(R)
Ja, so heisst er dieser Tag.:
Der-Tag-vor-dem-Tag-vor-dem- Eintunktag...
Es hat mit dem Weihnachtsschinken und der
Brühe zu tun, in die man Fladenbrot (?) eintunkt.
Ich bin froh, dass ich alles, oder fast alles, was mich aus dem
Haus treibt, hinter mir habe. So spät wie gestern Abend haben
Anna und ich noch an mehreren Tankstellen in der Region
nach einem Baum gesucht. Und schliesslich haben wir zum
Glück einen akzeptablen gefunden. Es gab sonst nur noch
schreckliche Monster.
Heute werden wir Weihnachtsgebäck machen. Ein Stollen,
ein Rosinenpfefferkuchen und Vanillekipferl (altes
österreichisches Rezept) gehören dazu. Das Saffronsgebäck
habe ich ja schon zu Lucia gebacken. Und morgen wird dann
der Baum geschmückt. Wir setzen immer eine Ehre darin
den "Allerschönsten" zu haben.. *s*
Ich schicke dir ein paar Bilder mit von aktuellen Dingen.
Der Baum ,
und das Schneebild, weil es wahrscheinlich am "julafton" (Weihnachtsabend) hier so aussehen wird..
*hoffentlich*
Das ist für dich Marlena, ... Es ist für mich das
Sinngedicht unserer Freundschaft.
"Wer seines Lebens viele Widersinne
versöhnt und dankbar in ein Sinnbild fasst,
der drängt die Lärmenden aus dem Palast,
wird anders festlich, und du bist der Gast,
den er an sanften Abenden empfängt.
Du bist der Zweite seiner Einsamkeit,
die ruhige Mitte seinen Monologen;
und jeder Kreis, um dich gezogen,
spannt ihm den Zirkel aus der Zeit."
Rilke Berlin-Schmargendorf 1899
Ämne: Malou again
Datum: den 9 december 10:53
Liebe Malou
Ja, wenn ich es nicht schwarz auf weiss gesehen hätte, weil Du es zurückgeschickt hast, so würde ich es nicht glauben. Malou zu Maou: es kann sich dabei nur um eine momentane Schwäche des rechten Ringfingers handeln. Solche Schwächen gibt es bei Menschen, wie Du sicherlich weißt. ...
Nein, im Ernst, diesen hübschen und kompakten Namen will ich doch nicht ändern. Er hört sich an wie ein Französisch-schwedischer Mischkonzern ;-) Ich mag ihn ganz einfach, aber definitiv mit dem nötigen L.
*
Ist eine prima Idee nach Berlin zu fahren! Dort ist bestimmt einiges los. Aber es gibt natürlich noch viele andere hübsche Städte. Ich kann dir gar nicht aufzählen, welche es da noch gibt, sonst werde ich unruhig unter dem Hintern. Ich war noch nie in München. Bloss das olympische Gelände hatte ich besucht bei einer Durchfahrt. Und dabei haben wir einen Münchner, einen Bierbrauer, in unserem Club. Wir hatten schon mal darüber gesprochen, dass er für einige von uns eine Führung in seiner Heimatstadt machen könnte. Aber es ist dann doch nie dazu gekommen. Und mittlerweile ist er etwas älter geworden. Er ist klein, aber er liebt es, sich schick anzuziehen. Und dann geht er ohne seine Frau in den Strassen flanieren. Letzthin habe ich ihn an der Universität getroffen gleich nach dem K-Lunch. Ich glaube, er geht dorthin, um in irgend einer hochkarätigen Vorlesung ein kleines Nickerchen zwischen jungen Studentinnen zu machen. So was würde ich ihm schwer zutrauen. Er hat von seiner biertrunkenen Stadt natürlich auch den gewissen Charme mitgebracht. Und er möchte ihn auf universitätsniveau austesten. Ist doch - letztlich - begreiflich, nicht wahr?
*
Weshalb macht Ihr Euren Ausflug nicht nach Basel? Seit Donalds Bildervortrag in Tschechien weiss ich, dass die Stadt ein absolutes Kultur-Konzentrat darstellt. Sie haben innerhalb von 27 Quadratkilimeter 30 Museen. Stell Dir das vor! Es gibt Museen wie Pfützen. Und es gibt eine feine Altstadt, die im Moment auch mit einem Weihnachtsmarkt überfüllt ist. Es gibt um die 5 oder 6 Buchläden. Na ja, das sind die, die ich kenne. Es gibt in der Umgebung mehr, zB. jenes nette kleine Buchlädelchen in Arlesheim, wo sie alles haben und wo du eine allerbeste Beratung bekommst, wenn du willst. Es gibt das hübsche Münster ob dem Rhein, mit dem Ausblick auf Kleinbasel und den Rhein. Dort oben spielt ein Teil meines Romans, den ich im Kopf habe. Na ja, halbwegs im Kopf. Es gibt das hübsche Café Schiesser, von dem man so gemütlich auf den alten Marktplatz hinunter sehen kann. Dort trinke ich eine Schokolade zur Lektüre der NZZ am Wochenende. Und es gibt das neue Theater, das der Stadt die Millionen weg frisst. Ach, man kann sich in Basel bestimmt wunderbar die Zeit vertreiben und in irgendwelchen romantischen Altstadtgässchen verloren gehen. Und wenn ihr im Radisson, in unserem Club-Hotel, wohnt, dann ist das bestimmt keine schlechte Absteige. Es gibt sogar ein Bad im Haus. Aber das Essen, wie Du Dich bestimmt erinnerst, ist nicht grossartig. Essen müsstet ihr in der Kunsthalle, Ss Lokal. Sie haben einen exzellenten bürgerlichen Service, lange schwere Tischtücher und einen riesigen Blumenstrauss in der Mitte auf dem Tisch. Man fühlt sich dort ein bisschen wie in jenen Restaurants, die man auf impressionistischen Bildern des 19. Jahrhunderts sieht. Und es liegt alles gleich neben dem berühmten Tingueli-Brunnen, diesem lebendigsten aller Brunnen, der gleich neben dem Theater dahinspritzt und -schleudert und -plätschert und immer viele Besucher anzieht. Wenn er im Winter eingefroren ist, gibt er bei Sonnenschein ein märchenhaftes Bild ab. Da müsstest Du Deine Kamera zücken. Natürlich könntet Ihr auch im Drei Könige übernachten, dem noblen Hotel am Rhein, in dem schon Napoleon und auch Goethe übernachtet haben sollen. Aber dort ist es noch eine Idee teurer und das Essen, was wir mal mit dem Club dort hatten, war nicht umwerfend. Zoe Jenny, die junge Basler Nachwuchsautorin, soll ab und zu dort eine Suite gemietet haben, um schreiben zu können. Sie ist ziemlich bekannt und ziemlich jung. Ich kann sie ein bisschen verstehen, dass sie sich mit aussergewöhnlichen Atmosphären aufzuputschen versucht. Vielleicht wiegt sich immer noch das Bücherschiff im Rhein, das gleich vor dem 3-Könige anzulegen pflegt. Auf diesem Schiff macht die Bibliothek, für die ich rezensiere, jährlich eine Ausstellung mit Kinder- und Jugendbüchern für Jugendliche, Kinder und Schulklassen. Es gibt dabei Reden, Vorträge, Wettbewerbe, kleine Theaterspiele und vieles mehr. Gar nicht zu sprechen von der hübschen Umgebung Basels … etwa den wunderschönen Rokoko-Dom in Arlesheim, mein Lieblingsstück, so süss, dass ich mir echte Caries geholt habe, die römischen Ausgrabungen in Augst, die netten Dörfer im Elsass, wo man schon französische Ambiance schnuppert und einen prima Gewürztraminer trinken kann.
