Montag, 30. September 2013
Wer weiss, was morgen ist ...
den 11 september 08:05
Wer weiss, was morgen ist ...
Liebe Marlena
Vielleicht kennst Du dieses Foto: "James Dean on Times Square". Es stammt von 1955. Das ist auch das Jahr des Todes von James Byron Dean, als er an einem Septemberabend mit seinem Porsche Speedstar auf der Highway 466 mit einem Ford Sedan zusammenprallte. Das Ereignis erinnert ein bisschen an Camus.
Nun habe ich persönlich mit James Dean eigentlich ganz und gar nichts am Hut. Ich habe nie ganz begriffen, weshalb man ihn hochstilisiert hat, wo er doch bloss 173 gross und Brillenträger war. Wahrscheinlich war er wirklich sehr kurzsichtig, und schaute deshalb in die Welt mit einer Mischung aus jugendlichem Missmut und Aufsässigkeit. Aber wird man damit schon zum Giganten, zum Rebellen? Tatsache ist, dass Dean zum Vorläufer unserer Jugendbewegung gemacht worden ist, zum 68er avant la lettre. In seinem dunkeln Mantel schleicht er hier über den leeren Times Square. Und die späteren Generationen finden in dieser Zufälligkeit eine jugendliche Gebärdensprache, einen baudelairschen Helden, der die ganze juvenile Ungeduld und Aggressivität, diese moderne Mischung aus Nervosität und Schüchternheit in die Welt schreit.
Auf dem Foto sieht er unscheinbar aus. Es ist regnerisch und unklar. Bei seinem dunkeln Mantel hat er den Kragen hochgeschlagen. Eine Chesterfield steckt zwischen seinen Lippen. Weshalb eigentlich Chesterfield? Es muss Morgen sein, denn der Times Square ist mehr oder weniger leer. Und wir alle wissen, dass die New Yorker ungefähr viertel vor zehn für ihren ersten Starbucks Kaffee anstehen. Und hier hat der junge Kerl schon eine Zigarette im Mund! Hinten erscheint die grosse Reklamewand, das Markenzeichen des Times Square. Sie verschwindet im Grau des Nebels und des Regens. Und die Eisengitter rechts, die den Verkehr regeln, entsprechen mit den provisorischen Abschrankungen links. Es sieht alles nach purer Zufälligkeit aus. Und im grauen Asphalt reflektiert sich der missmutige Jüngling, der zum Vorreiter der Teenager werden soll. Es gibt ein ähnliches Foto von Cartier-Bresson, das Giacometti in Paris zeigt. Doch mindestens war damals Giacometti ein bekannter Mann. Hier ist aber auf dem morgendlichen Broadway nur ein kleiner Narziss unterwwegs, der noch selbst kaum weiss, wer er ist. Und vielleicht ist er zu diesen nassen Morgenstunden auch noch nicht ganz wach. Er hat Theater und kleine Rollen im Fernsehen gespielt. Berühmt wird er im Kino werden. Ein Film ist bereits abgedreht: "Rebel without cause". Das ist sozusagen sein ästhetisches Programm. Im Kino Astor, das man auf dem Foto linkerhand sieht, wird seine Uraufführung stattfinden.
Alles kann zum Mythos werden. Auch ein junger, zerknitterter Mann auf dem morgendlichen Broadway, der sich irgendwo einen faden und überzuckerten Kaffee sucht. Ein Mythos ist eine Botschaft. James Dean wurde zum Mythos gemacht, das den Nerv der Zeit traf. Eine Botschaft des jugendlichen Aufbegehrens. Es blieb ihm, dem jungen Narziss, erspart, alt, hässlich und ungeschickt zu werden. "Lebe schnell, sterbe jung und habe einen schönen Leichnahm", soll er oft aus dem Film "Knock on Any Door" zitiert haben. Es ist wie eine Regieanweisung für seine Selbststilisierung.
Offenbar war er eitel, was man doch von einem Rebell nicht direkt erwartet. Einmal, so wird erzählt, soll er versucht haben, als Fotopose Michelangelos David einzunehmen. Ein David des 20. Jahrhunderts? Auf jeden Fall waren bisher Brando und Presley die noch etwas unentschiedenen Idole. Und jetzt wird es Dean, der Jugend nicht als Unreife, sondern als eigentlichen und wahren Seinszustand deklariert. James Dean ist der Anfang des Teenager Kultes. Und dabei war er zum Zeitpunkt dieses Fotos längst ein purer Twen. Dazu war er längst tot. Aber Tote, so weiss man, leben eben etwas länger!
Ich wünsche Dir einen schönen Tag
Gruss
Frühmorgens (10 sept 08:23)
"Nachempfindung von Rubens' Höllensturz"
den 10 september 08:23
Frühmorgens
Liebe Marlena
Du bist doch ein Mensch von praktischem Format. Du bist zufrieden, wenn Du Gras gemäht und Pflaumenkuchen bereit hast. Du stützest Dich auf handfeste Dinge, auf sichtbare Resultate. Du wärst glücklich und zufrieden, Dich im RL einzurichten. Ich glaube, Du lebst vor allem von der sinnlichen Welt: Natur, Menschen, Blumen. Nicht wahr? Na ja, das geht uns allen wohl mehr oder weniger ähnlich.
Aber ich habe gemeint, Ronda sei eher für das VL, weil man dort oben kaum 14 Tage - nachdem man die Frau entführt hat - wirklich froh und zufrieden leben könnte. Ronda ist ein abstrakter Traum, und Hemingway hat es auch ein bisschen so gemeint. Na ja, vielleicht war er selbst ein bisschen ein abstrakter Typ, der irgendwo auf dieser Welt sich in Handgemenge einlassen konnte. Abstrakt würde dabei heisse, dass es keine Rolle spielt, wo und wofür.
Nein, ich spiele kein Golf. Ich habe mich damals mit dem starken Gedanken getragen, anzufangen. Und es hätte nicht viel gefehlt, dass ich wirklich in einen Club eingetreten wäre. Das war die Zeit, als ich noch mit dem Bon von 10 Schnupperstunden herumgegangen bin. Aber heute bin ich ein abgeklärter After-Golfer. Ich habe überigens eine gute - psychoanalytische - Definition, was Golf sei, wenn es denn jemand unbedingt wissen wollte: Golf ist der sublimierte libidinöse Triebwunsch, den Ball ins Loch zu bringen. Na ja, vielleicht ist das wirklich nur für einen Psychoanalytiker lustig. Sofern ein solcher überhaupt zum Lachen zu bringen wäre.
Du hast also Städtewünsche? Und wenn die Reisebüros heute jede Menge Städtereisen auf den Markt werfen, liegen sie bei Dir richtig. Und den grössten Wunsch hast Du Dir immer noch nicht erfüllt. Ich kann mir schon denken, in welche Richtung er geht. Und ich wünsche Dir, dass er sich erfüllen möge. Du weisst doch, Marlena, dass Wünsche, wenn man sie sich wirklich und von tiefstem Herzen wünscht, auch erfüllt werden. Wenn das nicht geschieht, dann ist man vielleicht ambivalent. Man will und gleichzeitig will man auch nicht. Wir sind ja solche Wundergeschöpfe, die sowas können. Solches sind Operationen, die man in der Mathematik mit +/- bezeichnen würde. Aber das trifft auch nicht zu. Dort heisst es entweder oder, hier bei uns heisst es zugleich + und - . Sowas Kompliziertes kann wahrscheinlich nur unser Kopf. Wenn man wirklich das Herz fragen würde, wäre es immer entweder eindeutig ja oder eindeutig nein.
Ich glaube, ich habe auch Städtewünsche. Aber es sind für mich nicht so grosse Wünsche, dass sie sozusagen lebensentscheidend wären. Ich würde auch gerne Madrid sehen. Ich würde- wie ich schon gesagt habe - gerne 2 Jahre in Isfahan leben. Auch in Rom wollte ich eine längere Zeit sein. Und mit Wien könnte ich mich sofort auch einverstanden erklären. Ich glaube nicht, dass Rom so gross ist, dass man es sich für die Ewigkeit aufheben sollte. Das Zentrum Roms ist klein. Es gibt zwar eine Unmenge zu sehen. Aber es ist nicht wirklich gross. Und das finde ich schön. In 14 Tagen kennt man sich schon gut aus.
Ich würde am liebsten meine Existenz verwandeln. Du weisst, mein Traum ist irgendwie eine Kombination von Porträtist und psychologischem Berater. Leute kommen, weil sie irgendwie mit irgendwelchen Problemen oder Lebensfragen nicht zurande kommen. Und ich diagnostiziere sie sozusagen in einem Porträt. Und die Dauer des Porträtierens ist gleichzeitig die Beratung. Sie ist keine so gezielte Sache, sondern ein produktiver Prozess, der sich einfach aus dieser Situation ergibt. Ich will niemandem etwas aus- oder einreden. Ich will - so könnte man es vielleicht sagen - jemanden erkennen, wie er wirklich im tiefen Inneren ist. Und das wird ihm gleichzeitig helfen, seinen Weg im fraglichen Problem zu finden. Natürlich stelle ich mir vor der Staffelei nicht kleine Penner und Nichtsnutze vor, sondern durchaus respektable Leute mit respektablen Problemen. Na ja, entweder muss die Person, oder es muss das Problem respektabel sein. Es gibt ja Menschen, die glauben, sich mit Hilfe eines respektablen Problems zu einem respektablen Menschen hinaufarbeiten zu können. Sie wollen am Problem in die Höhe klettern. Aber sowas lasse ich auch gelten.
Du siehst, mein Traum geht in die Richtung von Magie. Wenn ich das könnte, würde ich vielleicht auch Hypnosen anbieten. Aber das kann ich nicht wirklich. Und vielleicht wäre es auch ein bisschen zu zauberisch.
Überigens würde ich auch gerne noch einmal Moskau sehen. Wir waren mal dort während eines Tages. Aber damals war man als Tourist nicht frei. Und alles schien mehr oder weniger kontrolliert und verschlossen. Ich würde auch gerne in die russische Provinz reisen, dh. in Dörfer, die noch so sind wie im 18. Jahrhundert. Dort könnte man in der Tat in die Vergangenheit reisen.
Aber ich glaube, Städte sind für mich kleine Träumereien, nicht wirklich Träume. Mein Traum: Ich würde gerne ein Buch schreiben oder einige Bilder machen, mit denen ich zufrieden wäre. Ich glaube , dass es wunderbar ist, wenn man später solche Dinge wieder hervornehmen und geniessen kann. Ich merke das bei den Bildern, die ich vor etwa 20 Jahren gemalt habe. Ich schaue sie anders an als damals. Damals hatte ich sie zu kritisch betrachtet, hatte überall Dinge und Stellen gesehen, die man hätte besser malen können. Aber heute nehme ich sie einfach so, wie sie sind. Und sie sind durchaus geniessbar. Und sie zeigen mir eine Welt, die mir damals wichtig gewesen ist. Im Vergleich zu jener Zeit vor 20 Jahren würde ich heute mehr das VL betonen. Ich meine, in diesen alten Bildern war mir wichtig gewesen, die Dinge so zu malen, wie sie sind. Ich habe zum Beispiel einige kleine Bilder, die Situationen im Wallis zeigen. Es sind Stimmungsbilder. Sie erinnern mich an den Sommer im Wallis. Heute würde ich vielleicht eher meine Fantasien, meine Ideen, meine Innenwelt darstellen, und mich dabei weniger nach der äusseren, sichtbaren Realität richten.
Habe ich Dir erzählt von meinem grossen Bild 'Höllensturz'? Na ja, es ist eine Nachempfindung - so würden die Leute heute sagen - eine Nachempfindung von Rubens' Höllensturz. Auf dem Bild stürzen Hunderte von nackten Menschen und unglücklichen, wohl irgendwie schuldigen Kreaturen durch graue Wolkengebilde und blaue Wolkenfenster hindurch in die Tiefe. Es ist eine bodenlose Situation. Man weiss wirklich nicht, wo sie schliesslich landen werden. Und dabei versuchen einige dieser Sünder, sich an sehr weltlichen Dingen festzuklammern, an einem Lampenschirm, an Tüchtern, an Papieren usw. Sie schaffen neben soviel Fleisch einige Farbtupfer im Bild. Und durch das ganze Bild weht ein steifer Wind. Man sieht das an den Körpern, deren Dynamik sich als grosse Bewegung durchs Gewölk zieht. Die menschlichen Leiber wirken wie abgefallene Blätter im Herbstwind.
