Sonntag, 29. September 2024

Blumen des reinen Widerspruchs

 

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Ich habe dir von Professor Emil Staiger erzählt, die Kapazität in deutscher Literaturgeschichte und in existentialphilosophischer Hermeneutik, der Kenner Rilkes und Goethes und all dieser Grössen. Er war schon älter damals, ein kleiner Mann mit einem etwas grossen Kopf, wenn er dort oben auf dem marmorenen Rednerpult in der schönen Aula der Zürcher Universität dozierte. Dort hatte einmal Churchill nach dem Krieg gesprochen und das vereinte Europa propagiert. Aber es hat bei uns Schweizern nicht eingeschlagen. Eine Studentin erzählte mir, dass sie gleich in der Nachbarschaft Prof. Staigers ihr Studentenzimmer habe. Und sie beobachte den kleinen Professoer jeden Sonntag Morgen, wie er mit einer grünen, frisch gebügelten Gärtnerschürze auf Zehenspitzen fast aus dem Haus trete und in den Garten wandle - geradezu rituelle Gebärden - um dort eine Rose, eine einzige, zu schneiden und sie mit abgespreiztem Finger - so wie die Damen die Teetassen zum Mund führen - mit preziöser Geste ins Haus zu tragen. Das ist ein schönes Bild und passt zu Staiger. Und wenn es nicht wahr war, so war es gut erfunden.
Und du wirst es vielleicht noch weniger glauben, Marlena, aber ich tue in Erinnerung an dieses Bild dasselbe. Gut, ich tue es vielleicht nicht gerade am Sonntagmorgen, gut, ich trage keine grüne Schürze, gut, ich spreize vielleicht nicht den kleinen Finger. Aber ich finde es schön, immer - oder fast immer - eine einzige Rose auf dem Tisch zu haben. Ich habe früher einmal für S., als ich noch sehr verliebt war, eine kristallene Vase gekauft, eine Kugel praktisch, mit einem langen, dünnen Rohr. Dort findet gerade eine Rose Platz. Ich schneide alle Blätter weg und lasse nur das oberste, damit das Grün einen schönen Kontrast zur Blüte macht. Ich gebe ein bisschen Zucker ins Wasser. Und dann steht sie da und besonders schön ist, wenn sie - vor dem dunkeln Hintergrund der Möbel - vom Spot angeleuchtet wird. Anfangs ist sie knackig und fest und steif wie ein junges Mädchen. In der zweiten Woche wird sie voluminös, locker und vielfältiger, wie eine Frau im besten Alter. Und schliesslich lässt sie sich etwas gehen, gibt da und dort ein Blatt ab, verliert ihre Kräfte, bis man sie wieder erlösen muss. Das ist schön und ungefähr ein Zyklus von guten 14 Tagen. Bis dann ist draussen im Garten wieder eine neue Blüte herangewachsen. So leben wir mit den Blumen des reinen Widerspruchs, und sie sind mein Job geblieben. Ich ziehe die Dornen der Rose den Zähnen des Löwen eindeutig vor. Soviel Mut hätte ich nie, gegen eine riesige Löwenmeute mit Löwenzähnen anzugehen. Ich bin ein ziemlich feiger Mensch.
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(aus "Virtual life" 3)

Samstag, 28. September 2024

Eine Gratulationskarte

 Weisst du, so unbehindert und schnell wie jetzt habe ich früher nie deutsch geschrieben. Du bist ein ausgezeichneter Lehrer. :-)

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den 25 september 
Re: echte Liebe oder bloss Libl

Liebe Marlena
Das freut mich, dass Dein Deutsch hervorsprudelt wie Seltzer-Wasser. Ich habe mir Dich nie anders vorgestellt als flüssig deutsch schreibend. Wirklich nie. Stets musste ich mich warnen, dass ich vielleicht doch ein bisschen viel von Dir erwarte, seitenlange Mails in deutsch. Aber auch Deine Bemerkung anfangs, dass Du Mails schreibst, indem Du das Wörterbuch auf den Knien blätterst, habe ich nicht sonderlich ernst genommen. Und als ich Dich dann am Telefon gehört habe, musste ich mir recht geben.

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Der Morgen ist geworden, wie er sich angekündigt hat. Blauer Himmel, warmer Sonnenschein, also so, wie man sich die Herbsttage wünscht. Ich war in Basel, sollte nachmittags eigentlich nach Luzern. Aber das tue ich nicht. Ich muss einige Arbeiten hier beenden, und dann gehe ich heim und mache mir einen schönen Abend. Unser Weekly fällt aus, weil Walter eine Sitzung hat. Das ist doch alles ideal so. In Basel habe ich ein paar Komplimente bekommen für die Zeichnung einer Gratulationskarte. Eine Mitarbeiterin erwartet ein Kind, und der Chef dort hatte mich gebeten, doch eine Zeichnung zu machen. Sie wollten ihr und ihrem Mann ein Nachtessen offerieren. Und die übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden als Baby Sitter auf das Baby aufpassen. Ich habe versucht, die Leute darzustellen, wie sie auf einer Matratze einen kleinen Säugling in die Höhe heben. Und jetzt sind sie dran, zu raten, wer denn wer sei auf der Zeichnung. Ich sollte in der Tat vorsichtig sein mit solchen Zeichnungen. Man verärgert damit bloss für Jahrzehnte jede Menge von Leuten.

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Donnerstag, 26. September 2024

Lidl, Liebe, Hanf und Buchmesse


Ämne: So billig!
Datum: den 25 september 

Lieber ...,
Ich freue mich über deine Komplimente für mein Deutsch. Und doch fühle ich, dass es nicht perfekt ist. In einer Fremdsprache kann man sich eben nicht 100%-ig ausdrücken, wie man will. Die Bildsprache fehlt einem. Ich merke es oft, wenn ich statt des Ausruckes, den ich auf schwedisch gewählt hätte, und der meiner Meinung nach genau sagt was ich fühle, auf eine ziemlich heimgemachte Sprache angewiesen bin. Nun ja, du hast dich schon daran gewöhnt und du bist sehr nachsichtig.
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Hatte ich dir gesagt, dass ich mich von M. verleiten liess, schon heute zu Lidl zu fahren? Also habe ich sie nach der Arbeit bei ihr zu Hause abgeholt und wir sind hingefahren. Oh Gott! Es gab fast keinen Platz für das Auto und das Geschäft war so voll, dass man an niemanden vorbeigehen konnte. Ich habe festgestellt, das vor allem das Gemüse und Obst unglaublich billig waren im Verhältnis zu unseren Preisen. Z.B rote Paprika kostet kaum 15:- Skr/kilo. Ich habe sie neulich in unserem Geschäft für 48:-/kg gesehen. Blumenkohl kostet jetzt 25:-/kg in unseren Geschäften und bei Lidl 9.90/kg. Du siehst, der Unterschied ist riesig. Und ich kam mit einer grossen Tasche voll von Waren heraus, die mich unter 100:- Skr gekostet haben. (Also cirka 12 Dollar) Darunter gab es u.a. Salamiwurst, eine Schachtel Cognacgefüllte pralinen, Milch, Yoghurt, Apfelsinenjuice, Vichywasser (6 x 1½ liter) und wie gesagt viel Gemüse. Ich sag nur, arme Händler in der Gegend. Sie haben harte Konkurrenz bekommen.

