Dienstag, 29. Juli 2014
My one and only ...
Subject: My one and only ...
Liebste Ferngeliebte
Ach, und du hast gedacht, du seist wirklich die einzige, die richtig maladiere und sehnsuche. Ach, hast du wohl gedacht, dass du damit ganz allein bist und dass niemand in der Welt wirklich merke, wie es dich hier mitnimmt. Und gedacht, dass ich bei der ganzen Geschichte, wenn überhaupt etwas, nur etwa die Hälfte abkriegen würde? Hast du das gedacht?
Soll ich dir mal beschreiben wie es mich hier durch die Mangel dreht? In den letzten 4 oder 5 Wochen kann ich gar nicht mehr arbeiten wie früher. Ich schiebe die Sachen vor mir her, ich gehe oft lange auf und ab im Büro und komme einen langen Weg zurück von meinen Gedanken, um mich zu besinnen, wo ich überhaupt stehe und was ich denn hier zu tun hätte. Und dann nehme ich irgend eine Kleinigkeit in Angriff, um dann eine halbe Stunde mit einem anderen fernen Gedanken mich wieder auf und abgehend zu ertappen. Es ist nicht unangenehm. Es ist süss und angenehm. Nur, dass eben die Arbeit nicht richtig vorankommt. Und das ist unangenehm. Ich meine, 14 Tage wird das niemand merken, 3 Wochen auch nicht. Noch 5 Wochen kann ich mir erlauben. Aber wenn es Monatelang gehen wird, dann wird es böse enden. Doch solange erlaube ich mir das dann doch nicht.
Meine Gedanken sind irgendwie bei dir, bei unseren Gesprächen, bei den Gefühlen, die ich gestern im Chat hatte... Ich versuche mir vorzustellen, wo du bist, wie du bist, wie das alles sein könnte in eurem Haus am Rande der schönen Felder. Wie du mit Anna zusammen isst und wie ihr scherzt und so. Oder dann in der Schule, wie ihr jetzt eure Schlussexamen habt, in dieser Mischung aus Arbeitsbelastung und Vorfreude auf die Ferien. Das muss doch wirklich eine besondere Zeit sein. Und ich frage mich, wie du denn den Weg immer wieder zum PC findest, wo du doch soviel zu tun hast.
Gestern abend war lustig. Ich habe doch meine Telefonnummer, halb im Spass, halb im Ernst, geschrieben. Ich habe gedacht, es ist vielleicht etwas lange, vis 22h warten zu müssen, und wenn du es vorher sehen würdest, so könnten wir sofort. Du hattest ja den Wunsch, nochmals ein bisschen zu chaten. Und du glaubst es nicht, um vielleicht 2140h ging das Telefon. Ich meine, kein Mensch ruft um diese Zeit in ein Büro an, jeder weiss dass geschlossen ist. Ich habe nach Hause angerufen, weil ich dachte, A. hat vielleicht eine Frage zu ihrem Vortrag, den sie auf heute vorbereiten musste. Wir haben ziemlich viel über Dekonstruktivismus und über Architektur diskutiert. Ich habe das genossen, und ich glaube, sie auch. Sie scheint ziemlich interessiert für diese Architektur. Und - das hat mich erstaunt - auf für die philosophischen Anteile, Derrida und so. Ich habe ihr einige Bücher aus meiner Bibliothek geholt, eines speziell noch gekauft. Den Rest hat sie sich selbst geholt an der Hochschule für Gestaltung in Basel. Also, ich glaubte, vielleicht war das Läuten von ihr. Doch als ich zuhause anrief war dort besetzt.
Und so dachte ich, vielleicht hast du es läuten lassen - es war nur einmal läuten - also kein cas de querre, und ich war sicher, dass wir uns um 22h im ST treffen würden. Ich war fast ganz sicher, so wie es bei uns doch immer wieder so fast zufällig geklappt hat. Nur wenige Male sind wir aneinander vorbeigegangen.
So siehst du, ich maladiere. Ich bin so irgendwie nicht mehr ganz hier zuhause, weil ich irgendwie aus dem Häuschen bin. Es geht mir ähnlich. Ich hatte auch den Gedanken, dass ich es mir doch in der Prä-Marlena-Zeit ganz gemütlich eingerichtet hatte. Ich ging am Samstag Morgen ins Büro und las in aller Ruhe meine Zeitung. Manchmal hatte ich genügend Zeit, nach Basel zu fahren, in die Buchhandlung, mich umzusehen, ab und zu, selten zwar, aber doch hin und wieder, einen Kaffee zu trinken, und dann gemütlich wieder zurückzukehren. Ach es war eine ruhige Zeit, und die Wochenenden waren ruhig und die Abende waren die Ruhe selbst. Gelegentlich ein Abend mit dem Club. Der Donnerstag mit Walter. Sonst ging alles seinen geregelten Lauf. Ich hatte nicht viel mehr Wünsche als das. Es war zwar vielleicht ein bisschen monoton. Aber eigentlich ganz gut.
Und nun, seit Januar, hols der Teufel, diese Unruhe, wie du es genannt hast. Doch die Unruhe war nicht von Anfang. Zu Beginn war es eine lockere leichte Erwartung. Alles schien offen. Ich wusste nicht, was daraus würde. Ich dachte mit Hoffnung an deinen Beruf. Ich war sicher, wir würden ein paar lustige und interessante Themen finden, worüber wir diskutieren könnten. Ich dachte, sobald ich wusste, dass du auch Deutsch gibst, natürlich an deutsche Literatur. Aber vielleicht auch an Unterrichtsprobleme, Organisation des Gymnasiums, Umgang mit den Kollegen. Oder vielleicht auch politsiche Fragen zu Schweden. Was macht die Soziale Partei Palmes. Was denkt man über Palme und sein mysteriöser Mord. Wie geht es dem Hockey-Team, das wir in unseren jungen Jahren immer bewundert hatten, neben dem Tschechoslowakischen und vielleicht noch dem Canadischen. Und vielleicht machte ich mir schon von anfang an ein paar schöne Gedanken über die Möglichkeiten, wie eine hübsche Schwedische Studienrätin aussehen könnte. Aber nicht zu genau, nicht im Detail, vielleicht grob blondes Haar, blaue Augen und schöne lange Beine. Das vielleicht nur. Aber wolkig, wie die katholischen Wunder. Mehr nicht.
Und dann gibt sich daraus ein solcher Orkan, ich bitte dich Marlena. Ich glaube nicht, dass ich den Anfang gemacht habe. Ich glaube, du hast ihn gemacht. Du hast ein kleines Geständnis gemacht, irgend einmal. Ich erinnere mich vage, wie du sagst, ich hätte das wohl schon lange gemerkt, dass du nicht mehr neutral seist oder so ähnlich. Und ich hatte bis dahin, unschuldig und keusch wie meine brave Seele nun mal ist, ich hatte gedacht, du seist neutral und so ähnlich. Und dann haben wir in den dritten Gang geschalten, so dass das Tempo schneller ging. Und wir haben nach den Tempokontrollen Aussschau gehalten. Wir haben §§§ formuliert und komponiert. Wir haben sie aufgestellt wie Bleisoldaten, und ab und zu wieder umgeworfen, immer häufiger umgeworfen, mit Vergnügen sogar umgeworfen. Und das Tempo ging so weit, dass einer von uns, oder vielleicht beide Hand in Hand in den Overdrive geschalten haben. Und seither sind wir auf der Autobahn und die ganze Sache ist einfach nicht mehr zu stoppen. Es läuft bis das Benzin ausgeht. Wir fahren auf der Überholspur und lachen und umarmen und strahlen, und rasen an den anderen Autos vorbei, dass es leicht gefährlich sein könnte.