Die Komposition hat mir damals sehr gefallen. Und ich habe tagelang an der Komposition der Wolken gearbeitet. Das war vielleicht das schwierigste. Es sieht auf dem Bild eher wie zufällig aus, aber es ist sehr viel Kalkulation dahinter.
Solche oder ähnliche Bilder würde ich gerne malen. Aber es fehlt mir ein bisschen die Zeit. Man muss da wochenlang dahinter sein, damit es vorwärts geht und damit man den Anschluss nicht verpasst. Denn wenn das Zeug mal trocken ist, ist es sehr schwer, wieder anzufangen. Die Farbpalette stimmt nicht mehr, und auch die Striche im Bild wirken plötzlich wie Fremdkörper. Es ist, wie wenn man eine alte Liebe wieder aufwärmen wollte.Das geht selten gut.
Das wäre ein Traum: selbstvergessen in irgend einem atelier-ähnlichen Raum tagelang zu werken, bei Musik, bei ab und zu einem Espresso. Früher hätte ich gesagt, bei einer Gauloise ab und an. Aber heute würde ich den Tabak mit einem kleinen Besuch einer Person eintauschen. Aber es wäre schön, wenn die Situation offen wäre, wenn also Leute zufällig oder gewollt vorbeikommen zu einem kleinen Schwatz oder zu einer längeren Unterhaltung. Das wäre schön.
Walter hat überigens ähnliche Fantasien. Er ist ja ein passionierter Bastler und kann alle möglichen elektrischen oder elektronischen Dinge flicken. Er spricht davon, eine offene Werkstatt zu führen, wohin Leute ihre kaputten Staubsauger, defekten Bügeleisen oder pfeiffenden Radios bringen können, damit er sie ihnen flicke. So wie ich ihn kenne, würde er es den Leuten überlassen, wieviel sie für die Reparatur bezahlten.
*
Elefanten mag ich auch. Ich liebe besonders Filme mit Menschenaffen. Ach, sowas mag ich sehr. Ich bin - da bin ich Dir ein Antipode - ein begeisterter Anhänger des Darwinismus. Und ich weiss, dass sich Euer Papst dazu überwunden hat, hinter mich in meine Reihe zu stehen. Na ja, er ist kein glühender Verehrer von Darwin. Aber er meint, respektive der Vatikan meint, es wäre eine ernst zu nehmende Hypothese. Ich finde, der Darwinismus ist eine gute Theorie, die mich immer wieder schwindeln lässt. Der Schwindel ist vielleicht ähnlich, wie in jenem rubens-ähnlichen Bild. Ach, Marlena, wie gerne würde ich Dir mal meine Dinge zeigen, an denen ich hänge: Bilder, Bücher, Ideen, Zeichnungen, Projekte, kleine und grössere Träumchen. Weshalb können wir das nie in jener sinnlichen und RL Form, in der es so schön und einsichtig wäre?
Wir bewegen uns - notgedrungen - immer auf dem abstrakten VL-Niveau von Ronda.
Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag.
Mit lieben Grüssen
...
Sonntag, 29. September 2013
Re: Vorabendprogramm (20:53)
Ämne: Re: Vorabendprogramm
Datum: den 9 september 20:53
Lieber ...,
Gerade als ich mein Mail abgeschickt hatte, fand ich eins von dir in der Inbox. Wie ist das möglich? Ich meine, die Uhrzeit stimmt doch garnicht.
Und ich finde es lustig, denn gerade das, was du über NY sagst habe ich geahnt und auch in meinem Mail erwähnt. Ich habe befürchtet du würdest dich dort niederlassen können. ;-)
Bitte, mein lieber Mausfreund, sei vorsichtig. Du weisst Maladi ist nicht leicht zu ertragen.
Übrigens schreibe ich auch sehr schnell am PC. Ich imponiere immer damit auf meine Kollegen. Jedenfalls versuche ich es.. ;-)
Danke nochmals für dein kleines "Abendmail". Solche mag ich besonders.. weiss nicht warum..
Nochmals liebe Grüsse,
Marlena
Ich wünsche du wärest jetzt hier..
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Warum nicht "maladi"?
Re: ... auf deine Frage (20:41)
Ämne: O..
Datum: den 9 september 20:41
Lieber ...,
Eine solche Frage? Ich habe gestutzt als ich sie sah. Und du stellst sie so ganz ohne Bedenken - schwarz auf weiss. Man kann sie beim besten Willen nicht übersehen. Weisst du, diese Frage kommt mir öfters in den Sinn und ich versuche sie so schnell wie möglich beiseite zu schieben. Und nun willst du plötzlich, dass ich sie beantworten soll.
Wenn du sie vor drei Jahren gestellt hättest, wäre es vielleicht noch etwas leichter gewesen. Aber irgendwie wird man alt und klug und sieht ein, dass man zwar noch träumen kann, aber dass es dabei bleibt. So überspringe ich hier, diese Sorte von Träumen und gehe über zu einigen, die ich vielleicht doch verwirklichen kann.
Wenn ich aufhöre zu arbeiten, will ich wieder einmal in die Welt hinaus reisen. Ich denke vielleicht doch einmal Wien. Ich habe dort gute Freunde, die ich gern wiedersehen würde und ich weiss schon wo man sich günstig für ein paar Wochen einmieten kann ohne ruiniert zu werden. Und dann möchte ich in aller Ruhe eine Zeitlang Wienerin sein. Ich möchte die Stadt so kennenlernen wie ich einst Paris kennegelernt habe. Mit dem Herzen und nicht nur mit den Augen. Ich möchte in den Wiener Cafés sitzen und einen Schlagobers bestellen. Ja, Wien ist einer Meiner Träume, die ich verwirklichen möchte.
Und dann später auch Rom. Diese Stadt ist so gross und schön und ich habe fast ein bisschen Angst vor ihr, weil sie mich mein Leben lang gelockt hat. Und wenn ich einmal dorthin fahre, werde ich mir deine "Römerbriefe" herausssuchen und sie als Guide mitnehmen.
Ich musste noch einmal nachschaun wie du die Frage formuliert hast. Und nun wo ich sie genau lese, sehe ich noch mehr als vorhin.
"..dein grösster Traum im Leben, auf dessen Erfüllung du noch wartest..." Du weisst also, dass mein grösster Traum noch unerfüllt geblieben ist. Ach, ..., du führst mich in Versuchung. Ich beantworte es vielleicht später einmal. Es ist ja auch keine JA/NEIN - frage. Wie würdest du selbst darauf antworten? Kannst du es?
*
Ja, es war schön, immer am frühen Morgen ein schönes langes Mail von dir zu erhalten, von dem man wusste, dass du es in Ruhe und ohne Stress schreiben konntest. Und es waren Abend-mails. Die sind eine Sorte für sich. Das konnte man sogar spüren. ;-)
*
Es ist doch gut, wenn du das Nachher vergessen kannst. Wäre schlimm gewesen wenn du jeden Tag in NY an alle Arbeit gedacht hättest, die in deinem Büro liegen bleibt. Du bist ganz einfach ein Lebenskünstler. Ich hatte sogar manchmal den Verdacht, dass du es wie der bekannte Mathematikprofessor in Paris machen würdest. Er hat das akademische Leben verlassen und hat sich als Clochard unter die Brücken gelegt.
*
Du spielst also wirklich auch Golf? Ich dachte das war nur sowas womit Harro damals versuchte den Damen im Chat zu imponieren. *s* Schade, dass du es so weit hast zu Golfbahnen. Ich habe zehn Minuten mit dem Auto zu der einen und 20 Minuten zu zwei anderen. Das sind Golfbahnen mit 18 Löchern. G. ist übrigens ein eifriger Golfspieler. Ich werde mal die Frage an ihn stellen, die du mir als Witz geschickt hast. A. (der andere Kollege) wird wohl dabei vom Stuhl fallen..
Ich kenne auch einen Golfwitz. Fragt ein Kind die Mutter: Du Mutti, wann ist Pappa gestorben? Sagt die Mutter: Er ist nicht tot.. er hat angefangen Golf zu spielen.
*
Ich fühle mich heute Abend frei und zufrieden. Zufrieden, weil ich das Gras gemäht habe und einen Pflaumenkuchen für die Konferenz morgen gebacken habe. Ich bin wieder einmal dran. Jede sechste Woche. Dazwischen lässt man sich von den anderen mit allerlei Leckerheiten verwöhnen. Es ist gut diese kleinen informellen Treffen zu haben, denn man kann alle eventuellen Probleme ohne grosse Umstände lösen und es sieht auch gut aus auf dem Papier, dass man sich in den Fächern trifft und diskutiert. Der Direktor kann auch kommen, wenn er will. Aber ich denke er traut sich wohl kaum.. :-)
*
Im Moment läuft ein Naturfilm im Fernsehen über Elefanten. Diese Tiere haben mich schon immer fasziniert und als Kind wünschte ich mir sehnlich einen eigenen Elefanten zu haben. Einen, der auf mich aufpassen würde und mich lieben würde. Und immer noch kann ich mich nicht satt sehen an diesen Tieren. In Stockholm auf Skansen (das Freilichtsmuseum) durfte ich mal auf einem Elefanten reiten. :-)
*
Hattest du dich verschrieben in deinem Mail, wo du sagtest Ronda ist etwas für das VL? Sicher hast du gemeint RL, oder? Wie könnte es für das VL sein?
Und so komme ich zu meiner Frage, am Ende des Mails:
Warst du schon einmal mit einer Geliebten in Ronda?
Ich grüsse dich lieb und sende dir ein wenig von unserer sommerlichen Wärme, die wir immer noch geniessen.
S+K
Marlena
ernst zu nehmende Konkurrenz (17:59)
den 9 september 17:59
Vorabendprogramm
Liebe Marlena
Ausnahmsweise sitze ich wieder einmal zuhause am PC. Meine Kaffeetasse scheppert etwas, wenn ich auf die Tasten hacke. Weißt Du eigentlich, dass ich ziemlich rasch schreibe, ungefähr so wie eine mittelgeschickte Sekretärin. Das habe ich damals im Gymnasium gelernt, als mich der Klassenlehrer beauftragte, seine Lektionen zuhause nachzu-schreiben und ihm abzuliefern. Das habe ich dann auch regelmässig gemacht und mir Mühe gegeben, wenig Fehler zu machen. Und ich bin ihm noch heute dankbar, dass er uns einen Schreibmaschinenkurs organisiert hatte. Wir waren die einzige Klasse, die in einen solchen Genuss gekommen war. Und schliesslich habe ich dann ja auch meine Doktorarbeit selbst geschrieben, mit dem Effekt, eine kleine Entzündung im Handgelenk zu haben. Ich hatte damals erstmals auf einer elektrischen Maschine geschrieben. S. hatte sie aus dem Büro heimge-bracht. Und man musste höllisch aufpassen, dass man nicht unwillentlich eine Taste berührte, denn dabei ging sie schon los, ganz im Gegensatz zu einer in einer mechanischen Maschine, die man noch richtig traktieren musste, bis sie zu schreiben geruhte. Und diese Steifigkeit, die das bedingte, führte dann wohl zur Entzündung.
*
Ich hoffe, Du lachst mich nicht aus, wenn ich Dir beichte, dass ich ein bisschen Sehnsucht nach NY habe. Natürlich ist es nicht nur die Stadt, sondern auch die freie Zeit, die Möglichkeit des Vagabundierens, jeden Moment tun Könnens, was man will. Aber es ist auch die Stadt. Ich habe den Eindruck, NY sei eine sympathische Stadt. Und – Du erinnerst Dich – das hatte ich vorher nie im Leben geglaubt. Ich habe mich wohl ein bisschen verliebt. Nicht, dass ich jetzt Paris oder Rom gering schätzen würde. Das nun sicher nicht. Aber NY ist eine ernst zu nehmende Konkurrenz zu diesen bejahrten, eleganten Damen des alten Europa. Ist das nicht merkwürdig. Ich habe mich schon lange nicht mehr so sehr überraschen lassen. Meine Sympathie geht sogar so weit, dass ich denke, man müsste den armen Amis wirklich im Irak etwas unter die Arme greifen. Stell Dir vor!
