Dienstag, 30. Mai 2023

Spargelessen in Deutschland

 

(R)




date 22 May 

Und heute abend haben wir unser Spargelessen. Es findet in Bad-Bellingen, also in Deutschland statt. Ältere Kollegen finden es ein Witz, nach Deutschland zu fahren, um Spargeln zu essen. Das müsse man im Elsass tun, meinen sie. Aber D ist natürlich bedeutend billiger. Und ich glaube, das ist auch der Grund, weshalb unser guter Ch. das so organisiert hat. S bestellt sich jedes mal beim Spargelessen ein gutes Steak oder so ähnlich. Sie behauptet, mit Spargeln hätte man nicht wirklich gegessen. Und so falsch hat sie nicht dabei.



date 23 May 07:41
subject:  ???


Liebe Malou
Fantastisch, ich schreibe als Antwort auf mein eigenes Mail. Aber oben erscheint deine Adresse. Das System scheint sich schon daran gewöhnt zu haben, dass ich hier in die frische Luft hinaus monologisiere. Man sieht das doch im Theater. Die Helden gehen auf der Bühne auf und ab und schreien ihre Monologe hinaus in den Publikumsraum. Zu niemandem direkt. Einfach so, damit es mal wieder richtig hallt. Und wenn es gut kommt, sterben sie nachher, ich meine nach dem langen und wunderschönen Monolog.

Gestern also das Spargelessen. War ziemlich weit bis Bad Bellingen. Ich würde schätzen 40 km auf Nebenstrassen und im Regen. Aber es gab eine gute Beteiligung. Viele waren da. Es ist irgendwie eine alte Tradition, dass man zu diesem Spargelessen geht, und noch dazu seine Mammeselle mitbringt. Früher ist nach dem langen Essen W aufgestanden und hat mit ein paar netten Worten jeder Dame einen Kuss auf die Backe und ein Sträusschen Maiglöcklein in die Hand gedrückt. Das war eine hübsche, vielleicht etwas altmodische Geste allen einen guten Sommer zu wünschen. Und viele Kollegen waren natürlich eifersüchtig, dass einer allein alle Damen abküssen darf. Aber jetzt ist W alt geworden. Und sein Nachfolger hat eine eigene hübsche junge Frau, eine Italienerin nota bene. So ändern sich die Sitten und die Eifersüchteleien, wie man sieht.

Wir sind etwas später eingetroffen, haben aber noch glücklich einen Parkplatz gleich vor der Garage des Besitzers gefunden. Jedenfalls hat er uns erlaubt, unser Gefährt dort stehen zu lassen. War ja auch wichtig, nicht noch zu weit im Regen gehen zu müssen. Und dann fanden wir am Ende des Mitteltisches noch zwei gute Plätze. Plätze sind gut oder weniger gut je nachdem, in welcher Runde man sitzt. Manchmal ist es ein bisschen langweilig. Dieses Mal sassen wir in einer Gruppe junger Leute. Und es gab lebhafte Diskussionen, die natürlich, Glas um Glas, immer leidenschaftlicher wurden. O, der Arzt, behauptete, es gäbe keine Beweise, dass Sport wirklich gesundheitsförderlich sei. Wirklich nicht. Du kannst dir vorstellen, dass eine solche Behauptung, noch von einem Arzt, einen gut und gerne eine halbe Stunde vor dem Spargelessen beschäftigen kann. Na ja, es gab noch andere Thesen, die in die Luft geworden wurde. Aber diejenige den Sport betreffend war wohl die verwegendste.

Und dann kamen die Spargeln. Wir sagen in der Schweiz ja 'die Spargel', während die Deutschen 'der Spargel' sagen. Jedenfalls haben sie gut geschmeckt zusammen mit der Hollandaise, Mayonnaise und Bärlauchsauce. Und daneben gab es verschiedene Arten Schinken zusammen mit kleinen Brötchen. Ich habe kürzlich gehört, dass man Spargeln nicht im Wasser kochen sollte, sondern gewürzt und eingepackt in eine Alufolie im Backofen etwa 30 Minuten sozusagen backen sollte. So bleibe der Geschmack beisammen und werde nicht im Sud ausgekocht. Aber ausprobiert habe ich diese gloriose Idee noch nicht. In deutschen Fernsehstationen sind Kochsendungen Mode geworden. Und wenn man sich ungeplant, wie ich das tue, ab und zu in die Programme hängt, gerät man leicht in solche Studieküchen hinein. Sie sind manchmal ganz unterhaltsam. Und man denkt natürlich, man lerne ein bisschen etwas dabei. Aber der Haupteffekt ist bloss, dass man zum Schluss mit einem riesigen Hunger im Bauch aufsteht und gleich in die eigene Küche eilt. Dort ist man dann enttäuscht, wie wenig sie auf einen Bärenhunger wirklich vorbereitet ist.