Ach, und nun denkst du, du seist am maladieren und ich liege behaglich zuhause auf dem Chesterfield und lasse mich von meiner eigenen Familie verwöhnen? Und nur du fühlst dich allein, denkst du, und irgendwie nicht mehr ganz zuhause in deinen vier Wänden und in deinem Körper, weil einfach irgendwas fehle. Ach du bist gut, wie kannst du all die Maladie allein für dich stehlen? Lass mir doch die Hälfte! Was meinst du denn. Ich möchte alles mit dir teilen. Die Freuden so gut wie die Leiden. Du hast mir doch gezeigt, wie schön es ist, wenn man Leiden für den anderen Tragen kann, wie es dann leicht wird, und wie es dann geradezu zur Freude wird.
Ich meine Maladi ist im Grunde nicht so schrecklich. Wenn ich wirklich aktiv bin und was tue, dann fühle ich mich sicher und wohl. Und ich habe diese Erotik, die ich noch nie so hatte. Heute habe ich einer lieben Kollegin ein Kompliment über ihr Kleid gemacht. Und sie hat Freude gehabt und ich habe Freude gehabt und die zwei Sekretärinnen, die dabei sassen, haben auch nochmals Freude gehabt. Ach, du weißt ja nicht, wie du das Klima hier verändert hast durch deine Präsenz. Es ist irgendwie wunderbar. Es ist schön, und ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich das so erleben kann. Ich meine, diese Art, wie wir zusammenpassen im Geistigen. Du bist zwar nicht gerade eine begeisterte Schreiberin, aber du hast dir doch sehr viel Mühe gegeben wegen mir. Und du bist eine gute Schreiberin, die mich schon sehr begeistern kann. Ich hoffe, mit der Zeit schreibst du auch noch mit Begeisterung. Und dann werden deine Texte so lange und wir werden zusammen etwas produzieren, das uns ewig zusammenhällt.
Wie soll ich dir danken, liebe Marlena, für all das, was du durch deine blosse Gegenwart für mich gemacht hast? Und wie kannst du glauben, du seist die einzige, die maladiere. Du denkst vielleicht, wir Männer lieben weniger leidenschaftlich als ihr Frauen, wir seien reserviert und könnten uns immer noch ein bisschen kontrollieren. Es scheint ja nun so, dass derjenige in einer Beziehung, der mehr liebt, auch mehr zu leiden hat. So scheint es. Aber eine schöne Liebe ist die, wo beide ungefähr gleich leiden. Das vielleicht ist das Zeichen der schönen liebe. Denn wenn einer viel stärker ist als der andere, dann verdreht sich die Sache allzu leicht.
*
Heute abend habe ich in einer kleinen Zeitung Texte zu den Sternbildern gesehen. Ich habe sowas in meinen Leben nie gelesen. Heute lese ich sie. Der Krebs und der Skorpion liegen gleich nebeneinander auf dieser Seite. Ich lese es für dich:
Krebs: Sicherheit
Er ist sehr häuslich und romantich und liebt es, wenn man fantasievoll um ihn wirbt (Hugh!: mein Kommentar). Abenteuer erlebt er lieber in der Fantasie als in der Realität (Aha! Mein Kommentar!) Er liebt eine gefühlvolle Beziehung und eine grosse Familie (wie gross eigentlich?). Deshalb ist der schüchterne Krebs auch kein grosser Draufgänger. Aber wenn Treue Spass macht, dann muss es wohl Liebe sein.
Skorpion: Verwirrend
Er ist geheimnisvoll, faszinierend, von leidenschaftlicher Sinnlichkeit und wird oft missverstanden (Und ob!). In der Sexualität bereitet es ihm grösste Lust, immer wieder Grenzen zu überschreiten und Tabus zu brechen. Entspannung und Ruhe können Sie mit ihm vergessen (na ja, das ist sehr stark gesagt bei mir). Es mag aber auch sein, dass er nur deshalb so innig küsst, weil er im Moment nichts zu sagen weiss.
Wir sind beide Gefühlswesen und unser Element ist das Wasser. Und ganz rechts von uns habe ich noch Anna entdeckt. Ich bin eigentlich zwischen Marlena und Anna. Willst du Annas auch hören:
Fische: Traumverloren.
Ein Fisch ist fast immer verliebt, wenn nicht in einen Menschen, dann in eine Sache. Seine enorme Hingabe macht ihn leicht verführbar. Er ist empfänglich für Genussmittel und träumt immer wieder von einer idealen Beziehung. Von der nüchternen Wirklichkeit ist er dann häufig enttäuscht. Aber eben: Gegen Liebe auf den ersten Blick hilft nur der zweite.
*
Ich glaube, das genügt meine liebe, damit kannst du eine ganze Nacht neben mir auf dem Bett liegen und wir können diskutieren und rätseln und lachen... Lass es uns nochmals machen wie gestern. Oder bist du ein bisschen müde. Dann lass ich dich eben schlafen. Wie du willst. Im Mail von heute, hatte ich leise das Gefühl, du seist etwas müde. Wirst du leicht launisch, wenn du müde bist? Ich werde eher verärgert, leichter verärgert als sonst. Aber ich , na ja, vielleicht auch ein bisschen launisch ab und zu.
Ich küsse dich so vorschriftsgemäss, wie es mir mein Sternbild vorschreibt und ich lege noch eine Portion obendrauf. Die ist speziell für meine Marlena. Es ist eine handgemachte, besonders saftige Portion.
Hab eine gute und eine schöne Nacht
Donnerstag, 24. Juli 2014
Sonniges Luleå
(R)
Ich habe fotofolder geleert und werde dir nun neue Bilder reinlegen. Du warst an der Achitektur von Luleå interessiert. Ich habe eigentlich nie die Häuser der Stadt besonders bemerkt. Es ist mehr das Licht, das Wasser und das Strassenleben in den hellen Sommermonaten, was mir gefällt.
Aber es gibt ein paar interessante ziemlich neue Wohnviertel. Die "Tutti-frutti-häuser". Sie sind in hellen pastellfarben und liegen direkt am Wasser. Ja, die sind berühmt. Wenn die Sonne scheint im Sommer wird man geradezu geblendet davon. Ich glaube ich habe irgendwo ein Bild, weiss aber im Moment nicht wo. Und dann haben wir dieses komische Haus, gleich neben dem Dom, das ich im Sommer fotografiert habe. Ich habe es fotografiert, weil wir immer von Henriks Wohnung daran vorbeigingen, wenn wir auf die Hauptstrasse hinunter wollten. Du wirst es auch lustig finden. Rechts ausserhalb des Bildes liegt der Stadtpark, einer der schönste von Schweden, der immer mit unserem hier um den Titel wettet. ...