*
Und jetzt muss ich hinüber, um einige kleine Dinge in Ordnung zu bringen. Es wird langsam kühl dort drüben. Und bald werde ich es nicht mehr aushalten, ohne zu heizen. Deshalb noch heute!
Ich wünsche Dir einen wunderschönen Abend nach einem erfreulichen Tag.
Mit Liebe
...
Stockwerk in die Höhe (9 sept 06:44)
den 9 september 06:44
Stockwerk in die Höhe
Liebe Marlena
Ach, Du gibst mir wirklich Fragen zum Anbeissen! Golf gespielt? Klar habe ich Golf gespielt. Und ich war sogar ziemlich gut. Ich spielte lange, und spiele manchmal heute noch mit dem Gedanken, mit Golf anzufangen. Allerdings ist der Sport bei uns recht teuer. Wir haben nicht soviel Platz in der Schweiz, so haben sich einige Clubs jenseits der Grenze in Frankreich oder in Deutschland entwickelt. Aber die Anreise dauert mindestens eine Stunde. Und die Einkaufpreise sind hoch.
Diese Bedingungen bedeuten, dass man mindestens einen halben Tag für eine Partie reservieren müsste. Und wann hätte ich schon Zeit? Vielleicht am Samstag, wenn schon alle dort sitzen und in einer Reihe warten, bis sie starten können? Ich bin eben leider nicht der Chef einer kleinen Firma, wie viele meiner Kollegen im Club, die während der Woche sich das Wetter und den Tag aussuchen können. Du siehst, ich habe an diesem Thema bereits gelitten. S. hatte mir auch einmal zum Geburtstag 10 Lektionen geschenkt, die ich dann aber, aus diesen Ueberlegungen, nie konsumiert hatte. Und im Club, wo noch vor 10 Jahren alle Tennis gespielt hatten, spielen heute die meisten Golf. Ich bin ein bisschen im Rückstand ;--)
Und ich tröste mich mit der Frage, die man hier gelegentlich hört, und die sehr sarkastisch klingt: 'Sind Sie noch sexuell aktiv, oder spielen Sie schon Golf?'
*
Ja, wir können die Wolken pink malen, oder auch violett, wie diese Kuh der Milka-Schokolade, die ich immer fürchterlich gefunden habe. Aber die Architektur ist wirklich zweitrangig. Die Mauern sollten sich bekanntlich danach richten, was im Raum gemacht und gelebt wird. Deshalb warten wir noch damit. Ich hatte kürzlich einen kurzen Dokumentarfilm über den Architekten Liebeskind am TV gesehen. Und er hatte mir bestätigt, dass es noch Architekten gibt, wie ich es ursprünglich gerne geworden wäre. Liebeskind hat das neue World Trade Center in NY geplant, und auch in Berlin das jüdische Museum gebaut. Er ist ein begeisterter Mensch und hat nach dem Architekturstudium noch Philosophie und Soziologie studiert. Genauso hätte ich es auch gesehen, meine Ausbildung zum Architekten. Es ist doch eher ein sozialwissenschaftlicher als ein technischer Beruf, war immer meine Meinung. Aber an der ETH hat sich die Ausbildung eher nach den technischen Erfordernissen gerichtet. Und das hatte mich nicht sonderlich interessiert.
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Für das Mail am Morgen war die Zeitverschiebung zwischen Europa und USA nicht schlecht, nicht wahr? Und natürlich auch die Tatsache, dass ich viel Zeit hatte. Wenn B nicht am Computer war, konnte ich dort stundenlang sitzen und meine Mails eintippen. Das kann ich leider hier weniger. Heute ist es ein schöner Zufall. Ich bin früh aufgewacht, weil ich schon um 545h aufstehen wollte. Ich muss schon nach 07.00h in Basel sein. Und weil ich noch ein bisschen früher aufgewacht bin, habe ich jetzt Zeit, Dir zu schreiben.
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In der Schweiz beginnt die Jagdsaison. Ein alter Schulkollege, jener aus Raron, ist auch Jäger. Und Golfspieler dazu, wie mir gerade einfällt. Die Jäger sind eine ganz besondere Art Männer. Ich weiss nicht, ob sie auch singen. Aber sie fühlen einen archaischen Drang, vor allem in den Bergen den Gemsen und dem Wild nachzustellen, um sie zu erlegen. Es ist nicht der Braten, der sie lockt. Es ist wirklich diese alte Mission des Mannes, hinauszugehen, um sich in gefährlichen Situationen zu bewähren. Na ja, so gefährlich sind sie eigentlich nicht mehr. Aber sie haben noch diese Atmosphäre. Im Wallis und im Kanton Graubünden sind die Männer jeweils zu diesen Jahreszeiten völlig aus dem Häuschen. Ich sollte meinen Freund mal fragen, wie das genau vor sich geht.
*
Du redest von einem Dachstock. Das war nie mein Begriff, meine Liebe. Und Du bringst immer wieder architektonische Vorstellungen ins Spiel, die unseren Lebensraum begrenzen. Meine Idee war es, neue Möglichkeiten, nicht neue Grenzen zu schaffen. Der Begriff STock betraf nur die Idee eines neuen und höheren Niveaus. Das ist alles. Ich habe niemals in meinem Leben an ein Dach gedacht. Ich habe nie an Mauern gedacht. Mit dem Panoramafenster konnte ich mich gut anfreunden. Und mit der losen Möblierung auch. Aber ich möchte das alles nicht zu schwer, sondern sehr luftig und offen und bereit für alle Arten von verrückten Aktionen. Ich bin eben manchmal so weltfremd, dass ich nicht an den nächsten Regen denken will.
Da kommt mir etwas in den Sinn, das mir im Leben immer wieder unterläuft. Es gibt oft Situationen, auf die ich mich sosehr freue, dass ich die Zeit danach völlig vergesse. Es kann sein, dass ich sehnlichst auf ein Wochenende warte, dass mein Unbewusstes sozusagen meint, die Zeit würde damit stillstehen. Es gäbe kein Nachher. Und dann bin ich ein bisschen erstaunt und enttäuscht, wenn der nächste Montag kommt. Bei meinem NY Aufenthalt war es ein bisschen ähnlich. Ich habe viel meiner Energie darauf gesetzt. Und jetzt sitze ich hier in der Tinte, und muss die Dinge tun, die ich damals hinausgeschoben hatte. Ist das nicht ein sehr kindlicher Zug, nicht wahr? Diese meine Neigung hatte mich immer wieder gestört im Leben, und ich wollte es ändern. Aber ich war nicht in der Lage. Es ist noch heute so. Ich meine, es ist eine Art Romantik, die eben nach Ronda führt. Man unternimmt eine verrückte Aktion und überlegt sich nicht, was nachher kommt. Du siehst, ich bin ein bisschen verrückt!!
*
Frage: Welches ist Dein grösster Traum in Deinem Leben, auf dessen Erfüllung Du noch wartest?
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Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag, von dem Du erstaunt bist, was er Dir alles geschenkt hat.
Mit lieben Grüssen
Samstag, 28. September 2013
Haus ohne Wände.. (17:43)
Ämne: Haus ohne Wände..
Datum: den 8 september 17:43
Lieber ...,
"Die Direktion will sparen". Diese Worte kennen wir nur allzu gut. Und zur Zeit würde man hier gern alles abbauen, ausser die Hierarchie, die ihre übergreifende Funktion in der Gegend herumträgt. Und uns bürdet man immer mehr Arbeit auf, sodass es bald niemand mehr gibt, der es bis zur Pensionierung aushält. Sag, gibt es bei euch nicht die Möglichkeit, seine Arbeitszeit zu reduzieren - natürlich mit weniger Einkommen. Bei uns arbeiten ziemlich viele nur so 75 % die letzten Jahre. Früher verlor man als Lehrer kaum an Einkommen dabei. Es gab da ein günstiges Übereinkommen aber auch das hat man geändert.
*
Es freut mich, dass ich dir das Aufstehen am Morgen leichter mache. Ich gehe auch an die Arbeit mit leichteren Schritten, wenn ich ein Mail von dir gelesen habe. Und ich freue mich auf den Augenblick, wenn ich Zeit finde es zu beantworten.
*
Lustig, heute Nacht habe ich von dem Film "the Hours" geträumt. Ich befand mich mitten drin und auch auf der schönen Strasse, die man dort anfangs sieht. Vielleicht war es nicht so komisch, denn Anna hat mir gestern Abend gesagt, dass sie sich heute diesen Film ansehen wird. Das arme Kind hat Vorlesungen gehabt von 8.00 bis 17.00 Uhr. Und schwere Dinge, die viel Konzentration verlangen.
*
Männer die singen sind eine Sorte für sich. Ich hätte nichts dagegen wenn Anna einen Freund finden würde, der in einem Chor singt. Zwischen uns gesagt: Solche Männer kommen mir in der Tat vertrauenswürdig vor. Und es überrascht mich, dass du das auch sagst.
*
Ich bin etwas erkältet. Habe einen schlimmen Husten und nun werde ich gleich in die Küche gehen und mir einen heissen Tee machen. Dann werde ich noch die Arbeit machen, die ich am Tag hätte machen können. Es ist nur routinearbeit. Man kann sich ruhig dabei ein Fernsehprogram ansehen.
*
Also keine Waschmaschine? Nein, natürlich überlassen wir diese Art von Dingen ganz dem RL. Und im VL brauchen wir ja auch keine Wände. Sie würden nur deinen neuen Freiheitsdrang behindern. Du bist der Architekt. Ich verlasse mich ganz auf dich. Und diese gewagte postmoderne Farbe, die du dafür wählen möchtest? Streichen wir die Wolken damit?
Ich denke, ich habe genug geschrieben für diesmal. So sende ich dir nur noch schnell diesen Abendgruss und beginne sofort auf dich zu warten.
U+K+S,
Marlena
Hast du jemals Golf gespielt?
ein Blinzeln bloss ... (16:04)
den 8 september 16:04
Re: ein Blinzeln bloss ...
Liebe Marlena
Ach, ich glaube, Du willst mir wirklich zeigen, dass Du im Schuss bist. Ich bin das gar nicht im Moment, das heisst, ich habe viele Dinge hier um die Ohren. Die Direktion will sparen, und wir müssen uns überlegen wie. Und schon kommt eine zweite Frage, wo ich doch die erste noch kaum beantwortet habe.
*
Du hast recht. Am Morgen ein Mail zu schreiben, ist nicht so leicht. Wenn ich ins Büro komme, sehe ich all das, was getan sein sollte. Aber andererseits führt es auch manchmal dazu, dass Du mein erster Gedanke morgens bist, der mich überhaupt aus den Decken hievt. Die Neugierde, von Dir zu hören, bringt mich doch etwas in Bewegung morgens. Und das ist schon etwas.
*
Wer redet denn von einer Dachwohnung? Ich habe gedacht, ein neues Stockwerk. Und das ist irgendwie allgemein gedacht. Eine neue Art, die alle Arten darunter miteinschliesst und daraus etwas neues macht. Du denkst wohl schon an die Abwaschmaschine?? Nein. Aber Deine Stichwörter 'luftig', 'Panoramafenster' und 'sprarsam möbliert' waren gut. Aber ich habe nie Wände rundum gesehen. Ich habe das ganze Unternehmen als sehr luftig und sonnig angeschaut. Und Du willst jetzt einziehen?
Dein Fragespiel ist schon ein neuer Stock, finde ich. Es ist eine gute Idee und stimuliert unsere Mailerei. Vielleicht ist meine Antwort auf die Frage etwas umständlich und weitgreifend. Aber es ist irgendwie eine Antwort auf die Frage, ob ich denn ein Instrument spiele. Aber mich als einen Sänger habe ich nie bezeichnet, bitteschön, auch wenn Du darauf schwach würdest. Aber ich mag irgendwie auch Männer die singen. Man kann ihnen vertrauen, nicht wahr?