Später bin ich noch zu einem kleinen Nachmittagskaffee zu M. gegangen. Sie hatte ein starkes Bedürfnis über ihre Liebe zu sprechen und ich habe ihr gern zugehört. Ich glaube es hat sie wirklich hart erwischt.. vielleicht auch ihn. Ich habe nie in meinem Leben mit weder Frauen noch Männern über private Dinge in Fragen Liebe gesprochen - und auch hier nicht. Ich wundere mich immer, wenn ich höre, dass sich Leute intime Dinge erzählen und denke dabei, das kann nicht möglich sein. Dagegen höre ich gern wie gut und schön sie diesen Mann sieht und wie sie geradezu strahlt vor Glück. Ach, Liebe ist wirklich eine schöne Kraft, die Menschen aufblühen lässt.
M hatte einen ganz wunderbaren Kuchen gebacken und vorher haben wir ein Lachstoast gegessen. Sie hat, wie du schon weisst, auch eine Katze. Schon das macht, dass ich gern eine Weile aus meinem Schema ausbreche und hingehe.
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Lache gerade über ein Mail von einem früheren Kollegen, der sehr verbal ist. Im Moment mehr herbal als verbal, wie er selbst meint. Geht im Wald herum und zeichnet vorhistorische Stätten auf die noch niemand gesehen hat und ist gerade dabei in seinem Garten grünes auszurotten, was aus der Komposterde hervorgewachsen ist. Manches hat Blätter wie Entenfüsse anderes wie Heringkiemen. Und dabei hat er auch unverhofft eine Hanfpflanze entdeckt, aus der er sich nun, weil er seine Pfeife aus der Raucherzeit weggeworfen hat, einen Joint rollen wird mit einer Seite aus seinem "Psalmbuch" (Buch mit Kirchenliedern). Ich denke das wird himmlisch schmecken. ;-))
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In Göteborg findet im Augenblick eine grosse Buchmesse statt und viele meiner Kollegen, besonders diejenigen, die in schwedisch unterrichten, sind heute dort. Ich beneide sie ein wenig darum. Viele Schriftsteller kann man auch dort sehen und hören. Gudrun wird mir wohl morgen davon berichten.
Hier kannst du ein wenig darüber lesen (auf englisch)
http://www.bok-bibliotek.se/indexeng.htm
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Nein, ich habe noch nicht konkret an eine Wienreise gedacht. Und auch nicht davon gesprochen mit meinen Freunden dort. Während des Schuljahres habe ich sowieso nicht die Möglichkeit dorthin zu fahren. Und wenn ich mal fahre, dann will ich es richtig erleben und etwas länger dort sein. Aber wie du es so beschreibst, klingt es sehr verlockend. Ich wage garnicht daran zu denken. Damals in Sorrento war ich noch mutig und hätte dich gern gesehen.. aber mit der Zeit bin ich etwas ängstlich geworden.

Weisst du, dass wir im Januar 4-jähriges Mailjubiläum feiern? Es ist kaum zu glauben! Ich denke, wir haben einander in dieser Zeit mehr gesagt als man sich normal in einer langen Ehe erzählt. Es ist schön, dich als Gesprächspartner zu haben. Und wie gesagt, das Schreiben wird immer leichter.

Hast du das Babybild, von dem du mir erzählt hast gescannert? Ich würde es sehr gern sehen. Ich frage mich, was ich eigentlich mit den Bildern gemacht habe, die ich in Sorrento und auf Capri fotografiert habe. Kann sie nicht mehr am PC finden. Hast du noch eins davon? Das in Axel Munthes Haus auf Anacapri? Oder hast du sie auch verloren?
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Im Fernsehen läuft wieder ein "Dokument utifrån". Diesmal geht es um eine Zelle von einer Terroristengruppe, die mit Al Quaida liiert ist. Ein algerischer Journalist hat sie infiltriert und zeigt wie es dort zugeht. Ich werde es mir gleich ansehen.
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Nun lasse ich dich wieder, mein lieber Mausfreund. Ich wünsche dir einen schönen Tag morgen.
G+K,
Marlena

Mittwoch, 25. September 2024

Herbst ... (des Lebens)

 (R)


Blick durchs Fenster 



Ämne: Late again..
Datum: den 25 september 

Lieber ...,
Du beobachtest also deine alternden Clubfreunde, nimmst sie richtig unter die Lupe und spiegelst dich vielleicht auch in ihnen. Ich weiss nicht, ob ich mich so gern von dir beobachten lassen würde. Ich denke manchmal, du bist hart in deinem Urteil über die Menschen. Vielleicht haben sie sogar Angst vor dir und deinem forschenden Blick. Das würde ich sie gern fragen.
Aber es ist so. Ich tue es ja auch. Studiere die anderen und sehe, wie sie älter werden, ich möchte sagen, wie schnell sie altern. Aber vielleicht sind sie gerade in einem Alter, wo sich Leute wirklich verändern. Der Herbst ihres Lebens beginnt. Bei meinen Kollegen, glaube ich auch, dass der grosse Stress dazu beiträgt, dass sie manchmal grau und müde aussehen. Und wie schön jung sie aussehen können, wenn sie lachen und sich ein bisschen entspannen.

surströmming

Über das Schreiben


(Beginn einer Mausfreundschaft)

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Ich möchte dich auf keinen Fall stumm machen, meine Liebe. Ich weiss, manchmal schreibe ich zuviel. Ich merke es erst zum Schluss. Solange ich schreibe, geniesse ich es, in meinen Erinnerungen zu graben. Deshalb ist das Schreiben auch eine Unterhaltung für mich selbst. Aber es ist, wie gesagt, wunderschön zu wissen, dass eine aufmerksame Person dabei ist und mitgeht. Ich glaube, du hast es ähnlich. Wenn du etwas Besonderes erlebst, möchtest du es mit jemandem teilen. Nun ja, vielleicht hat das jeder Mensch?
Ich bin dir dankbar, Marlena, dass du mir die Möglichkeit gibst, zu schreiben. Seit Jahren möchte ich irgendwie schreiben. Doch für mich allein kann ich es nich. Ich nehme mir die Zeit nicht, obwohl ich weiss, dass es durchaus gut wäre, mich hinzusetzen und zu schreiben. Ich finde es witzlos, zu schreiben, wenn niemand den Text liest, ausser ich vielleicht in ein paar Jahren wieder. Doch Schreiben verlangsamt und ordnet das Denken. Und das ist durchaus heilsam. Ich habe in meinen schulpsychologischen Abklärungen immer gerne jene Kinder gemocht, die mit sich selbst sprechen konnten. Sie haben einen besonderen Charme. Wenn sie ein Problem zu lösen haben, stellen sie sich Fragen und beantworten sich die Fragen. Das ist in meiner Meinung eine gute Fähigkeit und Technik, mit dem Leben fertig zu werden. Die Möglichkeit, mit sich selbst zu sprechen, gehört in dasselbe Kapitel wie der Rat, man soll lernen, sich selbst ein guter Freund oder eine gute Freundin zu sein. Ich glaube, das ist heute wichtig, heute, da wir mit sovielen Situationen völlig allein fertig werden müssen.
Ich kann nicht sonderlich gut mit mir selbst sprechen. Manchmal versuche ich es. Und im Grunde hilft es oft, ich komme dann vorwärts. Aber ich mache es meist nur halbherzig. Ich bin darin schlecht begabt und ausgerüstet. Und so bin ich froh, dass ich dich habe. Und dabei erinnere ich mich wieder an deine Andeutung deiner Trauer, über die dunkeln Wolken. Ich bitte dich Marlena, erzähl mir, wenn du es denn kannst. Seit du mehrmals nebenbei etwas anklingen liessest, sorge ich mich. Es erscheint mir ganz einfach unheilvoll und schwer, und ich bin im Unklaren, was ich damit anfangen soll. Aber natürlich weiss ich auch, dass du entscheiden musst, ob du das willst oder kannst oder darfst. Ich weiss es ja nicht.
Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen, meine Briefe an dich nicht allzu denkerisch, theoretisch oder geradezu grüblerisch zu gestalten. Ich möchte gerne, wenn ich das schaffe, die Leichtigkeit des Seins betonen. Ich möchte, dass du Freude hast, und dass du bei der Lektüre nicht zusehr deine schöne Stirn in Falten ziehen musst.
So wünsche ich dir einen feinen Anfang der Woche
Mit einem lieben Gruss

Sonntag, 22. September 2024

Wie ist es???


Man weiss nicht richtig wie, aber unsere Wirklichkeitsauffassung beginnt sich schon zu verändern...


- Wenn ich einen Baum fälle auf meinem Grundstück und dann weder darüber twittere, blogge oder "facebooke" - ist es dann wirklich passiert?

