29/1 (Jahr 6)
Liebe Marlena
Ich sitze wieder mal im Büro und schreibe an einem FU-Konzept. Wenn ich Dir meine bisherigen Entwürfe senden würde, Du hättest ein paar Tage zu lesen und zu beissen. Aber es ist alles nicht halb so interessant und eigentlich ziemlich langweilig. Ich bin auch nicht so besonders geeignet, ein solches Konzept zu schreiben. Ich bin kein Konzeptschreiber. Ich schreibe lieber Texte über andere Dinge, die, wenn es gelingt, etwas fantasievoll sind und die Leser zum Schmunzeln (manchmal vielleicht auch zum Weinen) bringen. Aber eben, bei der Arbeit braucht man kaum solche Texte. Konzepte müssen klar und rundum durchdacht sein. Ach, das ist meine Sache nicht. Und ich bin gespannt, wie die Leute nächste Woche auf meine Versuche reagieren werden.
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Ich bekomme hier von allen Seiten Komplimente, weil ich offenbar von Aegypten einen braunen Teint mit zurückgebracht hätte. Ich habe das selbst kaum bemerkt. Ich mag es nicht besonders, in der Sonne zu liegen. Und ich hatte ständig meine weisse Baseball-Mütze, jene mit dem ausladenden Vordach, welches die Nase vor der Sonne schützt. Aber offenbar ist die Sonne von allen Seiten durchgedrungen.
Es ist schon alles wieder ziemlich weit weg, was wir in Aegypten erlebt haben: das schöne, dunkelblaue Rote Meer, die wundervollen Paradiesfische, die riesigen Steinhaufen von Pyramiden, mit deren Steinen man ganze Kleinstädte aufbauen könnte, die lustigen Kamele, die auf uns immer so exotisch und ein bisschen überheblich wirken, das fantastische Hotelbuffet mit den unzähligen Gerichten und Gewürzen und Früchten und Süssigkeiten. Wir hatten im Hotel ein Schweizer Ehepaar kennengelernt, die aus der Gegend von Luzern stammen. Und zum Schluss der Ferien hatten wir verabredet, dass die sich zuerst melden würden, die ihr Normalgewicht wieder erreicht haben. Ich kann Dir flüstern, Malou, sie haben sich noch nicht gemeldet. Und ich selbst bin auch noch ein gutes halbes Kilo daneben. Nur S hat, so glaube ich, ihr normales Fliegengewicht längst wieder. Aber die Wette war pro Paar, nicht pro Einzelperson. Und so liegt es ganz bei mir. Aber das Luzerner Paar ist ein bisschen älter als wir und beide sind ziemlich schlank. Ich glaube, sie haben vielleicht nicht den Mut, wirklich auf diese Wette einzugehen. Wahrscheinlich haben sie ihre Normgewichte längst wieder erreicht. Sie sind auch beide ziemlich sportlich. Er besonders, sie wohl in Anpassung an ihn. Na ja, da kann ich schwerlich mithalten.
Und schon bald werden wir hier wieder 14 Tage Schulferien geniessen. In einer Woche ist es soweit. Dann fahren viele Familien in die Berge zum Skifahren, wo es zur Zeit sehr viel Schnee gibt. Und die anderen gehen an die Basler Fasnacht. Die findet immer in der zweiten Ferienwoche statt. Und dabei sind alle Basler aus dem Häuschen. Nicht so wie die Deutschen es sind in ihrem Karneval. Die Basler Fasnacht ist eher nobel und sehr diszipliniert. Eine katholische Fasnacht ist ein Chaos dagegen. Im Wallis gab es damals kaum eine Fasnachts-Tradition. Man sah bloss am sonnig-kalten Nachmittag ein paar Kinder in farbigen Kleidern und mit rot gemalten Bäcklein im Gesicht. Daneben brav ihre Mütter, die zum Rechten sahen. Aber lustig war das bestimmt nicht wirklich. Nur abends gab es dann die Fasnachtsbälle, wo die Walliser Frauen hinter den Masken mal aus sich heraus konnten. Das war natürlich für uns Gymnasiasten ziemlich aufregend, zur Abwechslung für einen halben Abend einer gestandenen Frau ein bisschen am Busen herumdrücken zu können. Aber die Bälle waren geschlossen und kosteten Eintritt, so dass wir da nur ausnahmsweise auftraten. Und das war es dann auch schon. Nichts Umwerfendes. Schon war wieder Aschermittwoch und alle redeten vom Fasten und vom Gebot, dass man sich mit Bier und Wein zurückhalten sollte. Da gingen wir wieder auf die Kunsteisbahn, spielten Eishockey und vergassen die Sache rund um Fasnacht und Fasten.
Und jetzt muss ich wieder an mein Konzept. Es entwickelt sich leider nicht von allein. Man muss es richtig hämmern und schlagen.
Ich wünsche Dir mit Deiner Familie ein schönes Wochenende.
Mit lieben Grüssen
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Här kände jag mig besläktad: Ich glaube wirklich, dass ich von Natur aus ein ziemlich kontemplativer Typ bin. Ich liebe die ruhigen Betrachtungen. Aber andererseits fühle ich ständig die Verpflichtung, aktiv zu sein, etwas zu tun.
Men sen börjar han prata om den där pliktkänslan, som för mig är ett olustigt sätt att arbeta på. Men jag har ju mina krav.
Idag läste jag det första brevet högt, och njöt av tyskan, och av att förstå allt. Utom ett ord: Gelassenheit. Är det lättja? Låt-gå-mentalitet?
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