Und jetzt muss ich ans Werk. Ich hoffe, ich überstehe diesen tristen Tag. Weiss noch gar nicht, womit ich mich aufheitern kann? Vielleicht doch bloss mit dem Gedanken an den freien Auffahrtstag.
MLG

Dienstag, 23. Mai 2023

Pfingstrosen und Lyrik

Ämne: Alibaba

(R)

Liebe Malou

Macht einen ziemlich wissenschaftlichen Eindruck, wie Du meine Mails beantwortest ;-). Und dann bringst Du mich wieder in Verlegenheit, wenn Du sagst, wie sehr ich Dein Leben bereichere. Das beruht alles auf Beidseitigkeit, meine Liebe. Und ich lache vor mich hin, wenn ich daran denke, wie erstaunt Du damals warst, als ich nach meinem Mail am nächsten Tag schon eine Antwort haben wollte. Du warst amusiert und erstaunt, nicht wahr? Ich glaube nicht, dass Du damals an ein Daily glauben konntest. Na ja, ich wusste das auch nicht so genau, aber ich wusste, dass es nur als Daily funktioniert. Wenn man eine Woche warten muss, wartet man nach einem halben Jahr 3 Wochen, und im nächsten Jahr 2 Monate. Man wird dann wohl einfach nicht richtig warm. Nun ja, ich denke, mir würde es so gehen.

....

Lustig, wir treffen uns in den Pfingstrosen. Es sind irgendwie prächtige Blumen, nicht wahr? Sie machen grosse Versprechungen für den Sommer. Ich mag sie auch ganz gerne, wenn sie schon völlig offen und in Blüte stehen. Als Rubensblüten sozusagen! Aber ich weiss nicht, welches Klima sie mögen. Bestimmt sind sie nicht so heikel und sicherlich verlangen sie auch nicht zuviel Hitze. Schweden müsste ideal sein dafür. Sie haben offensichtlich süssen Saft, wie die Ameisen zeigen, die sie ebenso lieben wie ich das tue.



Ja, das Pfingstwochenende werde ich mit meinen 40 Büchern verbringen wie Alibaba mit seinen 40 Räubern. Im Persischen bedeutet die Zahl 40 einfach soviel wie "viel". Gestern habe ich eines gelesen über Lyrik. Ich war begeistert. Das Büchlein erläutert alles über Reime, Versmasse, Strophenformen, moderne und traditionelle Lyrik, und dies alles in leichter und vergnüglicher Form. Es ist sehr gut gemacht und zugleich lehrreich mit den vielen Beispielen als alter und neuer Zeit. Es ist so verführerisch geschrieben, dass man gar nicht merkt, wie man hineingerät. Und das ist die volle Absicht des Autors, denn im allgemeinen können moderne Menschen mit Lyrik nicht zuviel anfangen. Dabei ist es doch eigentlich eine sehr aktuelle und verspielte Kunstform. Ich habe mir vorgenommen, sie vermehrt im Auge zu behalten. Damit meine ich jetzt nicht nur Rilke mit seinen Sonetten, sondern auch neuere und unkonventionellere Formen. Ich habe doch seit längerem ein Beispiel hier an meiner Pinwand aufgehängt, das mir gut gefällt: Es stammt von Erich Fried, und ich glaube, ich habe es Dir schon einmal (vielleicht mehrmals) zitiert. Seit ich auf dieses kleine Gedichtlein gestossen bin, suche ich in Buchantiquariaten nebenbei immer auch ein bisschen nach Erich Fried. Das Gedicht geht so:


Erinnern
Das ist
vielleicht
die qualvollste Art
des Vergessens
und vielleicht
die freundlichste Art
der Linderung
dieser Qual.


soweit sogut.

Ich wünsche Dir die schönsten Pfingstrosen.

MlGuK

...



Donnerstag, 18. Mai 2023

Anfang und ... Ende?