*
Montag, 14. Juli 2014
Dienstag, 8. Juli 2014
Juli im Norden

Lieber ... ,
So um den 20 Juli herum ist es so weit. Schon lange haben wir an diesen Tag gedacht. Mit Freude und mit Angst. Es ist Zeit für die Multbeeren. Wir haben bereits eine Tour in den nahen Wald gemacht und vom Auto nachgesehen ob sie reif sind. Hier und da leuchtet es ein wenig rot und an manchen Stellen sogar gelb, ein Zeichen dass man sie nun pflücken kann. Morgen geht es los. Wir hoffen auf einen frischen Tag mit Wind, damit die Mückenplage nicht zu gross wird und die Kriebelmücken: so ganz kleine Fliegen, die einen ganz schrecklich beissen und die sich mit Vorliebe in die Augen begeben wo man sich nicht mit Mückenöl einreiben kann.
Am Morgen müssen wir feststellen dass es zwar schön sonnig ist aber leider ganz windstill. Wir kleiden uns wie üblich für diese Aufgabe. Jeans, Gummistiefel, ein leichtes T-shirt und darüber etwas langärmeliges. Ich nehme immer ein altes Hemd aus Baumwolle das meinem Schwiegervater gehört hat. Um diese Zeit denke ich besonders viel an ihn. Als er noch lebte war das ganze mit einem Zeremoniell umgeben, das fast ein bisschen magisch wirkte. Bevor man endlich startete wurde mindestens eine Stunde lang diskutiert auf welchem Moor man am sichersten eine gute, ungerührte Stelle finden könnte. Namen wurden genannt die für mich einen exotischen Klang hatten. Manchmal wurde ich ungeduldig und versuchte sie zu beschleunigen. Nun denke ich mit Wehmut zurück an diese Zeit.
Genau wie damals trage ich auch heute einen gelben Stoffhut um mich gegen Bremsen zu schützen, vor denen ich mich am meisten fürchte. Man hört sie und weiss dass sie einen nicht verlassen bevor sie Blut getrunken haben und man weiss auch wie weh sie tun, die schmerzenden Beulen, die sie auf der Haut hinterlassen.
Nun, noch schnell diskret alle Eimer ins Auto und den Picknickkorb und dann geht's los. Eine Fahrt zu einer Multbeerenstelle ist immer ”secret mission”.
Seit einigen Jahren haben wir eine Lieblingsstelle wo wir diese Beeren pflücken. Ein richtiger Tresor! Zwar liegt es ein paar Meilen entfernt, aber was macht das schon. Die Natur ist so schön! Die Fahrt geht durch Wald und Felder, durch eine sehr dünn besiedelte Gegend. Immer wieder fragen wir uns was für Leute es aushalten so isoliert zu leben, besonders im Winter.
Nach ungefähr 40 Minuten sind wir am Ziel. Nun rasch aus dem Auto, die Eimer heraus und über den Graben in den Wald. Es muss alles sehr schnell gehen. Denn eine gute Multbeerenstelle ist wie eine Goldader die man gefunden hat. Man will nicht dass alle davon wissen.
Hier hat schon jemand gepflückt, können wir sofort feststellen. Ist aber nicht schlimm.. An dieser Stelle sind schon nach einem Tag so viele nachgereift dass man mehr als genug findet. Ausserdem gibt es immer Teile die noch ungerührt sind.
Es ist ein zeitweise strüppiges Gelände. Aber ich wage mich auch auf die offenen Stellen. Ich bin es gewöhnt. Ich weiss wohin man treten darf. Und doch passiert es mir plötzlich. Blitzschnell, bevor ich weiss was passiert, ist mein linkes Bein bis zum Knie im Moor versunken und als ich es rausziehe ist der ganze Stiefel voll Wasser.
Doch ich muss es leiden. Und was macht es schon. Ich freue mich über die Beeren die überall so schön leuchten. Wie Honig sind sie. ”Das Gold des Waldes” nennt man sie und sie lassen mich die Strapazen vergessen. Aber dann brennt wieder die Sonne. Es ist es ganz windstill. Auch nähert sich die Zeit wo die Blutsauger besonders aktiv werden. Es surrt und brummt um mich herum.
Ich bewege mich gebeugt über das Moor. Wie warme Wellen steigt die Luft empor in mein schon vorher erhitztes Gesicht. Ich habe das Gefühl dass mein Körper zu kochen beginnt. ”Wenn es eine Hölle gibt” denke ich, ”dann muss es so sein”. Und es gibt keinen Ausweg. Du musst es ertragen. Nur der Gedanken, dass es zeitbegrenzt ist, schenkt mir ein wenig Trost. Bald werden wir an einer offenen Stelle wo der Wind weht, unseren mitgebrachten Kaffee trinken und dann werden wir im Auto sicher unterwegs sein zu unserem kühlen Fluss wo wir uns erfrischen können.
Zufrieden, wie wenn man Schwerarbeit geleistet hat, kommen wir zu Hause an. Mindestens 15 Liter haben wir in zwei Stunden gepflückt. Bis spät in die Nacht koche ich den köstlichen ”Hjortronsylt” (=eingemachte Multbeeren laut Lexikon :-)
Das war ein typisches, ständig wiederkommendes Ereignis in unserem Sommeraufenthalt oben in Nordschweden. Wenn man dann Besuch bekommt ist immer eine Frage: Habt ihr schon Multbeeren gepflückt? Dieses Jahr hatten alle den Eindruck, dass es sehr viele Stellen gab, die noch ziemlich ungerührt waren.. Wir glauben dass viele Leute, die es gewöhnt sind diese Beeren zu pflücken, nun schon zu alt geworden sind für diese Strapazen und die junge neue Generation ist zu bequem für solche anstrengende Aktivitäten.
*
Als ich meinen Nachbarn ein paar Liter als Dank überreichte sagte ich etwas von der Hölle auf dem Moor. Der Biologe lachte und meinte, ich sei nicht der erste der diesen Vergleich gemacht hätte und zeigte mir ein Buch mit dem Titel: Lapplandsreise im Jahr 1732 von Carl Linnaeus. Darin schreibt er von dem Moor: ” Hinc vocavi Styx. Aldrig kan prästen så beskriva helvete, som detta ej är värre” ( ..... Nie kann der Priester so die Hölle beschreiben, dass dies nicht schlimmer wäre).
*
Keine Angst, es gibt Grenzen dafür was ich dir zutrauen würde. Du brauchst nicht mitzukommen aufs Moor ;-)
Hilfe!
Ämne: Hilfe!
Datum: den 8 juli 14:22
Lieber Mausfreund,
Was machst du mit deiner freien Zeit? Hoffentlich was anderes als ich.
Ich sitze oben in Annas Zimmer und habe gerade die Papierberge in Angriff genommen. Mein mathematisches Können sagt mir, dass ich, wenn ich in demselben Tempo weitermache, eventuell bis zum Schulstart damit fertigwerde. Es ist, im Gegenteil zu der Arbeit mit den Büchern neulich, eine langweilige Arbeit. Grammatische Übungen, Zeitungstexte und eine Menge extra Material zu jedem Stück im Lehrbuch.. Oh Gott! Vielleicht sollte ich alles unangesehen in einen grossen Müllsack stecken und damit auch meine armen Schüler im kommenden Jahr davon befreien. Aber ich bin nun mal ein "Eichhörnchen", wie man bei uns sagt, dass sich gern Dinge aufhebt. Es könnte ja sein, dass...l
Und jetzt fühle ich, dass ich eigentlich ein wenig Stimulantia brauchen würde um weitermachen zu können. Ein Mail von dir würde es tun. Oder ein doppelter Whisky.. ;-)
A und K sind in den Wald hinaus gezogen. Es ist das erste mal seit ewig, dass sie zusammen einen Waldlauf machen. Und so nehme ich die Gelegenheit wahr, wenigstens ein Mail zu schreiben, wenn ich schon keines finde.
