Mittwoch, 27. Februar 2013

"Granit des grauen Alltags"


Subject: l'essentiel est invisible

Liebe Marlena

Weißt du, wie es läuft? Ich komme am Morgen ins Büro und stelle
als erstes meinen Laptop an, um nachzuschauen, ob ich was von dir
finde. Und dann hole ich mir einen Kaffee und geniesse deinen Brief.
Und dann fängt mein Kopf an zu arbeiten, dass ich noch gar nicht an
die Arbeit gehen kann. Dieses und jenes muss ich schon hinschreiben.
Und so kann es, im schlimmsten Fall, 830h werden, bis ich mit
meiner Arbeit anfange. Manchmal habe ich den Eindruck, ich komme
von weit her in dieses Büro zurück und muss mich besinnen, wo ich
die Dinge finde und was ich nun als erstes zu tun hätte. Ich stehe hier
wie ein ET und muss mich zuerst mal in diesen fremden Verhältnissen zurechtfinden. Wo ist denn schon wieder die Agenda? Wann haben
wir die Sitzung mit dem Chef? War da nicht noch was mit dem
Inspektorat für nächste Woche? Ich muss mich richtig hinein-
schaufeln in diesen Wust von Papier und Konzepten und Terminen.
Das nenne ich den "Granit des grauen Alltags". Ja nun also, sie
bezahlen mir ja gutes Geld für meine Arbeit. Und manchmal ist es
auch echt interessant.
...





Dienstag, 26. Februar 2013

RE: Kleiner Bürogruss


Subject: RE: Kleiner Bürogruss

Ach, mein armer Mausfreund,

Hat dich das Grau schliesslich auch erwischt? Es ist wirklich bedrückend. Komm, lass uns die Müdigkeit vertreiben. Ich mach dir einen guten Tee und dann erzählen wir uns lustige Dinge und lachen. Lachen macht wieder munter.

Ich habe natürlich nach deinem vorigen mail meine weiblichen Genen hervorgeholt und heute zur Freude meiner männlichen Kollegen den Tisch schön hergerichtet. Ein hübscher leuchter mit Kerzen (nicht elektrisch), eine Vase mit roten Tulpen, ein paar schöne Servietten und eine Dose mit Pfefferkuchen. Ihre Augen haben geleuchtet wie bei kleinen Kindern. :-)

Ich schreib dir später noch mehr. Bis dahin einen kleinen Dornröschenkuss.. (warum darf Dornröschen nicht den Prinz wachküssen?)

Wir sehen uns,
Malou

Kleiner Bürogruss


Kleiner Bürogruss

Hallo Malou

Ach ich bin so faul und müde, lass mich ein bisschen träumen und in einem Mail herumturnen.
Das Wetter hat aufgehellt. Es ist jetzt auf eine milde Art sonnig, so ungefähr könnte man das fahle Licht nennen. Gegenüber, im grossen Haus, wo unten die Drogerie und die Parfumierie zum Wasserturm untergebracht ist, dort raucht ein Kamin leicht vor sich hin. Ich glaube, die Wohnungen oder Zimmer gegenüber wechseln ihre Mieterinnen und Mieter ziemlich häufig. Anfangs, das war in den Sommermonaten, hatte ich noch rassige junge Frauen gesehen. Doch jetzt sind es nur noch absolut junge Dinger. Das Haus hat zwei grosse Stockwerke und während all der Jahre hatte ich oft gedacht, was wohl die Gründe wären, dass dort niemand wohnt. Nun, ich dachte, vielleicht seien die Wohnung als Lager für den Laden benutzt. Jetzt gibt es bestimmt Bewohner, aber es ist ein bisschen unklar, wie viele es sind. Ich kann auf jeden Fall nicht unterscheiden, wer wer ist. Und das ist auch richtig so, ist nicht so wichtig.

Ach, ich bin wirklich zu müde. Hoffentlich geht es Dir besser.
Ich lass Dich.
Mit allerbesten GundK
...

Montag, 25. Februar 2013

Blick durchs Fenster



mildes Licht


und kurz danach - Nebel



Herrlich!



