Dienstag, 31. März 2015
Aux Champs-Elysées - 1. April
Lieber ...,
Immer noch an diesem Tag, obwohl es nun schon viele Jahre her ist, sehe ich uns zusammen die Champs-Elysées runter gehen und spüre die Blicke der Leute.
Ja doch, ich mag dich trotzdem.
Marlena
*
Liebe Marlena,
Nein, eigentlich wollte ich so genau von dir wissen, wie gross du
bist, nun ja, wie soll ich dir das sagen, weil ich selbst eher klein
bin. Ich habe vielleicht mal eine Grösse gesagt, aber ich muss dich
enttäuschen, ich kann wohl nicht auf deine 175 oder so hinaufreichen?
Meine kleine Statur hat es eben gemacht, dass ich gelernt habe, mich
schriftlich auszudrücken. Mündlich komme ich bei den Leuten schlecht
an. Sie nehmen mich nicht ernst.
Verstehst du, Marlena, mit 135 spricht man aus der Froschperspektive.
Da muss jedes Argument doppelt genäht sein, da sollte jeder Satz sitzen.
Also, höchstens beim Sitzen könnte ich Dir meinen Arm um die Schulter
legen. Denn was mir an Länge fehlt, fehlt vor allem an den Beinen. Das
ist ein bisschen wie bei Toulouse-Lautrec, oder bei diesem kleinen Kerl
da in Grass' Blechtrommel, wie hiess er schon. Allerdings trage ich keine
Trommel herum, da kann ich dich beruhigen, meine liebe Malou, und
ich zersinge auch nur in Ausnahmefällen Gläser.. Du musst dir auch
vorstellen, welches Bild wir auf der Champs Elysees abgeben würden!!
Du in deiner ganzen wunderschönen Statur und ich daneben wie
ein Mickey Mouse, in kleinen rasanten Schrittchen. Die Passanten
würden sich doch nach uns umdrehen. Manchmal wollen sie sogar
Autogramme von mir. Da gehen wir doch lieber gleich in eines dieser
Nobelrestaurants und ich lass mir einen Hochstuhl kommen. Meist
haben sie ja diese Stühle für die Kinder. Die sind zwar etwas eng, aber
meist komme ich ganz gut hin. Und wenn meine Beine erst einmal
unter dem Tisch sind, dann sieht man mir das kaum mehr an. Dann
müsstest du dich nicht mehr genieren.
Das meine liebe Marlena, wollte ich dir heute, speziell heute, noch kurz
sagen.
Ich hoffe, du magst mich trotzdem als Mausfreund??
Mit einem schönen Gruss
xxx
Sehnsucht ...
nach Paris
Lieber ...,
-----
Ich sehne mich schon sehr danach, alle Stellen wiederzusehen, die ich
in jungen Jahren besucht habe und die schöne Erinnerungen in mir
erwecken. Das Jeu de Paume, das Panthéon, der Louvre, Place du Tertre,
die Tuillerien.. alle diese Sehenswürdigkeiten die mit ganz
persönlichen schönen Erlebnissen verbunden sind.
Du ahnst nicht welche grosse Rolle Paris in meinem Leben gespielt hat.
Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, dann lande ich immer wieder in
Paris. Es ist für mich wie Brig oder das Wallis für dich.
Diesmal will ich mir auch das futuristische neue Viertel ansehen mit
dem "Grande Arche" von dem Dänen von Spreckelsen. Dort wo ein Mensch
sich klein fühlen kann wie eine Ameise. ;-) Ich habe diese neuen
modernen Teile von Paris noch nie gesehen.
Aber am liebsten werde ich mich in dem "alten" Paris aufhalten. Ich
werde, so hoffe ich, nette Stunden auf der Champs-Elysées verbringen
(in Gedanken mit meinem winzigen Mausfreund *) und in die grands
magasins gehen mit S. .. ich glaube das ist was sie am meisten
interessiert (leider). Doch ich werde ihr auch ein wenig Kultur
"aufzwingen".. ob sie will oder nicht.
Lieber ...,
-----
Ich sehne mich schon sehr danach, alle Stellen wiederzusehen, die ich
in jungen Jahren besucht habe und die schöne Erinnerungen in mir
erwecken. Das Jeu de Paume, das Panthéon, der Louvre, Place du Tertre,
die Tuillerien.. alle diese Sehenswürdigkeiten die mit ganz
persönlichen schönen Erlebnissen verbunden sind.
Du ahnst nicht welche grosse Rolle Paris in meinem Leben gespielt hat.
Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, dann lande ich immer wieder in
Paris. Es ist für mich wie Brig oder das Wallis für dich.
Diesmal will ich mir auch das futuristische neue Viertel ansehen mit
dem "Grande Arche" von dem Dänen von Spreckelsen. Dort wo ein Mensch
sich klein fühlen kann wie eine Ameise. ;-) Ich habe diese neuen
modernen Teile von Paris noch nie gesehen.
Aber am liebsten werde ich mich in dem "alten" Paris aufhalten. Ich
werde, so hoffe ich, nette Stunden auf der Champs-Elysées verbringen
(in Gedanken mit meinem winzigen Mausfreund *) und in die grands
magasins gehen mit S. .. ich glaube das ist was sie am meisten
interessiert (leider). Doch ich werde ihr auch ein wenig Kultur
"aufzwingen".. ob sie will oder nicht.
Sonntag, 29. März 2015
Stille
Foto: Chris
Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche
Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne
machen,
mich nicht so sehr verhinderte am
Wachen—:
Dann könnte ich in einem
tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich
denken
und dich besitzen (nur ein Lächeln
lang),
um dich an alles Leben zu
verschenken
wie einen Dank.
(Rilke)
.
Freitag, 27. März 2015
Re: Våffla
25 March | at 14:58 |
Liebe Malou
Ach, ich danke dir für diese schöne Waffel. Das sieht total lecker
aus. Und dazu auch ästhetisch. Ein kleines Architekturstück. Eine
Installation, würden die Künstler heute dazu sagen. Merci Malou. Ich
glaube, in deiner Nähe würde ich ziemlich schnell ziemlich dick. Und
das wäre wohl nicht sonderlich gut. Mindestens nicht ästhetisch.
Ja der freie Wille. Ich habe kürzlich auch eine CD gehört von einem -
ich weiss gar nicht was er eigentlich ist - der behauptet, die
Entscheidungen des menschen würden vom biologischen System gemacht.