Der Himmel hat sich etwas aufgehellt. Weisst du, ich finde es immer noch wie ein Wunder, dass wir so zentral so ländlich wohnen können, dass man so in die weite Natur hinaussehen kann ohne einen Menschen gegenüber zu haben.
Mein Auto ist wieder OK und so fühle ich mich wieder frei - zu fahren wohin ich will und wann ich will. Fehlt eben nur der Willen. ;-)
Ich werde mir nun auch eine kleine Pause im Garten gönnen bevor ich ins Papierchaos zurückkehre. Ach, könntest du meinen Hilferuf hören. Aber du bist vielleicht irgendwo unterwegs und machst die Gegend unsicher. Ja, sowas traue ich dir zu.
Übrigens merke ich dass Pessoa sehr oft seine "Kapitel" mit einer kleinen Betrachtung über das Wetter beginnt. Ich glaube, wenn man nicht seine Gedanken auf etwas besonderes richten muss dann ist man mehr aufmerksam auf den Himmel.
Ich gäbe was drum, wenn ich dich nun sehen könnte bei deinem Vorhaben.
So grüsse ich dich nochmals lieb.
SK
Marlena
(R)
Sonntag, 6. Juli 2014
Federer - das Thema Nummer 1
Re: Aufgeräumtheiten
Liebe Marlena
Ja, Du hörst Dich zufrieden und entspannt an. Und wenn man während der Arbeit mitten im Druck und in den Dingen drin ist, sieht doch das Leben völlig anders aus. Es ist merkwürdige, wie die momentanen Drucksituationen auch die Perspektiven über weitere Sicht verändern. Aber ich bin froh für Dich, dass Du die Zeit sosehr geniessen kannst. Das ist doch die richtige Art, wieder Energien zu schöpfen für den nächsten Kampf. Nicht das 'grosse Glück', sondern bloss Zufriedenheit, das ist doch, wonach wir alle lechzen. Und Du hast sie!
*
Ja, der Besuch des Chefs ist vorbei, und ich frage mich auch, weshalb ich mir eigentlich soviel Gedanken gemacht habe. Ich hatte mich das schon vorher gefragt. Und die einzige Antwort, die ich finden konnte, bestand darin, dass er eben neu ist. Man muss sich wieder neu orientieren, muss zusehen, was ihm wichtig ist, worin er seine Prioritäten sieht ... und so fort. Es gibt ja doch in der Direktion, und das spürt man zumindest an seinen direkten Mitarbeitern, ein Gerangel, eine Art Ellbogenkampf um den privilegierten Platz in seiner Nähe. Auf jeden Fall reden seine Sekretäre wieder in grossen und wichtigen Worten und lassen ihre Kompetenz und ihre Muskeln spielen. Ich mag das nicht, und meine Schwäche hat vielleicht immer darin bestanden, bei solchen Spielchen nicht mitgespielt zu haben. Man kommt damit schon ein bisschen ins Hintertreffen, das muss ich sagen. Einzige Ausnahme ist, wenn der Chef dies bewusst auch nicht mag, und dagegen reagiert. Ich glaube, mein alter Chef hat ein bisschen so gehandelt. Und beim Neuen müssen wir sehen.
Auf jeden Fall ist mein Büro nicht wirklich aufgeräumt. Ich konnte nicht übers Herz bringen, alles wegzutun, notfalls zu wegzuwerfen. Aber es sieht doch schon etwas zivilisierter aus als noch vor zwei oder drei Wochen. Es sieht jetzt aus, wie es aussehen würde im Büro eines Typen, der sich mit seiner Arbeit identifiziert und der viele Interessen hat. Ich meine, wie das Büro bei jemandem, der neben der Arbeit viele Dinge tut und der vielleicht sogar ein Campingbett aus einem Schrank hervorholen könnte, für alle Fälle. So sieht es aus. Und das ist - meines Erachtens - nicht wirklich schlecht.
*
Und heute begehen wir in der Schweiz einen neuen Nationalfeiertag. Eigentlich den Montag nach dem Nationalfeiertag. Hast Du gehört, dass unser Roger Federer gestern in Wimbledon gewonnen hat? Ich habe einen grossen Teil des Matches gesehen (gerade nach dem 1. Set sind wir dann losgefahren zu Onkelchen; und als Onkelchen endlich sein Gerät angeworfen hatte, war bereits das Tiebreak mit den 5 Matchbällen im Gange), und ich muss sagen: unser Schweizer-Boy hat fantastisch gut gespielt. Wie Du vielleicht weisst, oder gar gesehen hast, ist sein Trainer ein Schwede namens Sundgren oder so ähnlich. Ihm sieht man an, dass er ein wenig in die Jahre gekommen ist. Er war damals schwedischer Davis Cup Spieler, und ist heute ein bisschen in die Breite gegangen. Aber er scheint ein guter Trainer zu sein. Federer ist hier in der Nähe aufgewachsen und die Nachwuchsspieler vom Club Bottmingen, einem Quartier Basels, haben natürlich mitgelitten. Nun ja, es ist wirklich ein grosses Ereignis und wird bestimmt dem Tennis in der Schweiz bei jungen Leuten Auftrieb geben. Und das ist gut so. Auch dem Turnier Swiss Indors in Basel wird Federer nützen, denn er hat in den letzten Jahren regelmässig dort teilgenommen, und wird jetzt wohl noch deutlicher als Favorit auftreten und zur Attraktivität des Anlasses beitragen.
Was wir in Wimbledon vermisst haben, sind die skandinavischen Tennisspieler. Die Belgierinnen und die Russinnen haben mich positiv überrascht. Aber natürlich habe ich die Spiele nur so nebenbei verfolgt, nicht wirklich ab den ersten Runden. Das hatte ich früher noch gemacht, als ich in Olten gearbeitet habe. Dort pflegte ich bekanntlich samstags zu arbeiten und habe dann, während der Spiele in Wimbledon, unseren kleinen Fernsehapparat mit ins Büro genommen. Das war lustig und unterhaltsam. Es war - unter uns - samstags meist auch nicht sonderlich viel los im Büro. Die jungen Leute haben samstags keine Probleme. Am ehesten haben sie am Montag. Und das ist doch wohl verständlich.
Jetzt gehen wir daran, das Turnier in Gstaad zu verfolgen. Das ist ein altes, traditionsreiches Tennisturnier im Nobelort des Berner Oberlandes. Ich erinnere mich, wie in der Primarschulzeit ein Schulkamerad von diesem Turnier erzählt hatte. Sein Vater war in jener Gegend aufgewachsen und seine Söhne hatten dort regelmässig ihre Ferien verbracht und damals auch die Spiele mitverfolgen können.