Ich muss leider aufhören. Sie kommen gleich an meinen Komputer und wollen etwas installieren.
Ich wünsche Dir einen schönen Abend. Du bist beneidenswert, mit deinem lockeren Montag. Bei mir ist er immer tonnenschwer.
Liebe Gruesse und Kuesse
...
Nur ein Lächeln lang.. (15:13)
Ämne: Nur ein Lächeln lang..
Datum: den 8 september 15:13
Lieber ...,
Ich dachte mir schon beim Absenden meines Mailes gestern, dass man ein solches Mail nicht eigentlich am frühen Morgen, noch vor der Arbeit beantworten kann. Dann hat man den Kopf voll von wichtigen Angelegenheiten, die darauf warten gemacht zu werden und es ist nicht der richtige Moment für Spielereien. So warte ich eben noch auf eine günstigere Gelegenheit, dann wenn du dich zufrieden zurücklehnst und dein Feierabend beginnt. Was für ein schönes Wort eigentlich, dieses "Feierabend". Das gibt es nicht in unserer Sprache.
Ich habe Montags nicht viel Stunden und doch bin ich heute sehr müde. Vielleicht kommt die Müdigkeit davon, dass ich die vorvorige Nacht fast nicht geschlafen habe. Weiss eigentlich nicht warum. Ich war nur klarwach und habe gesehen wie sich die Uhrzeit auf meinem Weckerradio beunruhigend schnell geändert hat.
N ist schon zu Mittag zu einem Begräbnis gefahren. Der verstorbene war ein früherer Kollege von uns mit dem er in jüngeren Jahren gut befreundet war. Damals wohnte er noch hier und nun ist er, kurz nach seiner Pensionierung, gestorben. Man wird allzu oft an seine Sterblichkeit erinnert.
*
Es ist noch herrlich warm draussen. Wie ein richtig schöner Hochsommertag. Bei dir ist es fast 10 Grad kälter als hier. So solltest du eigentlich nicht von dem kalten Norden sprechen, wie du es manchmal tust.
Ich weiss nicht was ich von dieser Dachwohnung eigentlich halten soll. Manchmal sehne ich mich zurück in den Turm mit seinen meterdicken Wänden. Und die einfache Pritsche, die so sehr geknarrt hat, weil du nicht still liegen konntest.. ;-)
Dort möchte ich dich manchmal wieder einsammeln.. d.h. alle Teile von dir, die du in der Welt verstreust wieder zu einem ganzen machen. Verstehst du das? ... und dich besitzen, nur ein Lächeln lang..
Ja, das möchte ich.
Ich grüsse dich nochmals lieb,
mit viel S,
Marlena
Re: momo
Ämne: Re:momo
Datum: den 8 september 10:08
Lieber ...,
Oh, du bist schlau. Und du bist geizig mit ALLEM und verteilst es nur, wenn man zu deinen momentanen Erwartungen auflebt. Wenn man deiner Meinung nach "im Schuss" ist. Ich könnte deine Frage, was für mich alles ist, sehr gut beantworten. Aber du bist wirklich zuerst dran.
Und dann lässt du mich noch frieren in einem Stockwerk ohne Dach und Wände. Was hast du für sadistische Veranlagung, von der ich bisher nichts gewusst habe?
*
Du denkst ich bin sehr häuslich weil ich schon wieder diese Lingon gepflückt habe. Aber ich kann dir sagen, ich war in guter Gesellschaft. Heute werfen die grossen Tageszeitungen unserem Göran Persson vor, dass er am Wochenende über dem Lingonpflücken seine Aufgabe versäumt hat für ein Euro-Ja zu propagieren. ;-) Hier der Beweis:
http://www.aftonbladet.se/vss/nyheter/story/0,2789,357478,00.html
*
Es freut mich dass du auch eine schöne Singstimme hast. Ich war schon immer besonders schwach für Männer, die auch singen können. *s*
Also, mein lieber Mausfreund. Ich retourniere hiermit deine Frage und hoffe, dass du sie bald beantworten wirst.
Meine nächste ja/nein Frage:
Weisst du dass ich schon beim Aufstehen an dich denke?
Mit lieben Grüssen
Marlena
momo - (Montagmorgen)
den 8 september 08:41
Re:momo
Liebe Marlena
Nein, ich spiele kein Intrument. Aber die Frage ist raffiniert, weil sie bei mir eine ganze Menge Antworten auslöst. Als Kind habe ich mal Flöte gespielt, wie Du Dir vorstellen kannst, diese kleine Blockflöte. Mit meinem Bruder zusammen und zwei Mädchen von Visp hatten wir wöchtentlich unsere Flötenstunde. Ich glaube, mein Bruder war etwas geschickter in der Fingerfertigkeit. Auf jeden Fall konnte er gewisse Stücke so schnell, dass ich kaum nachkam. Und als älterer sollte ich diese dinge doch besser beherrschen.
Unser Lehrer in Visp war sehr musikalisch. Und er machte sich eine Ehre daraus, ein kleines Blasorchester zu dirigieren. Damals gab es noch keine Fotokopierer. So kopierte er die Noten von Hand, und man bekam sie dann für eine Woche, um sie zu lernen. Ich hatte wenig Interesse an dieser Zusatzarbeit und übte kaum. Es war eine sehr unangenehme Sache, zu den Proben zu gehen, ohne auch nur irgend eine Ahnung von der Musik zu haben. Ich weiss nicht, wie lange die Qual dauerte, aber ich mochte sie überhaupt nicht. Und als ich diesem Lehrer vor ein paar Jahren erzählt hatte, dass ich diesen Musikdrill überhaupt nicht geschätzt, ja eher gehasst habe, tat er sehr erstaunt. Er konnte es kaum begreifen, dass jemand auf seine gutgemeinte Intitiative so reagieren würde.
Im Gymnasium wählte mich der Singlehrer, wegen meiner Stimme offenbar, in den grossen Chor. Er hatte damals die Idee, eine Art Chor zu pflegen wie jener der Wiener Sängerknaben. Immer wieder wurden uns diese Buben aus Wien, oder auch die Regensburger Domspatzen als Vorbild hingestellt. Auch hier schätzte ich nicht besonders, dass man neben der Schule noch zusätzlich in diese Singproben gehen musste. Aber es war erträglicher, weil dahinter nicht wirklich ein Leistungsstress lag. Wir hatten ab und zu Konzerte mit diesem Chor, etwa anlässlich des Studententheaters, oder sonst an speziellen Gelegenheiten. Und die Bevölkerung liebte uns sehr. Ich erinnere mich, wie wir den Wiener Walzer "Gold und Silber" sangen. Das Publikum war so begeistert, dass unser Lehrer, den wir nach der hübschen Brigitte Bardot 'BB' nannten, nicht umhin kam, zwei Zugaben zu machen. Auf unsere Kosten natürlich!
Der Chor war das Ende meiner musikalischen Karriere. Ich habe dann wieder mit meinen kleinen Töchtern Flöte gespielt, anfangs, als sie bald in die Schule gingen. Na ja, kleine Weihnachtsstücke oder sonst bei familiären Gelegenheiten. Aber Regula war bald viel gewandter und schneller, so dass ich meine Bemühungen bald aufgeben konnte. Und so bin ich allmählich zu einem passiven Musikhörer geworden. Ich hatte zwar vor einigen Jahren etwas Lust gehabt, Klarinette spielen zu lernen. Ich mag den Klang dieses Instrumentes. Man kann damit wirklich melancholische Weisen spielen. Aber die Zeit hätte nicht gereicht, genügend zu üben. Und so habe ich es gelassen.
Kurz und gut, meine Antwort ist NEIN: In Visp gab es damals einen Orchesterverein. Und diese Leute haben für das Winterhalbjahr oft Konzerte eingeübt und dann vor Publikum gespielt. Und eine zeitlang bin ich da jeweils sonntags abend hingegangen. Aber ich muss gestehen, es war weniger wegen der blossen Musik als wegen des Publikums. Einer meiner Freunde war regelmässig da. Und auch einige Mädchen, deren Anblick ich nicht vermissen wollte, waren zu sehen und trugen meist etwas elegantere Sonntagskleider, als man sonst zu sehen gewohnt war. Es war ein sublimes und sauberes Sonntagabendgefühl, das ich dort suchte. Und sonst gab es kaum Unterhaltung: kein Fernsehen, wenig Bücher, kaum ein guter Kinofilm. Ich glaube, das war es, der Wunsch nach einer besonders feinen und erhabenen Stimmung, um den Sonntag abzuschliessen.
Ich habe immer bedauert, dass ich nichts spiele, vor allem, als unsere Kinder dann Klavier und Querflöte zu spielen begannen. Es ist schwer, die Jungmannschaft zum Ueben anzuhalten, und ich habe gedacht, es wäre schöner, zuhause ein kleines Hausorchester zu haben, wo alle mitspielen können. S. hat eine zeitlang in einem Chor mit gesungen, um unsere europäische Musik kennenzulernen. In Persien klingt das ja ganz anders. Die traditionelle Musik erscheint uns so, als ob die Sänger weinen würden.
*
Eigentlich habe ich ein gutes Gefühl dafür, wo meine Mails Fragen und Fragezeichen hinterlassen könnten und würden. Wenn ich sage, wirklich ALLES, was Du von mir haben könntest, dann ist das eine solche Stelle. Ich hatte mir, noch während ich schrieb, gedacht, dass Marlena näher danach fragen würde. Es ist ja auch ziemlich unklar. Alles ist eben alles, das ist nicht näher definiert. Und um die Unklarheit noch unklarer, dh. eigentlich scheinbar klarer zu machen, habe ich beigefügt 'wenn du weisst, was ich meine'. Kurz und gut, ich muss Dich fragen, was wäre denn für Dich "Alles". Vielleicht allen Besitz, allen Reichtum, alle Gefühle? Oder bloss alles, was in der Situation da ist? Vielleicht den Rest des Dôle, der noch in der Flasche ist? Ja klar, und dann müsstest Du dazu ja noch richtig 'im Schuss sein'. Was meint denn das nun wieder? Wann bist Du im Schuss, und wann würde ich das als 'im Schuss sein' bezeichnen? Ich glaube, wir sollten dieses Gegengeschäft "alles gegen Schuss" mal ausprobieren. Aber was meint er nun damit wieder?
Nein, ich meine auch nicht, dass ich dasselbe mögen sollte, wie Du es magst. Aber manchmal lernt man neue Dinge kennen, wie man sie sonst niemals antreffen würde. Und das ist doch schön. Musik ist vielleicht nicht gerade meine grosse Leidenschaft. Aber ich glaube nicht, dass ich unmusikalisch bin. In den letzten Jahren höre ich gelegentlich Opernarien. Sie sind ja nun nicht besonders hohe Kunst, aber ich mag einige davon. Sie sind etwas süss, und manchmal etwas gewichtig. Aber ich höre Musik meist mit dem linken Ohr. Das heisst, ich tue was daneben. Ich kann kaum bloss dasitzen und zuhören. Das geht nicht.
Ich bin also gespannt auf unser neues Stockwerk. Ich kann Dir nicht sagen, wie es gebaut ist. Wir bauen es doch zusammen. Und du kannst sofort einziehen. Es gibt zwar noch kein DAch, noch keine Wände. Das tut aber nichts. Es ist da zum einziehen. Vielleicht ziehst Du Dich besser warm an dabei ;--)
Mit schönen und lieben Gruessen
...
Freitag, 27. September 2013
PS- sonntag abend (22:02)
Ämne: PS- sonntag abend
Datum: den 7 september 22:02
Ach, das war ein bisschen abrupt. Anna hat mir im ICQ mitgeteilt, dass sie ein paar grosse Files auf unserem PC hier lagern möchte während sie ihren PC umbaut. Und sie glaubte wohl dass sie mit mir in der Wartezeit konversieren müsse.. Ich hab ihr dann auch die Site mit dem Friedhof geschickt. Die Bilder sind wirklich schön - und ich habe sie gebeten auch ein wenig den Text zu lesen. Sie hat ja drei Jahre lang Deutsch gelernt in der Grundschule und sie versteht ziemlich gut. Ich versuche sie ab und zu dazuzubringen etwas auf deutsch zu lesen, damit sie es nicht so schnell vergisst.