Eigentlich hat Freud, der grosse Sigi, das schon lange gesagt. Aber so
einfach, wie es sich die Biologen und Neurologen machen, ist es
bestimmt auch nicht. Ich könnte dir doch jetzt irgend etwas Wildes
schreiben Malou, das dich aus den Socken haut. Ich werde das nächste
Flugzeug nehmen und dich überraschen in deinem Häuschen. Sieh dich vor
Malou !!!!. Ich würde deine ganze Welt durcheinanderbringen. Das
könnte ich doch, wenn ich nur wollte. Könnte ich doch tun, oder? Ich
fühle mich frei.
Es gibt dieses schöne deutsche Lied, wie es das, soweit ich gehört
habe, nur im Deutschen gibt. "Die Gedanken sind frei ...." Ich glaube,
jedes Schulkind lernt es im Unterricht. Und jedes Schulkind fühlt sich
frei, ob es nun frei ist oder nicht!!! Basta!
Was ist "das kleine Irak", das verstehe ich nicht?
Ja, ich habe diese Glückwunschkarte angehört. Habe natürlich bei
Weitem nicht alles verstanden. Klingt aber gut, irgendwie optimistisch
trotz des Textinhaltes. Und dass er zum Schluss im Schaukelstuhl
landet, ist ok. Ich tue das hier im Büro auch, ich lande manchmal
einfach dort und nehme ein Nickerchen. Lustig. Hast du ihn geschickt.
Oder ist er zu stark. ...
Stell dir vor Malou, heute morgen habe ich für die nächsten 4 oder 6
Wochen Minestra gekocht. Ich habe da so ein Büchlein gefunden von
einer Schweizerin, die sich auf Italienisch-Uebersetzungen
spezialisiert hat. Sie gilt als grosse Kennerin Italiens. Vollenweider
heisst sie, Alice glaube ich. Und so habe ich eben dieses Minetrone
Rezept gefunden und gedacht, ich müsse mich doch mal an ein
Gesellenstück wagen. So bin ich heute morgen um 10h einkaufen
gegangen, und habe mich nicht in Sigi herumgewälzt. Wirsing, Karotten,
Lauch, Knoblauch habe ich gefunden. Und auch Lammfleisch. Das gehört
eigentlich nicht zum Rezept, habe ich aber auch mitgekocht. Die
Knochen machen doch einen guten Geschmack. Dazu Bouillon, ein bisschen
angebratene Speckwürfel mit Zwiebel und Bohnen. Die Bohnen habe ich
vorgekocht. Und das war sehr gut. Sie waren auch zum Schluss noch
knackig. Man kann sie nicht wirklich in der Suppe kochen. Bloss die
Kartoffeln haben mir gefehlt, und so habe ich einfach etwas
kartoffelpulver für Puree dazugegeben, damit die Suppe etwas dick
wird. Ach ja, und etwas Bärlauch hatte ich auch noch hineingetan.
Du siehst, es ist eine echte dicke Brühe geworden mit viel Gemüse drin
(heisst sowas nicht zuppa di verdura??). Die Italiener essen sie mit
etwas Reibkäse drüber. Ich fühle mich schon ganz italienisch. Ich
werde jetzt einige Portionen einfrieren, sonst steht sie in meiner
Küche wirklich 6 oder 7 Wochen herum. Ich habe ja noch keinen Besuch
organisiert. Und mein Name ist noch nicht angeschrieben unten an der
Glocke. Ich habe allerdings schon eine Flasche Elsässer-Wein bereit,
wenn mal jemand auftauchen sollte, den ich besänftigen müsste. Wenn du
kommst Malou, dann läute einfach zweimal (en cas de guerre sonnez deux
fois) im 3. Stock. Und wenn ich im Moment nicht da bin, nimmst du im
Café Caprice gegenüber einen Kaffee, bis ich erscheine. Du wirst mich
durch das Fenster sehen. Du kannst allerdings auch vorne im Café
Templum warten. Das ist an der Ecke, gleich bei der Tramstation Auch
dort würdest du mich sehen, denn die Tischchen stehen so an der
Glasfassade, dass man praktisch auf dem Gehsteig sitzt. Das Templum
ist ein bisschen trendiger, wird auch oft von Frauen besucht. Du
kannst dort - wenn du willst - an der Bar stehen. Das würde sehr cool
aussehen. Wie auch immer, Malou, du musst nicht im Affenhaus warten.
Es gibt andere, humanere Möglichkeiten.
Die Dinge über Maria habe ich diesem Büchlein entnommen, habe ich
nicht wirklich gewusst, Malou. Ich weiss nur, dass katholische
Jugendliche viel von dieser Maria halten. Sie ist ja auch überall als
Schönheit dargestellt. Und wenn man sonst nichts anderes darf, warum
sollte man nicht sie irgendwie und insgeheim lieben. Allerdings, der
Oedipus-Komplex, der sich nach der psychoanalytischen Lehre daraus
ergeben müsste, ist eigentlich ziemlich kompliziert. Vielleicht kann
man ihn nur lösen, indem man Priester wird.
Rilke schreibt doch in seinem Stundenbuch über diese Typen in Soutanen
im Süden ... ich glaube, er schreibt ein bisschen ironisch, wenn ich
das recht verstehe.
Weisst du, was ich mir gedacht habe, schon oft gedacht habe: wenn ich
sterbe, will ich so einen Zweizeiler von Rilke auf meiner
Todesanzeige. Komisch nicht! Ich sag dir mal, welchen ich vorgesehen
habe. Ich hab mein Rilkegesamtausgabe jetzt nicht gleich hier neben
mir.
Und jetzt lass ich dich bei deinem Vaffla-Zvieri. Vaffla könnte
praktisch Walliserdeutsch sein, glaube ich. Ohne diesen Vollmond über
dem a natürlich.
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag-Abend im stillen Heim.
Gs und Ks als Qs
Våffeldagen
25 March at 11:27 |
Liebster Mausfreund,
Sonntag Morgen. Der Nebel liegt dicht über den Feldern. Ich glaube
erst gegen Nachmittag kann sich der Himmel etwas aufklären. So muss
ich mich, wie üblich, mit Vorfreude begnügen, die man nicht
unterschätzen sollte.
Du erzählst begeistert von Bärlauch. Das kennen wir so gut wie
garnicht, doch im Internet habe ich gesehen, dass sie gefährlich den
Maiglöckchenblättern ähnlich sind. Pass auf, ...! Und nun warte ich
meinerseits auf die Brennnesselsaison. Das ist auch eine solche
Frühlingsleckerheit, die die Lebensgeister weckt.
Und heute haben wir unseren Waffeltag. So gut wie alle ursprünglich
religiösen Feiertage sind heutzutage mit speziellen Speisen verbunden
- und werden vor allem aus diesem Grund noch gefeiert. Früher war
dieser Tag rot im Kalender, aber das ist abgeschafft.
