssen wir mal diskutieren. Finde ich sehr interessant. Ich finde manchmal Personen, wo ich viel Tragisches festzustellen meine. Und dann kann ich leicht mit ihnen mitleiden, vielleicht mehr leiden, als sie selbst es tun. Man kann sich so aufs beste selbst bemitleiden, habe ich den Eindruck. Deine These, Marlena, interessiert mich wirklich. Es hat was, wenn man das Tragische lebensphilosophisch interpretiert, und nicht gleich so kolossal wie die Griechen das getan haben mit diesem unheilvollen Ausgeliefertsein an die Götter, diese unmenschlichen, und an den unveränderbaren Lauf der Ereignisse. Es gibt dagegen das Stichwort vom "unglücklichen Bewusstsein" in der Moderne. Da könnte man vielleicht einen Zusammenhang herstellen. Ich glaube, das Wort stammt von Hegel, diesem Übervater der Moderne. Ich würde gerne mit dir so diskutieren. Du denkst vielleicht, du kennst dich zuwenig aus. Das musst du nicht, du hast doch die Idee gehabt und wir spinnen sie weiter, mit unserer Fantasie und den paar Dingen, die wir wissen. Es soll ja nicht wissenschaftlich sein. Es soll vor allem phantasievoll und geistreich sein. Dann ist es schon schön und zu unserem Genusse. Ach, jetzt bin ich eigentlich in die erste These von den bleichen Heldinnen zurückgefallen. Das Tragische im Leben allgemein ist ein heutiges Thema. Dazu braucht man Kenntnis des Lebens, Lebenswissen. Das genügt. Damit kann man eine solche Frage diskutieren. Da braucht es keine Lektüre. Im Gegenteil, man muss die eigenen Erfahrungen mit den Menschen hervorholen.
+
Eigentlich, meine Liebste, wollte ich dich heute nur ein bisschen verwöhnen mit einem Mail. Du hast ja auch mir gegenüber manchmal einige mütterliche Qualitäten, die ich schön finde. Beispielsweise, wie du mich mit ein paar einfachen Sätzen trösten kann, wie du die Dinge so drehen kannst, dass sie versönlich werden. Das finde ich wunderschön, habe ich dir ja auch schon gesagt. Du denkst vielleicht, ich übertreibe ein bisschen. Nun, ich weiss zumindest, wie es klingt und was herauskommt, wenn man Formulierungen wählt, die die Spannungen, Probleme oder Konflikte verschärfen. Es sind vielleicht anfangs feine Unterschiede, aber zum Ende sind die Unterschiede riesengross. Es ist eben so, man muss nur mit einem Fuss ein bisschen stärker auftreten, und nach 1500 km landest du an einem ganz anderen Ort als wenn du ganz normal gegangen wärst. Das ist wirklich Lebenskunst, finde ich. Ich habe nie viel Bewunderung für Krisenmanager gehabt. Ich meine, in menschlichen Dingen sind sie vielleicht gut und nützlich. Aber es gibt Mitarbeiter in meinem Dienst, die haben immer Krisen zu bewältigen, sie schicken Expressbriefe und Mails und alles läuft in dramatischen Kulissen. Ich glaube die Kunst ist es, die Dinge mit feiner Hand und zum Voraus so zu steuern und zu leiten, dass gar keine Krisen entstehen. Das sieht natürlich sehr wenig spektakulär und dramatisch aus. Es ist aber die grössere Kunst. Krisenmanager brauchen ihre Krisen. Ich habe sie im Verdacht, dass sie sie sogar selbst produzieren. Das gehört zu ihrem Bluff.