 

… wir sind die Seinen

Sedan några veckor följer jag ett slags brevroman på nätet. Två röster talar med varandra, en svensk och en schweizisk. De talar om det dagliga, om konsten, litteraturen, livet, resor, om sig själva, om sina föreställningar om varandra.

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De rör sig i ett slags vaga cirklar, ibland liksom snuddar de vid varandra, ibland blir avstånden tydligare. Kronologin svävar, datumen följer en egensinnig ordning, som ger en känsla av tidlöshet eller ett djärvt tidsöverskridande. Är det en kärleksroman? Är det en tänkares dubbla dagbok? Behöver jag veta detta? Nej. Kanske är det ett samtal mellan två själar. Detta är vägen dit. Språket i texterna är tyska.

Här är ett litet brevutdrag som i lätt ton mediterar utifrån en Medearelief på Basler Antikenmuseum:

Tragische Heldinnen sind bleich..

medea

…Und das beste daran ist, dass tragische Heldinnen wirklich bleich sind. Man könnte darüber einen geistreichen Essay schreiben. Kannst du dir Jeanne d’Arc mollig und mit roten Wangen vorstellen? Nie im Leben! Oder Medea, die nun wirklich eine sehr tragische Gestalt ist. Es gibt im Basler Antikenmuseum einen spätrömischen Sarkophag, wo die tragische Medea auf einer Seite im Halbrelief dargestellt wird. Die ganze tragische Geschichte, wie sie ihre Nebenbuhlerin durch vergiftete Kleider hinrichtet und wie sie schliesslich in einem göttlichen Gefährt entschwebt. Es ist das schönste Stück im ganzen Museum, und manchmal gehe ich am Sonntagmorgen dorthin, nur um dieses eine Stück anzuschauen. Es ist ein ganzes Reliefband, die Länge des Sarkophages, also in ein einziges Stück Stein gehauen. Und wenn du links zu lesen beginnst, dann ist zuerst die Hochzeit Iasons mit Gauke, der Tochter des Königs von Korinth zu sehen. Medea schickt der Nebenbuhlerin ein mit Zaubermitteln vergiftetes Gewand, das beim Anziehen in Flammen aufgeht, so das Gauke und Iason, der ihr zu Hilfe eilt, verbrennen. Um die Rache an dem ungetreuen Gatten zu vollenden, tötet sie auch ihre beiden Kinder, bevor sie auf ihrem von Drachen gezogenen Wagen entflieht.

Och här är ett annat – tidigare eller senare – om Bruegels Babels torn:

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Der Turm Bruegels ist schon ein Renaissance-Turm, gross und die Welt sprengend. Eine wahre Attacke gegen Gott, gotteslästerlich, wie die Aufklärung auch, in ihren letzten Konsequenzen. Die mittelalterlichen Türme der Gotik sind dagegen bescheiden und brav, sehr menschlich und subaltern, runde Türmchen meist, die den Anschein des endlosen gottergebenen Zerfalls haben. Sie sehen in unseren modernen Augen ziemlich romantisch aus. Die Türme der Renaissance dagegen sind wie Capes Canaverals, hybride Installationen, die die Welt aus den Angeln zu werfen gedenken. Eigentlich sind sie skandalös. Aber schön! Ich liebe das Bild sehr, denn es gibt den Eindruck einer göttlichen Übersicht. Vom Himmel schauen wir hinunter auf diese Welt (dieser Gesichtspunkt ist vielleicht noch mittelalterlich und traditionell). So muss die Sache für den lieben Gott ausgesehen haben, als der Montag morgens das Fenster öffnete, um sein Bettzeug zu durchlüften und sein Nachthemd auszuschütteln. Wahrscheinlich ist er ziemlich heftig erschrocken, eine solchen Backsteinhaufen vor seinem Schlafzimmerfenster vorzufinden. „Skandalös", muss er in den langen Bart gemurmelt haben, und irritiert nach Petrus geleutet haben. Die babylonische Sprachverwirrung kann man durchaus als Rache Gottes gegen die menschliche Hybris verstehen. Aus Sicht des Allmächtigen ist wirklich nicht einzusehen, warum die kleinen Dinger, die Menschen, jetzt plötzlich in den Himmel klettern sollten?

Sitt vackra namn har ”brevromanen” hämtat ur den här Rilke-dikten:

Schlußstück

Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.