Ach, ich bin sicher, Ihr würdet Euren Aufenthalt noch verlängern. Ich glaube nicht, dass ihr nach 3 oder 4 Tagen wieder in den kalten Norden heimkehren würdet. Ihr würdet bestimmt zusätzlichen Urlaub eingeben, um noch mehr von dieser Brise in der Nordwestecke der Schweiz zu bekommen. Aber dafür könnte ich natürlich keine Verantwortung übernehmen.
*
Ich muss los
und wünsche Dir alles, was Du willst.
G+K
Rud
PS: Schau mal, wie das kompakt aussieht: G+K und darunter Rud. Erinnert mich an die Signatur von Schiele, diesen kleinen Block am Fusse der Zeichnung.
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Ämne: Das Menue ...
Datum: den 9 december 18:03
Nobelbankett
Der Duft von Rahmspinat, der den Gästen in die Nase steigt, führt dazu, dass der eine oder andere Nobelpreisträger seine Aufmerksamkeit nicht dem Redner auf dem Podium schenkt, sondern dem duftenden Teller, der vor ihm steht. Man schreibt das Jahr 1954 und Ernest Hemingway wurde gerade der Nobelpreis in Literatur verliehen. Einen noch größeren Erinnerungswert als die Rede an diesem Abend hat die herrliche geräucherte Lachsforelle, die Artischocken mit Trüffel und als krönender Abschluss – die berühmte Eisbombe. Auch heute spricht man enthusiastisch vom Essen am Nobelbankett, dessen Menüfolge bis zum letzten Tag geheim gehalten wird.
Um sich ein richtiges Nobelmenü schmecken zu lassen, muss man jedoch weder in Physik noch in Literatur einen Nobelpreis gewinnen. Im Stadshuskällaren in Stockholm, der unter dem Blauen Saal (Blå Hallen) liegt, in dem das Nobelbankett stattfindet, werden auch Normalsterblichen das ganze Jahr über Nobelmenüs serviert. Für 1285 Kronen können Sie sich eines der Gerichte bestellen, die der königlichen Familie im Laufe der nunmehr hundert Jahre zurückgehenden Nobelpreisverleihung serviert wurden. Meist bestellt man sich das neuste Menü. Wenn man Geburtstag hat, isst man gern die Menüfolge, die in dem Jahr serviert wurde, an dem man zur Welt kam. Firmen bestellen häufig das Menü, das in ihrem Gründungsjahr serviert wurde. Viele ausländische Besucher wählen das Gericht, das ein Nobelpreisträger aus deren Land gegessen hat. Am beliebtesten ist das Menü aus dem Jahr 1994, in dem Kenzaburo Oe aus Japan der Nobelpreis in Literatur verliehen wurde. Das Menü, das unter anderem eine würzige Roulade aus Entenbrust, Mango und Mangold sowie Kalbsfilet mit Salbei und Pilzen enthält, wurde bereits mehr als 25000 Mal serviert. Und seine Beliebtheit hat dazu geführt, dass der Stadshuskällaren das Menü auf Japanisch drucken ließ. Außer drei Gängen gehören zum Nobelmenü Champagner, Rotwein, Dessertwein, Kaffee und Mineralwasser. Als I-Tüpfelchen werden die Gerichte auf dem schönen Nobelservice serviert. Leider kann das Lokal jedoch nicht alle Nobelmenüs anbieten. Trotz umfangreicher Forschungsarbeit konnte nicht ermittelt werden, was in den Jahren 1905, 1906, 1908, 1923 und 1924 serviert wurde.
Bei einigen Menüs schiebt auch das Gesetz einen Riegel vor. Die Schildkrötensuppe, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige Male als Vorspeise serviert wurde, ist heutzutage verboten, weshalb man stattdessen eine „falsche Schildkrötensuppe“ serviert. Das einzige, das im Stadshuskällaren beim Nobelmenü neben der königlichen Familie und den Preisträgern fehlt, ist die ungeheure Maschinerie, die hinter den jährlichen Festlichkeiten steht. Die Bedienungen, die beim Nobelbankett arbeiten, und zusammen eine Schlange von über hundert Metern bilden, brauchen ganze 5 Minuten und 40 Sekunden, um sämtlichen Gästen das Essen zu servieren. Hierzu kommen Zigtausend Teller und Schalen, ein halber Kilometer Tischdecken, 25000 Schnittblumen, die in üppigen Gestecken arrangiert sind, und 45 Personen, die nichts anderes tun als Weinflaschen zu öffnen. Allein der Abwasch nach dem Bankett dauert ca. 1 Woche. Trotz der unglaublichen Koordination und Planung, die das Fest erfordert, kam es bislang noch nie zu größeren Zwischenfällen. Ihnen steht heute der Sinn nach königlichen Leckereien? Pech gehabt, leider müssen Sie das Abendessen fünf Tage im Voraus buchen – auch hier ist also Planung angesagt!
Das erste Nobelmenü von 1901
Hors d´oeuvres Pochiertes Glattbuttfilet mit Trüffel und Weißweinsoße. Gebratenes Rinderfilet Imperial, gebratene Haselhuhnbrust in Madeirasoße. Nobeleisparfait, Fruchttortelette.
… und das jüngste
Hummer und Blumenkohlröschen auf Blumenkohlpüree, Krabbengelee und Meereskorallensalat. Nobelbrot. Gänselebergefüllte Wachtel mit Steinpilzragout, sonnengetrockneten Tomaten, frischem grünem Spargel, Madeirasoße und Kerbelpüree. Vanilleeis und Johannisbeerparfait auf dünnem Meringenboden mit Karamellflan. Dazu wurden folgende Getränke gereicht: Champagner Pommery, BRUT I´Hospitalet de Gazin 1998, POMEROL Bernkasteler Graben Riesling Eiswein 1999, MOSEL - SAAR - RUWER Mineralwasser, Kaffee.
Autor Josefin Ekman
Foto vorherige Seite: Gunnar Ask/PRESSENS BILD
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Ämne: feierabendstundensindnah
Datum: den 9 december 18:32
Liebe Malou
Jetzt ist kaum 17.00h und schon draussen dunkel. Drüben, im Café haben sie eine Weihnachtsdekoraton eingerichtet. Und es wirkt ganz gemütlich und freundlich von draussen gesehen. Aber ich wage mich kaum in Restaurants oder Cafés hier im Ort. Als Angestellter des Staates soll man nicht den Anschein machen, man würde in der Zeit, die einen die Bürger finanzieren, öffentlich herumtrinken. Na ja, ist ein bisschen streng gedacht, hat sich aber bewährt. Wenn ich daran denke, wie oft ich als Student in Cafès und Restaurants gesessen habe, dann reut mich schon fast das Geld. Aber ich kann mich damit trösten, dass der Kaffee damals noch Fr. 0.80 kostete (heute in Basel Fr. 3.50 bis 4.00 oder mehr).