Wo waren wir? Ach ja, bei deinen mütterlichen Qualitäten am Muttertag. Also meine liebe Marlena, dein Trost, den ich nun ja schon 3 oder 4 mal deutlich erlebt habe, den finde ich sehr mütterlich, und ich danke dir dafür. Und dann hast du mich ein bisschen gemahnt wegen meiner Gesundheit und dem Alkohol und so. Das fand ich auch eine mütterliche Geste. Eine tragische Heldin würde mich nie mahnen, mit dem Alkohol zurückhaltend zu sein. Sie würde wahrscheinlich mitbechern. Ich fand es einfach rührend, dass du sowas gesagt hast, dass du mchtest, dass ich lange lebe. Stell dir vor, ein Mensch in Stockholm, nie hast du ihn gesehen, sagt dir sowas. Wenn das nicht tragisch ist, dann ist es vielleicht zumindest komisch. Also tragisch-komisch. Das ist ja denn auch die beste Medizin für die Gesundheit.
*
Ich muss dich warnen, echt! Heute morgen habe ich an diesem Fotoautomaten ein paar Bilder geknipst, dh. die Maschine macht das ja selbst. Du fühlst dich wie in einer Selbstschiessanlage an der deutschen Zonengrenze in der DDR. Es blitzt aus dem Hinterhalt, wenn du gar nicht bereit bist. Du bist nie bereit, wenn auf dich geschossen wird. Und dann wundern sich die Leute, wenn sie ein bisschen erschreckt aussehen auf dem kleinen miserblen und schwarzweissen Passbild. Man kann sich fragen, ob sie dich mit einem solchen Bild überhaupt über die Grenze lassen. Wahrscheinlicher ist, dass sie dich verhaften an der Grenze, weil du wirklich sehr verdächtig und schuldbewusst aussiehst. Es ist wirklich nicht so wie dein Passbild, Marlena, das ein Bild von einem Fachmann zu sein scheint. Und wo du so locker und unschuldig dreinschaust, mit deinen lieben Augen und dem sinnlichen Mund. Diese Kobmination allein packt mich schon. Aber das habe ich dir schon gesagt.
Also, ich hab ein paar Bilder schiessen lassen, mit diesem hinterhältigen Maschinengewehr, wo man bei jedem Schuss zusammenschreckt. Und ich habe mir für dich was Spezielles ausgedacht. Ich habe gedacht, ich möchte, dass du mich siehst, wie ich dich in Rom auf dem Leonardo da Vinci-Flughafen abholen würde. Also mit Borsalino, wie in einem Fellini Film. Manchmal spinne ich einfach ein bisschen, da musst du ein Auge zudrücken, meine Liebe. Ich finde einfach, man muss das Leben ein bisschen stilisieren, ab und zu, ein kleines Akzentlein setzen. Ich kann dir später gerne noch ein ganz normales und langweiliges Foto schicken. Aber zunächst mit dem Borsalino. Ich sehe darin aus wie ein Mafia Mitglied aus dem mittleren Kader. Mafia Boss würde ich jetzt nicht sagen, da müsste ich noch ein bisschen verhärmter aussehen und eine schwarze Brille tragen. Aber doch aus der Mitte, dem man noch nicht das ganze Verbrechen ansieht. Ich will dich natürlich im Moment nur neugierig machen. Das Foto muss zuerst ins Labor zu Walter, der wird es in komplizierten Prozeduren zurück in mein Box senden, und dann erst ist es soweit. Vielleicht reicht es noch, bevor du in die Ferien gehst.
S war sehr eifersüchtig, als ich diesen Borsalino gekauft hatte. Ich trug ihn auf dem Heimweg vom Geschäft. Es war ein heisser Sommertag. Ich hatte ihn eigentlich für die Ferien gekauft, weil ich die Sonne auf dem Kopf nicht mag. Für hier in der Stadt ist er ein bisschen zu auffällig, zu dandyhaft. Und ein Kollege aus dem Club hat mich gesehen und hat es wohl S gegenüber erwähnt. Und S hatte den Eindruck, immer wenn sie nicht dabei sei, putze ich mich speziell heraus, damit die Frauen sich mir an die Brust schmeissen. Sie kann manchmal ziemlich unmöglich sein, die S.