Dienstag, 16. Mai 2023

Tragische Heldinnen

(R)

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Tragische Heldinnen sind bleich. In einem solchen Satz können wir uns treffen. Man könnte darüber einen geistreichen Essay schreiben. Kannst du dir Jeanne d'Arc mollig und mit roten Wangen vorstellen? Nie im Leben! Oder Medea, die nun wirklich eine sehr tragische Gestalt ist.





Es gibt im Basler Antikenmuseum einen spätrömischen Sarkophag, wo die tragische Medea auf einer Seite im Halbrelief dargestellt wird. Die ganze tragische Geschichte, wie sie ihre Nebenbuhlerin durch vergiftete Kleider hinrichtet und wie sie schliesslich in einem göttlichen Gefährt entschwebt. Es ist das schönste Stück im ganzen Museum, und manchmal gehe ich am Sonntagmorgen dorthin, nur um dieses eine Stück anzuschauen. Es ist ein ganzes Reliefband, die Länge des Sarkophages, also in ein einziges Stück Stein gehauen. Und wenn du links zu lesen beginnst, dann ist zuerst die Hochzeit Iasons mit Gauke, der Tochter des Königs von Korinth zu sehen. Medea schickt der Nebenbuhlerin ein mit Zaubermitteln vergiftetes Gewand, das beim Anziehen in Flammen aufgeht, so das Gauke und Iason, der ihr zu Hilfe eilt, verbrennen. Um die Rache an dem ungetreuen Gatten zu vollenden, tötet sie auch ihre beiden Kinder, bevor sie auf ihrem von Drachen gezogenen Wagen entflieht. Es gibt auch ein dramatisches Bild von Delacroix im Louvre, wo sie im Begriffe ist, ihre Kinder zu töten. Ich habe es ziemlich genau in Erinnerung. Dort schaut sie sehr tragisch die erschrockenen und vielleicht schockierten Louvre-Besucher an. Es scheint ihr wirklich ernst zu sein mit ihren Kindern. Und als braver Bürger der Moderne möchte man intervenieren und ihr das Messer aus der Hand reissen. Aber das wagt man nicht, denn sie ist kolossal und bleich.

Und bei diesem Sarkophag, wenn du ein paar Schritte zurücktrittst, siehst du, wie das Band von links nach rechts ziemlich ruhig anfängt. Es gibt diese vielen Figuren, alle ihre Köpfe auf gleicher Höhe (sie sind geordnet und deuten eine Menge an, es gibt dafür einen Namen in der Kunstgeschichte). Und zur Mitte hin wird die Szenerie immer nervöser und unruhiger. Du hast den Eindruck, der Stein ist elektrisiert, und dann nach rechts, zum wunderschönen Wagen Medeas hin, beruhigt sich alles wieder. Es ist wirklich ein wunderbares Stück. Ich weiss nicht, woher die Basler sowas haben. Natürlich ist darin der spätgriechische Einfluss sehr sichtbar, helenistisch heisst das. Es ist also für ein römisches Stück schon sehr fein, eine Spätentwicklung. Da waren die Römer schon ziemlich verweichlicht und verzärtelt, hat man den Eindruck. Das ist schon ihr fin de siecle, ihr langsamer Niedergang nach Augustus
.
Wenn du mal nach Basel kommst, würde ich dir dieses Stück zeigen. Ich hätte noch anderes, aber das würde ich dir zeigen. Es ist einmalig schön und fast ohne Beschädigungen erhalten.
Aber wir hatten es doch von den bleichen tragischen Heldinnen. Und von deinem schönen und wahren Satz. Alle, Antigone, Elektra, Iphigenie waren sie bleich, bestimmt waren sie bleich. Ich glaube, das muss auch irgendwo in der kunstgeschichtlichen Literatur zu lesen sein. Das Problem ist, wo sind die modernen tragischen Heldinnen? Vielleicht Marilyn Monroe oder Diana? Auch sie waren ja weiss Gott bleich? Claudia Schiffer, mehr als bleich. Wo sind sie sie denn geblieben, die tragischen Heldinnen? Sind denn das wirklich Heldinnen?

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Also, ich schicke dir diese Post, meine liebste blutrote Freundin. Ich wünsche dir nochmals einen schönen Tag. Und vergiss mich nicht, ich bitte dich.

...