*
Und Ihr macht Euch bereit, in den Norden zu reisen, ohne Vögel, notabene? Wenn ich mir 700 km von hier vorstelle, dann bedeutete das ungefähr bis Arles zu gelangen, vielleicht bloss bis Avignon, aber immerhin. Ich glaube, ich muss auch wieder mal so weit dort hinunter. Wir haben viele schöne Erinnerungen an den Süden Frankreichs. Aber ihr fahrt in den Norden, ins karge Land. Ich erinnere mich an die Fotos, die Du mir von dort oben gezeigt hast. Besonders den Fluss habe ich noch im Gedächtnis. Er schien mir ziemlich roh und wild. Nun ja, ich hoffe, dass Ihr dort oben schöne Sommerferien haben werdet. Sicherlich werden alle auf Euch warten un euch wiederum gerne begrüssen.
*
Und ich muss jetzt an mein Montagsprogramm, dass leider nicht bloss darin bestehen kann, über das gestrige Match zu diskutieren. Aber es ist bei allen, die ich sehe, das Thema Nummer 1.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag.
Liebe Grüsse
Federer - 2010 Stockholm Open
Game, Set ...
Kronprinzessin Victoria und Roger Federer
.. und Kuss?
Interview Pre Tournament 2010 hier
Samstag, 5. Juli 2014
Lebensweisheit
Ein chinesischer Bauer lebte in einem Dorf am Fusse des grossen Berges. Eines Tages war sein Pferd aus dem Stall verschwunden. Der Bauer war sehr verwundert, konnte sich die Sache aber nicht erklären. Und die Leute des Dorfes sind zu ihm gekommen und haben ihr Mitleid ausgesprochen für den schweren Verlust dieses schönen Pferdes. Der Bauer aber liess ich nicht betrüben und sagte bloss: Na ja, wir werden sehen. Zwei Wochen später stand sein Pferd wieder im Stall. Aber es war begleitet von einem Wildpferd, das sich ihm angeschlossen hatte. Und wieder kamen die Leute des Dorfes, diesmal, um den Bauer zu beglückwünschen. Hatte er nicht soeben ein Pferd gewonnen. Doch der Bauer sagte bloss: Na ja, wir werden sehen. Es verging nicht viel Zeit, und der Sohn des Bauern stürzte vom wilden Pferd und brach sich ein Bein, als er versucht hatte, es zu reiten. Die Leute des Dorfes kamen wiederum zum Bauern, um ihm ihr Beileid auszudrücken. Doch der Bauer sprach bloss: Na ja, wir werden sehen. Keine Woche später erschienen staatliche Beamte im Dorf, um Soldaten für die Armee auszuheben. Und sie nahmen alle jungen Männer, die im besten Mannesalter waren und in der Arbeit dringend benötigt wurden, mit, damit sie in der Armee ihr Leben riskieren würden. Nur den Sohn unseres Bauern konnten sie nicht mitnehmen, denn er hatte sein Bein gebrochen. Und wiederum kamen die Leute des Dorfes, um den Bauern zu beglückwünschen. Und wiederum antwortete er ihnen: Na ja, wir werden sehen.
Was ist der Sinn des Lebens? Was ist ein positives und was ist ein negatives Ereignis im leben. Das kann man im Grunde erst am Ende des Lebens sagen. Aber die meisten Menschen können nicht so lange warten und geben den Ereignissen sofort einen Sinn. Es gibt da natürlich Pessimisten und es gibt Optimisten. Die Optimisten, die die Kraft haben, ihr Leben positiv zu sehen, die auch in widerlichen Ereignissen noch positive Möglichkeiten sehen, sie bauen ihr Leben wie ein Turm. Die alten Steine sind stabile Grundlagen für die nächsten Steine. Sie geben dem Turm einen guten Halt. Die Pessimisten werfen jede Menge guter Steine weg, weil sie sie für schlecht befinden. Und so kommen sie nicht richtig vorwärts mit dem Bau.
Ältere Kollegen
Lieber ...,
Zuerst muss ich doch protestieren gegen das "junge Ding". So nennt man doch nicht eine Frau am Rande ihres "besten Alters".. ;-) Aber ich glaube ich kenne mich ziemlich gut aus was "Lehrkräfte in fortgeschrittenem Alter" betrifft. Als ich nämlich an diese Schule kam, war ich noch sehr jung. Ich denke die meisten von den Kollegen, die hier arbeiteten waren so 15 Jahre älter als wir jungen Eindringlinge. Zuerst standen sie wohl (so wie wir sie sahen) unserer Elterngeneration näher. Aber dann mit der Zeit wurden wir alle immer mehr gleichaltrig. Man vergass den Altersunterschied. Und dann sah man sie langsam alt werden. Man sah wie sie langsamer wurden, vergesslicher und etwas rigider. Es gab Leute, die nicht mehr gut hörten und deswegen von Schülern und sogar von neuen jungen Kollegen, die nicht besser wussten, als etwas "dumm" betrachtet wurden, obwohl sie Giganten waren im vergleich zu diesen, ich meine was ihr Können (ihr Niveau) betraf. Und die Aufgaben, vor die man sie stellte, wurden immer schwieriger. Das ganze begann damals, als man die etwas weniger theoretischen zweijährigen Linien des Gymnasiums zu dreijährigen machte und ganz einfach mit den anderen zusammenschlug. Besonders für Lehrer in Mathematik und Sprachen bedeutete das eine grosse Umstellung.
Ach, ich langweile dich schon. Sorry!
*
Regel für ein Mausleben
den 29 mars 2000 12:48
En cas de guerre sonnez deux fois!
...
Und für unsere Maus-Freundschaft habe ich schon 3 §§§ zu offerieren:
§1 ...dass unser Kontakt uns beide von innen erleuchtet, so dass wir für unsere Lieben der Familie und unsere Leute der Umgebung eine geheinmisvolle Serenität ausstrahlen können.
§2 Es darf nie etwas Negatives für unsere Nahstehenden bedeuten.
§3 En cas de guerre sonnez deux fois.
Ist doch fantastisch, ein echter bilateraler Vertrag! Wir können mit einem Glas Champagner darauf anstossen!
§3 kommt überigens aus einer Anekdote, die man sich vom provinziellen Bern, der Bundeshauptstadt der Schweiz vor dem ersten oder aber auch dem zweiten Krieg erzählt. Offenbar hatte man im Aussenministerium im kleinen Bern nur eine Hausglocke. Und weil die Zeiten schwierig und die internationalen Spannungen gross waren, so hatte man unter die Drucktaste der Glocke eben diese Anweisung hingeschrieben: En cas de guerre sonnez deux fois. Damit wussten sie im Aussenministerium, dass sie etwas rascher erwachen sollten. So ungefähr die Andekdote. Und so schlage ich als §3 vor: wenn zwischen uns ein Missverständnis, ein Problem, ein Streit entsteht, dann müssen wir uns das gegenseitig signalisieren. Dann müssen wir vielleicht für einen Moment und etwas deutlicher auf die Metaebene. Und zum Schluss dann die Friedenspfeife, wie du vorschlägst, können wir geradezu als §4 nehmen. Bist du damit einverstanden? Verstehtst du, was ich damit meine? Das ist alles Prophylaxe, wie man so schön sagt.
Freitag, 4. Juli 2014
Vielleicht
Hans Erni Lektüre der Braut
Vielleicht
Erinnern
Das ist
vielleicht
die qualvollste Art
des Vergessens
und vielleicht
die freundlichste Art
der Linderung
dieser Qual
Das ist
vielleicht
die qualvollste Art
des Vergessens
und vielleicht
die freundlichste Art
der Linderung
dieser Qual
[Erich Fried]
.