Also, ich schicke dir diese Post, meine liebste blutrote Freundin. Ich wünsche dir nochmals einen schönen Tag. Und vergiss mich nicht, ich bitte dich.
...

Donnerstag, 15. Mai 2014

Re: italienischer Himmel

 
Saalbach anno dazumal

Lieber ...,

Ach, was bist du lustig, ...  Interessiert dich der Himmel so sehr?
Ich kenne keinen einzigen Menschen, der das irdische Leben gern gegen
einen Himmel austauschen würde. Und gute Käsefondues oder Geranien
kann ich doch auch in der Schweiz haben.

Aber deine Vorstellung von dem italienischen Himmel fand ich so
lustig, dass ich sie auch Anna habe lesen lassen. Ich schicke ihr
manchmal speziell lustige Produkte deiner Fantasie als erbauliche
Lektüre. Ich weiss, dass du nichts dagegen hast. Sie braucht etwas
Übung in der deutschen Sprache, sonst vergisst sie alles, was sie in
der Schule gelernt hat.

Ja, die Italiener. Ich kann mir gut vorstellen, was sie aus einem
Himmel machen könnten. Chaos ist dabei ein mildes Wort.

Meinen ersten Einblick bekam ich damals, als ich als 15-jährige meine
Sommerferien in Saalbach bei einer Bekannten meiner Eltern verbrachte.
Sie arbeitete dort im Sommer als Ärztin. Meistens machte sie
Hausbesuche bei ihren Patienten. Doch eines Tages kam ein Italiener,
der im Hotel nebenan Urlaub machte, in ihre Praxis, die zugleich
unsere Wohnung war. Er hatte sich etwas gebrochen oder vielleicht nur
verstaucht. Aber er kam nicht allein. Hinter ihm drängte sich eine
ganze Sippe herein, die bald den ganzen Raum füllte. Man hörte sie
laut „herumlamentieren und palavern" wobei sie wild gestikulierten.
Die Situation war ähnlich wie wenn ein Fuchs in den Hühnerhof kommt.

Nein, vor diesem Himmel würde ich mich nicht anstellen. Aber..
na ja, vielleicht könnte ich es akzeptieren, wenn ich wüsste, dass ich
dich dort wiederfinden würde. :-)

...

Mittwoch, 14. Mai 2014

italienisch im Himmel?



Lieber ...,
(...)
Ich habe mir gerade ein paar italienische Lehrbücher bestellt. Es war
nicht so leicht sie zu finden, denn sie sind schon an die 10 Jahre
alt. Bisher hatte ich sie mir in der Bibliothek geliehen aber ich
möchte sie gern selbst besitzen. Es ist ein wunderbarer Kurs.
Eigentlich stammt er von BBC und ist sehr intelligent gemacht. Ich
glaube, ich habe dir das schon mal erzählt. Ich habe mir auch schon die
Kassetten dazu besorgt, damit ich die richtige Aussprache lerne. Und
wozu das alles? Mein nächstes Leben möchte ich in Italien verbringen.
;-)))

Ich wünsche dir einen feinen Tag.
Mit lieben Gs und Ks in Qs
Malou

-------------

 Liebe Malou
(---)
Ja, in deinem nächsten Leben wirst du italienisch parlieren. Und wenn es kein zweites Leben gibt. Dann wirst du im Himmel auf italienische Weise herumlamentieren und palavern? Das stelle ich mir lustig vor. Überhaupt, sich den Himmel italienisch vorzustellen, führt bereits zu einem kleinen Lachanfall. Ja, ich glaube, die Italiener könnten den Himmel sehr gut übernehmen. Sie würden ihn mit ihrem Chaos bereichern. Ich würde mich dann auch sehr gerne an der Türe anstellen, schon nur wegen der vielen schönen Italienerinnen, respektive der dunkelhaarigen Engelein. So könnte ich mir den Himmel durchaus auch vorstellen. Und zu Mittag tragen die ehrwürdigen Erzengel grosse Schüsseln mit Spaghetti auf. Herrlich! Und herrlich auch die Tomatenflecken, die sich auf all den himmlischen, leuchtendweissen Hemden und Röcken ergeben. Wunderbar! Ich glaube, ein italienischer Himmel wäre prima. Und nach all dem Durcheinander und einem Schluck Chianti gäbe es eine himmlische Siesta.
Ich glaube, ich melde mich gleich an.
Ich wünsche dir einen schönen Tag
Liebe Gs und Ks
...