Ja, eure Demokratie.. ;-) Ich beneide euch nicht darum. Ich bin mehr
dafür, dass Leute gut informiert sein sollten über Fragen, über die
sie Einfluss haben. Bei uns würde es kaum "das kleine Irak" geben,
wenn man, wie bei euch, direkte Wahlen hätte. Neulich hörte ich einen
Irakier im Radio sagen, dass seine Landsleute alle nach Schweden
wollen, weil man hier nicht für sein Geld arbeiten muss.
Ich muss dir was schreckliches zeigen. N hat heute Geburtstag und ich
wollte aus dem Internet eine Geburtstagskarte senden. Was musste ich
lachen, als ich diese gefunden habe. Möchte gern deinen Kommentar dazu
hören. ;-)
http://www.bluemountain.com/di
Du musst dazu die Lautsprecher einschalten.
Und wie geht es bei dir? Du weisst schon mehr über Katholizismus als
ich. Vielleicht bist du sogar mehr katholisch. Das denke ich manchmal.
Wenn man in einem solchen Milieu (bei dir die Schule in Brig)
aufgewachsen ist, bleibt eben viel hängen, ob man nun will oder nicht.
Ich habe einen interessanten Artikel gelesen mit dem Titel: "Der freie
Wille wird von der Gehirnforschung bedroht." Es gibt ein Buch von John
Searle mit dem Titel "Freedom and Neurobiology" wo man meint, das
unser "freier Wille" von elektrischen Impulsen gesteuert wird, die
jenseits (ausser?) unserer Kontrolle liegen.
Du bist noch nicht im Büro, glaube ich. So sehe ich dich vor mir im
Sigi.. mit einem interessanten Buch in der Hand. :-) Ist das so?
In Gedanken mache ich heute einen Ausflug mit dir ins Affenhaus. Ach,
wie gern ich das tun möchte! Habt ihr wieder schönes Wetter dort?
Jetzt ist Anna aufgewacht und meldet sich im ICQ.
Ich wünsche dir einen schönen Tag
mit lieben Gs und Ks und Qs
Malou
Donnerstag, 26. März 2015
Schweizer Demokratie und Marienanbetung
25/3
Liebe Malou
Ach Malou, welch ein Thema schneidest du an an einem trüben Samstag
Morgen! Wir und Europa, Europa und wir Schweizer ! Das ist ein heisses
Thema.
Ich glaube nicht, dass es um Gleichberechtigung geht bei uns in dieser
Frage. Es geht um Angst eher. Wir sind ein kleines Ländchen. Wir haben
diese Basisdemokratie, die erlaubt, dass der Bürger in vielen Fragen
mitreden kann. Wir haben schon mal über diesen Punkt diskutiert. Du
hattest gesagt, der Bürger verstehe doch gar nicht all diese Fragen,
die zur Entscheidung stehen.
Was kann ich dazu sagen? Ihr seid doch auch Demokraten in Schweden!
Und sogar weltweit überdurchschnittlich gute Demokraten! Gehen wir
denn nicht einig in der Aussage, dass diese Welt den Menschen gehört.
Und die Menschen sind dumm und sind intelligent, eben gut
durchgemischt. Ist es denn nicht sinnvoll, dass man all die
komplizierten Fragen und Entscheidungen, die anstehen, den Menschen
erklärt. Man kann alles einfach erklären. Das ist nicht leicht, aber
es gelingt immer wieder. Und es braucht dazu ausgiebige Diskussionen.
Aber dass letztlich der Mensch darüber abstimmen kann, wie seine Welt
aussieht, das ist doch irgendwie grundsätzlich richtig.
Du siehst, ich bin ein Basisdemokrat. Auch wenn ich ab und zu wieder
zweifle, dass die Menschen immer verstehen, worum es eigentlich geht.
Aber die Forderung, dass man die wichigen Fragen vor dem Volk
verständlich darstellen muss, ist doch einfach gut. Das ist Demokratie
und Transparenz. Politiker sind dann immer noch genügend Wortkünstler,
dass sie alles mit allen möglichen Worten sagen können. Wichtig aber
ist, dass sich jeder irgendwie als Politiker versteht. Auch der
kleinste und der dümmste Kopf ist gefragt, zu seiner Welt etwas zu
sagen.
Hey Malou, das ist doch alles so sonnenklar. Und die EU ist so enorm
zentralistisch und mit Verwaltung geplagt und mit unendlich vielen
Dolmetschern! Ich verstehe die Schweizer, dass sie noch misstrauisch
nach Brüssel sehen. Ob die Belgier dieser europäischen Hauptstadt
wirklich gewachsen sind, ist eine andere Frage.
Die Schweiz ist nur ein kleines Fötzelchen auf dieser riesigen
europäischen Landkarte, wo die Distanzen zwischen Zentrum und
Peripherie so gross werden. Wir haben unsere Zivilisation sehr dicht
gestaltet. Auch in den abgelegenen Bergtälern ist der Service Public
präsent. Das Niveau wird die EU nie erreichen können.
Ja, Maria Verkündigung ist gut. Ich sehe diese Bilder, auf welchen der
Engel dieser geheimnisvollen Mariafigur erscheint und mit
irgendwelchen gestischen Symbolen die Botschaft überbringt.
Ich habe gerade ein Buch über 50 Heilige rezensiert. Darin wird über
Maria Festtage geschrieben:
1. Januar (Hochfest der Gottesmutter)
25. März (Verkündigung)
1. bis 31. Mai (Marienmonat)
24. Mai (Schutzmantelfest)
15. August Mariä Himmelfahrt
8. September (Mariä Geburt)
8. Dezember (Unbefleckte Empfängnis)
Aufgrund der leiblichen Aufnahme Marias in den himmel gibt es keine
Körperreliquien - der Reliquienkult beschränkt sich auf haare,
Fingernägel und Textilien (Gürtel).
Über die allgegenwärtige, einst noch inbrünstigere Verehrung der
Jungfrau und Gottesmutter im Katholizismus und den Ostkirchen könnte
fast in Vergessenheit geraten, dass es sich ums Christentum handelt,
nicht um einen marienglauben. Die marienfeste haben sich seit dem 4.
Jahrhundert Schritt für Schritt etabliert; seither ist eine
unermessliche zahl an marienkirchen geweiht worden, und möglicherweise
übertrifft die masse der marienbildnisse und -statuen sogar die zahl
der christusdarstellungen. Das "Ave-Maria" ist seit dem 12.
Jahrhundert das nach dem Vatersunser gebäuchlichste Gebet, beim
Rosenkranzbeten kommen auf 5 Vaterunser gleich 50 Ave-Marias. ....
.... Fast möchte man die göttliche Dreifaltigkeit um eine vierte
Ausfaltung ergänzen, zumal die Grenze zwischen erlaubter Verehrung und
verbotener Anbetung hier durchaus unscharf ist ....
