Liebe Malou
Liebe Malou
"Wir bauen an dir mit zitternden Händen
und wir türmen Atom auf Atom.
Aber wer kann dich vollenden,
du Dom."
Lieber ...
Ja, wir bauen ihn wieder, den Turm. Es ist schön etwas zu bauen. All die Gefühle und Gedanken die man dabei hegt ..die Träume von der Vollendung ... was macht es wenn der Turm nie fertig wird. Der Weg ist die Reise wert. Und warum sollten wir nicht wieder heil herunterkommen? Glaubst du nicht auch dass wir immer wieder eine neue Sprache finden werden in der wir uns verständigen können ;-)
Aber du, mit ein paar
Jahren Architektstudien hinter dir, wirst mir schon ein wenig dabei
helfen müssen damit ich nicht unnötig das Gebäude in Gefahr bringe.
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subject Zzzzzz
Lieber ...
Eigentlich sollte ich wohl noch schlafen.. schau mal auf die Uhrzeit. Aber weisst du, nach diesem sonnigen Tag ist es oben so warm, dass ich jetzt die Balkontür weit aufstellen musste um die frische Nachtluft hereinzulassen und während dessen kann ich dir ein kleines Nachtmail schreiben.
Ich habe mich sehr über deine Mails heute gefreut. Das erste war so lustig, dass ich es Anna lesen liess. Auch sie hat sich köstlich amüsiert über deine "Gedankenkette" betr.. der "Verrichtungsboxen". Welch ein Wort! *s*
Jetzt ist die Luft schon angenehm hier im Haus und ich gehe nochnals zurück ins Bett. Ich schreibe dir morgen nochmals.. an meinem letzten ungestörten Tag am Computer. :-)
Ich hoffe du hast eine gute Nacht gehabt, wenn du dieses Mail findest.
Wünsche dir alles Gute,
mlG
Malou
(ungekürzt)
Liebe Malou
Hier noch zwei Bilder. Sie kommen, wie Du sicherlich annehmen wirst, aus der Umgebung des Vatikans. Die Medaille für Kristina von Schweden befindet sich, wie Du bestimmt weisst, in S Pietro. Ziemlich nahe beim Eingang auf der rechten seite findet man die riesige Medaille. Sie hängt allerdings ziemlich hoch, so dass man die Inschrift kaum lesen kann. Nicht weit davon steht die Pietà von Michelangelo. Davon schicke ich Dir später ein Bild. Natürlich hätte ich diese katholische Kristina niemals gesehen ohne unsere Mailerei.
Und das andere Bild stammt von der Piazza Santa. Es war ziemlich warm, und die drei Patres haben sich irgendwo ein Wässerchen organisiert. Ich glaube, sie kommen alle drei von sehr verschiedenen Ethnien. Na ja, zwei Asiaten und ein Westler. Der liebe Gott muss in der Tat mehrsprachig sein. Die Moslems denken, er spreche arabisch, die Katholiken vielleicht immer noch, lateinisch. Aber er kann bestimmt auch ein paar Brocken Schweizerdeutsch!
Wenn man von der Piazza Santa durch die Kolonnaden in den Dom will, muss man einen gründlichen Check über sich ergehen lassen. Manchmal gibt es dort lange Warteschlangen. Sie durchleuchten alles: Taschen, Körbe, Mappen etc. Nur die Priester lassen sie ungeschoren durch, wie ich meine. Und dann geht es wieder mehr oder weniger in Kolonne hinauf zum Eingang. Man muss also, wenn man auf den Petersplatz kommt, auf der rechten Seite hinauf. Links lassen sie einen nicht eintreten.
Die Piazza Santa ist einfach eindrücklich. Einen solchen Platz gibt es sonst nirgendwo auf der Welt. Das hängt an seiner genialen Gestaltung, aber natürlich auch an den vielen Menschen, die ihn beleben. Man hat irgendwie den Eindruck, hier sei so etwas wie das Zentrum der Welt. Das würden natürlich viele bestreiten, aber eine solche Konzention habe ich sonst nirgendwo gesehen. Na ja, ich habe auch nicht alle Plätze gesehen. Ich würde behaupten, S Marco in Venedig mache einen ähnlich grossen Eindruck auf unsere Seelen. Aber daran sieht man vielleicht nur meinen Eurozentrismus. Der grosse Platz in Isfahan ist jedenfalls von völlig anderer Qualität. Und Times-Square ist kein Platz, sondern eine blosse Strassenkreuzung. Na ja, vielleicht wäre da noch der Turmplatz hier zu erwähnen. Er ist natürlich auch eindrücklich im Sinne der Redensweise: Steter Tropfen höhlt den Stein (meiner Seele).