*
Ich habe noch ein wenig Vorbereitungen zu tun für morgen. Ein paar französische Aufsätze muss ich korrigieren. Und dann habe ich immer noch nicht diese dumme "utvärdering" geschrieben. Ich habe vorhin einen herrlichen Pflaumenkuchen gebacken und werde wohl morgen etwas mitnehmen für die Herren in meinem Arbeitszimmer. Sie werden mich lieben dafür. ;-)
*
Ja, die Pflaumen sind gerade dabei reif zu werden. Leider kommen alle auf einmal. Es sind Victoriapflaumen. Gross und saftig sind sie und ich wünsche du wohntest in der Nähe. Ich würde dir gern davon anbieten.
Vorhin sah es wieder schrecklich aus unter dem Apfelbaum. Doch ich habe nur den Hörer gehoben und gesagt, es liegen wieder eine Menge Äpfel hier.. für die Elche. Nach ein paar Minuten war der Rasen schön sauber.. :-)
*
Es war sicher schön für dich Basel wiederzusehen und deine Arbeit hast du wohl nachher effektiver gemacht als ob du nicht gefahren wärest.
Schön, dieser Austausch mit Prag, den ihr plant. Nun ja, was sie euch zu bieten haben? Ihre schöne Stadt natürlich. Und wenn du dorthin kommst musst du unbedingt in das riesige CD-geschäft gehen, wo ich war. Es gab ein Zimmer nach dem anderen. Jedes mit ihrer eigenen Musik gefüllt. Ich glaube dort konnte man alles finden und zu Preisen die weit unter den unseren liegen. Anna hat mir damals ein paar klassische Titel gemailt, die K haben wollte. Prag wird immer mit dir verknüpft sein. Und mit A., die ich damals verpasst habe. Ich glaube Prag wäre mir sehr lieb als Alternative zu Ronda.
*
Das was du über die Perser sagst, müsste man eigentlich allen sagen. Denn wer es nicht weiss, und nicht ihre Art kennt, wird sie falsch verstehen und als unehrlich auffassen. Du bist ein Glückspilz mit deinem Zugang zu verschiedenen Kulturen. Ich freue mich mit dir über deine geplante Reise nach Teheran. Man wird sicher wieder versuchen dich zu überreden dort zu bleiben. Ja, es würde mich freuen, wenn du mir ein paar Bilder zeigen könntest. Am liebsten natürlich mit dir drauf. Auch von NY muss es doch solche geben. Bitte, bitte..
*
Jetzt ist es schon spät.. drum sage ich dir gute Nacht.
Ich wünsche dir einen glücklichen Tag,
Marlena
PS Warum machen wir es nicht wie in dem Spiel, von dem du erzählt hast. Man stellt am Ende seines Mails eine Frage, die der andere mit Ja oder Nein beantworten muss. Es können alle Sorten von Fragen sein, wie z.B. "Liebst du mich?" oder "Isst du gern Tomaten?" Was einem gerade einfällt oder wonach einem zu Mute ist. Meine erste Frage: Spielst du ein Instrument?
Sonntag (7 september)
Ämne: Sonntag..
Datum: den 7 september 20:25
Lieber ..,
Endlich ist es soweit, dass ich dir in Ruhe schreiben kann. Es ist ein schönes Wochenende gewesen und ich habe wieder angefangen ein bisschen in die Natur hinaus zu gehen. Am Samstag waren wir im Wald Preiselbeeren pflücken. Jetzt sind sie schon ganz reif und man braucht sich überhaupt nicht anzustrengen. Es war herrlich dort im Wald. Die Sonne schien und die Luft war angenehm frisch. Ich habe an dich gedacht und mich gefragt wie ich dir sowas erzählen könnte, damit du es auch spürst. Aber es geht nicht. Und plötzlich dachte ich man könnte zu dem Augenblick sagen "..verweile doch, du bist so schön". Es passiert nicht oft, dass man das tut.
Nach dem pflücken haben wir dann noch einen Spaziergang gemacht auf einem kleinen Waldsteg um die Pilze zu holen, die wir gesehen hatten. Und später habe ich, wie du sicher verstehst, viele Stunden zu tun gehabt. K war ziemlich erkältet und so habe auch ich das Mittagessenkochen übernommen. Es gab einen guten Braten mit Steinpilzen dazu. Hat einmalig geschmeckt. Die Steinpilze heissen bei uns Karl-Johan-pilze, nach dem ersten Bernadotte, der sie hier beliebt gemacht hat.
*
Auch heute morgen teilte mir K mit, dass er einen kleinen Pilzspaziergang im Wald machen würde. Und ich dachte, wenn es schnell geht, dann schaffe ich es und bin mitgegangen. Es ist so ewig her dass ich auf diese Weise im Wald gewesen bin. Es ist auch ewig lange her dass K und ich etwas zusammen gemacht haben. Es war eine kleine Vorübung für kommende Zeiten, wenn K hier voll einziehen wird. Man muss sich auf diesen Tag ein wenig vorbereiten.. ;-)
*
Du hast dich verändert nach NY. Vielleicht auch ich, denn es war schön dich eine zeitlang so nahe zu haben. Aber ich dachte immerzu, dass diese Reise eine Veränderung in deinem RL mit sich bringen sollte. Was sie ja auch getan hat, da du nun wieder Lust aufs Reisen bekommen hast. Ich habe nie gedacht, dass wir etwas in unserem VL ändern müssten. Irgendwo schreibst du "Ronda ist eine Sache fürs VL". Das hat mich etwas überrascht, weil ich immer dachte, dass Ronda weit auf der anderen Seite unserer §-grenze liegt. Und dass man aus dem VL ausbricht, wenn man nach Ronda fährt. Übrigens kann ich mir jederzeit über Ronda erzählen lassen von M, die in jüngeren Jahren dort Urlaub gemacht hat.
*
Meine Reise nach Wien? Habe ich gesagt, dass ich nach Wien reisen werde? Ich fand nur dieses Buch so schön und möchte etwas mehr wissen über die Stadt. Ich kenne sie doch nur von Kind her und als Kind erlebt man eine Stadt ganz anders. Später als 17-jährige war ich ungefähr eine Woche dort mit meinen Eltern. Damals hat man uns die Stadt gezeigt und wir hatten die allerbesten Führer. Und meine Erinnerungen stammen besonders aus dieser Zeit.
Meine erste Auslandreise mit K ging auch nach Österreich. Wir wohnten in Salzburg, Innsbruck und Wien. Wenn ich Karl-Johanpilze esse muss ich übrigens immer an die Zeit in Innsbruck denken. Wir wohnten in einem kleinen Dorf oberhalb der Stadt und K, der sich so sehr für die Weltmeisterschaften in Fussball interessierte, wollte unbedingt fernsehen. So gingen wir nachmittags in ein Restaurant in der Nähe essen und bestellten immer wieder Steinpilze. Sie schmeckten himmlisch. Es gab nichts, was hätte besser sein können. Und abends beim Schlafengehen fanden wir unsere Kopfkissen ganz nass. Ein paar Wölklein hatten anscheinend einen kleinen Mittagschlaf darauf gemacht. :-)
Ach! Walter mag den Zentralfriedhof so sehr? Ja, das kann ich verstehen. Schau dir mal diese Site an und die Bilder ganz unten darauf. Du musst sie ihm zeigen und er wird krank werden vor Nostalgie.
http://www.suf.at/wien/gebauede/zentralfriedh.htm
*
Kann ich wirklich ALLES von dir haben, ..? "... wenn du verstehst, was ich meine" schreibst du. Nein, ich verstehe es nicht. Möchtest du es mir erklären? Aber, wie du ja auch sagst, so gilt das nur "wenn ich in Schuss bin" und ich würde mich sicher anstrengen es zu sein, wenn ich wüsste wie du das meinst.
Nein, ich habe nie von dir Abschied nehmen wollen. Aber ich dachte, wenn du eine neue Liebe findest, dann wirst du ganz darin aufgehen und nicht mehr Zeit für mich haben. Und auch dann wirst du glücklich sein, genau wie du es auch jetzt bist. Ich werde bei dir bleiben so lange du es wünschst. Das weisst du schon. Ich liebe dieses extra-leben mit dir so sehr, dass ich mir garnicht vorstellen kann wie es wäre ohne zu sein. Ich hoffe dir geht es genauso.
*
Hast du einen CD-spieler installiert dort oben? Wie heiss die CD, die du mal wegen mir geklaut hast? Hast du sie noch?
Weisst du ..., ich verlange doch garnicht von dir, dass du dasselbe mögen musst wie ich, was Musik betrifft. Du hast so viele andere Interessen. Ich glaube ohne K hätte ich auch einiges verpasst. Anfangs war ich etwas überrascht, wenn er seine moderne Musik spielte und ich dachte, vielleicht ist er in einem Alter wo er wieder jung sein möchte oder ist er in jemanden verliebt, der das mag. Aber auch ich habe begonnen sie zu geniessen. Du weisst doch, dass ich in jungen Jahren davon träumte Sängerin zu werden. Opernsängerin wollte die Erwachsenen, Schlagersängerin wollte ich selbst. ;-)) Es hat viele Jahre gedauert bevor ich diesen Traum aufgegeben habe.
Sag mir, welche Sänger du gern hörst ausser diejenigen die ich schon weiss. Aber nur wenn du willst. Wir haben so viel anderes worüber wir uns unterhalten können.
*
Erzähl mir von unserer Dachwohnung. Gibt es mehrere Zimmer? Ich möchte gern sobald wie möglich dort einziehen.
Anna braucht etwas Hilfe. Sie baut ihren PC um und will ein paar Files hier lagern für eine Weile.
Ich grüsse dich lieb,
Marlena
Donnerstag, 26. September 2013
Spät - zu spät..
Ämne: Spät - zu spät..
Datum: den 6 september 22:08
Lieber ...,
Erst jetzt bin ich fertig mit allem und ich bin ziemlich müde. So habe ich mir gerade deine letzten mails hier rausgeholt und auf eine diskette gelegt. Dann kann ich sie in Ruhe oben "bei mir" durchlesen, bevor ich zu Bett gehe.
Du gehst morgen nicht ins Büro und dann warte ich vielleicht bis zum Abend, wenn ich allein bin, mit dem Beantworten von deinen Mails.
Ich glaube auch, das Onkelchen mehr davon hat wenn ihr schon zu Mittag kommt. Und wenn das Wetter so schön ist wie hier heute, schafft ihr vielleicht auch einen kleinen Ausflug mit dem Auto. Alte Leute schätzen sowas sehr.
Ich grüsse dich lieb,
und küsse dich gute Nacht,
Marlena
Samstagabendmail ... (19:06)
den 6 september 19:06
Samstagabendmaileigentlichfürdensonntagmorgengedacht
Liebe Marlena
So bin ich doch noch in Basel gelandet. Es war so das übliche Wochenend-Getümmel mit vielen Leuten, die das milde Herbstklima geniessen. Ich mag das, ikognito durch das Gewühl der Leute zu gehen, und ich wünschte mir immer, die Stadt wäre viel grösser. Kennst Du das Vergnügen, dich in einer fremden Stadt langsam zurecht zu finden? Ach, das mag ich sehr. Plötzlich kommst du von einer anderen Seite auf einen Platz, den du eigentlich schon kennst, der aber von dieser Seite her völlig anders wirkt. Oder du biegst in eine Strasse ein und du denkst, das müsse diese oder jene sein, weil sie im Chrakter einer enspricht, die du schon zu kennen meinst. Es sind vage Vermutungen, die du hast, aber zum Schluss stellt sich heraus, dass deine Diagnose richtig war. Ach, solche Situationen mag ich. Aber sie kommen so selten vor im Leben. Es ist so schön, neue Städte zu erobern, langsam diesen Stand zu gewinnen, dass man das Gefühl hat, man kenne sich aus. Sowas würde ich gerne in Rom erleben, und vielleicht noch in Paris. Aber Paris ist schon etwas gross. Aber auch Wien ist eine Möglichkeit ;--)
*
Jetzt muss ich rasch die Traktandenliste schreiben. Sonst blüht mir, dass ich am Sonntagmorgen aufstehen und nochmals ins Büro muss. Das muss ich mir doch ersparen, ist völlig unoekonomisch. Ausserdem werden wir morgen fürs Mittagessen zu Onkelchen gehen. S. hat festgestellt, dass er lieber ein Mittagessen hat. Das ist gut. Ich hatte immer den Verdacht, dass er abends mit vollem Bauch nicht so gut schlafen kann. Oder er schläft dann schon fast im Stuhl am Tisch ein. Er hat ziemlich gealtert in den letzten zwei Jahren. Aber ich glaube, der Grund liegt auch darin, dass wir nicht soviel Zeit haben. Wenn man eine halbe Stunde stillsitzen und mit ihm plaudern würde, könnte er schon ein bisschen mithalten. Aber unser Tempo ist einfach zu rasch.