Ich schicke es gleich ab. gerade habe ich dein Chat-Feld gesehen. Aber
du bist schon wieder weg.
Ich wünsch dir ein schönes Wochenende. Ich muss noch arbeiten.
Gs und Ks und so
...
Leonardo da Vinci: Verkündigung an Maria
Liebe Malou
Ach Malou, welch ein Thema schneidest du an an einem trüben Samstag
Morgen! Wir und Europa, Europa und wir Schweizer ! Das ist ein heisses
Thema.
Ich glaube nicht, dass es um Gleichberechtigung geht bei uns in dieser
Frage. Es geht um Angst eher. Wir sind ein kleines Ländchen. Wir haben
diese Basisdemokratie, die erlaubt, dass der Bürger in vielen Fragen
mitreden kann. Wir haben schon mal über diesen Punkt diskutiert. Du
hattest gesagt, der Bürger verstehe doch gar nicht all diese Fragen,
die zur Entscheidung stehen.
Was kann ich dazu sagen? Ihr seid doch auch Demokraten in Schweden!
Und sogar weltweit überdurchschnittlich gute Demokraten! Gehen wir
denn nicht einig in der Aussage, dass diese Welt den Menschen gehört.
Und die Menschen sind dumm und sind intelligent, eben gut
durchgemischt. Ist es denn nicht sinnvoll, dass man all die
komplizierten Fragen und Entscheidungen, die anstehen, den Menschen
erklärt. Man kann alles einfach erklären. Das ist nicht leicht, aber
es gelingt immer wieder. Und es braucht dazu ausgiebige Diskussionen.
Aber dass letztlich der Mensch darüber abstimmen kann, wie seine Welt
aussieht, das ist doch irgendwie grundsätzlich richtig.
Du siehst, ich bin ein Basisdemokrat. Auch wenn ich ab und zu wieder
zweifle, dass die Menschen immer verstehen, worum es eigentlich geht.
Aber die Forderung, dass man die wichigen Fragen vor dem Volk
verständlich darstellen muss, ist doch einfach gut. Das ist Demokratie
und Transparenz. Politiker sind dann immer noch genügend Wortkünstler,
dass sie alles mit allen möglichen Worten sagen können. Wichtig aber
ist, dass sich jeder irgendwie als Politiker versteht. Auch der
kleinste und der dümmste Kopf ist gefragt, zu seiner Welt etwas zu
sagen.
Hey Malou, das ist doch alles so sonnenklar. Und die EU ist so enorm
zentralistisch und mit Verwaltung geplagt und mit unendlich vielen
Dolmetschern! Ich verstehe die Schweizer, dass sie noch misstrauisch
nach Brüssel sehen. Ob die Belgier dieser europäischen Hauptstadt
wirklich gewachsen sind, ist eine andere Frage.
Die Schweiz ist nur ein kleines Fötzelchen auf dieser riesigen
europäischen Landkarte, wo die Distanzen zwischen Zentrum und
Peripherie so gross werden. Wir haben unsere Zivilisation sehr dicht
gestaltet. Auch in den abgelegenen Bergtälern ist der Service Public
präsent. Das Niveau wird die EU nie erreichen können.
Ja, Maria Verkündigung ist gut. Ich sehe diese Bilder, auf welchen der
Engel dieser geheimnisvollen Mariafigur erscheint und mit
irgendwelchen gestischen Symbolen die Botschaft überbringt.
Ich habe gerade ein Buch über 50 Heilige rezensiert. Darin wird über
Maria Festtage geschrieben:
1. Januar (Hochfest der Gottesmutter)
25. März (Verkündigung)
1. bis 31. Mai (Marienmonat)
24. Mai (Schutzmantelfest)
15. August Mariä Himmelfahrt
8. September (Mariä Geburt)
8. Dezember (Unbefleckte Empfängnis)
Aufgrund der leiblichen Aufnahme Marias in den himmel gibt es keine
Körperreliquien - der Reliquienkult beschränkt sich auf haare,
Fingernägel und Textilien (Gürtel).
Über die allgegenwärtige, einst noch inbrünstigere Verehrung der
Jungfrau und Gottesmutter im Katholizismus und den Ostkirchen könnte
fast in Vergessenheit geraten, dass es sich ums Christentum handelt,
nicht um einen marienglauben. Die marienfeste haben sich seit dem 4.
Jahrhundert Schritt für Schritt etabliert; seither ist eine
unermessliche zahl an marienkirchen geweiht worden, und möglicherweise
übertrifft die masse der marienbildnisse und -statuen sogar die zahl
der christusdarstellungen. Das "Ave-Maria" ist seit dem 12.
Jahrhundert das nach dem Vatersunser gebäuchlichste Gebet, beim
Rosenkranzbeten kommen auf 5 Vaterunser gleich 50 Ave-Marias. ....
.... Fast möchte man die göttliche Dreifaltigkeit um eine vierte
Ausfaltung ergänzen, zumal die Grenze zwischen erlaubter Verehrung und
verbotener Anbetung hier durchaus unscharf ist ....
Ich schicke es gleich ab. gerade habe ich dein Chat-Feld gesehen. Aber
du bist schon wieder weg.
Ich wünsch dir ein schönes Wochenende. Ich muss noch arbeiten.
Gs und Ks und so
...
Morgen Waffeltag
24/3
Lieber ...,
Heute lese ich auch ein wenig in der NZZ. Und da sehe ich u.a. dies:
Teilnahme offen - zu EU-Bedingungen
In zähen Verhandlungen ist es gelungen, den weitgehend ungehinderten Zugang zum europäischen Binnenmarkt mit 500 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten zu erlangen.
Siehst du, so was stört mich immer. Wieso nicht nur Konsumenten? Hat man Probleme mit der Gleichberechtigung und denkt , dass man sprachlich damit zurechtkommen könnte?
Morgen (am 25. März) ist in Schweden der Waffeltag, "Våffeldagen", und überall werden die Waffeleisen hervorgeholt. Ich habe mir gerade ein neues gekauft, das ich schon heute ausprobieren möchte. Waffeln mit Multbeeren-sylt und Schlagsahne drauf... hmmmm wie lecker! Ich zitiere einen Artikel:
"Ein Blick in einen deutschen Kalender zeigt, dass heute auch "Mariä Verkündigung" ist, und die Vermutung, dass es da einen Zusammenhang gibt, ist in der Tat richtig. Denn eine alte Bezeichnung für diesen Tag ist "Vårfrudagen", also in etwa "Tag unserer Frau". Ein schlichtes Missverständnis oder Verschleifung hat dann aus dem "Vårfrudagen" den "Våffeldagen" gemacht.