Nochmals Himmel

Liebe Malou
ja, mein letztes Mail hat mir die Idee geöffnet, dass man eigentlich eine empirische Studie machen könnte, wie sich die Menschen den Himmel vorstellen. Das wäre sozusagen eine Erforschung des Himmels. Und ich bin überzeugt, es gibt italienische Himmel, französische Himmel, deutsche Himmel und vielleicht sogar Schweizer Himmel. Bei uns hätte es Geranien vor den Fenstern! Und im Menueplan überdurchschnittlich viele Käsespeisen. Das wäre eine lustige Untersuchung für eine Doktorarbeit.
Liebe Grüsse

Dienstag, 13. Mai 2014

mein Vis-à-vis


Liebe Marlena

Richtig, die zwei letzten Tage waren wild. Ich habe mich wirklich in den
Hintern gekniffen und versucht, die vielen Dinge, die hier herumliegen, zu
ordnen und soweit möglich zu erledigen. Man gewöhnt sich all zu leicht
ans Bummeln im Büro, denn es kommen tagtäglich soviele Informationen
und Broschüren und Berichte und Schreiben, dass man immerzu damit
verbringen könnte, sie zu lesen, sie zu überlegen und sie zu kommentieren
und zu überarbeiten. Und am Abend hat man alles in allem nichts getan,
oder man hat 9 Stunden gearbeitet, je nachdem, wie man die Sache
betrachtet.
Und wenn ich hier zum Fenster hinausschaue, dann sehe ich hinüber an ein
älteres Haus linkerseits. Früher war das eine traditionelle Wirtschaft, wie
wir es nannten, also ein Restaurant im traditionellen Stil, wenig Besucht,
und wenn, dann von eher einfachen und etwas merkwürdigen Gestalten.
Ein ehrbarer Bürger (gibt es so was noch heute?), ein ehrbarer Bürger
würde kaum ins Restaurant Schweizerhaus gehen. Denn alles schaute von
aussen etwas heruntergekommen aus. Aber dieser Name, Restaurant
Schweizerhaus ist um die rechte Ecke, zum Wasserturmplatz hin, mit klaren
altdeutschen Buchstaben immer noch gross an die Wand geschrieben. Die
Fenster sind mit hölzernen olivegrünnen Fensterläden ausgestattet, und auf
den Simsen stehen Kisten mit leuchtend roten Geranien. Sieht also nach
echtem Schweizer Volkstum aus. Doch auf der Seite zur Strasse wurde über
der alten Eingangstüre ein kleines Vordach an die Wand geklebt. Es ist
gewölbt, wie an einer Pagode. Rechts davon hängt ein Schild mit der
Aufschrift China Restaurant Guang Dong. Und an der Ecke ragt eine Art
Laterne in den Platz hinaus, nachts beleuchtet, mit der Inschrift Ziegelhof.
Das ist das Bier, das hier im Ort selbst gebraut wird. Du musst wissen, dass
für lange Jahre einige grosse Bierbrauereien sich die Schweiz aufgeteilt
haben. Da gab es Cardinal in der französischen Schweiz, auch im Wallis.
Feldschlösschen herrschte in der Gegend hier und im Raum Zürich vor.
Die Innerschweizer schworen auf Eichhofbier und die Bündner auf Callanda.
Bestimmt gab es noch zwei oder drei grössere Namen und daneben auch ein
paar lokale Untertropfen. Kurz und gut, du konntest blind durch die Schweiz
wandern und anhand des Geschmacks des Bieres bloss wusstest Du, in
welchem Raum du dich befandest. Natürlich hättest du dir dabei die Ohren
verschliessen müssen, denn anhand des Dialektes der Leute hättest du
deinen Standort noch viel genauer heraushören können.
Hier also mit einem breiten Baslerdialekt das Ziegelhof Bier. Es schmeckt
nicht so gut wie Cardinal, an welches ich mich in frühen Jahren meines
Lebens ohne grosse Widerstände und mit Hingabe gebunden habe.
Cardinal schmeckt einfach einmalig. Das mag damit zusammen hängen, dass
die Walliser Sommer so trocken und so heiss daherkommen. Denn, wenn
Hunger der beste Koch, dann ist Durst der beste Bierbrauer.