*
Ich wünsche Dir einen schönen und ruhigen und friedlichen und schlemmerhaften und zufriedenen und erholsamen und fantastischen Sonntag. Alles im Multipack, nicht wahr.
Liebe Gruesse und Kuesse
...
Ich hoffe bald.. (16:22)
Ämne: Ich hoffe bald..
Datum: den 6 september 16:22
Liebster Mausfreund,
Ich stehle mich ein paar Minuten weg von meiner Arbeit um dir ein paar Zeilen zu senden. Spürst du, wie sehr ich an dich denke? Es ist eine Qual deine schönen Mails nicht sofort beantworten zu können. Aber wenn ich fertig bin, schreibe ich dir ein langes Mail.
Ja, gut dass du in die Stadt gefahren bist. Es wird dir neue Enegie geben mit der Arbeit dann weiterzumachen. Und ausserdem hat es vielleicht auch den Vorteil, dass du noch diese paar Zeilen findest.
Mit viel SSS und einer schönen U,
Marlena
Na ja klar - (6 sept 13:11)
den 6 september 13:11
Re: na ja klar
Liebe Marlena
Puh, heute habe ich bis 11.00h geschlafen. Das ist lange nicht mehr passiert in meinem Leben. Es scheint, ich schwimme immer noch in diesem Time Lag zwischen den zwei Kontinenten. Das Wetter ist hier ein bisschen bewölkt, nicht unfreundlich, aber in der Tat herbstlich.Man hat den Eindruck, man müsse bald Kastanien sammeln wie in Kinderjahren. Aber ich sollte wohl jetzt meine Sitzung vom Montag vorbereiten. Und es gibt soviele Papiere, die ich neu zu lesen habe.
Unser Roger Federer hat in Flushing Meadows nicht reussiert. Er hat gegen seinen Angstgegner Nadal ein bisschen zu rasch verloren. Tennis ist wirklich ein merkwürdiger Sport. Man kann den Matchball im Sack haben und den ganzen Match dennoch verlieren. Na ja, so weit ist es bei Federer nicht gegangen. Aber immerhin. Hast Du ihn gesehen? Er ist nicht besonders hübsch, wie mir die Türkin in NY betont hat. Aber er hat einen schönen und ausgeglichenen Spielstil. Er sei technisch einer der perfektesten Spieler heute. Das ist doch Balsam auf die armen Seelen der Schweizer. Davon leben wir doch, wenn die Wirtschaft nicht wachsen will und wenn uns niemand auf dieser grossen Welt mehr liebt! Deshalb habe ich mir die vielen Toblerones auf dem Buffet des Metropolitan Museums in NY so gerne angeschaut, deshalb bin ich - was ich sonst nie tun würde - in der 5. Avenue in einen dieser teuren Lindt-Läden getreten und habe mir pure braune Schweizer Schokolade angeschaut, und deshalb habe ich auch im Hyatt am Fernseher so lange gewartet, bis sie vielleicht von unserem Roger Federer ein paar Szenen zeigen würden. Es ist nicht leicht, wenn man durch die Welt reist und aus einem kleinen und ein bisschen bedeutungslosen Land kommt. Na ja, man sagt, die Schweiz sei wirtschaftlich eine Grossmacht. Aber sie ist eben doch eine Winzigkeit auf diesem grossen runden Planeten. Und sie fällt langsam zurück auf der Leiter der wichtigsten Industrienationen.
Seit 5 Tagen wünsche ich mir, nach Basel zu gehen, um die Stadt einem Vergleich mit der noch lebendigen Erinnerung NYs zu unterziehen. Aber ich habe es noch nicht geschfft. Und wenn ich jetzt - noch am fruehen Samstag Mittag - gehe, was am schönsten wäre, dann bin ich müde, wenn ich um 4 oder 5 zurück bin. Und dann erst die Sitzung an die Hand zu nehmen, wäre eine Qual. Nun ja, vielleicht kommt es doch noch so heraus. Ich bin in meinen Entscheidungen manchmal sehr impulsiv. Und die Sitzung vom Montag ist heute noch weit weg. Die Luft hier im Büro ist nicht besonders ;--))
Gerade schickt mir Gunsu aus NY ein Mail mit der Information, dass im Herbst ein Kongress der Hypnosetherapeuten in New Hampshire stattfinden wird. Sie erwarten mich dort. Das ist lustig. Die Amis reissen wirklich alles an sich. Ich habe nicht im Sinn, unter die Hypnotisten zu gehen, auch wenn ich hier ein bisschen mit dieser Bezeichnung spiele. Und wenn ich nach New Hampshire reise, dann tue ich es wegen dem Indian Summer, und nicht wegen der Hypnotisten. Aber ich muss sagen, die Reise nach NY hat mich ein bisschen auf den Geschmack gebracht. Ich habe S geraten, dass wir mehr reisen sollten. In den Herbst Ferien fliegen wir wahrscheinlich nach Teheran. Im November werde ich mit einigen Mitgliedern unseres Clubs in Prag sein. Wir werden eine Patenschaft mit einem tschechischen Club aufbauen. Darauf bin ich gespannt. Die Tschechen möchten gerne Jugendaustausch und Gedankenaustausch mit unserem Club in der Schweiz. Und wir? Was können die Teschechen uns bieten? Vielleicht könnten sie uns jede Woche eine Ladung feines Bier schicken? Ich habe mir gedacht, sie könnten in Prag einen Arbeitsplatz für einen Forscher einrichten, der in deutscher Literatur rund um Rilke und Kafka arbeitet. Das wäre doch schön. Aber ich weiss nicht, wieviel Material die tschechischen Archive über die beiden Schriftsteller enthalten, die nicht bearbeitet sind. Vielleicht findet sich der Nachlass in Wien oder anderswo?
Wann fährst Du nach Wien? Hast Du schon konkrete Schritte unternommen? Sicher werden sie dich dort mit offenen Armen aufnehmen. Und ist es - so ungefähr könnte man es sagen - eine Art Heimkehr für Dich. Ich rätsle immer noch darüber, wie der Zentralfriedhof sein muss, von dem Walter immer schwärmt. Und die Berggasse habe ich noch in Erinnerung, diese enge und ein bisschen schwere, dunkle bürgerliche Gasse, wo Freud gehaust hat. Seine ganze Umgebung hatte etwas von ernstem Bürgerstolz.
Ach, ich bin schon jetzt müde. Ich fahre rasch nach Basel. Und ich wünsche Dir einen schönen Sonntag.
Mit lieben Gruessen und Kuessen
...
Mittwoch, 25. September 2013
Freitagabendumviertelvorsieben (18:33)
den 5 september 18:33
Freitagabendumviertelvorsieben
Liebe Marlena
Ja, ich bin froh, dass Du glücklich bist. Und wenn Du im Schuss bist, dann bist Du unwiderstehlich. Ich glaube nicht, dass ich in einem solchen Moment mich zurückhalten könnte. Du könntest von mir alles haben. ALLES, wenn Du weißt, was ich meine.
Manchmal hattest Du auch sehr unglückliche Momente. Aber ich glaube, sie sind seltener geworden. Das geht mich vielleicht auch nicht soviel an. Aber ich hatte mir ab und zu Sorgen gemacht.
Na ja, jeder hat seine ups and downs.
Was hast Du denn verstanden in meinem Mail, dass Du so misstrauisch geworden bist. Ich hatte den Eindruck, Du nimmst ein bisschen Abschied? Und ich hatte keine Ahnung, weshalb. Ich habe auch Deine Figur, anhand dreier Freunde zu sehen, wie das Leben auch noch hätte verlaufen können, sehr schön. Ich habe mich bestimmt nicht darüber lustig gemacht. Habe ich mich so ungeschickt ausgedrückt?
Na ja, never mind, Missverständnisse gibt es überall. Erst wenn sie endlos wiederkommen, werden sie gefährlich.
Siehst Du, wir bauen einen neuen Stock. Und zum Beispiel auf meine Bemerkung, ich hätte eine CD von Barbara gekauft, hast Du im neuen Stock reagiert. Du hast versprochen, ein paar Neuigkeiten zu zeigen und mir ein paar Anregungen zu machen. Nicht wahr? So ungefähr stelle ich mir den neuen Stock vor. In diese Richtung irgendwie! Das wäre cool.
Ich habe jetzt gerade meine erste Woche überstanden. Und ich schreibe ü immer noch als ue. Weiter bin ich noch nicht. Aber es wird sich schon geben. Die hübsche kleine Fremdenführerin aus Isfahan hat mir heute Bilder ihrer Stadt geschickt. Sie sind ganz gut. Wenn es klappt, schicke ich Dir eins oder zwei. Ich brauche sie für meinen Vortrag im Club. Ich werde versuchen, einen Projektor zu verwenden. Das macht einen guten Eindruck für ein Dritt-Welt-Land ;--). Ich weiss noch gar nicht genau, was ich ihnen erzählen soll. Ich bin ja bei weitem kein Spezialist für Persien. Manchmal reut es mich, dass ich die Sprache nicht verstehe. Wenn ich das täte, könnte ich mich tiefer damit beschäftigen, und auch die Mentalität besser erfassen. Sie haben eine starke Tendenz zu Formalismen, habe ich den Eindruck. Es gibt viele Redensweisen, die man so sagt. Es sind Nettigkeiten, Schmeicheleien, die man irgendwie glauben kann oder auch nicht. Es sind sozusagen sprachliche Angebote. Es ist ja durchaus möglich, dass dir jemand in Persien ein Angebot macht. Er sagt, er gehe jetzt heim essen und du kannst auch mitkommen und mitessen. Das heisst aber nicht, dass er wirklich erwartet, dass du ein solches Angebot annimmst. Aber du könntest, im extremen Fall, das Angebot schon annehmen. Aber das wäre dann wirklich ein extremer Fall. Im allgemeinen ist es eher ein sprachliches Angebot. Und du kannst irgendwie darauf eingehen, halb eingehen oder es völlig in den Wind schlagen. Es ist eine Nettigkeit. Und die meisten Nettigkeiten gehen nicht über die Sprache hinaus.
Ich erinnere mich, wie ein Bruder Ss damals ein Hemd von der Reinigung gebracht hatte. Ich machte ihm ein Kompliment dafür, und er meinte, ich könne das Hemd haben, wenn ich es wollte. Als nüchterner Schweizer war ich damals weit davon entfernt, irgend einen Wunsch nach diesem Hemd zu haben. Und ich hatte schon den Eindruck, mit meinem Kompliment zu weit gegangen zu sein. B. gab aber nicht auf und hat mir das Hemd förmlich aufgeredet. Es war wirklich ein hübsches blaues Hemd mit feinen weissen Streifen und einem relativ hohen Kragen. Es war mir aber von Anfang ziemlich eng. Aber B. ist ein bisschen muskulöser als ich. Und vielleicht war es ihm noch enger als mir. Doch die Geste hat mich noch lange beeindruckt. Und ich habe immer wieder gesehen, wie Leute, denen ein Kompliment gemacht wurde, die Sache der betreffenden Person angeboten hatte.