Ein schönes Beispiel, wie christliche Traditionen in Schweden ihren religiösen Charakter verlieren und in den Alltag übergehen, in dem Religion im Allgemeinen eine sehr geringe Rolle spielt."
Ich schreibe dir mehr später heute.
Bis dahin alles Liebe und Gute
mit Gs und Ks und Qs
Malou
Lieber ...,
Heute lese ich auch ein wenig in der NZZ. Und da sehe ich u.a. dies:
Teilnahme offen - zu EU-Bedingungen
In zähen Verhandlungen ist es gelungen, den weitgehend ungehinderten Zugang zum europäischen Binnenmarkt mit 500 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten zu erlangen.
Siehst du, so was stört mich immer. Wieso nicht nur Konsumenten? Hat man Probleme mit der Gleichberechtigung und denkt , dass man sprachlich damit zurechtkommen könnte?
Morgen (am 25. März) ist in Schweden der Waffeltag, "Våffeldagen", und überall werden die Waffeleisen hervorgeholt. Ich habe mir gerade ein neues gekauft, das ich schon heute ausprobieren möchte. Waffeln mit Multbeeren-sylt und Schlagsahne drauf... hmmmm wie lecker! Ich zitiere einen Artikel:
"Ein Blick in einen deutschen Kalender zeigt, dass heute auch "Mariä Verkündigung" ist, und die Vermutung, dass es da einen Zusammenhang gibt, ist in der Tat richtig. Denn eine alte Bezeichnung für diesen Tag ist "Vårfrudagen", also in etwa "Tag unserer Frau". Ein schlichtes Missverständnis oder Verschleifung hat dann aus dem "Vårfrudagen" den "Våffeldagen" gemacht.
Ein schönes Beispiel, wie christliche Traditionen in Schweden ihren religiösen Charakter verlieren und in den Alltag übergehen, in dem Religion im Allgemeinen eine sehr geringe Rolle spielt."
Ich schreibe dir mehr später heute.
Bis dahin alles Liebe und Gute
mit Gs und Ks und Qs
Malou
Mittwoch, 25. März 2015
die Alpen - ein Reisegrund
Foto: Chris
Auf dem gegenüberliegenden Dach sind zwei Tauben. Die eine steht ziemlich still und schaut auf unsere geschäftigen Strassen herunter. Sie wirkt sehr gelassen und erhaben über all dem Getue. Und die andere Taube dreht sich, wippt mit dem Kopf auf und ab, macht einen echten Tanz zuoberst auf dem Dachgiebel, so dass einem Angst und Bange wird, sie könnte das Gleichgewicht verlieren und herunterfallen. Sie ist wirklich ständig in Bewegung, und man hat den Eindruck, sie sei wirklich ein bisschen in einem Wahn.
Natürlich, es muss der Liebeswahn sein. Und es ist auch nicht schwierig zu erraten, welches von beiden das Männchen und welches das Weibchen sei. Ich erinnere mich an die Antwort, die Anna gegeben hatte. Ist die Natur nicht komisch eingerichtet. Sie ist nicht nur grausam, sie ist auch urkomisch. Aber sie ist auch sehr schön, auf der anderen Seite. Und weil wir selbst auch teilhaben an dieser Natur, so finden wir das Naturschöne besonders schön und die hohen Berge besonders erhaben. Das war nicht immer so, noch im 17. Und 18. Jahrhundert wurden die Alpen als hässliche, formlose und Angst einflössende Gesteinsmassen wahrgenommen. Die Reisenden im 17. Jahrhundert wollten die Schweizer Alpen möglichst schnell hinter sich lassen. Der Reiseboom ins Gebirge kam erst im 18. Jahrhundert und Grund von Prozessen und Verschiebungen in der Wahrnehmung der Berge. Im Zeitalter der Aufklärung galten die Alpenlandschaften, dh. die als unberührt gesehene in der Höhe gelegene Natur, als Ort moralischer Reinheit. Damals brauchte es noch Pioniergeist, in die Alpen zu fahren, denn die Reiseumstände waren alles andere als kompfortabel. Goethe reiste 1779 zum zweiten Male durch die Schweiz. Es war nicht zuletzt auch eine Leistung der Maler, zB Turner oder Wolf, die Berge in Bildern dargestellt und so verewigt zu haben. Und später kamen die Engländer, allen voran Königin Viktoria, die die Schweiz als Reise und Bergsteigerland entdeckten. Die armen Schweizerbauern in den Bergen waren froh, eine kleine Nebenbeschäftigung zu haben, indem sie die Touristen auf ihren Kuhwagen in der Gegend herumführten. Siehst du, Marlena, sogar das könnte ein Reisegrund sein, die Schweiz mit ihren schönen Landschaften, mit ihren Bergen, mit Rilke und mit unseren Nationalhelden Frisch und Dürrenmatt. Du könntest das ganze ja geradezu als Studienreise begründen und von der Schule finanziern lassen. Wäre doch kein Problem. Und dann würden wir zusammen nach Solothurn zu Bichsel fahren und nach Tante Gunilla fragen.
*
Dienstag, 24. März 2015
Romantische Malerei
Subject: Re: Nur drei Worte... (shorthand ?)
Liebste
Ein schönes Gute-Nacht-Mail hast du mir geschickt. Ich habe es jetzt gerade, zu meinem Morgenkaffee gelesen. Und es ist sehr lieb und schön, und ich hätte auf einem so süssen Kissen wunderbar geschlafen. In Wirklichkeit konnte ich nicht sonderlich gut einschlafen, bin nochmals aufgestanden und habe in einem Buch herumgeblättert: romantische Malerei in Deutschland, Dresdener Schule, Caspar Friedrich. Die phänomenale und einmanlige, fast einzelgängerische Malerei von Turner, der bekanntlich auch in den Schweizer Alpen schöne Sachen gemalt hat. Damals, anfang des 19. Jahrunderts haben die Engländer die Alpen entdeckt und haben angefangen, zu uns in die Ferien zu fahren und Bob Rennen zu veranstalten und Skifahren und so fort. Es waren die Engländer, die die Schweiz als Touristenland entdeckt haben. Vorher waren wir wohl mausarm und abgelegenste Provinz. Mit der Naturschönheit und der Erhabenheit sind neue Dimensionen in die Ästhetik gelangt. Das Schöne und das Erhabene, das einen kleinen ästhetischen Schauder erzeugt, sind die beiden Dimensionen. Wir haben auch einen schönen Schweizer Bergmaler der Romantik, das ist Wolf. Er malt die Berge mit soviel schöner Haltung und mit einer Leichtigkeit, dass man immer wieder erstaunt ist. So wie er möchte ich gerne malen könnte, obwohl das heute ja wohl nicht mehr ganz modern wäre.