Doch ich war bei unserem Schweizerhaus vis à vis, und bei dessen
Multikulti-Fassade. Es ist zum Heulen, wenn du das siehst. Und dabei ist
das Restaurant heute besser geworden, als es damals, in den letzten Jahren
gewesen ist. Ich war etwa zweimal dort. Und neben anderen Chinesischen
Küchen schmeckt es eigentlich recht gut und differenziert.
Nun, weshalb ich Dir so ausführlich über mein Vis à vis erzähle, das hat
seinen Grund im ersten Stock. Dort ist, gleich rechts über dem
Pagodendächlein, ein Fenster. Linkerseits ist der Vorhang
zurückgeschlagen. Und dahinter steht ein Käfig mit Kanarienvogel oder
Wellensittich. Das Gitter glänzt golden im Sonnenlicht. Na ja, den Vogel
sehe ich nicht genau, dazu müsste ich ein Fernglas ins Büro mit bringen.
Ich meine, er sei blau, aber ich kann mich täuschen. Doch bin ich sicher,
dass sich dort tagein tagaus ein kleiner Wellensittich in der Sonne räkelt.
Die alte Frau besorgt ihm gelegentlich frische Luft, indem sie das Fenster
öffnet und eine Weile auf den Platz hinunter schaut. Die übrige Zeit überlässt
sie ihm die Sicht. Und wenn ich ihn sehe, dann denke ich an Euren Kaddaffi.

Wenn ich jetzt eine Kamera hätte, wie Du sie hast, dann würde ich Dir ein
Bild dieses Platzes schicken. Das hast du mal gewünscht. Und man sieht
wieder, wie sehr ich mit meinen Pflichten und Aufgaben weit abgeschlagen
im Rückstand liege. Ich tue mehr Dinge, die niemand von mir erwartet, als
dass ich jene Obliegenheiten wahrnehme, von denen alle denken, sie wären
meine Aufgaben. Das war schon so an der Universität. Ich habe immer die
Bücher gelesen, die nicht in aller Munde waren, während ich die offizielle
Pflichtlektüre oft meinen Kollegen überliess. Ich dachte mir, darüber würde
man ja dann ohnehin diskutieren, weil alle sie gelesen haben. Und so würde
ich auch noch in den Genuss dieser Information kommen. Du siehst, ich bin
Spezialist für Alternativprogramme, für Insider-Tipps, für
Ausnahmeerscheinungen und Abwegigkeiten.
*
Bob Dylan? Nun ja, ich hab ihn nicht vor Auge, aber er hat bestimmt mehr
Töne von sich gegeben als ich es getan habe.  Es ist in Persien aufgenommen
worden. Ich litt damals an der Teheraner Magenverstimmung, die jeden
befällt, der erstmals nach Teheran kommt und bei soviel Durst vielleicht mal
in der Not eine Cola mit Eis zu sich nimmt, oder rohen Salat kostet, was alte
Reiseprofis natürlich geflissentlich unterlassen.
Ich finde, Deine Reaktion auf das Bild war etwas knapp. Und dabei habe ich
nun beinahe ein Jahr lang nach einem Foto gesucht, und kürzlich hat mir
S zufällig dieses eine zugesteckt. Es ist ein Unikat sozusagen, ein
Einzelstück, die Ernte eines Jahres, und Du solltest Dir dessen bewusst
sein. Es ist praktisch nicht mehr als das vorhanden.
*
Jetzt muss ich wieder hinter die Dinge. Es gibt hier noch vieles zu tun.
Heute abend treffen wir die Reisegruppe. S hat ein Mail an alle
geschrieben und mich gefragt, wie sie denn die Anrede schreiben sollte. Ich
habe vorgeschlagen "liebe Angsthasen!". Doch das ist böse. Nein, wir können
sie schon verstehen. Jetzt geht es ums Finanzielle.
Mit einem lieben Gruss
...

Szenen einer Ehe


Ämne:  Backintown
Datum: den 4 mars 2004 20:46

Liebe Malou
Soeben sind wind wir aus dem Schwarzwald zurück. Es war ganz gut. Nach bloss 3 Tagen hat man den Eindruck, eine ganze Woche weg gewesen zu sein. Auf alle Fälle deuten die Kilos, die ich zugelegt habe, auf eine satte Woche.

(...)

Gerade finde ich eine Fotokopie eines Zeitungsartikels. Es ist ein Brief eines berühmten Mannes an seine Frau. Ich frage mich, ob Du herausfindest, wer das gewesen sein könnte?
Er sagt dabei:

A. Du sorgst dafür,
1.) dass meine Kleider und Wäsche ordentlich im Stand gehalten werden
2.) dass ich die drei Mahlzeiten im Zimmer (Unterstrichen) vorgesetzt bekomme
3.) dass mein Schlafzimmer und Arbeitszimmer stets in guter Ordnung gehalten sind, insbesondere, dass der Schreibtisch mir allein zur Verfügung steht.