- Eigentlich nicht...


- Vorläufig vielleicht, aber es ist nicht eine vollendete Handlung.




Samstag, 21. September 2024

"Zwischen den Stäben"

 




Liebe Malou
Nein, Deine Komplimente über meine Bilder betrüben mich absolut nicht. Sie freuen mich und helfen mir, dass ich auch selbst meine Bilder mit weniger strengen Augen ansehen kann. Ich glaube, die Vorstellung, sich als Maler durch das Leben zu bringen, ist ein fantastisches Alternativprogramm. Ich glaube, es wäre ein harter Job. Und man müsste sich seiner Leidenschaft sehr sicher sein. Denn man muss sie auch gegen das Publikum betreiben können.
Aber wir wissen doch, dass das Alternativprogramm in der Phantasie mehr oder weniger dazu dient, dich im normalen Leben bei der Stange zu halten. Versteht man diesen Satz als Fremdsprachlerin? Ich will sagen: es ist leichter, einen Weg zu gehen, wenn man weiss, dass es auch noch einen Umweg gäbe. Auch wenn der Umweg gelegentlich als attraktiver erscheinen würde. Gut gesagt, nicht wahr?
Allerdings muss man sagen, dass es eine Zeit gab, da Maler neben ihrem bürgerlichen Beruf gemalt, und mit internationaler Wirkung gemalt haben. Jan Steen - so glaube ich mich zu erinnern - war ein solcher Typ. Erinnerst Du Dich? Die Holländer sprechen von einem „Jan Steen Haushalt“. Ich müsste von einem „Jan Steen Büro“ reden. In seinen hübschen Genrebilder liegen immer viele Dinge auf dem Boden herum. Ich glaube, er hatte Angst vor der leeren Fläche, eine Art Horror Vacui. Stehen hatte einen bürgerlichen Beruf und hat daneben gemalt. Und das war damals wohl eher üblich.
Aber heute ist der Künstlerberuf zu einem intellektuellen Turnprogramm erster Güte geworden. Mindestens für jene Künstler, die vorne mit dabei sein wollen. Alle andern sind Epigonen.

Bei uns ist der Frühling durchgebrochen. Der gestrige Tag war ziemlich warm und ich war abends durstig, ohne zu wissen, woher das eigentlich kam. Und viele leiden schon an Heuschnupfen. Und auf der Strasse siehst Du die Jungen ziemlich intensiv küssen. Es wird jedes Jahr intensiver und sie werden jedes Jahr jünger! Nun ja, ich kann mich eigentlich noch ziemlich gut an jene Zeit erinnern. Und wahrscheinlich hat auch uns der Frühling damals das Blut in Wallung gebracht. Wir hatten uns niemals erlaubt, auf der Strasse zu küssen. Aber man stand doch stundenlang an irgend einer Ecke und schäkerte herum. Und man war gut drauf und wusste nicht mal so echt, woher das alles kam. War es vielleicht das schöne Wetter? Und die Erwachsenen, die vorbeigingen, schauten mit einem gewissen Verständnis hin. Wussten sie vielleicht, woher das kam, dass man sich so gut fühlte? Na ja, gelegentlich schauten sie auch eher kritisch. Die wussten sie bestimmt, woher das kam.

Ach, Du siehst, ich verstehe sie schon, die Jungen. Und in kurzen Momenten, wie in Rilkes Gedicht vom Panther, sehe ich zwischen den Stäben meines Käfigs durch und fühle ein kleines Stechen, welches man Neid nennen könnte.

Ich wünsche Dir einen schönen Tag
Mit lGuK
...

  


Der Panther



Freitag, 20. September 2024

Mein Höllensturz

 

"Nachempfindung von Rubens' Höllensturz


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Habe ich Dir erzählt von meinem grossen Bild 'Höllensturz'? Na ja, es ist eine Nachempfindung - so würden die Leute heute sagen - eine Nachempfindung von Rubens' Höllensturz. Auf dem Bild stürzen Hunderte von nackten Menschen und unglücklichen, wohl irgendwie schuldigen Kreaturen durch graue Wolkengebilde und blaue Wolkenfenster hindurch in die Tiefe. Es ist eine bodenlose Situation. Man weiss wirklich nicht, wo sie schliesslich landen werden. Und dabei versuchen einige dieser Sünder, sich an sehr weltlichen Dingen festzuklammern, an einem Lampenschirm, an Tüchtern, an Papieren usw. Sie schaffen neben soviel Fleisch einige Farbtupfer im Bild. Und durch das ganze Bild weht ein steifer Wind. Man sieht das an den Körpern, deren Dynamik sich als grosse Bewegung durchs Gewölk zieht. Die menschlichen Leiber wirken wie abgefallene Blätter im Herbstwind.
Die Komposition hat mir damals sehr gefallen. Und ich habe tagelang an der Komposition der Wolken  gearbeitet. Das war vielleicht das schwierigste. Es sieht auf dem Bild eher wie zufällig aus, aber es ist sehr viel Kalkulation dahinter.
Solche oder ähnliche Bilder würde ich gerne malen. Aber es fehlt mir ein bisschen die Zeit. Man muss da wochenlang dahinter sein, damit es vorwärts geht und damit man den Anschluss nicht verpasst. Denn wenn das Zeug mal trocken ist, ist es sehr schwer, wieder anzufangen. Die Farbpalette stimmt nicht mehr, und auch die Striche im Bild wirken plötzlich wie Fremdkörper. Es ist, wie wenn man eine alte Liebe wieder aufwärmen wollte. Das geht selten gut.
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Das wäre ein Traum: selbstvergessen in irgend einem atelier-ähnlichen Raum tagelang zu werken, bei Musik, bei ab und zu einem Espresso. Früher hätte ich gesagt, bei einer Gauloise ab und an. Aber heute würde ich den Tabak mit einem kleinen Besuch einer Person eintauschen. Aber es wäre schön, wenn die Situation offen wäre, wenn also Leute zufällig oder gewollt vorbeikommen zu einem kleinen Schwatz oder zu einer längeren Unterhaltung. Das wäre schön.
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Ach, Marlena, wie gerne würde ich Dir mal meine Dinge zeigen, an denen ich hänge: Bilder, Bücher, Ideen, Zeichnungen, Projekte, kleine und grössere Träumchen. Weshalb können wir das nie in jener sinnlichen und RL Form, in der es so schön und einsichtig wäre? Wir bewegen uns - notgedrungen - immer auf dem abstrakten VL-Niveau von Ronda.

Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag.
Mit lieben Grüssen
...

Mittwoch, 18. September 2024

Re: NYC ...


den 16 september 15:20
Politik again


Liebe Marlena
Hier ein kurzer Zwischengruss. Gerade bin ich von Basel zurückgekommen. Ich hatte eine Sitzung mit meinen Leuten. Wir haben herrliches Herbstwetter, und man möchte am liebsten vor sich hin wandern und die Gedanken hinter sich am Boden nachziehen. Wie eine wunderbare farbenfrohe königliche Schleppe, die im Herbstlaub raschelt.
*
Was die Abstimmung betrifft, so hast Du bestimmt Deiner sozialen Stellung konform entschieden. Ich habe jüngst eine Untersuchung in der Schweiz gelesen (überflogen), die sozusagen eine Abstimmungsgeographie der Schweiz macht. Gewisse Wohnformen und Wohnregionen entsprechen bestimmten Mentalitäten, die wiederum in politischen Meinungen sich kundtun. Städtische Bevölkerung sind ...