Heute ist es endlich hier, das erwünschte Wetter. Strahlende Sonne auf
leuchtend weissem Schnee. Wie viele Farben von Weiss es gibt! Ich
werde versuchen ein Bild für dich zu machen.



 Jetzt lege ich mich eine Weile, gut eingehüllt in einen Stuhl auf der Terrasse.


Ungerer


Subject: Letzter freier Abend..
Date: Thu, 19 Feb 19:43:43 +0100

Lieber ...,

Irgendwo habe ich gelesen, dass Ungerer, wenn er allein in ein Restaurant geht und ein Platz neben ihm frei ist, ganz einfach einen schon verstorbenen Freund einlädt dort mit ihm zu sitzen. Und er fühlt, dass dieser dann wirklich da ist. Machst du es auch so? Oder holst du dir Leute aus Fleisch und Blut an den Tisch? Vielleicht bist du auch gern mit deinen Gedanken allein.
Hast du auch gesehen, was Ungerer über NY schreibt? Scheinbar war er ebenso verliebt in die Stadt wie du. Die Stadt muss etwas besonderes an sich haben.
...

Samstag, 23. Februar 2013

Mittwoch, 20. Februar 2013

Energiemangel


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Nja, die Traurigkeit und der Energiemangel sind Dinge, die nicht leicht zu vertreiben sind. Es braucht viel Licht und eine gute Portion Anfangsenergie. Es braucht eine Art von Treiber, wie im PC, stelle ich mir das vor. Ich meine, man sollte anfangs etwas unternehmen, obwohl man absolut keine Energie dazu hat. Das hört sich wirklich paradox an und ist es auch. Aber dann kommt die nötige Energie Tropf um Tropf. Na ja, so wenigstens stelle ich mir vor, müsste es funktionieren. Um Energie zu gewinnen muss man so tun, als ob man viel Energie hätte. Das eben ist die Treiberenergie. Frag mich nicht, weshalb der liebe Gott den Menschen so verzwickt und kompliziert gebaut hat. Es hätte bestimmt einfachere Lösungen gegeben. Klar, schau Dir die Eichhörnchen an: immer putzig süss und den Schwanz aufrecht und hops … sind sie schon auf den Bäumen.



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Montag, 18. Februar 2013

Katzen


Datum: den 2 februari  16:56

Liebe Malou
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Im Moment sehe ich auf dem Balkon gegenüber, bei der Drogerie, zwei schwarze Katzen sitzen. Ich glaube, sie karisieren. So hatte man damals im Wallis gesagt. Das heisst, sie sind daran, sich zu verlieben, oder sie tun es schon jetzt. Ist denn jetzt die Zeit für die Katzen? Und die Jungen kommen dann im März. Und es ist merkwürdig, wie gelangweilt die beiden ausschauen. Sie drehen den Kopf nach allen Seiten, um zu zeigen, dass das Gegenüber nicht wichtig sei. Ach nein, ich glaube nicht, dass Katzen so denken. Unmöglich. Wahrscheinlich sind sie bloss unschlüssig, wo und wie sie es treiben sollen, hier vor allen Leuten oder vielleicht lieber hinter der Mauer, wo sich die Mäuse darüber ergötzen?

Re:

Ach, deine Gedanken über die Katzen ;-))) Sie verraten einiges über dich, mein lieber Mausfreund. Ich persönlich glaube ihr Uninteresse an einander kommt davon, dass sie ganz einfach Geschwister sind. Und wenn sie sich suchend umgucken, na ja, dann ist es vielleicht um zu sehen bei wem man dann im März seine Serenade vortragen könnte. Wenn du wüsstest wie oft ich sowas gehört habe in meiner Kindheit. Manchmal war es ein ganzer Chor. Und dann sind sich die Rivalen in die Haare geflogen und es gab ein rieisges Geschrei sodass man im Nachthemd hinaus musste um die Liebeskranken wegzujagen. ;-)