Es ist merkwürdig, wie ich mich in katholischen Kirchen wohl fühle. Ich fühle dort immer einen Frieden und finde mich gut aufgehoben. Das hängt vielleicht schon damit zusammen, dass ich solche Kirchenbesuche mit Ferien assoziiere. In eine Kirche zu treten, bedeutet für mich sozusagen Ferien. Und natürlich sind solche Kirchen immer auch angenehm kühl und ein bisschen dunkel, in Kontrast zur Hitze und Helligkeit der Strasse. Ich kann die Römer verstehen, dass sie ihre schönen Kirchen wie Ruhe- und Meditationsräume nutzen. Und wenn man dann eintritt, zum Beispiel morgens um neun, dann denkt man, man sei allein in diesem grossen Raum. Es sind keine Menschen zu sehen. Man ist beeindruckt vom Raum, von den Säulen, vielleicht von den Malereien oder vom Altar. Man geht herum. Und plötzlich sieht man da und dort Menschen. Die einen sitzen still und scheinen zu beten, oder doch zumindest sich selbst zu suchen und zu finden. Andere gehen herum und schauen sich auch die Kirche an. Vielleicht ist noch irgendwo ein Sakristan unterwegs, der mit irgendwelchen Dingen hantiert.
Einziger Nachteil der Kirchen: man kriegt leicht Nackenstarre! Ich hatte in Il Gesû ein lustiges Erlebnis. Ich war so müde und hatte mich auf einen Bank mitten in der Kirche gesetzt. Es gibt dort ein schönes, barockes trompe d'oeuil Deckengemälde, so dass man denkt, man würde geradewegs in den Himmel hinauf sehen. Aber eben der Nacken. Ich sass also ziemlich erschöpft dort und bemerkte, dass ungefähr 4 m vor mier ein Bild aufgestellt war. Es war so schief an einen Stuhl gelehnt. Und wenn immer Menschen vorbeikamen und das Bild betrachteten, hellte sich ihr Gesicht auf. Sie waren ganz begeistert von diesem Bild, vielleicht 50x100cm gross. Und je mehr Leute ich passieren und leuchten sah desto neugieriger wurde ich, was es wohl auf diesem Bild zu sehen gäbe. Ich dachte an einen Grundriss, irgend eine Darstellung, die den Menschen eine Übersicht und eine Einsicht gaben. Ich konnte mir nichts anderes vorstellen als eine erläuternde Darstellung. Und als ich dann meine Kräfte wieder gesammelt hatte und bereit war, mich hin zu diesem Bild zu bewegen, da fand ich ... einen Spiegel. Er war schief gestellt, so dass man, ohne den Kopf in den Nacken zu werfen, die Decke betrachten konnte. Das war ein lustiger Moment.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag.
Mit lGuK
Liebe Malou
...
Und am Morgen um 9h gehe ich ins Bad schwimmen. Das ist dann zwar wie
eine Veranstaltung des Pensionistenvereins. Es gibt praktisch nur Leute
über 65. Sie sind aber alle sehr angenehm und freundlich. Und sie
schwimmen so langsam und würdevoll, so wie grosse Überseeschiffe
daherkommen. Man hat den Eindruck, sie verbergen wie die Eisberge den
grössten Teil ihres Ballastes an Jahren unter dem Wasser. Und sie machen
beim Schwimmen ein ernstes Gesicht. Frag mich nicht weshalb, aber sie
sehen aus, als ob sie sich vorstellten, im nächsten Moment gleich
unterzugehen. Erst wenn sie über die Stiege wackelig und vorsichtig
wieder an Land geklettert sind, hellen sich ihre Gesichter auf. Dann
sitzen sie ganz zufrieden in der Sonne, plaudern und geniessen den
schönen Tag.
Und ich denke, ich werde bald zu ihnen gehören.
Deshalb fange ich auch schon an, ganz freundlich zu grüssen. Das mögen
die älteren Leute, wenn man laut und deutlich grüsst. Und sie ärgern
sich, dass die jungen Leute wegschauen und sie sozusagen wie
Nichtpersonen behandeln. Und sie haben recht. Ich kann es ihnen
nachfühlen.