Hier in L gab es früher eine kleine Conditorei, wie man sie sich nach dem Song (besser Schlager, wie man früher sagte) vorstellen kann. Vorne war ein kleiner Laden mit Süssigkeiten, Konfekt und Pralinen. Ich hatte mal aus dem Militärdienst meine Oma besucht und dort Pralinen für sie gekauft. Man hatte mich jungen Leutnant fast wie einen Kriegshelden behandelt und flattiert und umworben. ich kam mir merkwürdig vor, war ich doch gerade von Yverdon hergereist, aus jenem französisch sprechenden Ort, wo man das Militär gar nicht besonders mochte. Ich konnte mir das damals nicht erklären, aber heute weiss ich vielleicht, wie das gekommen sein könnte. Die jungen Offiziere der Kaserne gingen abends gerne ins Pâon, jenes Dancing, das gleich in der Nähe lag. Dort wurden sie oft von Einheimischen angepöbelt und runter gemacht. Einmal sollen die Einheimischen einem Offizier in den Hut geschissen haben, wie man hörte. Ich selbst habe nie schlechte Erfahrungen gemacht. Ich glaube, es war im wesentlichen der Neid der jungen Männer, die den Eindruck hatten, bei den heimischen Mädchen nicht mehr genügend succès zu haben. Es gab in einigen Bars und Cafès wirklich charmante welsche Mädchen, in die man sich in dieser holperigen und harten Zeit des Militärs gerne verliebt hätte. Ich kenne einen, auch einen Visper, der ein solches Mädchen später geheiratet hatte. Doch das war nicht in Yverdon, das war in Vallorbe, am äussersten Ende der Schweiz, ungefähr dort, wo sich Füchse und Hasen gute Nacht wünschen. Und er war schon immer ein merkwürdiger Typ gewesen. Vielleicht ist er heute in Südamerika? ;-()
Also, dieses Café hier war so was von altmodisch, eigentlich nur ein dunkler Gang mit kleinen Lämpchen an den Wänden und kleinen Tischchen. Es sah alles so intim aus, dass man kaum wagte, ohne eine weibliche Begleitung einzutreten. Es schien mir, dass das absolut für Einheimische reserviert wäre. Doch ich wollte ja nicht da hinein, ich wollte zu meiner Oma. Die war auch sehr stolz auf meine Uniform und ist gerne mit mir ins Städtchen gegangen. Aber an Sonntagen war da ohnehin nicht viel los.
Ach, ich bin in diesen Abendstunden mit meinen Gedanken abgekommen. Dabei wollte ich bloss erzählen, wie die Schaufenster drüben in der Drogerie jetzt glänzen und gleissen in dieser Weihnachtszeit. Und natürlich hat man auch die Strassenbeleuchtung verändert.
*
Ich muss jetzt heim, es ist Zeit geworden.
Mit lieben G+K
Rud
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Ämne: ..und die Nacht nicht mehr sehr entfernt..
Datum: den 9 december 21:53
Lieber ...,
Wie schön, dass ich nicht zwischen "Mjau" und "Muuu" gelandet bin. Kann also wieder ausatmen. Und natürlich liegt die Betonung auf der letzten Silbe. Ist ja doch französisch. :-)
Ich hatte Konferenz am Nachmittag und kam erst spät ziemlich müde nach Hause. Vielleicht auch müde, weil ich gestern so böse war, dass ich nicht einschlafen konnte vor so 2 Uhr nachts.
Die Konferenz war teilweise ein bisschen hitzig aber im übrigen benahmen sich die Anwesenden wie sont.. d.h. wie Schafe. Seitdem es gilt mit dem Direktor und seinen Ideen zu flirten um höheren Lohn zu bekommen, wagt niemand mehr eine eigene Ansicht über Dinge zu haben. Menschliche Erniedrigung würde ich es nennen. Na ja, ich habe es überlebt sonst sässe ich nicht hier.
Ach, wie schön du Basel beschrieben hast. Einmal werde ich es besuchen. Das habe ich mir versprochen. Aber wann und wie.. das weiss ich noch nicht. Wir hatten früher ein herrliches Videoprogramm, in dem man den Rhein von seiner Quelle hoch oben in den Bergen bis ans Meer verfolgen konnte. Ich habe es leider damals nicht gekauft für die Schule, was ich heute sehr bereue. Hoch oben auf der Alp sah man bauern, die Rätoromanisch sprachen. Es hatte einen schönen eigenartigen Klang. Dann sah man, wie sich der Rhein, wie ein wilder Teenager austobte um später im Bodensee wieder Ruhe zu finden. Dann kam man auch nach Basel. Da erinnere ich mich noch an die Wasserkunst und die schönen Häuser. Ich würde es sehr gern wieder ansehen, jetzt wo Basel etwas ganz besonderes für mich bedeutet. Die Stadt, auf deren Strassen mein Mausgeliebter herumflaniert.
*
Diesen Ausdruck "wo sich Füchse und Hasen gute Nacht sagen" finde ich so lustig. Das tun sie nämlich gerade hier hinter unserem Haus. Die Hasen sieht man oft im Winter und im Frühjahr und die Füchse hört man in der Ferne. Du weisst, wir wohnen, obwohl sehr zentral, doch sehr ländlich. Diese Kombination hat uns immer schon gut gefallen.
*
Meinst du "der" Visper wäre es gewesen, den du gekannt hast? Das glaube ich kaum, denn dieser hat in Australien und Südafrika gelebt und später in Südamerika, wo er eine Indianerin geheiratet hat.
*
Ach, wie herrlich der Artikel von dem Nobelessen! Ich danke dir dafür. Und wenn du hier wärest, würde ich dir auch zeigen, wie es auf den Tellern ausgesehen hat, denn ich habe fast jedes Jahr ein wenig von diesem grossen Bankett auf Video aufgenommen. Und dann könntest du sehen wie alles strahlt und glitzert und die schönen Abendkleider der Damen bewundern. Die Unterhaltung, die wie das Essen bis zuletzt ein wohl verborgenes Geheimnis bleibt, ist auch immer erstklassig. Und dann kommen die Reden der Preisträger. Manche sind sehr humoristisch. Und da ist vor allem die grosse Freude, die alle ausstrahlen an dem Fest. Sie steckt einen geradezu an. Ich würde es gern mit dir ansehen. Ich glaube du würdest darauf reagieren, wie auf NY.
*
Ach, ist das wirklich so? Du hast einen halben Roman im Kopf? und die andere Hälfte auf Papier oder PC? Das freut mich riesig. Erzählst du mir mehr davon? Oder braucht es seine Ruhe?
*
Ich muss noch ein wenig für morgen vorbereiten. Mittwochs stehe ich schon um 7.50 Uhr im Klassenzimmer.
So grüsse ich dich lieb und freue mich schon auf dein nächstes Mail. Ja, das wünsche ich mir am meisten von allem: Mails von dir. Ich bin süchtig geworden.