.
Donnerstag, 3. Juli 2014
Trübsal
Ämne : Trübsal
Liebe Marlena
Das schöne Bauernhaus mit den vier oder fünf öööö deinerseits war eine
Verlegenheitslösung. Ich habe es hier in meinen vielen Ordnern und Kisten
und Schränken gefunden, um dann zu probieren, ob ich es direkt in den
fotofolder schicken kann. Es ist dann ja schon etwas gross erhausgekommen,
nicht wahr. Ich glaube, mein Bruder hat mir das Bild einmal geschickt. Das
Haus muss im Kanton Bern stehen. Aber so ganz sicher bin ich mir da nicht.
Ich meine bloss, diese Art der Terassen und des Dachhimmels gebe es vor
allem im Kanton Bern.
*
Du setzt mir die Pistole an die Brust? Du bedrängst mich richtig! Und das
alles nur, damit ich mich dazu entschliesse, Naipaul zu lesen. Na ja, meine
liebe Marlena, Du solltest doch mit mir Geduld haben. Ich kann es Dir
überhaupt nicht versprechen. Aber ich will es auch nicht ausschliessen. Das
Problem dabei ist vielleicht schon, dass der Nobelpreis Deine Empfehlung
übertönt. Wenn Du mir diesen Schriftsteller als Geheimtipp angegeben
hättest, dann wäre ich sicherlich schon mitten im Buch. Aber so, mit einem
Nobelpreis, das heisst ja doch, Tausende und Tausende von Leuten sind im
Moment daran, diesen Naipaul zu lesen. Das ist einfach keine Vorstellung,
die mich beflügelt. Aber die Idee, bei ihm mal nachzulesen, was er über den
Islam gesagt hat, die hatte ich auch schon.
*
Gerade schaue ich aus dem Fenster und bin erstaunt, wieviele Tauben dort
oben, auf der Krete des Daches sitzen. Sie stehen dort oben über unseren
Dächern, in höchst gleichmässigen Abständen, als ob das jemand ausgemessen
hätte. Individualdistanz, nennen es die Verhaltensforscher. Und sie schauen
alle auf diese meine Seite, während sie ja auch in die andere Richtung,
gegen die Hauptgasse hinunter schauen könnten. Wahrscheinlich haben sie den
Schnabel lieber im Wind. Ein Luftzug von hinten, das muss für eine Taube
sehr unangenehm sein. Es wäre wohl ungefähr so, wie damals, als Monroe auf
dem Luftschacht der Subway gestanden hatte. Na ja, die Monroe hat daraus das
beste gemacht. Aber das traue ich nicht jeder Taube zu. Sie wirken ohnehin
sehr phlegmatisch heute, bei diesem trüben Wetter. Und jetzt, ich war gerade
bei diesem Gedanken, sind sie plötzlich alle weg. Der ganze Schwarm hat sich
vorwärts in die Luft gestürzt. Eine muss einen Alarm ausgelöst haben? Man
kann sich gar nicht vorstellen, was sie sich dabei denken. Vielleicht
wollten sie nur ihre Glieder aufwärmen? Vielleicht hat eine der Tauben einen
Geheimtipp einer besonders exquisiten Futterstelle verraten, schwatzhaft,
wie sie nun mal sind. -- Und jetzt kehren sie zurück. Es ist nicht der ganze
Schwarm auf einmal, sondern die Vorhut ist jetzt eingetroffen. Es sind etwa
8 Tauben Und sie stehen wieder da und setzen ihre Cocktail Party fort. Und
sicherlich erzählen sie sich Geschichten und Erlebnisse vom St. Markus Platz
in Venedig. Bestimmt hat jede von ihnen dort unten in südlichem Klima mal
einen Honeymoon erlebt und das Leben rundum genossen, vielleicht mit einem
Freund nur für einen Sommer lang? Haben sie nicht ein schönes Leben dort
oben auf dem Dach, wenn sie über ihre alten Abenteuer plaudern können? Na
ja, vielleicht ist es etwas kühl. Aber es muss doch sehr erhebend sein, die
Welt stets von oben betrachten zu können. Ich stelle mir das göttlich vor!
*
Ja, "absägen", das wolltest Du sagen. Wir würden in Deutsch genau eben
dieses Wort gebrauchen. Deine Wahl war perfekt, einzig die Tatsache, dass es
verdeutschtes Schwedisch war, verhinderte, dass ich es verstehen würde.
*
Finde ich grossartig, dass Deine jungen Leute eine Firma gründen wollen. Das
ist gut, das ist sogar fantastisch. Es gibt doch schöne Beispiele von
wirtschaftlichem Erfolg bei Kids in diesem Alter. Ach Marlena, Du kannst
Dich geruhsam zurücklehnen und zuwarten. Deine Anna wird bald den Laden
schmeissen. Und ich stehe ja dabei auch auf der Kundenliste! Gerade gestern
habe ich mich erkundigt, wie man denn vorgehen müsste, um eine Home Page zu
machen. Und ich habe festgestellt, dass es - wie fast immer - beim Kanton
ziemlich kompliziert ist. Sie stellen alle möglichen Bedingungen, aber sie
helfen Dir nicht. Ich habe schon eine Vorstellung. Und meine beiden
Mitarbeiter waren begeistert von meiner Idee. Aber ob unser Sekretariat das
auch so akzeptieren wird, das steht noch in den Wolken.
Weißt Du, meine Idee ist eine völlig nüchterne Seite, wie man sie hier auf
den Formularen und Papieren sieht. Aber dann geht das Leben darüber hinweg.
Zum Schluss ist es eine gesprayte Wand voller Zeichen und Ausrufe und
Flüche, wie etwa "Melanie my love", "SHIT" ein paar Figuren, ein paar
Sehnsüchte, alles, was die Jungen so in der Welt verbreiten.
*
Schade, das J homo ist. Nun ja, Homos sind an sich ja nette Kerle. Und
verstehen sich mit Mädchen meist allerbestens, weil sie ja ebenso fein und
sensibel sind. Ich bin sicher, sie sind ein gutes Team und die Natur
zwischen ihnen würde bloss stören.
*
Ich muss noch etwas an die Arbeit. Und ich wünsche Dir in diesem trüben
Wetter ein häusliches und gemütliches Wochenende.
Mit einem lieben Gruss
gloomy monday morning
Ämne: gloomy monday morning
Liebe Marlena
Nun ja, der Abend in Seltisberg. Um das Geheimnis vorweg zu nehmen. Ich habe
gar nicht gesprochen. Und einen Drücker mit den Sekretärinnen, nein, was
denkst Du auch von mir? Na, vielleicht stelle ich mir unter einem Drücker
etwas Falsches vor?
Nein, ich hatte wirklich keine Lust, zu reden. Und wir machen diese Anlässe
so locker und informell, dass eine Rede immer eine gewisse Anstrengung
bedeutet. Wir sassen an verschiedenen Tischen und waren vertieft in
verschiedenste Themen. Doch wir haben auch nicht zu lange gemacht. Um etwa
23.00h waren wir alle schon wieder auf dem Heimweg.