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Sonntag, 17. Februar 2013

mein Modellierkurs


Liebe Marlena
...
Habe ich dir erzählt, dass ich im Januar in einem Modellierkurs war.
Es waren etwa 10 Sitzungen à 3 Stunden. Jeder konnte modellieren,
was er wollte. Ich fand mich dort in einem Kreis von Hausfrauen
wieder und war effektiv der einzige Mann, neben dem Künstler.
Das mochte ich eigentlich nicht so besonders, aber ich habe mein
Schicksal mit Würde getragen. Das muss ich sagen, angesichts der
Tatsache, dass einige dieser Damen echte Plaudertaschen waren.
Doch es gab auch einige darunter, die schon jahrelang diesen Kurs
besuchen und wirklich künstlerische Ambitionen haben.
Also, ich habe versucht, einen Frauenkopf zu modellieren, eine Büste,
um genau zu sein. Und jedes mal, wenn ich nach einer Woche wieder
an meiner Dame Hand anlegte, veränderte ich sie völlig, dass niemand
sie wiedererkannte. Sie war wirklich sehr unruhig und wandelbar und
unzuverlässig, meine Dame. Aber so nach etwa 4 oder 5 Sitzungen
beruhigte sie sich etwas, sie wurde solider und konstanter. Der
Künstler hatte sie auch einmal in seine fachmännischen Finger
genommen und ihr den Hals wieder ein bisschen dicker gemacht.
Ich wollte eigentlich gerne einen dünnen Hals, so wie derjenige
von Nofretete, die wir über Weihnachten in Berlin gesehen hatten.
Aber mein Künstlerlehrer fand, man könne die Erde nicht überlisten,
sie eigne sich nicht für dünne Hälse. Und so liess ich einen robusten
Hals zu, nicht gerade ein Bauernfrauen-Hals, aber doch ein
Athletinnen-Hals.
Und dann habe ich meiner Figur auch eine respektable Frisur
gemacht, eine Art Knopf (nein, kein Schwänzchen, wie du vielleicht
jetzt gedacht hast, hier doch nicht mehr!).Doch diese Frisur war ein
bisschen schwer, so dass meine hübsche Dame stets den Kopf
langsam zum Himmel gedreht hat. Die Haare haben einfach hinten
durch ihr Gewicht heruntergezogen. Und so schaute ihr Gesicht
schlussendlich zum Himmel. Man könnte sagen, sie sei eine
Regenbeterin, die ohnehin erst anfangen zu beten, wenn sich die
Wolken schon zusammenziehen. Und am letzten Kursvormittag
hatte ich noch die Idee, ihr noch hände vorna an die Brust zu heften.
Ich hatte dafür gute ästhetische Gründe. Und zugleich gaben die
Händeflächen eine gute Antwort auf die Gesichtsfläche. Jetzt
sieht sie wirklich aus wie eine Regenbeterin. Ich sag es dir, liebe
Marlena. Wenn wir hier einen nassen Sommer haben werden,
dann weiss ich weshalb.
Ich habe meine Figur noch im Atelier des Künstlers gelassen.
Ich werde sie gelegentlich holen. Sie kann dort noch trocknen.

Samstag, 16. Februar 2013

Orphei Drängar



O Djuret på OD:s plats i Uppsala
  





Mittwoch, 13. Februar 2013

Gegen die Zeit ...


Liebe Malou
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Ja, vielleicht ist schreiben einfach aus diesem Grunde gut: gegen die
Zeit zu schreiben, erzählen, wie es war. Gegen diesen schleichenden
Untergang anschreiben, den alles erfasst und der alles mit sich
reisst. Ich werde traurig und wütend gleichzeitig, wenn ich davon
rede. Du nicht, Malou? Wie das Leben vergeht, ist doch einfach
ungeheuerlich, ungerecht, absolut brutal!!! All die Verstorbenen und
Vergessenen, stell dir vor, wo sie sind! Es macht mich wahnsinnig,
wenn ich daran denke.
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Nietzsche ... und Freud