*
Sonntag, 22. März 2015
Medea

Tragische Heldinnen sind bleich ...
Sun, 28 May 08:43:52 GMT
(R)
...
Und das beste daran ist, dass tragische Heldinnen wirklich
bleich sind. Man könnte darüber einen geistreichen Essay schreiben.
Kannst du dir Jeanne d'Arc mollig und mit roten Wangen vorstellen?
Nie im Leben! Oder Medea, die nun wirklich eine sehr tragische
Gestalt ist. Es gibt im Basler Antikenmuseum einen spätrömischen
Sarkophag, wo die tragische Medea auf einer Seite im Halbrelief
dargestellt wird. Die ganze tragische Geschichte, wie sie ihre
Nebenbuhlerin durch vergiftete Kleider hinrichtet und wie sie
schliesslich in einem göttlichen Gefährt entschwebt. Es ist das
schönste Stück im ganzen Museum, und manchmal gehe ich
am Sonntagmorgen dorthin, nur um dieses eine Stück anzuschauen.
Es ist ein ganzes Reliefband, die Länge des Sarkophages, also in ein
einziges Stück Stein gehauen. Und wenn du links zu lesen beginnst,
dann ist zuerst die Hochzeit Iasons mit Gauke, der Tochter des Königs
von Korinth zu sehen. Medea schickt der Nebenbuhlerin ein mit
Zaubermitteln vergiftetes Gewand, das beim Anziehen in Flammen
aufgeht, so das Gauke und Iason, der ihr zu Hilfe eilt, verbrennen.
Um die Rache an dem ungetreuen Gatten zu vollenden, tötet sie auch
ihre beiden Kinder, bevor sie auf ihrem von Drachen gezogenen
Wagen entflieht.
Es gibt auch ein dramatisches Bild von Delacroix im Louvre, wo sie
im Begriffe ist, ihre Kinder zu töten. Ich habe es ziemlich genau in
Erinnerung. Dort schaut sie sehr tragisch die erschrockenen und
vielleicht schockierten Louvre-Besucher an. Es scheint ihr wirklich
ernst zu sein mit ihren Kindern. Und als braver Bürger der Moderne
möchte man intervenieren und ihr das Messer aus der Hand reissen.
Aber das wagt man nicht, denn sie ist kolossal und bleich.
Und bei diesem Sarkophag, wenn du ein paar Schritte zurücktrittst,
siehst du, wie das Band von links nach rechts ziemlich ruhig anfängt.
Es gibt diese vielen Figuren, alle ihre Köpfe auf gleicher Höhe (sie
sind geordnet und deuten eine Menge an, es gibt dafür einen Namen
in der Kunstgeschichte). Und zur Mitte hin wird die Szenerie immer
nervöser und unruhiger. Du hast den Eindruck, der Stein ist
elektrisiert, und dann nach rechts, zum wunderschönen Wagen
Medeas hin, beruhigt sich alles wieder. Es ist wirklich ein
wunderbares Stück. Ich weiss nicht, woher die Basler sowas haben.
Natürlich ist darin der spätgriechische Einfluss sehr sichtbar,
helenistisch heisst das. Es ist also für ein römisches Stück schon
sehr fein, eine Spätentwicklung. Da waren die Römer schon ziemlich
verweichlicht und verzärtelt, hat man den Eindruck. Das ist schon ihr
fin de siecle, ihr langsamer Niedergang nach Augustus.
Wenn du mal nach Basel kommst, würde ich dir dieses Stück zeigen.
Ich hätte noch anderes, aber das würde ich dir zeigen. Es ist einmalig
schön und fast ohne Beschädigungen erhalten.
...
Samstag, 21. März 2015
Samstag, 14. März 2015
Ein "Mausleben" - Real life?
(ungekürzt)
Mein lieber Mausfreund!
Vielleicht wartest du auf ein langes Mail von mir und weisst nicht dass ich mich schon seit Stunden mit dir unterhalte in meinen Gedanken. Ich spreche mit dir, erzähle dir alles Mögliche, stelle dir Fragen (die man nur einem Mausfreund stellen kann) und nun endlich sehe ich ein, dass du davon nichts wissen kannst wenn ich mich nicht wirklich an den PC setze. Diese kleine Geste aus dem realen Leben braucht es doch um ein Mausleben führen zu können.
Ein Gedicht von Rilke ist mir heute öfters in den Sinn gekommen. Ich erinnerte mich nur an einige Strofen und natürlich an den Rythmus, der es irgendwie atemlos und dramatisch macht. Nach einigem Suchen habe ich es wiedergefunden. Es ist sehr schön und doch musste ich plötzlich lachen als ich dachte was du wohl denken würdest wenn ich es dir schicke. "Brich mir die Arme ab.." Ich will ja schliesslich nicht dass du mich verstümmelst .. ;-)
Aber abgesehen davon ist das Gedicht sehr schön:
Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn,
wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören,
und ohne Füsse kann ich zu dir gehn,
und ohne Mund noch kann ich dich beschwören.
Brich mir die Arme ab, ich fasse dich
mit meinem Herzen wie mit einer Hand,
halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen,
und wirfst du in mein Hirn den Brand,
so werd ich dich auf meinem Blute tragen.
*
Es ist bald Abend. Anna hat heute den ganzen Tag Generalprobe gehabt und jetzt ist sie bei der ersten Vorstellung des Musicals in dem sie Klavier spielt im Orchester. K sieht sich Pferderennen an und ich wollte eigentlich (das Los der Frauen) einen Haufen Wäsche bügeln. Zum Glück gibt es einen Mausfreund damit ich es noch etwas hinausschieben kann.
Deine Mails sind so schön! Ich kann nicht genug kriegen davon. Immer wieder suche ich nach neuen Mails von dir. Manchmal komme ich mir vor wie eine Harroinsüchtige die fiebrig auf die nächste Droge wartet. Ich weiss, du hattest mich gewarnt..
*
Es ist erstaunlich welche Macht Wörter haben. So bin ich dir z.B. dankbar dass du das Wort "Mausfreund/in" erfunden hast. Ein Mausleben kann doch nichts anderes als schön, leicht und unkompliziert und erlaubt sein.. Es ist wie ein Lieblingsbuch auf dem Nachttisch. Man kann hineinschlüpfen und den Alltag für eine Weile vergessen. Man kann ein Kapitel darin lesen und nachher gestärkt in das "real-life" zurückkehren. Ist es so für dich?