So habe ich nichts gesagt zur Lage der Nation und zur bösen Zeit, die
herrscht. Ich habe mir zwar zuhause noch ein paar Gedanken gemacht und
hätte, wenn die Gelegenheit zwingend geworden wäre, schon ein paar Gedanken
äussern können. Aber wie gesagt, es bestand keine Notwendigkeit. Und das war
gut so.
Vielleicht hätte ich, wenn Deine Bestätigung zum Dank für alles, was sie
nicht getan haben, schon freitags gekommen wäre, mehr Sinn gesehen, ihnen
das zu sagen.
Immerhin war das Menue ganz nett. S und ich haben Lammfilet gegessen,
mit etwas Gemüse und Kartoffeln, und dazu einen Dôle aus dem Wallis
getrunken, der ganz gut war. Ich wollte nicht drei Gänge, wie meine
Mitarbeiter das für sich bearbeitet haben. Und so bin ich schliesslich
ziemlich leichter Dinge und geradezu nüchtern wieder heimgekehrt.
*
Ja, das Bauernhaus. Nein, es ist nicht unser Haus. Unser Haus stammt zwar
auch aus der Zeit vor der französischen Revolution. Ich sage immer, Goethe
könnte unter unserer Haustüre gehustet haben. Anlässlich seiner
Schweizerreise natürlich.
(---)
Hoffentlich hast Du Deinen Trost bei Appi gefunden. Ich bin sicher, er sitzt
wie ein junger Kavalier auf seinem Hochsitz und flötet Dir die
unverschämtesten Akkorde ins Ohr.
*
Und weshalb diesmal nicht einen doppelten, Gruss oder Scotch oder was
eigentlich?
Mit einem schönen Gruss für diesen trüben Montag Morgen.
...
Mittwoch, 2. Juli 2014
Nur so..
Ämne : Nur so..
Lieber ...,
Hast du einen schönen Abend erlebt in Seltisberg? Und hast du dann doch eine Rede gehalten? Die Idee deinen Mitarbeitern zu danken für alles was sie nicht getan haben finde ich sehr humoristisch und hat sicher viel mehr Freude gebracht als wenn du ihnen eine s.g. Pflichtrede gehalten hättest wo du alle ihre guten Einsätze lobst. Was hast du nun wirklich getan? Zum Abschluss stelle ich mir noch vor dass du mit allen schönen Sekretärinnen einen "Drücker" getanzt hast.. ;-)
Und das schöne Bild von dem Bauernhaus, das du mir geschickt hast hat mich so sehr gefreut. Ich war sicher dass es dein Haus war ( bildete mir ein B und A links im Bild zu sehen) und wunderte mich woher du plötzlich den Mut genommen hast mir ein solches Bild zu senden. Und jetzt sagst du zu meiner Enttäuschung, dass es irgendwo in der Nähe von Bern liegen könnte.. :-(
Ach, dieses Naipaulbuch. Ich befürchte eigentlich dass du es etwas langweilig finden könntest.. aber es hätte mich interessiert zu hören was du über seinen Stil denkst. Ich finde er kann mit Worten wirkliches Leben erzeugen.. so wie du es tust. Deswegen eben.. Aber ich will dich doch nicht bedrängen, mein lieber Mausfreund. Das Leben ist zu kurz um mit uninteressanten Dingen vergeudet zu werden. Das ist eine neugefundene Einsicht bei mir .. das Alter macht klug.. (so hoffe ich wenigstens). ;-)
Das mit J stört mich nicht. Ich habe es erst ganz neulich erfahren und zuerst gingen meine Gedanken an seine Mutter. Aber sie scheint sich damit abzufinden. Und dann denke ich natürlich an ihn. Aber bei uns gibt es so viele in seiner Situation die es nicht verbergen. Er muss sich absolut nicht allein fühlen damit.. Ich glaube dass es auch in unserer Generation viele solche Menschen gibt nur dass sie eben ihr Leben lang ihr Geheimnis für sich bewahren.
Ja doch, Anna ist bereit dir jederzeit eine Homepage zu machen. Sag nur was du auf der ersten Seite haben möchtest und sie kann dir eine Probe senden. Am besten du machst eine Skizze auf Papier und schickst es an die Adresse die ich dir gegeben habe. Du könntest dir vielleicht ein paar andere Seiten im Internet ansehen und sagen welche Art dir am besten gefällt. Warum starten wir nicht sofort?
*
Ich frage mich was du gerade in diesem Moment tust. Es wäre schön zu wissen. Ich fühle mich etwas einsam heute. Werde Trost suchen bei Appi... Er ist für mich was die Tauben für dich sind.
Mit einem lieben (diesmal nicht doppelten) Gruss,
Marlena
PS Am liebsten würde ich nun neben dir sitzen und mit dir zusammen ein Buch anschaun.. eins mit Kunst .. oder dein Affenbuch vielleicht.. wir würden uns gut amüsieren. Oder vielleicht eins was ich habe mit Portraits von allen grossen Schriftstellern..
Dienstag, 1. Juli 2014
Sollte ich vielleicht... ?
Ämne : la grande bouffe
Liebe Marlena
Was meinst Du, sollte ich heute Abend an unserem Büroessen ein paar Worte
sagen? Ich habe eigentlich wenig Appetit, weder auf Essen noch auf Reden.
Aber ich werde es mir noch überlegen. Und vielleicht kommen mir in diesem
Mail ein paar Gedanken.
Das Essen findet auf Seltisberg statt. Das ist eine Nobelgemeinde gleich
oberhalb Liestal. Jeder, der in Liestal etwas hält, wohnt hier oben in
Seltisberg. War früher einmal ein kleines Bauerndörfchen, und ist jetzt
überwachsen mit protzigen und anderen Einfamilienhäusern. Natürlich ist es
schön hier oben. Man hat den Eindruck, man sei dem Himmel näher. Mein
Vorgänger hat hier oben gewohnt, und sich, vor 20 Jahren, aus Enttäuschung
über seine Arbeit und die Probleme mit seinem Chef im WC erschossen. Ich
habe das erst vor drei oder vier Jahren vernommen. Vorher hatte es
geheissen, es wäre ein Herzschlag gewesen. Allerdings hatte er schon als
junger Mensch, als sich herausstellte, er könne nicht Medizin studieren,
offenbar einen Suizidversuch gemacht. Er ist dann aber nicht gelungen, hat
einfach dazu geführt, dass er Zeit seines Lebens ein schlechtes Augenlicht
hatte. Das war mein Vorgänger. Und Du siehst, Marlena, mein Stuhl ist etwas
belastet. Ich darf mich nicht zu sehr darauf bewegen, sonst bricht er
vielleicht noch in sich zusammen.
Zurück nach Seltisberg. Dieses Jahr hat eine Sekretärin aus Allschwil das
Essen organisiert. Es gibt drei Gänge, und ich konnte mich nach viel
Überlegen und virtuellen Hungerkuren für kein Menue entscheiden. Ich mag
einfach abends nicht mehr soviel essen. So habe ich mich sehr spät
angemeldet, um dann noch à la carte bestellen zu können. Und S tut
dasselbe. Ich glaube, das ist am besten so. Ich will mich nicht an einem
Freitag abend durch drei Gänge durchkämpfen. Aber eben, vielleicht sollte
ich eben deshalb, weil ich nicht esse, reden.