S+K
Malou
Liebe Marlena
---
Heute haben wir hier St. Nikolaus. Die Kinder sind ein bisschen nervös, und
die Eltern nicht minder. Aber das war ja schon immer so. Ich kann mich
erinnern, als der St. Nikolaus damals zu uns gekommen war. Wir sassen alle
auf dem Sofa und schauten in die grosse schöne Stube, die wir sonst während
der Woche nicht betreten durften. Im 19. Jahrhundert soll diese Stube als
Büro eines französischen Generals der napoleonischen Truppen gedient haben,
so hatte mir Onkelchen erzählt. Auf jeden Fall war sie für ein Kind ziemlich
eindrücklich, mit glattem Parkettboden, Täferung aus dunkelm Holz an den
Wänden. Einmal hatte ich vom Sofa, wo wir vor dem St. Nikolaus zu sitzen
pflegten, ein Geheimfach in der Wand gefunden. Das war wirklich sehr
aufgregend gewesen, und in der folgenden Zeit hatte ich oft Süssigkeit dort
versteckt.
Der St. Nikolaus kam allein, jedes Jahr wieder, hatte einen grossen Sack bei
sich und hielt jedem Kind einige Dinge vor, in denen es sich während des
Jahres verfehlt hatte. Ich habe keine Ahnung mehr, was er mir unter die
Nase gerieben hat. Aber ich erinnere mich sehr gut, wie er unser
Dienstmädchen, eine junge, hübsche Italienierin kritisiert hatte, weil sie
manchmal etwas ungeschickt und voreilig gewesen sein soll. Ich hatte den
Eindruck, dass ihr das sehr unangenehm gewesen war. Sie hiess Silvana, und
ich bin sicher, dass ich sie später darüber getröstet habe.
*
Es gibt zwei Arten von St-Nikolaus. Im Wallis, also einem katholischen Teil des Landes kommt der St.Nikolaus mit dem Bischofsstab. Er sieht wie ein Bischof aus, hat natürlich aber auch Bart und ein Gehabe wie St. Nikolaus. Und daneben kommt Schmutzlich, er ist ganz schwarz. Man könnte denken, es sei der Teufel, oder mindestens sonst ein nicht sonderlich vertrauenswürdiges Wesen.
Und dann gibt es den St. Nikolaus in reformierten Gebieten. Dort hat der Mann einen meist roten Anzug mit einer Kaputze und einen langen weissen Bart. Meist hat er auch noch ein riesiges Buch, aus dem er den Kindern die Sünden und Straftaten des Jahres vorhält.
*
Ich kann mich auch an eine Nikolaus-Szene im Kindergarten erinnern. Wir
hatten eine Bank rundum im Raum und sassen gespannt da, bis das grosse
Unikum hereintrat. Und siehe da, der Kerl hatte einen Sack auf dem Rücken,
an dem ein Sack hing. Und aus dem Sack ragte ein Bein in Strumpf und Schuh.
Natürlich wollten wir Kleinen sofort wissen, was mit dem Bein los sei. Und
der komische Kerl meint, dies sei Vreni, die eben nicht folgsam gewesen sei.
Lange Jahre konnte ich kein Mädchen ertragen namens Vreni. Ich
verabscheute sie richtiggehend, nur weil sie hiessen, wie dieses Mädchen,
von dem ich glaubte, es wäre wirklich im Sack des St. Nikolauses
weggetragen worden.
Liebe Marlena
Lenzburger Schloss
Am Sonntag Abend fahren S und ich zu einem Onkel in L.. Jeden Sonntag
tun wir das. Unser Onkel ist jetzt 92 Jahre alt. Vor 2 Jahren ist seine
Frau gestorben. Und nun lebt er alleine in seinem schönen Haus direkt
unterhalb des alten Schlosses, von dem du mir die Fotos geschickt hast. S
bereitet eine schöne Mahlzeit vor, ich decke ordentlich den Tisch und
öffne die Vorhänge, damit man zu fortgeschrittener Stunde frei aus dem
grossen Fenster hinunter auf die Lichter der Stadt sehen kann. Man hat
von hier oben eine wunderbare Aussicht auf die Ortschaft, weit hinten
auf die Jurahügel und auf die untergehende Sonne. Und der alte Onkel
geht mit kleinen schlurfenden Schrittchen in den Keller und holt eine
schöne Flasche Yvorne. Und so essen wir zusammen am Sonntag Abend und
wir plaudern ein bisschen. Am liebsten isst er gebratenen Lachs, ein
bisschen Gemüse, voraus einen knackigen Salat und dazu den goldenen
Yvorne, einen Weisswein aus dem Wadtland.
...
19 Juni
Ämne: Oro
2 juli
Lieber ...,
Immer wieder suche ich nach dir... aber du bist nicht .. wo du sein sollst.... Vielleicht hast du dich einen Tag frei gemacht und bist irgendwohin verschwunden zu einem fremden Abenteuer.
Ich habe gestern, du wirst staunen, das Buch der Unruhe in unserer Bibliothek gefunden. Das hat mich überrascht, denn ich hatte nicht damit gerechnet. Und noch dazu ganz neu war es. Niemand hat es vor mir geliehen. Nun bin ich glücklicher "Besitzer" dieser Unruhe bis zum 26 August. Und ich werde die Lücken, die du in meinem Leben lässt, mit Unruhe ausfüllen... was ich ohnehin schon tue.. auch ohne Pessoa.
Grüsse dich lieb. Bleib mir treu ;-))
Marlena
*
Re: Oro
Liebe Marlena
Es freut mich, dass Du unseren Pessoa doch noch gefunden hast. Und es scheint, Du bist die Avangarde Schwedens. Du wirst Aufsehen erregen, wenn Du über ihn sprichst. Und wenn die Leute fragen, wer denn dieser Pessoa sei, dann sagst Du, ganz Europa spricht über ihn. Und dass sie alle über ihn sprechen, das wird Dir einleuchten, wenn Du ein Teil des Buches gelesen hast. Es hat was an sich, das schwer zu beschreiben ist. Man hat gesagt, es sei ein Tagebuch ohne Handlung. Eine Biographie ohne Bio. So irgendwie. Und die Tonart sei fröhlich-melancholisch irgendwie. Na, klingt das nicht verlockend?
Und dazu darf man sich wohl Lissabon vorstellen. Diesen Hintergrund habe ich immer präsent gehabt während der Lektüre. Und ich hatte ihn aus diesem Film Tabucchis "Erklärt Perreira". Jetzt, wo ich diese beiden Dinge im Mail zusammenbringe, fällt mir auf, dass Tabucchi wohl die Hauptrolle Pessoa auf den Leib geschrieben hat. Oder andersherum gesagt: er hat sie von Pessoa abgeschrieben. Sie wird hinreissend gespielt von Mastroiani, wie ich Dir schon erzählt hatte. Der ist zwar ein ältlicher Geniesser, und nicht ein asketischer Typ wie Pessoa. Trotzdem, ich glaube, Tabucchi hat sehr an Pessoa gedacht, als er dieses Buch geschrieben hat. Tabucchis Frau ist Portugisin und Professoressa. Sie haben zusammen Pessoa übersetzt.