Ämne: Voller Tag..
Datum: den 16 september  23:01


Lieber...,
Es freut mich zu hören, dass du NY so sehr geschätzt hast, dass du dich sogar zurücksehnst. Ich hatte geahnt, dass es so kommen würde. Nun ja, deinen Flirt mit der jungen Ärztin hatte ich nicht vorausgesehen, aber auch das freut mich, denn ich weiss aus Erfahrung, dass die schönsten Erinnerungen an Reisen immer irgendwie mit Menschen verknüpft sind - dazu rechne ich auch ganz kurze rasche Begegnungen mit anderen Menschen. Ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass du einen Roman darüber schreiben könntest. Ich hatte auch eine ähnliche Idee mit Paris. "Elf Stunden mit Guy", sollte die Geschichte heissen und einen schönen Tag in Paris schildern, der oben am Montmartre begann und spät am Abend in Pigalle endete. Aber auch ganz zufällige kleine Gespräche mit fremden Leuten bleiben in der Erinnerung. Einmal kam ein kleiner Nachbarjunge auf mich zu und sagte: "Eh, Marlena, j'aime bien la façon, dont tu prononces l'e à la fin des mots." Ich fand es so lieb, diese kleine Liebeserklärung von einem 8-jährigen Kind. Ich war wohl kaum 19 und wusste nicht einmal dass ich ein "e" am Ende der Wörter aussprach. Ich hatte damals erst ein Jahr Französisch gelernt.
*
Es ist schön nochmals ein Mail von dir zu erhalten. Irgendwie fühlte ich fast, dass noch ein kommen würde. Kannst du das verstehen? Und am Anfang formulierst du dich so lustig, dass ich wieder ganz verzaubert bin. Ich liebe deine Reflexionen.
Ja, natürlich ist es ein anderes Bild von dir, das ich gesehen habe. Ich wusste nicht, dass du noch ein grosses Bild kopiert hast. Und ich sehe natürlich ein, dass deine künstlerische Begabung ebenso gross sein muss, wie deine literarische. Ja, du musst schreiben. Und ich möchte deine Simone sein, die aufpasst dass du "natürlich" schreibst und dich nicht in ein "Muster" zwingst. Dein Buch sollte so geschrieben sein, wie deine Mails an mich. Ich würde gern ein Buch machen aus deinen schönen Mails. Aber weisst du, es sind schon tausende. Manchmal finde ich ein richtig altes und ich bin ganz fasziniert wenn ich es lese. Es tut fast weh.
*
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Wünsche dir Gute Nacht und einen schönen Tag morgen,
Marlena


Dienstag, 17. September 2024

NYC - mein zweiter Frühling


Lieber ..
Denkst du noch an "unsere" schöne Woche in NY? Oder liegt das schon weit weg? Ich vermisse ein wenig deine Abendmails, wenn du verstehst wie ich das meine. Es ist nicht gerecht dass ich dir abends schreibe und du mir morgens. Aber es freut mich auch, dass ich dich früh aus dem Bett locken kann. Und meinen Morgenkaffee trinke ich oft mit dir.

den 16 september  08:21
NYC - u.a.m


Liebe Marlena
Es gibt keinen Grund, meine Morgenmails zu beneiden. Es ist bestimmt um vieles besser, am Abend lyrische Mails schreiben zu können. Und ich erinnere mich mit Vergnügen an NY, wo ich abends zwischen 18h und 20.00h Uhr meinen kleinen Kaffee brauen und am Computer meine Mails schreiben konnte. Dazu habe ich literweise Wasser getrunken, denn es war sehr warm, und weil ich während des Tages etwas kurz gehalten war, habe ich abends zuhause alles nachgeholt. Es war wirklich sehr schön. Und das schönste dabei war, dass es kaum Zeitgrenzen gab. Ich meine, ich musste jeweils morgens erst um 10h im NLP Center sein. Und Abends war um 17.00 Uhr bereits Feierabend. Stell Dir ein solches Leben vor!. Man spaziert wirklich locker hinüber zum Broadway, geht noch eine halbe oder zwei Stunden in The Strand, diesen grossen Buchladen, wo die Exemplare tonnenweise herumliegen und an den Wänden bis zur Decke stehen. Dann vielleicht in der Abendsonne hinunter, an der gotischen Kirche vorbei, die irgendwie feierlich aussieht. Man hat gerade einen Teil renoviert, und er war eingerüstet. Dann hinüber auf die 4th Avenue, die einen ganz anderen Eindruck macht. Hier hatte man schon den Eindruck, in einer Kleinstadt - um nicht Dorf zu sagen - zu sein. Dort stand in der Nähe Astor Square, wo ich immer die Untergrund verliess, dieses grosse und hübsche Haus, von dem ich kürzlich im Fernsehen vernahm, dass es eine Architekturschule sei und Cooper Union heisst. Die Coopers waren in alten Zeiten einmal die Küfer, also jene Handwerker, welche die Holzfässer mit den Metallkufen hergestellt hatten. Dieses Haus war mir immer aufgefallen, als ich daran vorbeiging. Auf dem Stadtplan war es auch mit Cooper Union angeschrieben. Aber ich wusste natürlich nicht, dass es die Architekturschule New Yorks war, wo u.a. Liebeskind studiert hatte. Beim Astor Place trat man ins East Village ein. Dort, in der 8th Strasse, die eigentlich St Marks Place heisst, und in der 9th, wo ich wohnte, war abends so viel Leben. Es waren vor allem junge Leute, die dort herumwaren. Und das fing gleich nach Arbeitsschluss an. Sie hatten diese sog. "happy hour", während der man gleich nach der Arbeit seinen Drink zum halben Preis haben konnte.
...
In der Met habe ich dann ja richtig in den Impressionisten gesuhlt. Ich erinnere mich noch an diese metallenen Degas-Skulpturen. Sie waren eine Neuigkeit auch für mich. Ich erinnerte mich, dass im Kunstmuseum Zürich eine solche Figur gestanden hatte. Aber das war bloss eine. Dass er gleich soviele gemacht hat, das wusste ich nicht.
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Mit B hatte ich heute einige lustige Gespräche. Ich kannte ihn vorher kaum, nur seinen Vater, der mit mir zusammen im Club ist. B ist ein Musik-Freak. Und in seinem Büro mit dem Computer steht sehr viel Elektronisches herum. Es ist ein wirkliches elektronisches Laboratorium, und ich musste mir gut überlegen, wo ich jeweils meine Kaffeetasse abstellte. ... B ist stolz, in NY zu leben. Und ich glaube, er hatte ziemlich harte Zeiten. Er erzählte mir, wie er den ersten New Yorker Winter überlebt hat, der so kalt war, dass er alle seine Pullovers und Jacken angezogen hatte, und immer wenn er wieder nach draussen ging, nochmals zurückkehrte, und nochmals etwas darüber anzog. Er kennt viele Leute dort im Village. ...
Zwischendurch erzählte er auch von  Pippilotti Rist, jener berühmten jungen Schweizer Video-Künstlerin, die früher einmal mit Musik angefangen hatte.
Natürlich lag viel am schönen Wetter, dass New York für mich einen solch positiven Eindruck gemacht hat. Am letzten Sonntag konnte ich NY im Regen erleben. Und das war schon was anderes. Allerdings kann man sich bei solchem Wetter in die grossen Kaufhäuser und in die vielen Stockwerke verkriechen. Da lebt man dann in einer künstlichen Welt.

Du siehst, Marlena, ich könnte einen Roman schreiben über NY. Und ich möchte wieder hinfahren. Eine solche Reaktion hatte ich noch kaum bei einem Stadtbesuch. NY war mein zweiter Frühling.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag.
Mit lieben Grüssen
...


Montag, 16. September 2024

Willkommen

 

Subject: Willkommen
Date: Mon, 01 Sep 23:04

Lieber ...,
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Wenn ich richtig denke, dann sitzt du nun schon am Flugplatz und wartest auf das Embarquement. Und nun weisst du, dass du nicht zu spät kommen wirst. Wenn ich gewusst hätte, dass du noch ein Mail von mir empfangen konntest vor der Abreise, dann hätte ich dir sofort geschrieben. In Gedanken habe ich dich auch zum Abschied geküsst, dort am Flughafen. Es war so, als müsste ich zurückbleiben und dich in die ferne Schweiz reisen lassen. Und wenn du landest, werde ich auch dort sein und dich willkommen heissen, wie einen lang vermissten Geliebten. Halt Ausschau nach mir.. :-)
*
Wie gut du sie beschreibst, diese Zeit von Aufbruch, das Gefühl wenn eine Tür hinter einem zuschlägt und man weiss, dass es endgültig ist.