B. Du verzichtest auf alle persönlichen Beziehungen zu mir, soweit deren Aufrechterhaltung aus gesellschaftlichen Gründen nicht unbedingt geboten ist. Insbesondere verzichtest Du darauf,
1.) dass ich zuhause bei Dir sitze
2.) dass ich zusammen mit Dir ausgehe oder verreise.

C. Du verpflichtest Dich ausdrücklich, im Verkehr mit mir folgende Punkte zu beachten:
1.) Du hast weder Zärtlichkeiten von mir zu erwarten, noch mir irgendwelche Vorwürfe zu machen
2.) Du hast eine an mich gerichtete Rede sofort zu sistieren, wenn ich darum ersuche
3.) Du hast mein Schlaf- bzw. Arbeitszimmer sofort ohne Widerrede zu verlassen, wenn ich darum ersuche

D. Du verpflichtest Dich, weder durch Worte noch durch Handlungen mich in den Augen meiner Kinder herabzusetzen.

Voilà! Das ist ein scharfes Bombardement, Szenen einer Ehe.
Ach, was sind wir doch glückliche Menschen!

Mit lieben Gs und Ks
...


--------------

Ämne: RE: backintown...
Datum: den 4 mars 2004 22:30

Lieber ...,
(...)
 Ach ja, dieser schreckliche Text, den du geschickt hast. Zuerst wollte ich sagen: Wie kannst du wissen, was mein Mann von mir verlangt.. ;-)) Aber weisst du, es ist ein grausamer Text und ich hoffe, dass es heutzutage keine Frau mehr gibt, die bei einem solchen Mann bleiben würde. Nein, ich kann wirklich nicht raten wer es ist. Hoffentlich nicht jemand, den ich bis jetzt bewundert habe. Das wäre schlimm.
Lass mich dich nur noch schnell umarmen. Ich bin so froh, dass du wieder hier bist.
Mit lieben Gs und Ks,
Malou

Montag, 12. Mai 2014

Woher kam es?


Ämne: RE: Do-Mo

Liebe Malou
...
Bei uns ist der Frühling durchgebrochen. Der gestrige Tag war ziemlich warm und ich war abends durstig, ohne zu wissen, woher das eigentlich kam. Und viele leiden schon an Heuschnupfen. Und auf der Strasse siehst Du die Jungen ziemlich intensiv küssen. Es wird jedes Jahr intensiver und sie werden jedes Jahr jünger! Nun ja, ich kann mich eigentlich noch ziemlich gut an jene Zeit erinnern. Und wahrscheinlich hat auch uns der Frühling damals das Blut in Wallung gebracht. Wir hatten uns niemals erlaubt, auf der Strasse zu küssen. Aber man stand doch stundenlang an irgend einer Ecke und schäkerte herum. Und man war gut drauf und wusste nicht mal so echt, woher das alles kam. War es vielleicht das schöne Wetter? Und die Erwachsenen, die vorbeigingen, schauten mit einem gewissen Verständnis hin. Wussten sie vielleicht, woher das kam, dass man sich so gut fühlte? Na ja, gelegentlich schauten sie auch eher kritisch. Die wussten bestimmt, woher das kam.

Ach, Du siehst, ich verstehe sie schon, die Jungen. Und in kurzen Momenten, wie in Rilkes Gedicht vom Panther, sehe ich einen kurzen Moment zwischen den Stäben meines Käfigs durch und fühle ein kleines Stechen, welches man Neid nennen könnte.

Ich wünsche Dir einen schönen Tag
Mit lGuK


Nicht mehr Rilke

Lieber  ...,

Gerade heute habe ich ein Buch gekauft, mit einer Auswahl der "schönsten Gedichte" der Welt. Und darin habe ich dann besonders diejenigen (wenige) von Rilke angeschaut, und wie sie in Übersetzung klingen. Dazu möchte ich nur sagen: Das ist nicht mehr Rilke.
Rilkes Grösse liegt neben den tiefen Gedanken auch besonders in dem Reim und in der Musikalität der Sprache.


                      Der Panther

Sein Blick ist vom vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein groser Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf - dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille --
und hört im Herzen auf zu sein.
                                                     Rainer Maria Rilke



Beispiele von Übersetzungen des Gedichtes  hier.

das kleine Büchlein


Re: Tagebuch..