Ich glaube, in den nächsten 14 Tagen bist Du beschäftigt mit Pessoa. Ich lass Dich wohl besser etwas in Ruhe. Schreib mir die schönsten Zitate, die Dir auffallen. Das wäre nett und würde mich sehr freuen. Hast Du das Buch in Schwedisch? Ist es übersetzt? Oder etwa Deutsch, was ich mir wünschte! Wie Du weisst, habe ich eine leicht kürzere Variante, als die, die jetzt herausgekommen ist, einmal irgendwo als Taschenbuch erstanden. Und das Büchlein, das ich vielleicht noch vor 4 oder 5 Monaten zuoberst auf meiner Beige hatte, finde ich nicht mehr. Es ist wie verhext. Oft, wenn ich ein Buch suche, dann ergibt es sich innert einer oder zwei Wochen, dass ich es da oder dort find,e, weil ich ständig ein Auge danach habe. Aber bei diesem Pessoa ist es anders. Er scheint sich echt zu verkriechen. Und ich versuche mich daran zu erinnern, an wen ich ihn ausgeliehen haben könnte. Walo hat schon seine Unschuld beteuert. Und jemand anderen kann ich mir kaum vorstellen, ausser vielleicht noch meine Töchter. Aber ihnen hätte ich Pessoa kaum gegeben. Dafür sind sie zu jung. Die wollen mehr Action in ihrer Lektüre. Deshalb giere ich momentan so nach Pessoa. Und ich bin nahe daran, diese neue, dicke und teure Ausgabe zu kaufen. Lange kann ich die Luft nicht mehr anhalten.
*
Abgemacht, Du schreibst mir, was Dich an Pessoa beschäftigt? Dann haben wir eine feine Diskussion und ich habe die Zweitlektüre, die ich mir schon lange sehnlichst wünsche. Noch dazu durch Marlenas Seele. Das wäre wirklich wunderbar.
Mit Gruss und Kuss
...
PS
Was eigentlich heisst Oro? Klingt wie Latein (ich bete)?
Ora et labora = bete und arbeite.
Lieber ...
(---)
Zu Goethes Faust möchte ich dir sagen dass ich die Gründgens-Inszenierung des
Düsseldorfer Schauspielhauses ( Deutsche Grammophongesellschaft, Literarisches
Archiv) besitze. Wenn du das einmal gehört hättest würde dir der Faust auch
gefallen. Es ist mit
Schauspielern wie Paul Hartman, Gustaf Gründgens und schliesslich Käthe Gold
als Gretchen. Es ist ganz einfach einmalig. Ich habe übrigens die Universität
mit dieser Vertönung bereichert (sicher zu grosser Freude aller
Deutschstudierenden). Denn es nur zu lesen kann nie dasselbe sein.
Was könnte ich dir sonst noch erzählen? Mein Leben ist zeitweise ziemlich
uninteressant und manchmal träume ich davon es radikal zu ändern. Möchte eine
Zeit in die Welt hinaus, neue Milieus erleben... aber ich habe einen
"husband" (dieses komische Wort :-), der mich ans Haus bindet und so
werde ich wohl alle diese Träume weiterhin nur in meiner Fantasie ausleben
können. Manchmal stelle ich mir einen Tag mit dir in Paris vor und was wir
alles tun würden. Natürlich gehen wir auf derselben Strassenseite. Du legst
sogar dabei deinen Arm um meine Schulter (vielleicht nur weil du von dem vielen
Wandern müde geworden bist und mich als Stütze benutzen willst ;-) Aber es ist
trotzdem schön und du erzählst mir so viel von dem ich noch nichts gewusst
habe. Ich werde fast krank vor Sehnsucht wenn ich daran denke....
Ich liebe Paris. Es ist mit meiner Jugend verbunden genau wie das Wallis mit
deiner.
---
Lieber ...
Immer wieder staune ich darüber wie schön und interessant dein Leben
ist. Ich kenne es doch so gut. Glaubst du irgendein Paar auf der Welt
kann mit uns wetteifern was die Länge unserer Korrespondenz betrifft?
Ja, gewiss, es gibt Korrespondenzen die Jahre hindurch angehalten
haben. Aber sie sind aus Zeiten, wo ein Brief ein paar Tage brauchte
um den Empfänger zu erreichen. Man denkt nach 6 Jahren von täglichem
Gedankenaustausch müsste man allmählich alles gesagt haben und in die
"Stille einer Ehe" eintauchen. Doch immer wieder warte ich eifrig und
gespannt auf deine Gedanken und Reflexionen über das Leben.
Heute kann ich nicht mehr schreiben. ...
Morgen ausführlicher.
Bis dahin alles Liebe und Gute,
Malou
Lieber ..,
"Mit seinem selbstgewählten Farbfilter..." sagst du. Vielleicht ist es
so, aber ich glaube nicht dass wir das Filter ganz frei wählen. Es ist
eingebaut in unsere Genen. Und wie du so richtig sagst, schon bei
kleinen Kindern kann man sehen ob sie eine glückliche oder traurige
Veranlagung haben. Ich liebe das Leben wenn es ruhig fliesst. Wenn ich
Zeit habe Schritt zu halten mit meiner Seele. Und das, was wir Glück,
oder besser gesagt "Glücksgefühl" nennen, kommt ungerufen. Es braucht
keine grossen Anlässe dazu. Plötzlich ist es nur da, das herrliche
Gefühl zu leben, vielleicht ausgelöst durch etwas Schönes, was man
betrachtet oder von einem Musikstück.. Vielleicht könnte man Glück
besser definieren als "nicht unglücklich", oder zumindest nicht so
unglücklich, dass die kleinen schönen Augenblicke keine Chance haben.
In Kriegszeiten kommen sich die Leute näher. Sie fühlen eine grosse
Gemeinschaft in ihrem Kampf im Alltag. Der Kampf zu überleben lässt
ihnen auch keine Zeit zum Grübeln. Auch gibt es kaum Langeweile. Für so
was hat man ganz einfach keine Zeit. Ich verstehe die Leute, die sich
gern an solche Zeiten erinnern. Sagt man nicht auch, dass viele
psychisch kranke Leute in Kriegszeiten plötzlich gesund werden?
Ach, chéri, ich komme mir vor wie ein kleines Kind, das versucht es dem
Lehrer recht zu machen. Soll ich es besser wieder deleten?
Ich habe einen langen Tag hinter mir. Hatte noch eine Konfernz am Ende
des Tages. Man hat nun so wenig Geld in den Kommunen, dass man die
Arbeitspflicht der Lehrer um ca 4,5 % erhöhen will. Und neben den
aktuellen Schlagwörtern wie z.B. Qualitätssicherung sagt man plötzlich,
dass man eine Qualitätsverschlechterung (?) akzeptieren muss. Ich
glaube, ich brauche nicht mehr zu sagen.
---
Liebe Marlena
Es ist schön, dich zufällig im Chat zu treffen. So habe ich das Gefühl, du wohnst gleich um die Ecke. Und das ist doch ein bisschen näher als dieses Stockholm im hohen Norden. So denke ich, wir sind praktisch Nachbarn, und man sieht sich beim Einkaufen oder grüßt sich über den Gartenzaun hinweg. Und manchmal gibt es zufällig einen Sonntag-Morgen Schwatz, wenn die Sonne scheint und die Vögel pfeifen. Und manchesmal, in der Dämmerung, treffen wir uns hinter dem Haus auf der versteckten Bank. Und dort plaudern wir stundenlang, bis es langsam kühl wird unter dem Sternenhimmel und jeder von uns wieder heim zu den Seinen muss.