Wir nennen diesen Anlass unser Weihnachtsessen. Früher hatte es immer im
Dezember stattgefunden. Dann haben wir bemerkt, dass im Dezember keiner Zeit
und wenige Lust zu einem saftigen Essen haben. So hat man es dann vor ein
paar Jahren auf den Januar verschoben. Immerhin hat man im Januar gute
Vorsätze im Kopf, und so ein Essen ist eine echte Herausforderung, die
Nagelprobe für die guten Vorsätze. Wer das Essen überstanden hat, der kann
getrost das neue Jahr in Angriff nehmen. Dem kann nichts mehr Wesentliches
passieren.
Die Sekretärin nennt das Essen nun "Jahresessen". Das klingt wie "la grande
bouffe". Hast Du den wundervollen Film gesehen mit Michel Piccoli. Es sind
ein paar gesetzte Männer in einer alten Villa, die ein wirklich
ausschweiffendes Fressen veranstalten. Und das hat etwas ziemlich
Infantiles. An diesen Film erinnere ich mich, wenn sie vom Jahresessen
spricht. Aber das kann ich nicht sagen, denn der Film ist eine Provokation
auf den diskreten Charme der Bourgeoisie.
Bei Jahresessen gehen einem natürlich auch die Jahresabschlüsse, die
geschäftlichen Dinge durch den Kopf. An einem solchen Anlass verkündet der
Chef die Erfolgsrechnung, verteilt Gratifikationen und macht Beförderungen
und verteilt Gratiskomplimente. Und dann hat er Gelegenheit, mit seiner
Sekretärin zu tanzen.
Aber bei uns ist das natürlich ganz anders. Unsere Abschlüsse sind noch
nicht gemacht. Die statistischen Zahlen sind noch nicht bereit. Wir können
uns bloss selbst auf die Schulter klopfen.
Natürlich kann ich meinen Leuten danken für die grosse Arbeit, die sie
während des vergangenen Jahres geleistet haben. Es gab da jede Menge
Unannehmlichkeiten, Zeitdruck, Spannungen, Rekursverfahren, Irritationen und
so fort. Dafür kann ich mich bei ihnen bedanken. Aber dafür sind sie auch
bezahlt. Das sollte man nicht vergessen. Und sie sind gut bezahlt.
Vielleicht sollte ich mich bedanken für all die Dinge, die sie NICHT gemacht
haben. Sie haben keine unnötigen Rekurse provoziert. Sie haben nicht Kinder
verführt oder belästigt. Sie haben keine Schulhäuser angezündet, noch haben
sie Behörden hintergangen. Ach, sie haben sich wirklich anständig und fair
aufgeführt, haben abends ihre Arbeitszeit aufgeschrieben und sind brav
heimgegangen. Es war eine reine Freude.
Vielleicht sollte man den Mitarbeitern Mut zusprechen, dass nach den
schlimmen Ereignissen im letzten Jahr nun alles gut werde. Nachdem so vieles
auf der Welt dahingegangen ist, sollten wir doch für das neue Jahr neue
Hoffnungen schöpfen. Ich sollte ihnen also das Badewannenjahr ans Herz legen
und sie bitten, sie sollten mit Lockerheit und Optimismus an die Arbeit
gehen. Das wäre gut. Das haben sie nötig.
Ach, ich weiss nicht. Vielleicht sag ich doch gar nix, und esse zwei oder
drei Teller leer.
Ich lass es mal auf mich zukommen.
Mit einem schönen Gruss
...
ungefähr 18:00h
Ämne: sonntag sonnig
Datum: den 4 juli 12:03
Liebe Malou
„…awiw“ sollst Du haben.
Ja, die Gréco ist ein Grossmütterchen geworden. Aber in dieser Sendung auf einem französischen Sender hat sie auch gesungen. Und ihre Stimme ist immer noch sehr fest und rhythmisch aufregend und jung. Die Juliette hat in ihren Erzählungen viel Luft genommen. Sie hat erzählt, dass sie sozusagen wie ein Mann gelebt habe. Das heisst, sie konnte bei den Männern mit den Fingern schnippen, und sie sind ihr gefolgt (bis ins Bett, so muss man wohl annehmen). Sie hat sehr positiv geredet über ihr Alter und geschildert, wie sie ihren Ruhm immer noch geniesst.
Was Du über die Erlebnistiefe des Alters sagst, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Aber ich ertappe mich bei solchen Gelegenheiten oft, wie ich mich frage, dass ich in meiner Jugend gewisse Dinge viel grösser und viel schöner erleben konnte. Ich glaube, damals gab es einen weiten Horizont der Erwartungen. Alle diese Ereignisse hatten eine Bedeutungsdimension in die Zukunft. Und die war gross und weit und wichtig. Heute denke ich oft: und das war alles? Die Menschen sind doch - alles in allem - sehr menschlich! Na ja, sie sind alle sehr mittelmässig, mich selbst eingeschlossen! Du siehst, ich habe das Gefühl, am Ende der Fahnenstange angelangt zu sein. Na ja, nicht ganz, aber immerhin. Wenn man das Leben als einen Tag nimmt, ist es ungefähr 18.00h heute. Was Wunder, wenn man sich vornimmt, an diesem milden Abend bis 22.00h noch ein bisschen auf die Pauke zu schlagen?
Michel de Montaigne ist ein guter Begleiter. Ich glaube, er war sehr wenig sentimental und hat aus seinem Leben alles herausgeschöpft, was möglich war.
(---)
So, ich schicke dieses Ding ab. Sonst hängt es hier bloss herum
MlGukuawdw
...
Sieh Dich vor!
Ämne: Re: und jetzt Samstag, sieh Dich vor !
Lieber ...,
Ja, du hast Recht. Sie ist "in die Jahre gekommen"die Gréco, wie du sagst. Und zuerst denkt man, man könne sie nur bedauern. Und natürlich muss man das auch tun, denn das Altern ist eine hässliche Sache. Jedenfalls muss es so sein für Frauen, die mit ihrem Gesicht in der Öffentlichkeit posieren müssen.
Doch weisst du, an Erfahrungen und Erlebnissen möchte ich nicht ein Jahr jünger sein. Während unser Körper zusammenschrumpft wird unsere Seele immer weiter und reicher. Alles was wir erlebt haben lebt weiter in uns und schenkt jedem neuen Augenlbick einen Glanz, der einem "jüngeren" Betrachter verborgen bleibt. Ich denke manchmal daran, wenn ich mir mit Anna etwas ansehe. Z.B die Midsommar-feier. Dann versuche ich für einen Moment alle meine schönen Erinnerungen an frühere Feiern wegzudenken um zu verstehen, was sie sieht. Und ich sehe ein wie reich ich bin, denn ich kann fast jedem Moment noch etwas Schöneres abringen. OBS! Schöneres, gross geschrieben. ;-)
(---)
Weisst du, es ist lustig mit diesen Buchstaben am Ende des Mails. Ich habe natürlich versucht auszudenken wofür sie stehen. Und als ich gestern mein Mail beendete, wollte ich dich ein wenig necken und selbst sowas hinschreiben. Und dann war ich ganz erstaunt, als ich entdeckte, dass ich genau dasselbe geschrieben hatte, wie du in einem Mail neulich.
Du willst mir also wirklich schicken awiw??? Oh, sieh dich vor! Du ahnst nicht wiw..
Mit einem lieben raschen Gruss und Kuss,
deine Malou
Abonnieren
Posts (Atom)