Ämne:  Late night show
Datum: den 10 februari 2001 02:19

Liebe Marlena
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Zur Zeit lese ich Nietzsche. In meiner katholischen Mittelschule war er natürlich ein absoluter Teufel und eine persona non grata. Was immer ich über ihn gehört hatte, ich musste zum Schluss kommen, dass er nicht ganz richtig im Kopf sei. Und jetzt, wenn ich ihn lese, muss ich feststellen, dass er doch sehr intelligent und auch ein guter Psychologe war. Ich weiss, dass Freud ihn bewundert hat. Und er war Professer der Altphilologie in Basel. Und er soll ein sehr scheuer Mensch gewesen sein. Er hatte auch Stunden im Mädchengymnasium in Basel. Und als die Mädchen ihm in einer Stunde einen Blumenstrauss auf das Katheder gestellt hatten zu seinem Geburtstag, da soll er sein Pult während der ganzen Stunde gemieden haben, als ob er alles nicht gesehen hätte. Er war ein wunderlicher Kerl. Und später, in Turin, soll er weinend ein Pferd umarmt haben, weil es vom Kutscher geschlagen worden war. Aber zu jener Zeit war er schon hinüber.
Nein, er ist wirklich sehr intelligent, unser Herr Nietzsche. Und er ist ein echter Philologe. Die Art, wie er argumentiert, ist wirklich so sehr am Text haftend, wie man es heute selten mehr sieht. Diese gewisse Flüchtigkeit und Verbalität der Argumentation, das liest man nicht mehr heutzutage. So wenigstens habe ich das Gefühl. Und ich glaube, ich habe ein ziemlich gutes Gefühl für Sprache.
Wie könnte man seine Erkenntnisse zusammenfassen? Ich würde im Moment sagen, dass sein Hauptsatz heisst: unsere Welt ist ein Kunstwerk. Wir machen die Welt selbst. Es ist nicht so, dass sie da wäre, und dass wir sie uns anschauen oder zu Gemüte führen müssten. Nein, unsere Welt ist soviel wie ein Traumgebilde. Und wir sind die Träumer, das heisst, wir sind Künstler. Wir hängen viel zu sehr an der Realität, denn eigentlich hängt ja die Realität von uns ab. Das waren schon ziemlich revolutionäre Gedanken am Ende des letzten Jahrhunderts. Wir sind der Grund der Realität. Und nicht die Welt.
Das heisst doch wohl, wenn wir an der Welt verzweifeln, dann verzweifeln wir an uns selbst. Und das, meine liebe Marlena, ist nicht neu.
Er war wirklich genial, Nietsche. Ich muss noch etwas mehr lesen von ihm.

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Ja, unsere Vorstellungen von Glauben sind vom modernen Wissen geprägt. Und wenn Du sagst, Du beneidest Menschen, die einen starken Glauben haben, so meine ich dasselbe. Aber ich meine darüber hinaus, dass man einen solchen Glauben haben kann, ohne religiös im kirchlichen Sinne zu sein. Es gibt vielleicht junge Menschen, die ein bestimmtes Lebensziel haben. Und sie glauben daran und erreichen es damit auch. Ich meine diesen starken Glauben, dass man Wünsche hat, dass man glaubt, die Wünsche werden wahr, und dass sie schliesslich auch wahr werden. Man sagt dann, diese Menschen seien "willensstark", sie "wissen, was sie wollen" und so weiter. Aber eigentlich haben sie doch bloss in sich einen starken Glauben an das, was sie sich wünschen, und dass sie es schaffen werden. Wahrscheinlich fühlen sie diese gewünschte Zukunft als Teil von sich, und nicht äusserlich wie jene Menschen, deren Wünsche dann nicht erfüllt werden. Sie wünschen sich also beispielsweise nicht, dass sie einen Lottogewinn machen werden. Denn so was liegt nicht in der Möglichkeit ihrer Selbstwirksamkeit. So was hängt allein vom Zufall ab. Aber gesund zu sein, ein berufliches Ziel zu erreichen, einegute Ehe zu führen, Rom zu besuchen (um dann zu sterben, wie die Redensweise sagt), all dies sind solche Dinge, an die man glauben kann. Die Psychologen haben einen Begriff, der diese menschliche Kapazität auch einigermassen meint. Es ist die "Selbstwirksamkeit". Menschen sind überzeugt, dass das, was im Leben geschieht, letztlich auf sie selbst und ihre eigenen Bemühungen zurückgeht. Und das erlaubt letztlich, ihnen "mein" Leben zu sagen. Ach, ich glaube, das ist schon wieder ein wenig existenzialistisch gedacht. Aber natürlich ist es trotzdem richtig. Der Existenzialismus hatte ja doch Einsichten, die immer noch richtig sind. Und wenn ich Nietzsche lese, merke ich, dass er sie vorher schon gehabt hat. Es gibt doch diese merkwürdige Bemerkung Freuds, der gesagt, und vielleicht sogar irgendwo geschrieben haben soll, dass er nicht mehr Nietzsche lesen könne, weil der Philosoph viele der Einsichten schon gemacht hatte, die Freud mit seinen langsamen undgründlichen Überlegungen in seinen Schriften dann schliesslich auch mache.Ich bin überzeugt, dass das auch wirklich so war. Ich glaube, dass die Psychoanalyse damals "in der Luft" gelegen hat. Die Leistung Freuds liegt vielleicht weniger in der Erfindung der Psychoanalyse als in der fleissigen Sammel- und Schreibarbeit. Es gibt jene hübsche Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, die mir sehr psychoanalytisch vorkommt. Sie glaubt an dieselben Mechanismen, an die auch die PA glaubt.