Ich wollte mir gestern in der Bibliothek ein Buch über Schweden besorgen, aber ich habe noch nichts Vernünftiges gefunden. Eines hat hauptsächlich Norwegen berücksichtigt, das andere war zu dick um so herumgetragen zu werden. Ich werde schon noch fündig werden. Ich wollte ein bisschen was lernen über Schweden, Landschaft, Kultur, Bräuche, irgendwas. Vielleicht wollte ich ganz einfach ein bisschen näher sein, im gleichen Wasser schwimmen.
Dieses zufällige Zusammentreffen also war sehr schön. Und der Chat auch, war locker und vergnügt, eben wie ein Samstagmorgen Chat. Bei mir ist es allerdings so: wenn ich mit dir chatte, dann möchte ich noch mehr von dir. Ich möchte mehr wissen, schneller reden, dich sehen, dich näher haben, es ist mir alles zu wenig intensiv. Die Mails sind viel intensiver. Ein Chat mit dir ist wie bei großem Hunger chinesisch essen, verstehst du, mit den chinesischen Stäbchen essen. Du bekommst mit diesen Dingern einfach nicht genug Nahrung in den Mund. Es geht alles zu langsam. Der Reis entwischt und fällt in die Schale zurück. Das Fleisch schlüpft dir weg und spritzt. Und einen anständigen Wein haben sie auch nicht, die Chinesen. Es ist alles ein bisschen zum Verzweifeln. Es ist eine große Geduldsprobe für uns ungeduldig hungerigen Europäer. Und man wünscht sich einen richtigen Löffel in die Hand, damit es vorwärts geht. So ungefähr ist Chatten mit dir. Das System bietet uns nur zwei dünne und glatte Stäbchen. Und damit sollten wir unseren Hunger sattkriegen? Das ist eine Marter à la Sysiphos! Aber wir werden uns hoffentlich wieder mal treffen und es wird wieder schön sein. Und wir werden wie an einem Apero kleine Häppchen einstecken. Und manchmal kann man auch an einem Apero seinen Hunger zwar nicht satt kriegen, aber doch mindestens ein bisschen dämpfen. Das werden wir dann tun. Und ich freue mich schon heute darauf.
Magst du Aperos, Marlena? Ach, ich mag sie sehr. Ich finde sie sind der schönste Teil des Essens. Alles ist noch offen, alle Hoffnungen berechtigt, alle Wünsche noch gewünscht. Und der Wein in den leeren Magen macht die Menschen so rasch überraschend vergnügt und gesprächslustig, wie sie sonst nur nach einem Lottogewinn - also praktisch nie - werden. Alle sind noch wach und offen und bereit, am Buffet zu kämpfen. Sie verteidigen die Salmbrötchen, oder sie kämpfen sich zu den Artischocken-Herzen durch. Andere bauen vor den Crevetten einen Verteidigungsring. Nur für die nature Brötchen interessiert sich wieder einmal kein Schwein. Und wohin denn die Olivensteine? Sie klopfen sich zwischen zwei grossen Bissen, die sie kaum runterbringen, klopfen sie sich übertrieben vergnügt auf die Schultern und versprechen sich hohe Summen, die schon bei der Suppe wieder vergessen sind. Sie planen Geschäfte und grosse Reisen, sie flirten über den Glasrand hinweg ins nächste Decolletée und streichen sich selbstverliebt über die Glatze. Sie lassen sich wieder und wieder nachgiessen und schlucken die Nüsschen handvollweise. Und je höher der Pegel steigt, desto lauter werden sie und es wird wirklich allmählich Zeit, dass sie sich zur Suppe hinsetzen würden. Ach wie ich das mag, so einen verdorbenen Apero! In unserem Kiwanis-Club haben wir jede Menge davon. Sie sind so dekadent, dass ich sie geradezu heiss liebe.
Lieber...,
Ja, ich bin wieder zu Hause seit gestern Abend. Und heute haben wir bei strahlendem Wetter unseren Nationaltag gefeiert. Er ist noch so neu, dass wir noch etwas unsicher sind, wie wir das feiern sollen. Es wird leicht eine kleine "mini-midommar-feier", denn Midsommar feiern wir schon am 23. dieses Jahr.
Nein, mit Alten bin ich noch nie unterwegs gewesen.. wenn man nicht den Tagesausflug nach J zählt, aber die Leute dort waren alle "Betreuer".. obwohl mir, als ich mich im Bus umschaute, der Gedanke kam, dass wir ebenso gut einander pflegen könnten. ;-)
Wenn du mich Sprachgelehrte nennst, dann lache ich. Weisst du, dass ich mich schon oft gewundert habe, wie ich mich eigentlich traue einem solchen Sprachgenie wie du, zu schreiben.
Das mit dem singen ist lustig. Meine Mutter sang immer und vielleicht deshalb sehe ich sie immer noch als ein sehr lebendiger und glücklicher Mensch. Manchmal sang sie auch traurige Liebeslieder.. doch auch das war schön. Und ich? Ich würde mich vielleicht nicht daran erinnern, wenn nicht eine von Annas Freundinnen, als sie noch klein war, etwas erstaunt gesagt hätte: "Deine Mutter singt.. das tut meine nie.." Eine solche Mama hätte sie auch gern gehabt. Jetzt singe ich mehr selten... aber immer noch wenn ich im Auto nach L fahre.. dann bin ich mein eigenes Radio.. auf Musik eingestellt. Und es gibt Lieder, die ich mit dir verknüpfe, die singe ich auch, je nach Laune.. :-)
Intressant, deine neue Theorie der Sprache. Ich werde darauf zurückkommen, wenn ich mehr Zeit habe.
Ach, du kennst "Ein Tisch ist ein Tisch" von Bichsel? Das ist eine sehr liebe kleine Geschichte, die ich wohl die meisten meiner Schüler hören liess. Sie ist sprachlich so einfach, dass man sie sogar den Anfängern zeigen kann und eignet sich gut zum analysieren. Wir hatten sie auf Tonband, von Bichsel selbst für schwedische Schulen vorgelesen. Doch das habe ich dir schon erzählt, glaube ich. In 7 Jahren muss ich dir doch eigentlich schon alles erzählt haben.. fast alles. :-)
So, ich lasse dich wieder. Wünsche dir einen wunderschönen Tag
mit lieben Gs und Ks und Qs
Malou ...
Liebe Malou
Wo bist du? Bist du wieder unterwegs? Mit den Alten? Mit Anna? Mit
deinen Freundinnen? Auf dem täglichen Spaziergang durch die Natur?
Ich sitze hier im Büro und will mein Gespräch mit dem Chef
vorbereiten. Das tue ich auch, gerade jetzt, da ich dir schreibe. Ich
kann schreiben, und daneben gehen mir noch andere Gedanken durch den
Kopf. Wie heisst es beim PC, multitasking oder so ähnlich. Frauen
können das besser als Männer. Aber ich merke, dass ich beim
nordic-walking häufig zugleich arbeite. Na ja, vielleicht sollte man
es nicht 'arbeit' nennen. Aber es ist - wie in der Küche - vielleicht
nicht direkt 'Kochen', sondern 'Gemüse rüsten', Vorbereitungen
allgemeiner Art, 'Einkaufen', oder was weiss ich.