(Oder ist mein "real-life" das Buch, in dem ich ab und zu ein Kapitel lesen muss? Sicher wird dich diese Frage provozieren und du wirst mir eine strenge Rede halten :-)
Aber sag mir. Was ist mein wahres Leben? Wenn ich z.B. wäsche bügle und dabei in Gedanken mit dir die Champs-Elysées runtergehe, wer könnte dann behaupten mein Leben sei langweilig? Welche von den beiden Aktivitäten gilt?
*
Es ist inzwischen Abend geworden. Anna ist wieder zu Hause von dem Musical. Es war wieder ein grosser Erfolg. Morgen werden noch zwei Vorstellungen gegeben.
K spielt seine Musik (im Moment solche die du nicht magst). Sie gefällt mir, aber sie passt nicht zu meiner Stimmung und ich kann mich nicht dagegen abschirmen denn es gibt keine Tür zu schliessen. Das "Allrum" ist nur durch eine Treppe mit der unteren Etage verbunden. Ich liebe solche offene Planlösungen aber es hat nicht nur Vorteile. :-)
*
Sonntag Morgen.
Ich war gerade im ST und habe ein kleines Mess von dir gefunden. Genau eine halbe Stunde nach dir. Dabei erinnerte ich mich dass du ja jetzt deinen Laptop zu Hause hast und vielleicht ein Mail von mir erwartest.
So schicke ich diese erste Hälfte (?) meines Mails jetzt schon ab.
Fortsetzung folgt..
Liebe sonnige Grüsse
Marlena
Mein lieber Mausfreund!
Vielleicht wartest du auf ein langes Mail von mir und weisst nicht dass ich mich schon seit Stunden mit dir unterhalte in meinen Gedanken. Ich spreche mit dir, erzähle dir alles Mögliche, stelle dir Fragen (die man nur einem Mausfreund stellen kann) und nun endlich sehe ich ein, dass du davon nichts wissen kannst wenn ich mich nicht wirklich an den PC setze. Diese kleine Geste aus dem realen Leben braucht es doch um ein Mausleben führen zu können.
Ein Gedicht von Rilke ist mir heute öfters in den Sinn gekommen. Ich erinnerte mich nur an einige Strofen und natürlich an den Rythmus, der es irgendwie atemlos und dramatisch macht. Nach einigem Suchen habe ich es wiedergefunden. Es ist sehr schön und doch musste ich plötzlich lachen als ich dachte was du wohl denken würdest wenn ich es dir schicke. "Brich mir die Arme ab.." Ich will ja schliesslich nicht dass du mich verstümmelst .. ;-)
Aber abgesehen davon ist das Gedicht sehr schön:
Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn,
wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören,
und ohne Füsse kann ich zu dir gehn,
und ohne Mund noch kann ich dich beschwören.
Brich mir die Arme ab, ich fasse dich
mit meinem Herzen wie mit einer Hand,
halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen,
und wirfst du in mein Hirn den Brand,
so werd ich dich auf meinem Blute tragen.
*
Es ist bald Abend. Anna hat heute den ganzen Tag Generalprobe gehabt und jetzt ist sie bei der ersten Vorstellung des Musicals in dem sie Klavier spielt im Orchester. K sieht sich Pferderennen an und ich wollte eigentlich (das Los der Frauen) einen Haufen Wäsche bügeln. Zum Glück gibt es einen Mausfreund damit ich es noch etwas hinausschieben kann.
Deine Mails sind so schön! Ich kann nicht genug kriegen davon. Immer wieder suche ich nach neuen Mails von dir. Manchmal komme ich mir vor wie eine Harroinsüchtige die fiebrig auf die nächste Droge wartet. Ich weiss, du hattest mich gewarnt..
*
Es ist erstaunlich welche Macht Wörter haben. So bin ich dir z.B. dankbar dass du das Wort "Mausfreund/in" erfunden hast. Ein Mausleben kann doch nichts anderes als schön, leicht und unkompliziert und erlaubt sein.. Es ist wie ein Lieblingsbuch auf dem Nachttisch. Man kann hineinschlüpfen und den Alltag für eine Weile vergessen. Man kann ein Kapitel darin lesen und nachher gestärkt in das "real-life" zurückkehren. Ist es so für dich?
(Oder ist mein "real-life" das Buch, in dem ich ab und zu ein Kapitel lesen muss? Sicher wird dich diese Frage provozieren und du wirst mir eine strenge Rede halten :-)
Aber sag mir. Was ist mein wahres Leben? Wenn ich z.B. wäsche bügle und dabei in Gedanken mit dir die Champs-Elysées runtergehe, wer könnte dann behaupten mein Leben sei langweilig? Welche von den beiden Aktivitäten gilt?
*
Es ist inzwischen Abend geworden. Anna ist wieder zu Hause von dem Musical. Es war wieder ein grosser Erfolg. Morgen werden noch zwei Vorstellungen gegeben.
K spielt seine Musik (im Moment solche die du nicht magst). Sie gefällt mir, aber sie passt nicht zu meiner Stimmung und ich kann mich nicht dagegen abschirmen denn es gibt keine Tür zu schliessen. Das "Allrum" ist nur durch eine Treppe mit der unteren Etage verbunden. Ich liebe solche offene Planlösungen aber es hat nicht nur Vorteile. :-)
*
Sonntag Morgen.
Ich war gerade im ST und habe ein kleines Mess von dir gefunden. Genau eine halbe Stunde nach dir. Dabei erinnerte ich mich dass du ja jetzt deinen Laptop zu Hause hast und vielleicht ein Mail von mir erwartest.
So schicke ich diese erste Hälfte (?) meines Mails jetzt schon ab.
Fortsetzung folgt..
Liebe sonnige Grüsse
Marlena
Freitag, 13. März 2015
Hochbegabung
Ämne: Re: Links über Hochbegabung
Bist Du nicht ein Schatz? Ein Schatz bist Du!
Ja, ich bin immer noch am Thema Hochbegabung.
Am 1. Februar muss ich an einer Podiumsdiskussion
teilnehmen, weil mein Chef unabkömmlich ist.
So lese ich mich wieder einmal in dieses hochkomplexe
Gebiet ein. Aber es ist recht interessant. Ich finde, Renzulli
hat einen guten Ansatz. Er ist pädagogisch und nicht allzu
individualistisch. "Begabungsförderung ohne Elitebildung"
nennt er das, richtigerweise. Nicht Begabtenförderung, sondern
Begabungsförderung. Die Begabungen sind unsere gesellschaftlichen
Bodenschätze, nicht die Begabten. Doch bei diesem Denken hört man
eine Tendenz heraus, die andeutet, dass das Individuum nicht mehr
indivisum ist. Ich glaube, das ist für viele Lehrkräfte gar nicht so einfach,
die Begabungen sosehr als pädagogische Ziele in den Vordergrund zu
rücken. Sie denken doch immer noch und in erster Linie an den Menschen,
diesen unteilbaren personalen Komplex.