Lieber ...,
---
Lustig, aber Anna hat mir auch eine Story erzählt von ein paar Damen,
die sie am Bad gesehen hat. Drei nicht mehr ganz junge und etwas
vollschlanke Damen (wie man sie so schön in Modezeitungen nennt)
sassen dort zusammen, redeten und lachten ziemlich laut und dann
stiegen zwei von ihnen ins Wasser, ungefähr so wie du es mir
geschildert hattest. Die dritte schien etwas unruhig zu sein: "Soll
ich wirklich? Ist es nicht sehr kalt?" Sie hatte schon die
Aufmerksamkeit aller Leute gefangen als sie plötzlich mit einem
eleganten Hechtsprung, Kopf voran, ins Wasser tauchte. :-)
Re:
Ja, die alten Damen im Bad von I. waren sehr amüsant. Ich habe sie
geradezu schätzen gelernt. Sie sind zwar arge Plaudertaschen, schwatzen
über dies und jenes und ohne Ende, wenn sie am Rand des Bassins in der
Sonne sitzen. Aber die Atmosphäre ist angenehm, ruhig und sehr
freundlich. Nun eben, wie die älteren Menschen sind. Ich werde wohl die
nächste Woche, wenn es wieder wärmer werden soll, am Morgen jeweils
wieder hingehen. Weisst du, dieses Gefühl in den Zehen, morgens über den
noch taufeuchten Rasen zu gehen oder ins kühle Bassin zu steigen, das
erinnert mich ganz und gar an meine Jugend. Meist nehme ich mir eine
zeitung mit und lese anschliessend in der Sonne. Ich bin schon echt
braun geworden. Na ja, ich bin immer noch einer der bleichsten, aber für
meine Masstäbe bin ich beinahe afrikanisiert.
...
Lieber ...
Vorigen
Sommer war ich mit Annas Abschlussklasse eine Woche auf Zypern. Der
Klassenlehrer hatte ein paar Eltern gebeten mitzufahren, um die jungen
Leute unter Aufsicht zu halten. Wir landeten in einem sündigen Nest, wie
du es dir kaum vorstellen kannst. Aya Napa. Doch mitten in diesem
Vergnügungszentrum mit hunderten von Discos, die wie in Hong-Kong
aufeinander klettern, liegt ein altes Kloster mit einem über tausend
Jahre alten Baum. Am Eingang hatte ich gelesen, dass am Sonntag um 17.00
Uhr eine Messe in englisch in dieser alten Klosterruine stattfinden
sollte. Ich gehe fast nie in die Kirche, aber an diesem Tag zog es mich
gewaltig dorthin - vielleicht brauchte ich eine wenig Gegengewicht.
Wir
nahmen ein Taxi, denn es war viel zu heiss um zu gehen und waren so eine
Viertelstunde vorher dort. Leider gab es nur noch 2 Plätze frei. Anna
setzte sich auf den einen (ganz vorne) und ich auf der anderen Seite,
etwas weiter hinten.
Es
war eine sehr schöne Predigt. Sie handelte von Liebe. Wo immer man auf
der Welt ist, wenn man in den Gottesdienst geht, fühlt man sich sofort
wie zu Hause. Dann kam die Kommunion. Der Priester begann mit einem
Gehilfen die Hostien zu verteilen. Ich hatte das letzte mal vor so 15
Jahren gebeichtet und überlegte, ob ich seitdem gesündigt hätte.;-) Ich
kam zu dem Schluss: Nichts, das Gott nicht schon wissen müsste und
empfing die Hostie. Was ich jedoch nicht verhindern konnte, war, dass Anna
dasselbe tat. Ich wollte ihr ein Zeichen geben, dass sie es nicht tun
sollte, aber ich konnte ja schliesslich in diesem Moment nicht anfangen
laut zu rufen - und so liess ich es geschehen. Ich dachte mir später:
ein reineres Kind hat nie die Kommunion empfangen (um mich zu
entschuldigen).
So, nun weisst du etwas, was nur Anna und ich wissen. Und der liebe Gott natürlich :-)
(---)
den 29 mars Ior
Lieber ...!
Ich schreibe sobald es aufgehört hat zu regnen.
Love
Marlena
den 30 mars
rainy days
Mein Fyrklöver
Du
schreibst mir, sobald der Regen aufgehört hat. Hast du deinen PC im
Garten stehen? Ich schalte sofort von meinem PC auf die Wetterprognosen.
Hast du - nebenbei gesagt - den Baum im Garten schon geschnitten? Das
erinnert mich an den unseren, den ich noch schneiden müsste. Es ist
schon arg spät. Bald treiben ja die Knospen!!!