Ich freue mich auf deine Heimkehr, obwohl ich (fast) immer bei dir war. Ich glaube du wirst es geniessen, wieder in Ruhe hinter deinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Deine fleissige Sekretärin wird alles in Ordnung gehalten haben. Und dann wirst du dir deine New York-Ecke einrichten und deine kleine Freiheitsstatue aufstellen. Du wirst die Tauben begrüssen, die auch auf dich gewartet haben. Deine Emmas. ;-) Und deine Familie wird sich versammeln und glücklich sein, dich heil wiederzusehen. Und wenn du in deine Mailbox schaust, wird wohl eine Flut von Mails herausfallen und darunter auch dieses. Es war ein schönes und grosses Erlebnis, mit dir in NY zu sein. Manchmal übertrifft das VL das RL.

Schön, dass du Barbara gefunden hast. Die Sängerin mit der schönen Stimme und dem tragischen Schicksal. Es gibt aber unendlich viele gute Sängerinnen auch nach Barbara. Ich habe wirklich etwas vernachlässigt, dass ich dich nicht mit ihnen bekannt gemacht habe. Manchmal habe ich stark den Eindruck, dass ich in deine Welt hineingestiegen bin und meine eigene fast verlassen habe. Und von Dingen, bei denen ich vermute, dass sie dich nicht interessieren werden, spreche ich selten, obwohl sie ein Teil meiner Welt sind. Das sollte ich eigentlich nicht tun.
*
 Heute Nachmittag habe ich wie wild gekocht. Nein, lach nicht! Ich meine, ich habe hungrig eingekauft und alles mögliche mitgebracht, das ich dann ja auch zubereiten musste. So habe ich nun Essen für mich für die ganze Woche und ausserdem 7 Mittagsportionen für Anna eingefroren. Fleisch, Hähnchen, Kalbsleber.. und zum Schluss habe ich noch Reis gekocht, damit ihre Portionen komplett sind. Sonst muss sie ja immer Pasta oder Kartoffeln dazu kochen.

Anna hat heute gute Vorlesungen gehabt. Sie war ganz zufrieden damit. Ich glaube es gefällt ihr, wieder eine feste Agenda zu haben. Und ich hätte jetzt noch einen diagnostischen Test ausschreiben sollen. Aber das kann bis morgen warten. Du bist wichtiger.
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Du weisst, dass ich ab und zu Anna was von dir erzähle. Es ist schön jemanden zu haben, mit dem man über dich sprechen darf. Es macht dich mehr real. Und heute habe ich ihr erzählt, wie du die Nationalhymne singst und sie hat genau wie ich reagiert. Es ist komisch, aber sie findet es ganz natürlich, dass es dich in meinem Leben gibt. Und es bleibt zwischen ihr und mir. Ich frage mich manchmal, ob Walter von meiner Existenz weiss. Ich meine, man kann doch sagen, dass man mit einer seriösen alten Oberstudienrätin berufliche Gedanken austauscht. ;-) Aber ich glaube er wäre trotzdem eifersüchtig. :-)
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Es ist spät und ich muss dich lassen.  
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Marlena

Sonntag, 15. September 2024

Re: Pleasant journey!

 

Ämne: Re: Pleasant journey!
Datum: den 1 september 20:03

Liebe Marlena
Jetzt ist 2pm. Und in ein paar Minuten werde ich die Türe, die selbst schliesst, nicht mehr öffnen können. Ich sollte also nichts liegen lassen, vor allem nicht Pass oder Ticket. Und weil hier niemand zum Abschied zu küssen ist, küsse ich Dich zum Abschied. Lucky you!
Ich bin - was ich in meinem Leben noch sehr selten getan habe - in ein Musikgeschäft gegangen. C. hatte davon gesprochen. Und weisst Du, was ich gefunden habe. Eine CD von Barbara. Es gab eine ganze Reihe französischer Platten. Schliesslich bin ich doch bei B gelandet. Greco hat es keine gehabt. Aber ich habe eine schöne von Dir. Und dann bin ich nochmals Toilettenartikel holen gegangen. Ich hatte noch etwas Geld übrig. Und B's Wünsche sind gross. Also habe ich noch eine zweite Ladung geholt. Eigentlich wollte ich für sie eine CD kaufen. Aber ich kenne mich in diesen modernen Trends so denkbar schlecht aus, dass ich keine Erfolgschance habe. Um sicher zu gehen, habe ich also Barbara gewählt.

Und jetzt bin ich bei meinem letzten Kaffee. Und dann gehe ich. Ich bin ein bisschen nervös. Vielleicht der Kaffee? Oder die Unklarheit, bis ich am Flughafen bin. Man sagt von Freud, dass er eine riesige Angst hatte, zu reisen, und dass er schon Stunden vor Abfahrt des Zuges auf dem Bahnhof war. Na ja, vielleicht werde ich Freudianer. Das kommt der Wiener-Mischung näher.
Ich glaube, ich habe wirklich alles gepackt. Es gibt nichts, was ich vergessen könnte. Soll ich der Nachbarin zum Abschied einen Kuss auf die Stirn drücken. Ach nein, ich will nicht, dass sie einen Herzstillstand erleidet.
Wir sehen uns morgen, nicht wahr? Habe eine gute Nacht.
Mit lieben Grüssen und transatlantischen Küssen à la Golfstrom
...



Retour d'Amérique

 

Ämne:  Retour d'Amérique
Datum: den 1 september 

Liebe Marlena
Es ist bald 10 am. Meine Gastgeber werden um 10 Uhr abfahren für den Brooklyn Carneval. Es scheint, sie haben das ganze Jahr darauf gewartet. Und sie sind ganz aus dem Häuschen. Das Problem ist, dass man dort drüben etwa 3 Millionen Leute erwartet. Und es gibt vielleicht 10 Toiletten. So muss man die Dinge hier erledigt haben. Und das ist es, was sie im Moment tun.

Ach, ich habe nicht gewusst, dass es einen Atlas gibt für die Kunst des Küssens. Da gibt es zivilisierte Regionen und auch unwegsames, gefährliches Gelände. Sozusagen Rotkäppchen-Wege, wo der Wolf lauert. Ich verstehe. Ich werde mich vorerst an die autorisierten Pfade halten. Man verläuft sich so auch viel seltener und kommt auch so zu schönen Aussichtspunkten. Wie Du zu dieser Schläfenpartie kommst? Sie ist doch bei älteren Leuten oft sehr ausgeprägt.

Ich habe immer noch nichts von Federer gehört. Ist er gut im Rennen? Die Amis zeigen wirklich nur ihre eigenen Pferde. Und dabei ist Federer ein zweiter Sampras, wenn man von seiner Spielanlage her schaut. Vielleicht ist er nicht so handsome, wie die Türkin im Kurs festgestellt hat, aber er spielt ein wunderschönes Tennis, das so leicht erscheint. Und immer, wenn etwas leicht scheint, ist Kunst im Spiel.

Ich werde ungefähr am Mittag hier losziehen. Da ist zwar noch sehr viel Zeit. Na ja, vielleicht genügt es, wenn ich um 14h gehe. Der Bus benötigt ungefähr eine halbe Stunde. Und sie fahren alle halben Stunden, wenn das auch am Labour Day so ist. Das weiss ich eben nicht so genau. Ich hätte also noch Zeit, Dir ein kleines Geschenklein zu posten. Möchtest Du was Kitschiges? Na ja, ich will nicht zuviel versprechen.