Liebe Marlena
Das Wetter läuft jetzt endgültig auf den Sommer zu. Es ist warm und angenehm. Von hier oben, meinem Büro, sehe ich, wie sich unten auf dem Platz die Kleidung der Menschen ändert. Jetzt gehen sie wieder in Shorts und Tschirts um. Es ist doch erstaunlich, wie sehr sich Erwachsene immer mehr kleiden wie Kinder. Das kommt wohl von der sogenannten Freizeitgesellschaft, denn in der Freizeit schwinden die Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern. An der Spielzeugeisenbahn liegen die Söhne ebenso auf dem Bauch wie die Väter.
*
Ich habe ein wunderschönes Büchlein, das ich gerade lese. Das wollte ich längst tun, ist mir auch schon von vielen Seiten empfohlen worden. Doch erst gestern habe ich es zufällig im Laden entdeckt. Wahrscheinlich eine Wiederauflage. Und ich empfehle es Dir, Marlena, entweder um es selbst zu lesen, oder aber K unterzuschieben, als Vorbereitung für seine Portugal-Reise. Autor ist Antonio Tabucchi, ein Italiener, Professor für portugiesische Sprache und Literatur. Der Titel heisst "Erklärt Pereira...". Ich gebe Dir den Klappentext:
"Portugal unter Salazar. Pereira, ein in die Jahre gekommener, bequem gewordener Lokalreporter, redigiert die Kulturseite einer kleinen regimetreuen Lissabonner Abendzeitung. Pereira kümmert die Politik nicht, bis er eines Tages einen jungen Mann kennenlernt, den er als freien Mitarbeiter für die Zeitung gewinnen will und der sich als Widerstandskämpfer erweist. Der Ästhet Pereira wird immer mehr in das Treiben von Monteiro Rossi und seiner schönen Freundin Marta verwickelt .."
"Das Wunderbare an Tabucchis Parabel ist, dass sie eine moralische Geschichte erzählt, ohne eine Moral von der Geschichte zu haben. Ein Denk-, Spiel- und Rätselstück, wie Tabucchis frühere Bücher - nu mit mehr Bodenhaftung."(Die Wochenppost)
"Ein Glanzstück .... wunderbar schwebend erzählt, als bedürfe es dazu keiner Mühe und Kunstfertigkeit." (Rheinischer Merkur)
Ich habe vor knapp einem Jahr die Verfilmung gesehen, mit Marcello Mastroiani in der Hauptrolle. Das ist einer der wenigen Fälle, wo ich das Buch schätze, obwohl ich den Film schon gesehen hatte. Allerdings wusste ich damals noch nicht, dass die Geschichte von Tabucchi geschrieben worden war. Der in der südlichen Sommerhitze schwitzende Matroiani hat mir einfach gefallen. Und vielleicht noch ein bisschen die altmodische Kleidungen der Leute. Der Roman spielt zur Zeit des spanischen Bürgerkrieges, zu Zeiten also, da es auch in Europa noch Diktaturen gab. Das Büchlein ist die 10. Auflage erschienen, sehe ich gerade, also sehr erfolgreich. Und Pereira sitzt in jenen berühmten Cafés Lissabons herum, schwitzt, schnauft und trinkt Limonade. Oder er spricht zuhause ans Bild seiner verstorbenen Frau, entschuldigt sich, dass er zu spät kommt, rapportiert ihr den vergangenen Tag. Ich glaube, wenn ich selbst schreiben könne, würde ich sowas in diese Richtung schreiben. Ich meine vom Ton her, und von der Philosophie. Der Roman hat wirklich eine vibrierende Athmosphäre, die mir sehr liegt. Sie flackert so ein bisschen zwischen Leben und Tod.
*