Nein,
Spass beiseite. Bei uns regnet es auch im Moment und es ist ziemlich
kühl geworden, wieder. Wie du sagst, ein kleiner Rückschlag. Auch wir
warten hier auf die Lerchen und die Schwalben. Es gibt ein deutsches
Sprichwort: Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. Wir warten also
auf die ersten zwei! Sagen wir drei, um sicher zu gehen.
Deine
Schilderung über die Messe auf Zypern hat mich beeindruckt und ist mir
noch lange in meiner Erinnerung nachgegangen. Es ist lustig, in meiner
Fantasie habe ich euch beiden von oben zugeschaut, als ob ich an der
Decke hängen würde (neben dem lieben Gott zu sitzen, kann ich nicht
sagen, das wäre blasphemisch). Es war hell, als ob die ganze Kirche
voller Kerzen wäre. Es kann aber auch eine klimatische Helle gewesen
sein, dh. die Sommerwärme. Habt ihr den alten Baum auch gesehen?
Überhaupt war dein Brief sehr schön und ich hatte den Eindruck, er kommt
aus der Tiefe deines Wesens. Ich danke dir.
Gerade habe ich gelesen, dass die Restaurierung der Cappella Sistina in Rom
Liebe Marlena
Gerade habe ich gelesen, dass die Restaurierung der Cappella Sistina in Rom nach über 20 Jahren abgeschlossen worden sei. Das ist eine enorm lange Zeit, aber für den Vatikan natürlich ein kleiner Moment in seiner langen Geschichte.
Zuerst hat man offenbar die Eingangswand restauriert, dann die Lunetten mit den Sibyllen und Propheten von Michelangelo. Dann kam 85-89 die grossartige Decke an die Reihe, und schliesslich das jüngste Gericht.
Es ist erstaunlich, wie intensiv die Farben sind, die man hier zum Vorschein brachte. Alle, die schon einmal in der Kapelle gewesen waren, mussten nochmals gehen, weil sie nun ja ganz anders und neu wirkte. Und diese starken Farben standen nun in grossem Kontrast zu den tieferen Zonen, den seitlichen Fresken aus dem 15. Jahrhundert. Deshalb hat man seit 95 zum Schluss auch diese Seitenwände restauriert.
Diese seitlichen Fresken sind von den bedeutendsten Meistern der Zeit (Quattrocento) gemalt, Botticelli, P. Perugino, Ghirlandaio, Rosselli, die alle ein ein umbrisch-toskanisches Ambiente entwickeln. Es sind zwei Zykeln, die sich gegenüber stehen. Links sind es 6 Szenen aus der Moses-Vita, rechts aus der Vita Christi.
Vasari, das grosse Tratschmaul der Renaissance, der erste Sensationsjournalist (ein "Wortscheisser" würdest du sagen) seiner Zeit, berichtet darüber. Es soll sich in diesem engen Raum rasch eine grosse Konkurrenz unter diesen Malern entwickelt haben. Der Wettbewerb wurde noch verschärft durch die Tatsache, dass Papst Sixtus IV dem besten eine Siegesprämie in Aussicht gestellt hatte.
Vasari berichtet, der schwächste sei Cosimo Rosselli gewesen, der bei der "Anbetung des goldenen Kalbes", "der Bergpredigt" un "des Abendmahls" mit dem Format nicht gut zurecht gekommen sei, und seine Schwierigkeiten mit teurem Material zu kaschieren und zu kompensieren versucht habe. Er brauchte viel Ultramarin, Gold und kräftige Farben, "so dass kein Baum, kein Kraut, kein Gewand, keine Wolke war, die nicht leuchtete" (so Vasari kritisch).
Doch offenbar ist Rosselli, entgegen dem Urteil Vasaris, schliesslich von Papst Sixtus die Prämie zugesprochen worden. Diese kleine Anekdote lässt sich heute, nach der Restaurierung, besser nachvollziehen.
Roselli verwendet offenbar bei seinen Malereien Neapelgelb, während Botticelli Rauch- oder Königsgelb benutzte. Letzteres war eine spezielle Farbe, über die sich schon Plinius geäussert hatte. Jener hatte empfohlen, sie auf Kreidegrund und nicht auf nassen Grund (al fresco) zu verwenden. Und tatsächlich fand man im unteren Bereich der Fresken einen Malgrund aus Kalk und Pozzolanerde. Hier wurde neben "al fresco" auch "mezzo fresco" gemalt, was der Tafelmalerei näher kommt. Rosselli tat sich dagegen mit reichem Einsatz von Goldhöhungen hervor. In seinem Bild vom goldenen Kalb reicht das Gold hinauf bis in den Himmel und zur einzig leuchtenden Wolke des Zyklus.