Ich beschäftige mich jetzt viel mehr mit Kochen als früher, wie du
weisst. Und es beginnt, mich zu interessieren. Ich schaue natürlich B
in den Topf und sehe zu, wie sie es macht. Sie hat eine schöne offene
Küche. Man sitzt am Tisch und kann zusehen und plaudern. Das ist
prima. Und manchmal kann ich helfen Karotten schälen, Weinflaschen
öffnen etc. Sie ist ein vergnügter Mensch, (...)
Soll ich dir beschreiben, wie es die Tauben drüben auf dem Dach
treiben?Willst du das wirklich wissen Malou? Nun ja, es ist kühler
geworden, und sie sitzen bloss gelangweilt drüben auf dem Kamin und
warten auf bessere Zeiten. Komisch, dass es soviele Vogelarten gibt,
die monogam leben? ich habe gestern einen kleinen Artikel eines
Ethnologen (nicht Ornitologen) gelesen. Bei den Säugetieren gibt es
eher das Leittier mit seinem Clan. Er hat die sexuelle Oberaufsicht
und damit jegliche Freiheit, Junge Männchen werden ausgestossen.
Sigmund Freud hat das als Urhorde beschrieben und damit auch den
Oedipus-Komplex erklärt. Ist im Grunde eine interessante Theorie. Ab
sie auch wirklich zutrifft, ist eine andere Frage. Aber Theorien
müssen ja nicht zutreffen, sie müssen nicht Wirklichkeit abbilden. Sie
müssen nützlich und wirksam sein. Ein Hammer muss auch nicht das
"Nägel-einschlagen" abbilden. Eine Theorie ist ein Instrument, ein
Werkzeug. Weiter nichts. Vielleicht kann man das auch so von unserer
Sprache sagen. Auch sie kann die Wirklichkeit nicht abbilden. Und sie
tut es auch nicht. Sie kann nur Anstoss geben, so dass die Menschen
die sie hören oder lesen, die entsprechenden Vorstellungen von ihrer
Welt gewinnen. Es ist eigentlich ihre Welt, die dabei zum Vorschein
kommt in ihren Gefühlen und Visionen. So sind Wörter eigentlich kleine
Instrumente, vielleicht wie Reisnägel. Mit ihnen lassen sich
Vorstellungszettelchen fixieren. Und wenn man die
Vorstellungszettelchen in eine bestimmte Reihe bringt, lassen sich
damit Ideen entwickeln.
Ach Malou, ich habe gerade eine neue Theorie der Sprache erfunden. Es
gibt ja doch die alte Vorstellung von Augustinus. Er meint, die Wörter
seien die Benennung von Dingen. Sie sind sozusagen die Etikette auf
der Schublade, in denen die Dinge gleichen Namens ruhen. Das heisst
aber, die Beziehung zwischen Name und Ding ist konstant und fixiert.
Vielleicht sind die Namen sogar vor den Dingen, wie uns die Genesis
glauben macht?
Aber Bichsel erzählt doch diese Geschichte vom Mann, der anfängt, dem
Stuhl Tisch zu sagen, und sich so in eine Privatsprache begibt, so
dass ihn keiner - auch der Leser - nicht mehr versteht.
Und Wittgenstein? Er meint, Sprache sei eine Lebensform. Sie ist wie
eine Stadt mit den alten verwinkelten Strassen, und daneben den neuen
Quartieren mit ihren Hochhäusern und schnurgeraden Verbindungswegen.
Letzteres wären vielleicht die wissenschaftlichen Sprachen mit ihren<
Fremdwörtern.
Sprache ist ein interessantes Phänomen. Eigentlich hätte ich
Sprachgelehrter werden sollen. Wenn man eine neue Sprache lernt, hat
man das Gefühl, das sei ein unübersehbar grosser Berg an Regeln,
Vokabeln, Ausnahmen und Redensweisen. Aber je weiter man hineingeht,
desto mehr bemerkt man, wie alles netzartig zusammenhängt, eben wie
eine Altstadt mit ihrer eigenen Struktur. Und es wird immer
übersichtlicher und logischer.
Du bist ja die Sprachgelehrte unter uns! Ich beneide dich ein bisschen drum.
Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Liebe Gs und Ks
...
(Juni 2007)
Hey, liebe wortkarge Malou
Wir haben hier knallblauen Himmel und eine Wärme, die schon an Badehosen und an Sonnencrème, wenn man hinausschaut. Aber die Bäume sind noch nicht so weit. Sie tragen noch keine Blätter. Aber die Tauben, ich sag dir, die Tauben die treiben es wie im Sommer auf dem Markusplatz. Heute Morgen habe ich zwei auf dem Bahnhofperron beobachtet. Es war ein Paar, wohl monogam. Sie haben die Brosamen der Morgenpassnten gesucht. Heute, in einer Zeit der Singles und der Zeitnot, frühstücken die Menschen ja in der Eisenbahn, nippen aus einem heissen Becherlein ein paar Tropfen Kaffee, lassen die Brosamen auf den Polstern liegen und derangieren die anderen Fahrgäste.
Na also, die Tauben waren eifrig. Wenn sie in raschem Schritt vorwärts gehen, arbeitet der Kopf in aller Eile vor und rückwärts. Wie ein Hebel. Man müsste annehmen, dass ihnen schwindlich wird. Sie waren also eifersüchtig. Wenn die eine was gefunden hat, kam die andere rasch auch herbei und wollte erben. Wenn die andere eigene Wege ging und es schien, sie hätte was gefunden, kam diese schnell herbei. Sie waren in einem raffinierten System von kleinen Eifersüchteleien aneinander gebunden. Hoffentlich gehen sie sich nicht auf die Nerven! Ich glaube nicht, dass sie erwarten, glücklich zu sein. Sie wollen bloss essen und Nachwuchs kriegen, oder? Ein anderes Ziel hat ihnen die Evolution nicht zugedacht. Oder hat sich hier der Papst in anderer Weise dazu geäussert? Er findet ja die Evolution eine höchst fragliche Angelegenheit. Na ja, kann man verstehen, er ist ja nun ein Spezialist für Ewigkeiten. Und diese muss man sich vorstellen als gleichbleibende Blöcke, die weder wachsen noch schmelzen, einfach so daliegen, eben ewig. Vielleicht gibt es nichts langweiligeres als die Ewigkeit. Möglicherweise noch die Halbwertzeit. Aber schon die Sommerzeit ist wirklich viel spannender und vielversprechender als die Ewigkeit.
Also die Tauben und die Ewigkeit. Daraus liesse sich eine pikante
Geschichte schreiben, oder? Ich muss in meinem Schlafzimmer den
Arbeitstisch aufstellen und mich langsam wieder betätigen. Aber vorher
sind noch die Schachteln aus dem Gang zu entfernen. Die Abende sind
einfach so kurz. Ich höre im Moment gerne französische Chansons. Das
ist der Nostalgie-Komplex, den ich habe. Auf der anderen Seite höre
ich Pavarotti und diese Art von sängerischem Herkules. Wenn man den
Ton aufdreht, bis die Wände mitsingen, ist das echt toll. Neben mir
wohnt eine ältere Frau. Vielleicht kann ich sie noch ein bisschen in
Schwung bringen. Ich bin ihr am Wochenende im Gang begegnet und habe
mich vorgestellt.