Sigmund Freud muss sehr ehrgeizig gewesen sein. Das sieht man an jener Denkfigur über die dreifache Kränkung der Menschheit. Die Figur ist gut, aber sie zeigt auch seine Ambitionen. Freud meint, der erste Kränkung, welche die Menschheit zu verkraften hatte, sei die Erkenntnis Kopernikus' gewesen. Er habe damals - mit dürftigen Mitteln übrigens - bewiesen, dass sich nicht etwa die Sonne um die Erde, sondern die Erde um die Sonne drehe.Das hatte man zwar schon in der Antike gewusst, aber wieder "vergessen". Die Beleidigung des menschlichen Selbstbewusstseins lag ja wohl darin, dass wir einsehen mussten, dass wir und unsere Welt nicht das Zentrum des Alls sind. Wir hausen auf irgend einem "Nebenstern". Und die zweite Beleidigung dann kam von Darwin und seiner These der Evolution, --  Darwin hat übrigens nicht behauptet, wir stammten vom Affen ab. Und er konnte seine Theorie auch nicht so genau beweisen, weil da noch das sog. "missing link" fehlte. Es war ein reiner Indizienprozess. Aber die Beleidigung bestand darin, dass wir Menschen eben auch bloss gut entwickelte Tiere seien. Und auch mit dieser Aussage hatte der Vatikan seine grosse Mühe. Und schliesslich kam noch Freud und behauptete, dass der Mensch nicht Herr im eigenen Haus sei. Viele seiner Gedanken, Wünsche und Taten sind nicht besonders rational, wie es scheint,sondern sie sind beeinflusst vom Unbewussten, welches sozusagen ein eigenes trübes Regime führt. Aus der dunkeln Suppe des Unbewussten also handelt derMensch, und er ist nicht (vielleicht nicht nur?) dieses animal rationale, das man immer behauptet hatte.

Ist deutlich, dass das eine hübsche Denkfigur darstellt. Man könnte sich natürlich fragen, wer denn sei "die Menschheit"? Gibt es da eine Kollektivseele, die sich beleidigen lässt? Lassen sich gut entwickelte Affen auf dem Nebenstern, die aus biologischen Urgründen handeln und denken, lassen sie sich wirklich beleidigen? Und wenn ja, welches wäre die nächste, die vierte Beleidigung? Vielleicht jene von Präsident Bush, der immer wieder in die Welt schreit, dass es neben den Menschen auf unserer Welt noch wilde Tiere gebe, die sich darauf spezialisierten, Terror zu treiben? Ich meine, das allein bestätigt schon Darwin, dass wir hier mehr oder weniger in einem Affenhaus leben.

---Mlgukua

Dienstag, 12. Februar 2013

Kommst du?