Im Norden, am Kaspischen Meer, haben wir mal mit M. meinem Patenkind um ein Schachspiel aus Holz gefeilscht. M. war ziemlich knauserig und wollte wirklich nicht zu viel bezahlen. Zum Schluss meinte er Verkäufer, er solle das Spiel ohne Bezahlung mitnehmen. M. war natürlich sehr erstaunt weil er das Angebot, wie wenn es ein Schweizer gesagt hätte, ernst genommen hat. Für den Verkäufer war es bloss eine freundliche Geste. Er wäre wahrscheinlich sehr unglücklich gewesen, ohne Bezahlung. Und er hätte seine elegante Geste bestimmt sofort irgendwie gedreht und verändert. Sie sind so glänzend und beweglich wie Seidenstoffe, die Perser.
*
Ich bin bereit, im neuen Stock herumzutoben. Du auch?
Mit einem liebsten Gruss
Neues Haus (16:04)
Ämne: Neues Haus
Datum: den 5 september 16:04
Lieber ...,
Jadoch, wenn man ein neues Haus oder Stockwerk baut, dann sind alle Möglichkeiten offen.
Ich habe dich falsch verstanden voriges mal. Sorry! Sowas kann passieren. Und ich freue mich über das, was du in deinem Mail sagst.
Wir haben es gut zusammen. :-)
Ja, ich glaube ich bin ein glücklich veranlagter Mensch. Wenn man die kleinen Glücksbringer im Alltag wahrnimmt, dann gibt es immer wieder Anlass zu Freude.
Du gehörst auch zu den glücklichen Menschen. Das merke ich immer wieder.
Du hast recht. Man kann nicht jemanden glücklich machen gegen seinen Willen.. Aber mit seinem Willen geht das sehr gut.
Klingt ein bisschen lustig, aber so ist es doch.
Wie du merkst bin ich in grosser Eile. Ich hoffe bald mehr Zeit zu finden um dein schönes Mail zu beantworten.
Grüsse dich lieb und wünsche dir einen schönen Nachmittag und Abend
See you soon,
Marlena
PS Eure Homepage sieht ziemlich langweilig aus. War früher besser.
Freitagwiedereinmal (09:14)
den 5 september 2003 09:14
Freitagwiedereinmal
Liebe Marlena
Puh, ich habe schlecht geschlafen. Ist das immer noch das Jet Lag. Wenn ja, muss ich sehen, dass ich es bis nach dem Wochenende hinter mich bringe. Ich bin zwar nach unserem weekly ziemlich brav um 23h ins Bett. Aber um 1h war ich schon wieder wach. Federer hatte einen Match in NY. Und ich hatte sogar für mich vorzeitig abgebrochen. Und dann um 1h war die Sache vorbei, und es war unklar, ob er gewonnen oder verloren hatte. Doch alle Anzeichen deuteten auf eine Niederlage. Schade. Und ich war dann noch eine gute Stunde wach. habe etwas Kafka gelesen und in anderen Buechern geschnuppert. Aber es war ohne irgend einen Profit.
*
Ja, manchmal gibt es doch ganz einfache Heilmittel, die wir fast ganz vergessen haben. Und körperliche Tätigkeit ist eines davon. Ich bin auch einer von denen, die das immer wieder vergessen. Ich bin eigentlich kein körperlich ungeschickter Mensch, ich war sogar einigermassen sportlich in meiner Jugend. Und doch scheint es, als ob ich für mich den Sport jedes mal wieder neu erfinden muesste. Es ist, als ob ich ihn jedes mal wieder total vergessen könnte. Dein Deal mit dem Nachbar war elegant. Das sind die Arrangements, die das Leben ertragreich und erträglich machen, nicht wahr? Jeder hat seinen Vorteil und es gibt kaum Nachteile. Was will man mehr? Und wenn Du dann noch ein schönes Elch-Filet bekommen wirst, wenn die Aepfel Frucht getragen haben werden, dann wird sich der Deal vollendsausbezahlt haben. Gratulation!
*
Ich wollte mit diesem kryptischen Satz, wenn ich mich selbst richtig verstehe, was ja nicht garantiert sein muss, ich wollte also sagen, dass von allen meinen Lieben S. vielleicht die dynamischste wahr und ist. Ich meine, keine hätte in so grossen Dimensionen gedacht, wie das S tut. Die anderen waren von schweizerischem Zuschnitt. Und die denken sorgfältig, genau, aber nicht in grossen Zügen. Das wollte ich damit sagen, und eigentlich die Tatsache, dass S. das grösste Abenteuer meines Lebens war und ist. Vielleicht weisst Du das nicht so genau, aber wir Schweizer leben ziemlich introviertiert in unserem kleinen Land. Und gegenüber der Welt und Europa sind wir doch mehr oder weniger misstrauisch. Dieses Lebensabenteuer war und ist nicht immer einfach. Es zehrt gelegentlich an den Nerven. Aber alles in allem rentiert es sich.
*
Na ja, ich weiss, dass es vielleicht komisch klingt, in Frage zu stellen, wenn einer den anderen glücklich machen will. Aber wenn man es genau nimmt, funktioniert das nicht. Es ist vielleicht eine feminine Art zu denken. Und viele Männer hören sowas auch gern. Ich nehme mich da nicht aus. Aber in RL funktioniert das wohl nicht. Und ich könnte Dir viele Partnerschaften zeigen, wo das nicht funktioniert hat. Natuerlich kann - eine zeitlang vielleicht - das Glück des einen auf den anderen abfärben. Aber letzthin färbt wohl eher das Unglück des einen auf den anderen ab. Wenn einer unglücklich ist, ist die Chance gross, dass beide unglücklich sind. Aber irgendwie glaube ich, dass das Glück immer eine persönliche und individuelle Sache sei. Die Umstände tun viel dazu. Aber es gibt auch Menschen, die leben in besten Umständen unglücklich. Und solche, die in schlimmsten Situationen glücklich sein können. Glück ist auch ein bisschen eine Begabung, meine ich. Bist Du zum Glück begabt, Marlena? Ich würde das von mir nicht direkt sagen. Ich bin nicht voll des Glücks, aber ich bin zufrieden. Und nach einigen Philosophen ist das schon das Glück. Man soll nicht zuviel erwarten, denn darin liegt ein Risiko des Unglücks.
Ach, in welch ein Thema sind wir hier geraten?
*
Unser neues Stochwerk, nun, für wen denn sonst sollte es gebaut werden? Natürlich ist es unser Stock. Aber ich habe mir das architektonisch nicht so genau vorgestellt. Ich habe mir bloss gedacht, dass wir in diesem Stock mit Panoramafenster umwerfend neue und offene Arten des Mailens finden werden. Mir kommt dabei das jeu de la vérité wieder mal in den Sinn. Das war im Wallis unser pubertäres Vergnügen. Wenn wir genug getrunken hatten - so war die Regel - sollte man den Kollegen und Freunden und Freundinnen alles auf den Kopf zu sagen, was man sonst im Leben nie sagen würde. Die volle Wahrheit, offen, ehrlich, frech, das war irgendwie die Vorstellung. Aber weil ja alle irgendwie vom Alkohol ein bisschen anästhetisiert waren, haben sie die volle Wahrheit wohl zu drei Vierteln nicht mitbekommen. Allein deshalb war das Spiel vielleiht ein Renner.
Ich stelle mir das neue Stockwerk so vor, dass wir irgendwie eine neue Dimension erobern, miteinander zu mailen. Vielleicht über Dinge reden, die bisher Tabu waren? Vielleicht neue Rollen finden? Ich weiss es nicht sogenau. Wenn ich es wüsste, wäre es nicht neu. Auf jeden Fall ist das Stockwerk gross und hell. Soviel weiss ich. Und wenn Du willst, auch geheizt ... ;--).
*
Das finde ich schön, dass Du von NY geträumt hast. Ich habe das noch nicht geschafft. Ich war in den letzten Tagen immer noch ganz dort im warmen Klima der Stadt mit dem gemächlichen Verkehr auf den Strassen. Und es ist genau so, wie Du sagst: das Leben erscheint ganz still hier, und fast ein bisschen bedeutungslos. Man kann gar nicht begreifen, wie die Leute das hier alles mitmachen können, ohne aufzumucken. Selbst ist man irgendwie euphorisch, wie von einer höheren Wahrheit beseelt. Allerdings bin ich auch schon wieder am Erwachen. Ich bemerke step by step, dass viele Menschen hier schon in den USA waren. Während ich mir bisher wie Kolumbus vorgekommen bin, muss ich feststellen, dass ich nahezu der letzte war, der dort hinüber gekommen ist!! Alle waren schon da und ergänzen meine Schilderungen mit übersichtlichen Feststellungen. Na ja, nicht alle, aber doch einige.
*
Ach nein, ich bin nicht bedrückt. Ich bin auch nicht traurig. Und mit Deiner rätselhaften Schlussformulierung "dass du auch in Zukunft ein wunderschönes Leben haben wirst ... mit oder ohne mich" weiss ich nicht so genau, was anfangen. Wie meinst Du denn das, meine Liebe?
Du hast Dich mal gewundert, als ich behauptete, ich sei ein harmoniebedürftiger Mensch. Ich behaupte das immer noch. Und die Harmonien mit Dir sind besonders schön. Lass uns also im neuen Stockwerk heute Harmonien suchen. Einverstanden?
Mit lieben Gruessen und Kuessen
Kleiner Morgengruss ( 5/9 - 08:06)
Ämne: Kleiner Morgengruss
Datum: den 5 september 08:06
Liebster Mausfreund,
Es ist ein wunderschöner Morgen und ich möchte dir schnell einen kleinen Gruss senden. Ich fange heute erst spät an aber ich muss noch eine "utvärdering" (Bewertung?) meiner Funktion als Verantwortliche in den Fächern Deutsch und Französisch an einen der politischen Chefs senden (es gibt da eine ganze Wohnung von Leuten mit solchen diffusen Chefsbefassungen). Früher, als diese Hierarki noch aus kompetenten Leuten bestand, brauchte man nie sowas zu tun. Aber heutzutage liebt man dieses "utvärdering" und man findet es überall. Ich glaube es ist vor allem dazu da, diese Leute mit ein paar Arbeitsaufgaben zu versehen.
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Im Radio spricht man von.. du weisst es schon... die Euro-Wahl.
So ich werde den Tag erfassen.
Ich sende dir liebe Grüsse und eine schöne zärtliche U.
Marlena
Montag, 23. September 2013
Baust du schon?
Blick durchs Fenster . Elche am Waldrand
Ämne: Baust du schon?
Datum: den 4 september 20:22
Datum: den 4 september 20:22
Lieber ...,
Ja, genau so meine ich. Manchmal versucht man die Vergangenheit zu überblicken und denkt: "Wie wäre es geworden, wenn... " Man hat selbst gewählt und so muss man mit seiner Wahl leben. Will man das nicht, so muss man es ändern. Aber man sollte sich nicht beklagen, wenn man es nicht ändern will. Oder kann? Ich frage mich schon manchmal ob man überhaupt wählt und was einen hindert sein Leben zu ändern auch wenn man einsieht, dass es richtig wäre das zu tun. Aber Schwamm drüber!
*
Weisst du was man tun soll, wenn man müde und lustlos ist? An die frische Luft gehen. Ich war vorhin zum umfallen müde und wollte nur schlafen. Zum Glück bin ich dann in den Garten hinaus gegangen und hab das Gras gemäht. Auch das jüngere Paar (d.h. vor 20 Jahren waren sie jünger, jetzt sehe ich sie als gleichaltrig) die links neben uns wohnen hatte diesen Gedanken, und weil er eben einen motorisierten Mäher hat hab ich ihm aus Spass gesagt er darf ruhig weitermähen zu uns her. Und das hat er dann auch getan. Du weisst unterhalb des Gartens (hinter dem Haus) gibt es einen breiten Streifen, den der Bauer liegen lässt und nicht bearbeitet und dort wächst dann immer das Unkraut sehr hoch. Man kommt kaum mit einem Handmäher durch, wenn man nicht sehr oft mäht. Und als die Nachbarin ihren Mann für mich sklaven sah, hat sie gefragt ob sie dafür ein wenig von den Äpfeln die unter dem Baum lagen haben könnte. Sie wollten sie für die Elche haben. J. ist ein passionierter Jäger und die Elchjagd hat gerade begonnen. Dieses Jahr tragen fast keine Apfelbäume in unserer Gegend Obst, nur unser Baum hat das nicht mitgekriegt und ist wie immer überfüllt von schönen roten Äpfeln. Und ich war froh dieses Fallobst los zu werden, das ich wohl sonst, wie gewöhnlich, aufs Feld hinaus geworfen hätte.