Deine Idee von Wien ist gut. Ich würde auch wieder mal gerne dorthin fahren. Auch Walter ist ein grosser Fan Wiens. Manchmal erzählt er mir vom Wiener Zentralfriedhof, als ob es der Garten Eden wäre. Ich glaube, seit sich Europa vergrößert, wird Wien immer wichtiger. Es ist unser Brückenkopf zum Balkan, und die Österreicher haben ein besseres Verständnis von jenen Menschen dort. Sag mir, wann Du gehst, Marlena, ich werde sehen, was sich tun lässt. Vielleicht muss ich dann einen Kurs in klassischer Psychoanalyse nehmen. Dann werde ich auch gleich das Kanapee mitschleppen. Freud hat im Grunde auch mit Hypnose angefangen. Das hatte er bei Charcot in Frankreich gelernt. Und das habe ich - glaube ich - schon mal erzählt. Aber sein Zeitalter war so rationalistisch und vernunftorientiert, dass er glaubte, davon wegkommen zu müssen.



Gestern habe ich im Central Park einen älteren Mann gesehen, der aus der Handschrift las. Wie ein fortune teller, aber eigentlich ein Graphologe. Die Kundin war eine Japanerin. Und sie musste etwas auf ein Blatt Papier schreiben. Es waren knappe 5 oder 6 Zeilen. Ich habe eine Weile zugehört. Ich glaube wirklich, dass er ein bisschen Graphologie kennt. Aber die Datenbasis ist sehr fraglich. Einerseits schreibt eine Japanerin von Kindheit an eine völlig andere Schrift. Und 6 Zeilen sind zu wenig. Er interpretierte z.B. die Tatsache, dass sie ihre Unterschrift links hinsetzte anstatt rechts, wie er es von einem normalen Mitteleuropaeer erwarten wuerde. Man sagte in der Graphologie, Leute, die am linken Rand unterschreiben, sind reserviert, vielleicht scheu, halten sich von anderen Menschen zurück. Aber heutzutage kann man das nicht mehr so eindeutig sagen. In vielen Geschäftsbriefen setzen sie die Unterschrift neuerdings linksbündig. Seine Aussage war also etwas gewagt. Und er sagte ihr, dass sie ein bisschen stur sei. Ich kann mir vorstellen, wie man zu einer solchen Diagnose kommt. Aber wenn ein Mensch unsere Schrift erst mit 17 oder 18 Jahren zu schreiben beginnt (na ja, ich weiss nicht, wie die Japaner das machen), dann bedeutet es etwas anderes. Wenn ich S.s Schrift anschaue, so habe ich den Eindruck, die arabische Schrift des Persischen und die Rechts/links Orientierung haben schon einen Einfluss.

Aber wie auch immer. Wenn ich diese Strassenunternehmer sehe, dann denke ich - lustig - ich könnte mich hier in NY auch durchbringen. Na ja, wäre nicht gerade so bürgerlich. Aber es wäre nicht unmöglich. Jeder hat seine Spezialität. Am Sonntag kam eine junge Frau durch die U-Bahn. Normalerweise wechselt man ja nicht den Wagen während der Fahrt, aber es ist möglich. In lauter, etwas weinerlicher Stimme verkündete sie an diesem schönen Sonntagmorgen, dass sie ohne eigenes Verschulden den Job verloren, keine Wohnung und keine familiäre oder staatliche Unterstützung habe, und dass sie im 3. Monat schwanger sei. Und dann ging sie durch und sammelte. Ich glaube, die Leute haben ihr gespendet, weil sie ihren Mut respektierten. An der 5. Avenue habe ich einen gesehen mit einem Stück Pappe. Darauf stand: homeless, jobless, HIV. Wenn man sehr sarkastisch sein will, kann man sagen, dass er als Bettler hoch qualifiziert sei. Es gibt bestimmt auch solche, die das ausnutzen. Wir Schweizer sind ein bisschen misstrauisch. Und irgendwie habe ich die Überzeugung, es sei Sache der Amerikaner, ihnen zu helfen.

Auf dem Perron von Grand Central Station habe ich am Sonntagabend einen Japaner gesehen, den ich schon vor einer Woche gehört habe. Er hat ein Saiteninstrument, eine Art Tisch, und daran zupft er. Er spielt so konzentriert und er ist sehr ordentlich gekleidet, mit Krawatte und Jacket. Aber gleich über ihm ist eine Art Air Condition Maschine, die einen solchen Lärm verursacht. Und wenn die Züge ein- und ausfahren, wird es gleich doppelt laut. Man hat den Eindruck, er habe wirklich den schlimmsten Ort gewählt für seine traditionelle asiatische Musik. Er spielt wie ein Konzertspieler, mit hoch ernster Miene und mit Inbrunst. Aber es sind wirklich nur wenige, die ihm eine Kleinigkeit spenden. Es sind vielleicht ein paar Asiaten, die durch die Töne ein bisschen Heimweh bekommen. Uns sagt diese Art von Musik nicht besonders viel. Doch letzten Sonntag habe ich ihm gespendet. Ich habe seinen unbeugsamen Willen respektiert.

So, liebe Marlena, bevor ich hier losgehe, werde ich noch einen kleinen Spaziergang im Village machen. Es sind die letzten Eindrücke, die ich mitnehme. Es ist hier Sonntagsstimmung. Fast nichts läuft. und ich bin sicher, dass auch nicht alle U-Bahnen fahren.
Wir sehen uns wieder in der Schweiz, nicht wahr?
Mit lieben Grüssen und Küssen in den autorisierten Zonen
...

Samstag, 14. September 2024

Pleasant journey!

 

Subject: Pleasant journey!
Date: Mon, 01 Sep  08:43

Lieber ...,
Manchmal, wenn ich aufwache, wünsche ich dass der Tag schon vorüber wäre. Aber dann, nach einem starken Kaffee, ist die Welt wieder OK. Und wenn ich dein Mail finde, ist sie sogar schön. Du siehst, wie wichtig du bist. Ich glaube auch, es ist gut, den Tag mit einem Lachen zu beginnen. Ich höre dich im Moment die amerikanische Nationalhymne "zweistimmig gackern". Kann dir garnicht sagen, wie das klingt. Ganz einfach umwerfend! ;-))
Wie schön, dein wiederholter Besuch in dem Museum. Und dann später wirst du vielleicht virtuell hineingehen können, um dein Gedächtnis aufzufrischen. Ich komme auch wieder mit, wenn du es zulässt.
Und ein richtiger Amerikaner bist du geworden, der sogar den Einheimischen in der Weltstadt zurecht hilft. Was hast du für einen vortrefflichen Reiseführer? Und natürlich ist es auch dein Aussehen, das die Leute gerade dich fragen lässt. Vertrauenerweckend erscheinst du ganz bestimmt.

(---)

Du schläfst noch süss. Hier scheint die Sonne schräg in den Garten und der Tau schimmert auf dem Rasen. Es war kalt in der Nacht. Nur 0,8 Grad. Ich hoffe, dass nicht Frost kommt und alle schönen Blumen zerstört werden. Die Pflaumen sind auch lange noch nicht reif. Kann es nicht richtig verstehen, bei dem langen heissen Sommer. Dagegen kann man schon die Äpfel essen. Vorhin habe ich (sogar in den Nachrichten) gehört, wie dich ein einziger Apfel am Tag vor allen möglichen Leiden bewahren kann, z.B. vor einem Herzinfarkt. Das ist auch was mir meine letzt verstorbene Tante so sehr empfohlen hat: mindestens einen Apfel pro Tag.
Ich esse äusserst selten Papayas und weiss nicht wie es mit dem C-vitaminhalt steht. Aber die Kiwis enthalten viel davon. Eine einzige Kiwi entspricht 5 Orangen.
Ja, in der Reklame hier im Hotmail sieht man, dass dort drüben heute Labor Day ist. Und man empfiehlt den Leuten ein gutes Essen mit Fleisch, glaube ich. Ach, es wird schön für dich sein, wieder zu Hause mit guten Gerichten verwöhnt zu werden. Schade, dass ich das nicht tun darf.
Ich muss mich  auf meine Stunden vorbereiten. So wünsche ich dir einen Guten Morgen und einen schönen letzten Tag in NY. Ich heisse dich auch herzlich Willkommen zu Hause.. obwohl ich immer bei dir war.
Jetzt schleiche ich vorsichtig an dein Bett und küsse dich zärtlich auf die Schläfe. Hals und Ohren gehören in eine verbotene Kategorie.
Weisst du das denn nicht? ;-)

Mit lieben Grüssen
Marlena



So schön wünsche ich dir die kommenden Tage..