Ämne: Kommst du?
Datum: den 4 februari 2003 16:26


Lieber ...,
Nun habe ich ihn hinter mir, den strengsten Tag der Woche und ich kann mich entspannen und ein bisschen von der Arbeit loslassen.
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Auf dem Heimweg habe ich etwas eingekauft und ich konnte nicht widerstehen, als ich sah dass man ganz frische "semlor" verkaufte, du weisst diese Semmeln mit Schlagsahne und Marzipan gefüllt, die man eigentlich erst am Fastnachtsdienstag essen sollte. Und sogar zwei habe ich gekauft, weil sie eben so verpackt waren. So möchte ich dich nun mit der einen verführen. :-) Viele legen sie in einen Teller mit warmer Milch drum aber mir schmecken sie am besten so wie sie sind. Herrlich!!
Dazu nehmen wir uns eine Tasse Kaffee. Kommst du?

Ich schicke dir dieses kleine Mail nun ab damit du es noch heute bekommst und schreibe dir später noch ein paar Zeilen.

Ich grüsse dich lieb,
Marlena

Sonntag, 10. Februar 2013

"Souveränität der Erzählerrolle"

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Soll ich dir ein Beispiel zeigen, welches die Souveränität der Erzählerrolle, die Erzählmaske nennt man sie ja auch, zeigt? Man sagt immer, dass der Künstler, der Erzähler, der Maler eine göttliche Rolle einnimmt, indem er wie ein Demiurg eine eigene Welt kreirt. Es ist nicht blosse Abbildung, sondern es ist die Gestaltung, die Kreation einer neuen, einer eigenen Welt. Du hast mir auf wunderschöne Art und Weise vom Fest am letzten Freitag erzählt, als sich das Dach leicht hob, ob der guten Stimmung. Und du hast den Gastgeber herausgepickt, und ihn mir freundlich vorgestellt. Und alle anderen Gäste, ausser vielleicht dich selbst, hast du weggelassen, indem du die elegante Wendung fandest, du hättest sie mir in Gedanken längst beschrieben. Du erinnerst dich sicherlich, denn eine solch schöne Wendung ist nicht unbewusst, sondern gut und bewusst erfunden. Ich habe noch selten jemanden gehört, der so elegant Dinge übergehen kann. Ich meine, du erzählst sie nicht, und trotzdem schliesst du mich ein. Du lässt mich nichtwissend wissen. Du kannst mir nicht alles erzählen, und doch lässt du mich überall dabei sein. Ach Marlena, du darfst nicht sagen, ich mache dich perfekt. Sowas ist einfach perfekt. Das ist so schön und elegant erzählt, ich kann dir kaum ausdrücken, wie mich das berührt. Ich glaube, es ist sehr ähnlich der Art, wie du tröstest. Ich habe so etwas noch nie erlebt in meinem Leben. Vielleicht habe ich es schon von Personen erfahren, aber sicherlich nie bewusst erlebt. Es ist für mich eine wunderbare Bereicherung, und ich bin dahin und meine Liebe wird immer - wie soll ich sagen - gefährlicher. Ich weiss nicht mehr, wie ich meine Seele zurückhalten kann.



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O süsses Lied



Blauer Geiger Marc Chagall


Ich kann es nicht sein lassen. Schicke dir noch ein Gedicht von Rilke. Dieses kennst du ganz bestimmt, aber vielleicht hast du es lange nicht mehr gelesen.


LIEBESLIED

(Capri 1907)

Wie soll ich meine Seele halten, dass
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich
der aus zwei Saiten e i n e Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süsses Lied.


Wünsche dir einen schönen Tag
Marlena

Samstag, 9. Februar 2013

Freitag, 8. Februar 2013

Semmelzeit


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date    7 February 2005 18:17
subject    PS ... Semla


Lieber ...,

Schau dir mal das an:

http://www.aftonbladet.se/vss/matovin/story/0,2789,595328,00.html

du musst runterscrollen, und du wirst sehen, dass man sogar die
verschiedenen "Semmeln" benotet hat. Verrückt, wie?
Sicher verstehst du einiges von dem Artikel, obwohl er auf Schwedisch
geschrieben ist.
Hol dir eine  (in Jalles Bäckerei  sollen sie besonders gut sein)  und
lass dir gut schmecken, morgen.