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Nein, habe ich versucht mich zu verteidigen? Ich glaube nicht. Es gibt einen Satz in deinem Mail, den ich nicht richtig verstehe. "Da ging mir meine damalige Liebe durch den Kopf, und ich hatte gedacht, dass es bei ihr wohl nicht zu der Situation dieser Reise gekommen wäre" schreibst du. Du musst nicht darüber sprechen aber wenn du willst dann tu es. Unsere neue Offenheit ist ja dazu da.
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Du fragst so lustig, ob es meine Aufgabe wäre dich glücklich zu machen. Nicht was ich wüsste, aber man kann ja nie wissen was das Schicksal mit einem vorhat. Aber, du weisst, wenn man jemanden liebt, dann hat man eigentlich nur einen Wunsch, nämlich diese Person glücklich zu machen. Es ist nichts komisches dabei.
Darf ich wirklich mit dir in dieses neue Stockwerk einziehen? Ich kann es kaum glauben. Komm, dann gehen wir uns Möbel anschauen. Hier im VL sind wir ja nicht an ein Geschäft in der Nähe angewiesen. Drum schlage ich dir vor, wir gehen mal in das elegante oben links am Vazlavplatz in Prag. Dort sind Mats und ich hingegangen und man hat uns einen wunderbaren starken doppelten Espresso serviert, damit wir uns richtig wohl fühlen sollten. Ich glaube irgendein Stück würden wir dort finden, das dir gefällt. :-)
Die Wohnung ist doch gross, oder? Und das Licht kommt herein von allen Seiten, wie in einem Atelier? So denke ich du wirst einen Teil des Zimmers als Atelier einrichten und deine Stafflei dort aufstellen mit allen notwendigen Dingen. Erzähl mir mehr davon.
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Ach, ..., ich weiss wie es ist von einer solchen Reise nach Hause zu kommen. Man hat so sehr in der Gegenwart gelebt und nun plötzlich ist man wieder in dem alten. Alles ist schon erlebt und man hat den Eindruck dass das Leben ganz still steht. Aber nach einer Zeit findet man sich wieder zurecht und dann kann man auch die schönen Erinnerungen aus seinem Gedächtnis hervorholen und alles nochmals geniessen. Hast du deine Mails an mich gespeichert? Wenn nicht kann ich sie dir als dein NY-Tagebuch zusammenstellen und hier senden. Ich habe kürzlich geträumt von New York und im Traum habe ich alles vor mir gesehen wie du es beschrieben hattest. Sogar die alte Dame.. Es war ganz realistisch.
*
Der Film gestern war ein Disaster. Ich habe es kaum 10 Minuten ausgehalten.. Die Medien sind immer noch voll von Diskussionen über den Euro. Die Ja-sager haben etwas mehr Terrain gewonnen liegen aber nocht weit hinter den Nein-sagern. Und das ganze Volk scheint wie verrückt zu sein. Sie tun als ob es um eine Revolution ging. Auch die ausländischen Beobachter sind ganz erstaunt über die hitzige und gehässige Stimmung. In zehn Tagen wissen wir bescheid und dann gilt es mit dem Beschluss zu leben, wie immer es wird.
*
Du machst einen etwas bedrückten Eindruck in deinem vorigen Mail. Sei nicht traurig, was immer es ist, das dich drückt. Ich bin sicher, dass du auch in Zukunft ein wunderschönes Leben haben wirst.. mit oder ohne mich.
Ich grüsse dich lieb,
Marlena
Sonntag, 22. September 2013
Panoramafenster
Datum: den 4 september 07:55
Ämne: Panoramafenster
Liebe Marlena
Ja, das habe ich schon so verstanden, Deine alten Freunde und die
schönen alten Erinnerungen, die zeigen, dass es im Leben auch anders
hätte verlaufen können. Wenn man das auf der Höhe der Dramatik
erfasst, wirkt es fast schwindelerregend. Es zeigt sich, dass daraus
total andere Leben hätten erwachsen können. Möglicherweise wirkt es
vor allem so, wenn man (vielleicht damals mehr als Frau denn als Mann)
das Gefühl hat, sich einem männlichen Schicksal anzuschliessen.
Aber alles in allem, und vor allem aus dem Rückblick, haben Leben doch
eine gewisse Folgerichtigkeit. Wie gesagt, das ergibt sich wohl meist
im Nachhinein. Zum Vornherein ist immer alles so ungewiss und so
absolut neu.
Ich habe den Eindruck, Du verteidigst Dich in diesem letzten Mail.
Habe ich denn irgendwo angegriffen? Überigens, das Bild mit den Kühen,
die ins Tal gehen, stammt wahrscheinlich von mir. Mindestens habe ich
Dir mal ein solches geschickt. Das freute mich, wenn es als
Bildschoner bei Dir gelandet wäre.
Klar, mein Leben wäre anders gelaufen, wenn ich meine erste grosse
Liebe geheiratet hätte. Meine erste grosse Liebe war in der 2. Klasse.
Und meine Geliebte ist heute tot, umgekommen bei einem Autounfall.
Aber sie war damals noch Schuelerin gewesen. Vielleicht müsste ich die
nächste 'erste Liebe' nehmen. Ich habe übrigens ganz kürzlich so
gedacht, ich glaube, es war im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zur
Reise nach NY. Da ging mir meine damalige Liebe durch den Kopf, und
ich hatte gedacht, dass es bei ihr wohl nicht zu der Situation dieser
Reise gekommen wäre. Du siehst, dass Gedankenexperiment lief unter der
Prämisse 'ceteris paribus', das heisst, alles andere wäre bis dahin
gleich gewesen. Na ja, vielleicht ist das eine etwas eingeschränkte
Denkweise, nur für ein - wohl nicht ganz lebensentscheidendes -
Ereignis wie diese Reise eine solche gedankliche Konstruktion zu
machen.
Ronda ist für mich das Symbol der romantischen Liebe. Diesen Furz hat
mir Hemingway eingeblasen. Ich glaube nicht, dass man es im RL 14 Tage
lang mit einer Geliebten dort oben - sagen wir im Winter - aushalten
könnte. Ronda ist eine Sache für das VL. Du sagst, Du könntest mich in
weniger attraktiven Milieus glücklich machen. Wäre es denn Deine
Aufgabe, micht glücklich zu machen? Kann das ueberhaupt ein Mensch
zustande bringen, einen anderen glücklich zu machen? Glück ist nicht
das Ziel, Glück ist der Weg. Das vielleicht müsste man gegen Ronda und
für 'weniger attraktive Milieus' als Argumente sagen.
Unsere Tonlage ist plötzlich etwas kompliziert geworden. Und ich weiss
nicht, wie dem geschehen ist. Ich wollte das eigentlich nicht so,
nicht so direkt. Aber irgendwie habe ich selbst auch NY für mich wie
einen Neuanfang nehmen wollen. Ich habe gedacht, NY sei wie eine
Pilgerreise. Es geht dabei nicht um die Vergangenheit, sondern um die
kommenden Jahre in meinem Leben. Irgendwie, das merke ich, muss ich
eine kleine Wende kriegen, einen neuen Gang einlegen, ein neues
Stockwerk bauen. Klar meinte ich, ein g e m e i n s a m e s Stochwerk.
Man baut keine Häuser für sich allein, oder etwa doch? Und Deine
ersten Vorschläge finde ich genau richtig: luftig, sparsam möbliert,
Panoramafenster. Und natürlich im obersten Stock, das versteht sich
von selbst.
So lass uns ein neues Stockwerk bauen. Luftig, offen mit Sicht auf die
Welt und bloss sparsam möbliert. Was wir mit unseren §§§ machen, das
wird sich geben. Ich glaube, ich brauche vor allem ein neues
Stockwerk.
Mit lieben Gruessen und Kuessen
...
:-) Re: Anti-Aging
Ämne: :-)
Datum: den 3 september 20:54
Lieber ...,
Wildkatze oder Hauskätzchen - warum nicht eine Kuh, die gemächlich auf der Weide liegt und ihr Leben wiederkaut. Und da sie eben auch einiges gegessen hat, was ihr nicht gut bekommt, so fühlt sie sich ab und zu garnicht richtig wohl. Du siehst, wie man mit Worten eine aufgebaute Stimmung zerstören kann. Ich meine, man kann diese Wildkatze ziemlich ungefährlich machen, indem man sie ganz einfach umbenennt.
Na, ich denke du weisst, dass ich Kühe liebe. Sie sind für mich das Symbol für Ruhe und Antistress. Sie müssen nichts anderes als essen. Vielleicht ist es auch weil sie mich an die glücklichen Jahre in meiner Kindheit erinnern, damals als ich mich noch geborgen fühlte. Ich habe als Bildschoner u.a. ein Bild wo man in der Schweiz die Kühe ins Tal hinuntertreibt. Glaube sogar, dass du es mir geschickt hast. Und wenn es hochkommt freue ich mich immer über den Anblick.
*
Ich wollte wirklich nicht über irgendwelche "hochqualifizierte Angebote" erzählen. Ich wollte dir nur zeigen, wie verschieden mein Leben hätte sein können, wenn ich anders gewählt hätte. Auch dein Leben wäre anders gewesen, wenn du deine erste grosse Liebe geheiratet hättest.. oder?
*
Ein Mail von mir soll wie eine gute Mahlzeit sein, zu der ich dich einlade. Da hole ich doch nicht alte halb verfaulte Dinge hervor, oder anderes was nicht besonders gut schmeckt. Verstehst du wie ich meine? Ich will dich nicht mit irgendwelchen Sorgen belasten. Übrigens, die kommen und gehen in meinem Gedächtnis.. Wenn man traurig ist wegen etwas, sind sie plötzlich alle wieder da.. und wenn man glücklich ist bedeuten sie garnichts. Ich versuche auch manchmal sowohl die Zukunft wie die Vergangenheit wegzudenken. Aber das geht doch garnicht. Es bleibt fast nichts übrig. Will doch nicht, dass mein Leben aus einem Nichts besteht. Aber natürlich ist es so, dass man sich mit dieser Methode eventuell von weniger erfreulichen Dingen befreien kann. Denn das Nun ist meistens ganz OK.
Ha! Nun lachst du wohl..
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Rondha ist sicher schön und ganz ausgezeichnet für eine solche Begebenheit.. aber glücklich machen könnte ich dich in weniger attraktiven Milieus. Du bist ja das wichtigste dabei.. aber unsere §§§ gelten doch immer noch. Wir sollten sie wieder mal ansehen und vielleicht "updaten" ;-)
Oder ist deine Mutation so sehr gelungen, dass du nun ganz andere Massstäbe und Auffassungen hast?
Sag mir, wie du darüber denks, falls du Lust hast.
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Es kommt übrigens heute ein amerikanischer Film mit dem Titel "Flirting with disaster". Und weil er in New York spielt, werde ich ihn mir vielleicht ein wenig anschaun. Dann kann ich all die Dinge noch einmal sehen, von denen du mir so schön erzählt hast.
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Ja, lass uns ein neues Stockwerk bauen. Du als Architekt musst ein paar Ideen aufbringen und Skizzen machen. Ich möchte etwas luftiges diesmal, sparsam möbliert mit einem Panoramafenster in die Welt hinaus. Oder wolltest du das Stockwerk nur für dich selbst? OK dann komme ich jedenfalls ab und zu vorbei. Ich freue mich schon darauf.. :-)
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Ich bin hungrig geworden. Vergesse manchmal ordentlich zu essen. Werde mir was gutes heraussuchen für eine kleine Abendmahlzeit.
Ich danke dir nochmals für dein schönes Mail. Wünsche dir alles Gute für den kommenden Tag,
Mit lieben Grüssen und einer zärtlichen U+K,
Marlena
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