Freitag, 13. September 2024

Saturday night stories.....


Re: still sadurday


Liebe Marlena

Ach, so ein langer Witz! Er ist gut. Ich habe ihn auch verstanden, was nicht immer selbstverständlich ist. ;--))
Heute war ich nochmals an der 5. Avenue. Samstagsstimmung wie vor einer Woche. Aber diesmal war etwas bewölkt. Bei Tiffany bin ich nicht mehr hineingegangen, sonst wäre ich herausgekommen wie der hired farmer. Oben beim Central Parc ist die 5. sehr elegant. Je weiter man runter kommt, desto gefährlicher wird sie. Ich bin von oben bis unten bis ins East Village heimgewandert. Wahrscheinlich hatte ich zu wenig Energie, eine U-Bahnstation zu suchen. 

Meine Erkältung ist ein bisschen besser, aber noch nicht 100%. Aber es wird schon gehen. Ich habe soeben eine knappe Stunde geschlafen. Im Union Square gab es einen Markt, ähnlich wie auf dem grossen Platz in Basel. Sie verkaufen Gemüse und Früchte, Blumen, auch selbstgemachtes Brot und Kuchen. Auch Käse gab es, hübsche kleine Käslein. Ich habe mir ein paar Zwetschgen gekauft. Sie sehen wirklich robust und gross aus, dunkelblau, mit diesem hellen Schimmer oben drauf, den man abreibt, bevor man hineinbeisst. Früchte sind hier ziemlich teuer. Wenigstens jene, die hier in der Nähe angebaut werden. Und die amerikanischen Masse, das wäre ein eigenes Kapitel. Ein lb ist ein Pfund, und ein Pfund ist etwas mehr als 400 Gramm. Das ist wirklich noch altertümlich, was die Amis hier aufbewahrt haben. Heute morgen habe ich mir schon hier im Village zwei Orangen gekauft, um zu etwas Vitamin C zu kommen. Man kauft sie als Einzelstücke, so teuer sind sie. Na ja, es ist eigentlich jetzt nicht gerade Orangenzeit.

Am Morgen kam ich bei St. Marks vorbei. Da waren einige Schwarze vor der Kirche, alle in bester Kleidung. Ich setzte mich auf die Bank, einerseits, weil ich ein bisschen schwach war, andererseits wollte ich die Gelegenheit wahrnehmen, die Situation zu beobachten. Die Gesellschaft war quietschvergnügt. Sie hatten auf der Strasse einen riesenlangen Wagen stehen, so eine Prominentenkutsche, ganz in weiss. Neben mir sass ein alter Ami, etwas ärmlich gekleidet, mit seiner Frau - so nehme ich an - die im Rollstuhl eher vor sich hindämmerte. Er sagte zu ihr, die wirklich nicht mehr ganz wach schien :"I thought it's a wedding .. but there is no groom .. so can't be a wedding". Und dann ist er mit seinem Rollstuhl abgezockt.
Die schwarzen Frauen trugen die knalligsten Farben und die originellsten Schnitte. Ich glaube, sie nähen das selbst. Man sieht das an den Säumen, wie Du sicherlich weisst. Und die Kleider passen ihnen nur ungefähr. Aber die Knallfarben passen gut zu ihren ausdrucksstarken Gesichtern. Die Männer waren dagegen eher ausdruckslos in schwarz. Einer hatte ein seidenes Revers und Hosen mit einem Seidenband an der Seite. Und einen aufgestellten weissen Kragen. Er hat sich wirklich in die Schale gestürzt, sah aus wie ein alter Jazzmusiker. Dazu trug er einen schwarzen Schirm, obwohl die Sonne schien, mit dem er sich in Pose werfen konnte. Er sah gut aus, auch wenn die Hose etwas zu lang war. So standen sie eine Weile herum, liessen sich von Passanten begaffen, plauderten hier und dort und verzogen sich dann allmählich. Ich habe auch keine Braut und keinen Bräutigam gesehen. Vielleicht gibt es hier in Amerika Hochzeiten ohne Hochzeitspaar??

An der 5. Avenue gibt es auch ein Kirchlein. Es ist gebaut wie eine gotische Kapelle. Auch in der Nähe des Institutes gab es eine und unten in der Stadt ist nochmal eine, ich weiss nicht mehr, wie sie heisst. Diese gotischen Schmuckkästlein wirken so zierlich und sakral zwischen den riesigen Gebäuden, dass man sie irgendwie ins Herz schliesst. Vielleicht sind sie ja auch ein bisschen grösser, als sie scheinen, und wirken nur so neben ihren riesigen Nachbarn. Letzten Samstag, so erinnere ich mich, begannen abends die Kirchenglocken zu läuten. Ich hatte zwar den Verdacht, das ganze sei ein Tonband. Es war so laut und deutlich zwischen den Wolkenkratzern. Aber es schuf eine heimatliche und irgendwie feierliche Stimmung.
Also, bei der Kirche an der 5. Avenue war auch eine Gesellschaft. Ich glaube, das waren Philippinen. Sie waren ziemlich gut angezogen und wirkten recht smart. Sie verschwanden dann in der Kirche. Bei einigen Frauen quoll das Fleisch unter den Armen aus den Kleidern. Sie waren alle wohl nur um 160 gross.
Und als ich dann auf diesem Markt in Union Square herumging und Vitamine suchte, da fing es an zu regnen. Das ist neu für mein NY. Die meisten schienen das nicht erwartet zu haben, und die Menge lichtete sich merkbar. Es war ein warmer Regen, und seine Nässe war schwer zu unterscheiden vom Schweiss auf dem Rücken. Ich hatte sogar einen Schirm dabei, von der Schweiz herübergebracht, und war froh darum.

Und dann bin ich die letzten Meter auch noch zu Fuss heim. Ich glaube, so habe ich den ganzen unteren Teil der 5. Avenue gemacht. Ach nein, der letzte Teil war Broadway. Die 5. endet beim Washington Square Park, also bei der Universität NY. Aber ich bin doch ein gutes Stück zu Fuss gegangen. Ich wollte S. ein kleines Geschenk kaufen von der mondänen 5. Avenue und bin in verschiedene Geschäfte gegangen, wo ich mir natürlich eher etwas verloren vorgekommen bin. Irgendwo hat mich eine Verkäuferin angesprochen, eine Mulattin. Sie warf mir ein fröhliches und gedehntes "hey" zu, als ob sie einen Flirt im Sinn hätte. Dann fragte sie mich, wie es mir gehe, aber sie hielt sich irgendwie entfernt, so dass alles ziemlich spielerisch wirkte. Und später fragte sie, ob sie mir helfen könne. Sie schien sehr vergnügt, so vergnügt, dass sich bei einem Schweizer schon fast ein bisschen Misstrauen regt. Ich erklärte, ich wolle nur so herumschauen. Ob ich etwas Spezielles suche. Ich sagte, nein, ich wisse nicht genau, was. Sie lachte wie ein Kind, welches das Osterei gefunden hat, und meinte laut heraus "a present, right?" Es war eine süsse Situation, und alles spielte sich so zwischen Tablaren und Gestellen mit Blusen und Röcken und Strümpfen ab, also eigentlich in einem Territorium, wo man sich als Mann eher in einem Auswärtsspiel empfindet.
Ich habe dann in einem anderen Geschäft einen Hut für S. gefunden. Es war ein italienisches Modell, ganz einfach, ein Sommerhut aus Leinen in einem schönen Rot. Na ja, das beste dran ist, dass er von der 5. Avenue stammt. Ich glaube, sowas gefällt S. Eigentlich alle Dinge, die ich näher anschaute, kamen aus Italien. Das ist mir aufgefallen. Das ist wohl am Geschäft gelegen. Ich habe mir speziell noch eine Business/Card geben lassen, um S. zu zeigen, woher er stammt. Unter uns gesagt, Marlena, er war nicht so teuer. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, es war ein Ausverkauf. Aber das erzähle ich S. nicht. S. hat ein bisschen die Einstellung, dass alles Gute auch teuer sei. Nach ja, nicht immer, aber im Zweifelsfall schon. Also bitte nicht weitererzählen!