Ach, erst jetzt sehe ich die Preise.. (2½ Euro)  Es lohnt sich, die
Dinger selbst zu backen.. Also, komm lieber zu mir und lass dich
verwöhnen. :-)

Mit lieben Grüssen,
Malou

Rezept hier

Mittwoch, 6. Februar 2013

Montag, 4. Februar 2013

Einmal im Leben ..


Weißt du Marlena, was ich gerade beschlossen habe? Das ist natürlich
wieder einmal ein bisschen verrückt. Aber es ist nun mal so. Einmal
im Leben werden wir uns sehen. Mindestens einmal. Vielleicht nur
eine Stunde, vielleicht weniger, vielleicht nur für dein helles Lachen.
Vielleicht nur eine Zwischenlandung oder eine Durchfahrt irgendwo
auf dieser Welt. Vielleicht sind wir dann schon alt und werden uns
zitterig umarmen. Aber einmal werden wir uns sehen. Da bin ich mir
ziemlich sicher. Ich habe bisher in meinem Leben alle Ziele erreicht.
Aber du musst dir keine Sorgen machen, wir werden §3 und §5
berücksichtigen.



Samstag, 2. Februar 2013

Mummy, mummy! I've got a prize!


 




Dezember 2003

Was kann ich dir noch berichten? Vielleicht, dass wir täglich von neuen Nobelpreisträgern erfahren. Hast du gesehen, wer den Literaturpreis bekommen hat dieses Jahr?
Ein äusserst scheuer Südafrikaner, von dem man kaum gedacht hätte, dass er zu dem Nobelfest auftauchen wird. Er geht nie selbst seine Preise abholen und lässt sich auch nicht interviewen. Aber er hat schon gesagt, dass er "most likely" kommen wird. Sicher hast du schon über ihn gelesen. Wenn nicht, dann schau hier: http://www.onlinekunst.de/nobelpreise/coetzee.html


Coetzee

Lieber ...,
Jetzt habe ich mir die Rede von Cotzee angehört. Man spürte richtig die Spannung, die in der Luft lag, als dieser ungwöhnliche Mann zum Podium vorschritt um seine Rede zu halten. Und er stand dort auch still eine ganze Weile und wechselte zuerst mal seine Brille. Fast hatte man ein wenig Angst, dass ihn der Mut verlassen würde und er stumm wieder an seinen Platz zurückgehen würde.
Aber dann begann er.. Er hat eine schöne klangvolle Stimme, so wie deine... eine ruhige Stimme. Und seine Rede war kurz und originell.. und mittendrin sah man wie seine Verlegerin anfing zu weinen und auch vielen anderen kamen die Tränen. Und dann auch plötzlich, mittendrin in dieser kurzen Rede ein spontaner Applaus von allen Gästen..
Ja, er hat es gut getan, der liebe Coetzee.Und zuguterletzt ist er wieder würdig und wie eine starre Mumie an seinen Platz zurückgegangen.. während die Leute immer noch applaudierten.




Freitag, 1. Februar 2013

"Die Himmelstür zum Cyberspace"


Ich habe gerade ein interessantes Buch gefunden, das zu lesen ich angefangen habe. Es heisst "Die Himmelstür zum Cyberspace" von einer amerikanischen Wissenschaftsjournalistin namens Margaret Wertheim. Ich bin noch nicht so weit in der Lektüre, aber man kann alles nachlesen, was wir beide schon diskutiert haben über Platonismus, den klassischen Dualismus von Körper und Geist, den Cyberspace als die RES COGITANS Descartes' und viele ähnliche Dinge, inklusive alles, was mit dem Symbol eines Turmes assoziiert sein könnte. Ich glaube, Marlena, wir haben unsere imaginären Bedingungen gar nicht so schlecht durchschaut. Und darüber können wir doch ein wenig stolz sein.
Solche Fragen der modernen Medien, und wie sie unser Weltbild verändern können, das interessiert mich mehr als die technischen Fragen des EDV-Systems. Doch natürlich muss ich zugeben, dass ich oft bei Diskussionen schweigen muss, und dass ich in vielen kleinen Situationen des Alltages ein wenig hilflos sein kann.