Freitag, 12. Mai 2023

Paris

 


Lieber ...,

Seit gestern sind wir hier. Und Ullas Schwager hat uns in seinem flotten Van bei Porte Maillot abgeholt und sicher ans Ziel gebracht. Av. André Morizet. Schon als ich sah wie er seinen Wagen geparkt hatte, sah ich ein, dass ich nun wirklich in Paris war.

Es ist ein wunderbares Stadtviertel, elegant aber zugleich typisch französisch, so wie ich es am liebsten mag. Das Appartement besteht eigentlich aus zwei Dreizimmerwohnungen, die man mittels ein paar Veränderungen zu einer etwas originellen Wohnung umgebaut hat.

Und so habe ich auch U's Schwester kennengelernt. Sie ist eine sehr hübsche Frau und sie spricht nach all den Jahren immer noch perfekt schwedisch, obwohl mit einem kleinen pikanten Akzent. Gestern haben wir uns über einem herrlichen Dinner in der Familie gut unterhalten und es hat mir Spass gemacht wieder einmal ein wenig Französisch zu sprechen.

Was wir gegessen haben? Ein herrliches blutiges Steak mit verschiedenen leicht gekochten Gemüsesorten, dazu zwei leckere Saucen und als Getränk Bier und Wein.

Ach, wenn du wüsstest wie lange ich an diesen paar Zeilen herumgemurkst habe. Einen Preis für Ausdauer bin ich schon wert. Die Tastatur hier ist ganz anders, und meine Finger wollen das nicht akzeptieren.

Heute sind wir früh in die Stadt gefahren und haben uns dort zuerst den Pyramide du Louvre angesehen. Ich war erstaunt, denn auf allen Bildern die ich bisher gesehen habe, stellt es irgendwie das Gebäude des Louvren in den Schatten, ich meine der Louvre wird fast unsichtbar dahinter. Doch so sieht es nicht aus. Womöglich sieht der Louvren noch imposanter aus daneben.

Dann sind wir dem Quai Voltaire entlang, an den bouquinisten vorbei zum Musée d'Orsay gewandert und haben uns dort das interessante Gebäude und die Werke der Impressionisten angesehen. Und immerzu habe ich gewünscht; du hättest neben mir gestanden und ich habe mir vorgestellt wie du die Bilder kommentiert hättest und in Gedanken habe ich mich immerzu mit dir unterhalten. Ich glaube sogar ich werde mich später an das Museum erinnern als hätte ich es mit dir besucht.

Nach dem Besuch im Museum mussten wir uns ausruhen, U hat immer noch grosse Probleme mit ihrem Fuss, und so haben wir nach etwas Herumsuchen, ein ganz wunderbares kleines Restaurant im Quartier Latin gefunden, wo wir uns eine herrliche Mahlzeit bestellt haben. Ach, ich könnte dir viel davon erzählen.

Doch die Leute sind zu Hause und es wirkt unartig wenn ich zu lange hier sitze.


Und du mein lieber Mausfreund? Geht es dir gut? schreibe mir bitte bald wieder denn hier in Paris vermisse ich dich mehr denn je. Weiss nicht warum es so ist.

Ich grüsse dich lieb

Kuss

Malou

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Samstag, 6. Mai 2023

"Gastgeber des Bildes"


Ach Malou, das glaube ich Dir nicht wirklich, dass du bisher nicht gewusst hättest, dass es im Bild eine menschliche Figur oder doch zumindest ein lebendiges Wesen braucht. Die Malerei zeigt fast nur solche Bilder. Und wenn sie keinen Menschen finden, stellen sie einen Statisten hinein. Er ist ja sozusagen die Identifikationsfigur für den Beschauer, die Brücke für einen Einstieg in das Bild.

In der Renaissance gibt es meist eine Figur im Bild, die mit dem Beschauer draussen Augenkontakt hat. Er ist sozusagen der Gastgeber des Bildes. Und seine Rolle stammt aus dem Theater. Die Theatervorstellungen waren damals von einer Leitfigur begleitet, also einer Person, die das Publikum begrüsste und ihm erzählte, was hier denn überhaupt dargestellt wird. Sie hat auch die gespielten Szenen kommentiert. Ich glaube diese Figur hat einen speziellen Namen, ich meine eine Bezeichnung. Aber diesen Begriff weiss ich jetzt nicht mehr.

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