Und jetzt sitze ich hier zuhause. Ich wollte nicht mit zur Party. Es ist noch etwas zu früh, und ich bin sicher, sie kommen nicht vor 3 am heim. Das kann ein alter Mann wie ich nicht mehr durchstehen.
Ich schicke das, bevor es alles abstürzt.
Mit lieben Grüssen
...


.. um dich aufzumuntern :-)

 

Ämne: Hier noch ein kleiner Witz
Datum: den 30 augusti 22:22

um dich etwas aufzumuntern. :-)

A successful rancher died and left everything to his devoted wife. She was a very good looking woman, and determined to keep the ranch, but knew very little about ranching, so she decided to place an ad in the newspaper for a ranch hand.

Two men applied for the job. One was gay and the other a drunk.

She thought long and hard about it, and when no one else applied, she decided to hire the gay guy, figuring it would be safer to have him around the house than the drunk.

He proved to be a hard worker who put in long hours every day and knew a lot about ranching.

For weeks, the two of them worked, and the ranch was doing very well.
Then one day, the rancher's widow said to the hired hand, "You have done a really good job and the ranch looks great. You should go into town and kick up your heels." The hired hand readily agreed and went into town one Saturday night.

However one o'clock came and he didn't return. Two o'clock and no hired hand. He returned around two-thirty and upon entering the room, he found the rancher's widow sitting by the fireplace with a glass of wine waiting for him.

She quietly called him over to her. "Unbutton my blouse and take it off," she said.

Trembling, he did as she directed.

"Now take off my boots." He did as she asked, ever so slowly. "Now take off my socks." He removed each gently and placed them neatly by her boots.
"Now take off my skirt." He slowly unbuttoned it, constantly watching her eyes in the fire light.

"Now take off my bra." Again with trembling hands he did as he was told and dropped it to the floor.
"Now," she said, "take off my panties." By the light of the fire, he slowly
pulled them down and off.

Then she looked at him and said,

"If you ever wear my clothes into town again, I'll fire you on the spot."



.

Mittwoch, 11. September 2024

Saturday night story..





Ämne: Saturday night story..
Datum: den 30 augusti 21:47

Lieber ...,
Manchmal kommt es anders als man geplant hat aber trotzdem ist es ein schöner Tag gewesen.
Heute morgen haben wir was lustiges beobachtet hier hinten auf den Feldern. Die beiden alten Junggesellen von Bauern waren mit ihren riesigen Maschinen dort. Der eine hat bei der Arbeit ein Reh und ihr Kitz aufgescheucht und man sah sie wild in hohen Sprüngen durch das Getreide fliehen. Und plötzlich begann der andere mit seiner Maschine wie ein Rennfahrer über das schon gemähte Feld auf dieser Seite des Grabens zu fahren. Es sah ganz komisch aus. Hätte mir nie vorstellen können, dass man mit solch grossen Maschinen eine so hohe Geschwindigkeit erreichen könnte. Und dann sahen wir, warum er so schnell drauf losfuhr. Vor ihm sprang ein grosser Fuchs. K meint der Bauer wollte ihn wegjagen um das Rehkitz zu retten. Ein bisschen sympathischer sind sie schon geworden in meinen Augen, die beiden Kerle.
Ich denke dies steht in starkem Kontrast zu deinen städtischen Erlebnissen. Aber vielleicht auch nicht. Wenn du die Hunde betrachtest und die Möwen, ist es wohl etwas ähnlich.
Ich hoffe, dass es dir inzwischen wieder besser geht und dass du noch die letzten Stunden dort gut ausnutzen kannst. Auf die Nachbarin zu spionieren ist wohl auch eine nicht zu verachtende Aktivität. Ach, wenn sie ahnen könnte, wen sie da vor sich hat, der sie so freundlich begrüsst. ;-)

Später heute hat es dann angefangen zu regnen und K hat sich nicht so 100%-ig wohl gefühlt. Eine Erkältung, meinte er, aber ich glaube eher an einen schweren Kater. Da Anna auch etwas erkältet war, haben wir uns dann entschlossen, heute ein anderes Gericht als die Krebse zu servieren. Ich hatte Hühnerfilet gekauft und habe ein neues Rezept probiert, das ich dir empfehlen könnte. Es hat ganz einmalig geschmeckt. Sogar K war ganz begeistert davon, was nicht allzu häufig vorkommt. Na ja, er ist ja meistens der Koch hier am Wochenende. Ich glaube, solch proteinreiches Essen ist gut und stärkend, wenn man an einer Infektion leidet.
Sonst haben wir uns nur ausgeruht und Annas Besuch genossen. Es ist so schön, sie wieder einmal hier zu sehen. Zwar hockt sie schon wieder über einem riesigen englischen Buch über etwas für mich ziemlich unbegreifliches, aber es ist doch eine schöne, warme Atmosphäre, wenn sie da ist. Im Moment habe ich sie vor einem Western installiert. Ein alter Klassiker mit John Wayne. Alles nur, um dir in Ruhe ein kleines Mail schreiben zu können.

Du denkst an deinen Grabstein. Das sollte wohl eher ich tun. Fast alle Frauen in meiner Verwandschaft sind ziemlich jung gestorben. Grossmutter 53, Mutter 65, ihre Schwester 53. Man sagt dass Frauen ihre Lebenslänge erben. So denke ich manchmal, dass ich nun bald "Überzeit" mache. Jedenfalls bin ich mir bewusst, dass es ein Ende gibt. Und gern würde ich auch etwas von Rilke wählen, wenn ich überhaupt einen Stein haben werde. Vielleicht: "wenn wir uns mitten im Leben meinen.." Kennst du es?
So klein und so schön:

Gross ist der Tod,
wir sind die Seinen,
wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen,
mitten in uns.

Ach, warum schreibe ich so traurige Dinge. Aber Rilke ist und bleibt mein Lieblingspoet. Und irgendwie betrachte ich ihn fast als unseren Schutzpatron. Er hat uns zusammengebracht, glaube ich. Davon weiss er aber wahrscheinlich nichts, dort oben in seinem Himmel.
*
Lisa, die Katzenmutter, hatte mir einen ganz wunderbaren Apfelpaj gebacken und immer wieder müssen wir ein Stück davon nehmen. Er ist geradezu "habit-forming", genau wie die Konfitüre in dem Film Chocolat. Den habe ich mir heute nochmals angeschaut zusammen mit Anna. Sie hatte ihn noch nicht gesehen und brauchte ein wenig Erholung von ihrer Arbeit. Ich liebe  diesen Film. Du solltest ihn dir ansehen.
*
Euer Trancekurs muss sehr effektiv gewesen sein und es freut mich auch, dass du nette Leute gefunden hast, die dir sympathisch sind. Es ist doch so, was zu guter letzt immer übrig bleibt von einer Reise, sind die Erinnerungen an menschliche Kontakte, die man gemacht hat und die Dinge, die man mit anderen gesehen hat. Meinst du nicht auch?

Hamburg ist eine langweilige Stadt, sagt man. Das würden wir natürlich ändern, wir beide, wenn wir Lust hätten. Du wirst lachen, aber bei mir liegt im Moment ein Reiseführer über Wien auf dem Nachttisch. Eigentlich auf dem Bett neben meinem. Es ist bequem in einem Doppelbett zu schlafen. Man kann darin rotieren, was manchmal hilft, wenn man aufwacht und Schwierigkeiten hat, sofort wieder einzuschlafen. Und es ist frisch und kühl..

Ich muss nun schliessen. So wünsche ich dir einen schönen Tag und dass du wieder gesund bist.
Mit lieben Grüssen.
Marlena