Jetzt muss ich. Ich habe eine Sitzung
Noch einen schönen Tag Malou
Gs und Ks in Qs
(14 März 2007, 10:40) |
Ämne: die Illusionen auf dem Kartoffelkarren
Liebe Marlena
Wo ich meine Illusionen verloren habe? Illusionen über die Menschen?
Na ja, das ist wie wenn Du mit einem Karren voller Kartoffeln über einen holperigen Weg rollst. Sie fallen ja nicht gleich alle zusammen vom Karren, sondern springen einzeln da und dort herunter.
Aber ich habe nicht ein schlechtes Bild von den Menschen. Das bestimmt nicht. Und ich habe im Leben wirklich eine Menge Menschen kennengelernt.
Weißt Du Marlena, ich habe den Eindruck, dass es sehr von der Distanz abhängt, wie man Menschen wahrnimmt. Kennt man sie nur aus Entfernung, oder kennt man sie in einem sehr persönlichen Rahmen. Das ist die Frage. Es gibt doch auch diesen merkürdigen Riss durch die Welt, den jeder von uns selbst erleben kann, diese unüberbrückbare Diskontinuität zwischen meiner Innenwelt und der Aussenwelt. Man könnte grob sagen, das eine sei die private, das andere die öffentliche Welt. Aber es stimmt hier auch nicht ganz. Die Sprache, nota bene, wie Wittgenstein nachweist, ist eine durch und durch öffentliche Angelegenheit. Es gibt nicht die Privatsprache, nur für mich selbst, so, wie sie Bichsel in der Kindergeschichte "Ein Tisch ist ein Tisch" vorgeführt hat. Das ist keine Sprache mehr.
Ich habe in den letzten Jahren einige Biographien gelesen und ein wenig studiert. Am liebsten hatte ich die Lebensgeschichten von Malern, die auch illustriert waren mit ihren eigenen Gemälden. So konnte ich irgendwie die Werke mit dem Leben des Malers in eine Verbindung bringen. Kunstgeschichtlich ist ja das Leben des Malers ziemlich irrelevant. Aber psychologisch ist es interessant. Und wenn man dann diese Lebensläufe, diese Krisen und Stürme und Liebschaften und Katastrophen und Höhepunkte und Seligkeiten sich anhört, und daneben die öffentliche Rolle sieht, die sie gespielt haben und die mit Gemälden belegt ist, dann gibt es doch sehr erstaunliche Phänomene.
Schau mal Dali an, dessen Biographie ich gerade auf meinem Nachttischchen habe! Er war ein armer Wurm. Er hatte soviele Ängste und Unsicherheiten. Er war ganz und gar von seiner Frau Gala abhängig, die ja auch in seinen Bildern immer wieder auftaucht, eine Russin, die ein sehr extravagantes Sexualleben geführt haben soll, während von Dali gesagt wird, er wäre ein Autoerot gewesen. Das heisst wohl, er hat sich meist selbst mit sich selbst befriedigt. Das ist ja doch schon eine echte Kunst, würde ich sagen. Und er muss seiner Gala echt hörig gewesen sein. Sie haben viele Bilder gemeinsam signiert, obwohl er sie gemalt hat, er im engeren Sinne sozusagen. So ist der arme Kerl stets am Trichterrand zur Psychose gewandelt, hat diese Tatsache genutzt für seine Bilder. Aber ich bin sicher, das war nicht das reine Vergnügen. Er war ein echter Spinner und hat sich mit seinem Vater schwer verkracht und hat offenbar auch enorm darunter gelitten.
Und wenn man bloss Dalis öffentliches Leben anschaut, hat man den Eindruck, er wäre ein berühmter Maler gewesen, der sein Leben geschäftstüchtig inszeniert hat, jede Menge vor dem Publikum der Oeffentlichkeit Theater gespielt, aber alles in allem ein genialer Held, der diese fantastischen und eindrücklichen Bilder gemalt hat, die jeder im Gedächtnis hat. Man denkt, er sei der grossartige und selbstbewusste Schöpfer dieser Ikonen des frühen 20. Jahrhunderts.
Was jetzt nun, ein genialer Held oder ein armer Wurm? Ist eben eine Frage der Distanz der Wahrnehmung. Und in der Oeffentlichkeit verzerren vielleicht die öffentlichen Vorurteile und Legenden unseren Blick und im Privaten sind es dann wohl unsere persönlichen Gefühle und überwertigen Ideen und familiären Neurosen, die das Bild trüben.
Ich habe kein schlechtes Bild von den Menschen. Und ich bin immer wieder berührt und beeindruckt von der Liebe der Mütter zu ihren Kindern. Ich glaube, das ist die stärkste Kraft auf unserer Welt. Bei Vätern merkt man gelegentlich auch viel Liebe, aber nicht so oft wie bei den Müttern. Und wenn diese Mutterliebe nicht wäre! Stell Dir die Welt vor. Es wäre der wahre Dschungel und Krieg und Egoismus! Die Menschen hätten kein Feingefühl und keinen Respekt und auch keinen Zusammenhang. Es sind bestimmt die Frauen, die dieses Positivum in der Welt vertreten und unterstützen und pflegen. Und es ist wohl in allen Kulturen so. Die Leistungen der Frauen für den Bestand unserer Welt sind bei weitem höher einzuschätzen als diejenigen der Männer. Wenn man das mal so auf eine einfache Buchhaltung reduzieren will. Und es ist, nach all dem, was wir hier unten wahrnehmen, überhaupt nicht einzusehen, weshalb der liebe Gott denn nun unbedingt so etwas wie ein Mann sein sollte.
Wir haben in unserem Dienst vor Jahren mal eine Fortbildung gemacht mit einer Feministin. Und sie hat erzählt, dass sie mit ihrer kleinen Tochter abends "zur Göttin" betet. Fand ich lustig, instruktiv und auch mutig.
*
Kurz und gut, meine Illusionen liegen an den Rändern meines Lebensweges wie Kartoffeln, die vom Karren heruntergekollert sind. Aber ein paar sind wohl immer noch oben geblieben. Und das spricht doch auch für den Karren, oder nicht?
Ich küsse Dich innig, meine barocke Mausfreundin
...
PS: wollen wir doch keinen Indizienprozess beginnen, wer wem zuerst die Liebe angedeutet habe. Es geht mir da wie den alten Römern, die in ihren Zitaten immer sehr ungenau waren, einfach weil sie die Mühe scheuten, ihre Pergamentrollen aufzurollen und das Zitat wörtlich zu suchen und nachzulesen. Es ist einfach schön, sich zu erinnern, wie das ganz zart und sachte entsteht, und wie man auf jede Geste und Wendung achtet, die auf ein Mehr hindeuten könnte. Und wenn solche Ahnungen und Gefühle entstehen, ist man ganz zufrieden und hell. Aber es ist doch nicht Geschichte, Marlena! Es ist die nackte Gegenwart, bloss ein paar Monate her. Ich küsse dich nochmals.