*
Ich danke Dir sehr. Du bist wirklich ein Schatz.
Und der Witz ist auch süss.
Mit einem lieben Gruss
...
Thema Begabtenförderung
Ämne: Heureka!!!
Vielen Danke für dein Mail.
Endlich habe ich gefunden was ich suchte. So wird ihr Artikel präsentiert:
Margrit Stamm, feministische Bildungswissenschaftlerin aus Aarau (aber mit dem seltenen Mut zur Ehrlichkeit!) forscht im Auftrag von Lehrerbildungsanstalten und pädagogischen Abteilungen immer wieder zu schulpolitischen Themen. Eine der Untersuchungen befasst sich mit der Begabtenförderung und entdeckt erhebliche Mängel.
Besondere Beachtung verdient Stamms Statement, dass vor allem eine hohe Unterrichtsqualität besondere Begabungen fördern kann. Und diese Qualität wird immer mehr vermisst.
Erschienen ist der Artikel in der NZZ (Sommer 1997).
.....
Ich gebe Dir ganz recht in dem was Du über das Thema Hochbegabung sagst und würde mich gern mit Dir darüber unterhalten. Hochbegabung die sich nicht immer wieder bewährt ist ja auch keine.
Ich habe mich über den Ausdruck "pädagogische Klonisierung" amüsiert. Sicher will sie damit nur etwas provozieren. Was hätte sie wohl über unser Schulsystem zu sagen??? Wir sind leider etwas retardiert auf dem Gebiet Hochbegabung. Zwar spricht man viel von Qualitätssicherung aber damit meint man, dass alle ein Minimum erreichen sollen.
Wünsche Dir noch einen schönen Montag und viel Spass mit deinen "heissen Papieren" ;-)
Mit einem lieben Gruss
Marlena
Zeitartikel
Einen lesenswerten Artikel hat Margrit Stamm in der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlicht.Unter dem Thema "Begabtenförderung - ein bildungspolitischer Drahtseilakt"
stellt sie die Ergebnisse einer eigenen empirischen Untersuchung zur Diskussion
Begabtenförderung - ein schulpolitischer Hochseilakt
Die Förderung von intellektueller Brillanz ist nicht die Stärke unseres Schulsystems. Das ist nicht zuletzt das Resultat der Ausschöpfung der Begabungsreserven und der anschliessenden Breitenförderung in den sechziger und siebziger Jahren. Zwar wurden die Begabten aus bildungsfernen Schichten gefördert, gleichzeitig aber auch Vorstellungen nach egalitärer Bildung vom Laufgitter bis zum Staatsexamen weitgehend verwirklicht. Herausragende Köpfe wurden auf ein Normalmass zurückgestutzt. Keiner sollte weniger oder auch mehr denken, können und wissen als der andere - so das Postulat der Chancengleichheit. Ziel war sozusagen eine "pädagogische Klonisierung" des Menschen. Dieses Postulat der Breitenförderung impliziert die Vorstellung, Hochbegabte würden ihren Weg selber finden, denn gerade ihre hohe Leistungsfähigkeit sei ja ein Zeichen von Exzellenz. Der dynamische Begabungsbegriff wurde nur noch in der Kurzfassung als Ausgleich von Defiziten bei Lernschwachen angewendet. Diese Auffassung ist allerdings in den letzten Jahren revidiert worden, und der Gedanke, dass hochbegabte Schülerinnen und Schüler unterstützt und gefördert werden müssen, setzt sich langsam durch.
...
Welche geistige Elite brauchen wir?
Gerade in letzter Zeit kommen vermehrt Stimmen auf, unser Land brauche wieder eine geistige Elite. Die Schweiz könne sich nicht erlauben, das Begabungspotential ihrer Menschen zu vernachlässigen. Deshalb seien die leistungswilligen und lernbereiten Schülerinnen und Schüler zu fördern....
Montag, 9. März 2015
Samstag, 7. März 2015
Leise Dialoge
Date 6 July 2006 10:08
subject Lili Marlen u.a.m.
...
Im Garten blüht meine kleine "Lili Marlen". Sie ist eine Freude fürs Auge. In der Woche, als du weg warst, zeigte sie ihre Knospen und ich bin erschrocken, denn sie waren fast schwarz. Eine schwarze Rose als Symbol für unsere, wie soll ich sagen, "Mausliebe"?
Doch dann als sie zu blühen begann wurde sie blutrot und leuchtet den Garten auf.
"Leise Dialoge mit der Ewigkeit".. heisst es nicht so bei Rilke? Ich denke daran, wenn ich meine stillen Dialoge mit dir führe. :-)
Donnerstag, 5. März 2015
Weil Du nicht da bist ...
6 März
Weil du nicht da bist, sitze ich und schreibe
All meine Einsamkeit auf dies Papier.
Ein Fliederzweig schlägt an die Fensterscheibe.
Die Maiennacht ruft laut. Doch nicht nach mir.
Weil du nicht da bist, ist der Bäume Blühen,
Der Rosen Duft vergebliches Bemühen,
Der Nachtigallen Liebesmelodie
Nur in Musik gesetzte Ironie.
Weil du nicht da bist, flücht ich mich ins Dunkel.
Aus fremden Augen starrt die Stadt mich an
Mit grellem Licht und lärmendem Gefunkel,
Dem ich nicht folgen, nicht entgehen kann.
Hier unterm Dach sitz ich beim Lampenschimmer,
Den Herbst im Herzen, Winter im Gemüt.
November singt in mir sein graues Lied.
»Weil du nicht da bist« flüstert es im Zimmer.
»Weil du nicht da bist« rufen Wand und Schränke,
Verstaubte Noten über dem Klavier.
Und wenn ich endlich nicht mehr an dich denke,
Die Dinge um mich reden nur von dir.
Weil du nicht da bist, blättre ich in Briefen
Und weck vergilbte Träume, die schon schliefen.
Mein Lachen, Liebster, ist dir nachgereist.
Weil du nicht da bist, ist mein Herz verwaist.
Mascha Kaléko
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Dienstag, 3. März 2015
Briefwechsel
Rainer Maria Rilke an Lou:
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Warst
mir die mütterlichste der Frauen,
ein
Freund warst Du wie Männer sind,
ein Weib
so warst du anzuschauen,
und
öfter noch warst Du ein Kind.
Du warst
das Zarteste, das mir begegnet,
das
Härteste warst Du, damit ich rang.
Du warst
das Hohe, das mich gesegnet -
und
wurdest der Abgrund, der mich verschlang.
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Montag, 2. März 2015
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