Sonntag, 11. Mai 2014

gestillte Unruhe


Liebe Malou
---
Gestern hatten wir unser Weekly. Und W. hat mich überrascht und mir - vielleicht zum Abschied - ein Buch gebracht. Du wirst es kaum glauben, es ist das Buch der Unruhe von Pessoa. Ich hatte ihn im Verdacht, dass er es bei sich habe. Ich hatte zwar keine Erinnerung, dass ich es ihm ausgeliehen hätte. Und ich habe es ihm auch nicht ausgeliehen. Die Ausgabe, die er brachte, hatte er im Internet gefunden. Er findet alles im Internet. Und ich finde nicht mal ein kleines Büchlein in meinen vier Wänden. Kurz und gut: die Ausgabe ist hübsch und mit einem harten Deckel, während die meinige nur ein kleines Taschenbuch ist. Und diese hier ist illustriert von einem portugisischen Zeichner. Das mag ich. Was denkst Du heute von Pessoa? Bestimmt hast Du im Norden lange Sommerabende diesen merkwürdigen Gedanken nachgehängt. Na, ist er nicht merkwürdig und poetisch zugleich. Eine Kombination, die ich irgendwie schätze. Obwohl, das muss ich sagen, ich mit Pessoa nicht gerne eine Zweizimmer-wohnung teilen wollte. Er würde bestimmt seine Frühstückseier anbrennen lassen. Und wenn es an der Türe klingelt, hinge er irgendwelchen merkwürdigen Gedanken nach und würde die Klingel überhören. Nein, für den Alltag wäre er mir zu ätherisch.

Aber ist süss, dass Walo - wie ich ihn nenne - mir dieses Buch geschenkt hat. Er meinte, er könnte meine Unruhe nicht mehr ansehen, die ich habe, weil ich mein Buch nicht finde. Ich habe ihm dann als Revanche ein kleines Büchlein von Tabucchi gegeben, von dem ich Dir auch schon erzählt habe. Es ist - glaube ich - ein kleiner Krimi und Walo liebt Krimis über alles. So hatte ich neben der spendefreudigen Personalchefin sogar abends noch eine kleine Überraschung. Das Leben zeigt manchmal wirklich Lichtblicke, nicht wahr?

Samstag, 10. Mai 2014

"Zerstörer"


9 January 2007 17:48

Lieber ...,

Du kannst dir garnicht vorstellen welch merkwürdiges und genussvolles
Gefühl es ist diesen Dokumentzerstörer zu betätigen. Dabei wünsche ich
man könnte dasselbe mit einigen Erinnerungen tun. Und so ist es ja
fast auch. Einiges, was ich nun auf Papier wiederfinde und ins
Gedächtnis zurückhole, wird dann für immer ausgelöscht sein. Und es
rasselt so herrlich... :-)  Ich habe den Eindruck, dass ich ein wildes Tier
füttere.
...

10 January 2007 12:40
 
Liebe Malou

Ja, du lobst deinen Shredder. Und du weisst vielleicht nicht, dass ich
in einem ähnlichen Fahrwasser treibe. Ich muss ja doch zuhause
aufräumen. Und ich muss im Büro aufräumen. Und damit meine ich jetzt
nicht bloss, die Dinge in Ordnung bringen, sondern recht eigentlich
sichten und nur die wichtigsten Dinge behalten. Wirklich nur die
allerwichtigsten. Und welche sind die Wichtigsten?
Es ist einfach enorm, wie man mit der Zeit an diesen Dingen hält und
immer das Gefühl hat, man könne dieses oder jenes noch brauchen. Nein,
ich muss wirklich radikale Häutungen vornehmen. Ich brauche eine neue
Haut. Es geht nicht anders. All das Zeug wiegt so schwer. Ein leeres
Büro wäre eine Wohltat. Ich kann mir schon gar nicht mehr vorstellen,
wie das aussehen würde.

Deshalb beneide ich dich ein bisschen um deinen "Zerstörer", auch wenn
das Wort ganz kriegerisch und eben zerstörerisch klingt. Es klingt
unheilvoll. Destruktiv. Shredder ist doch besser als Wort.

Heute haben wir hier nahezu Frühlingswetter. Es riecht so wie rund um
die Fasnachtszeit. Aber es ist warm, um die 15° habe ich gehört.
Irgendwie ist es schade, dass es keinen richtigen Winter mehr gibt.
Und das nicht wegen des Winters, sondern wegen des Sommers. Man
schätzt doch den Frühling ganz anders, wenn man lange auf ihn gewartet
hat. Nein, es ist ganz unheilvoll mit diesen neuen Temperaturen.

Und jetzt willst du mir Standard-Tagebuch schicken. Ein Commouniquée??

Mit lieben Gs und Ks und im Qs Umfang
...