Nach der Reinigung der zwei Zyklen zeigen sich die Fresken in neuer, kristalliner Klarheit (so mein Zeitungsbericht), wie sie auch die die Tafelmalerei jener Zeit auszeichnet. Zwei Arten von Schäden sind beseitigt worden. Einerseits Wasserschäden von den Fenstern. Andererseits mechanisch verursachte Schäden, die dadurch entstanden waren, dass man an liturgischen Festtagen immer wieder die Teppichserie Raffaels aufhängte und dazu Leitern an die Wand gestellt hatte.
So ist ein harmonischer Gesamteindruck neu entstanden. Er verleiht der Zone einen Eigenwert und eine Eigenständigkeit gegenüber den Fresken Michelangelos, welche mit viel stärkeren Effekten arbeiten (und insofern irgendwie moderner wirken). Im neuen Licht vermögen sich auch die Quattrocento-Malereien durchaus gegenüber den oberen Zonen behaupten.
Bist du mal in der Sixtina gewesen, Marlena? Wir waren vor - ich weiss nicht mehr so genau - vielleicht vor mehr als 10 Jahren in Rom. Der Vatikan hat mich absolut beeindruckt. Und natürlich war ein Höhepukt die Kapelle des Papst Sixtus. Erstaunlich, wie eng der Raum war. Ich hatte ihn mir immer viel grösser vorgestellt. Und dann natürlich die Dunkelheit. Es ist ein dunkler und enger Raum, diese Sixtinische Kapell. Und man darf sich vorstellen, dass hier die Papstwahlen stattfinden. Es ist nicht erstaunlich, dass es meistens nicht allzu lange dauert, bis der weisse Rauch aufsteigt. Länger halten es die Kardinäle hier einfach nicht mehr aus. Die seitlichen Fresken, von denen hier die Rede ist, waren mir damals gar nicht besonders aufgefallen. Auf jeden Fall hatte ich sie nicht mehr in Erinnerung. Was mir im Gedächtnis geblieben ist: alle Leute schauten zur Decke hinauf, ähnlich wie bei einer Sonnenfinsternis. Und das war sehr anstrengend, man wurde rasch müde im Nacken. Am liebsten hätte man sich auf den Boden gelegt. Aber das war nun auch nicht möglich, denn mit den vielen Leuten entstand eine enge Situation, die Himmelgucker hätten einen glattweg zertrampelt, und immerhin befand man sich in der Sixtinischen Kapelle. Erheiternd empfand ich, dass alle 2 bis 3 Minuten ein Priester, der mit der Aufsicht betraut war, hervortrat und laut in die Hände klatschte, um die vielen Touristen aus aller Welt zur Ruhe und zum Respekt vor diesen heiligen Räumen zu ermahnen. Eine halbe Minute sank jeweils der Geräuschpegel, und stieg dann wieder zu normalem mitteleuropäischem Niveau an. Das fand ich sehr sympathisch und sehr katholisch, diese immerwährende Anstrengung gegen die menschlichen Schwächen, die aber stets mit einem guten Mass an Nachsicht einhergeht.
(---)
Ich wünsche dir eine gute Zeit, das Wochenende ist bereits in Sicht.
Mit einem lieben Gruss
..
... in den hohen Norden
...
Und dann zuletzt, pflücke ich auf der Wiese den Blumenstrauss, der in einem kleinen Korb neben der Tür verkünden soll dass wir nun zu Hause sind und alle herzlich willkommen heissen. Und man kommt. Von nah und fern. Die meisten jungen Leute sind doch in den Süden ausgewandert. Aber im Sommer kommen sie ”nach Hause” und dann tauchen sie auf, Ks Freunde aus seiner Kindheit u.a. (einige haben auch in Uppsala studiert) und man erzählt sich bei einer Tasse Kaffee was man in dem vergangenen Jahr erlebt hat oder spricht von Erinnerungen aus der Kindheit.
...
.
Ämne: Sauberer Freitag.. ;-)
Lieber ...,
Der Hunger und die Lust auf eine Tasse guten Kaffee haben mich heute früh aus dem Bett gelockt. Und dann finde ich sofort wieder ein herrliches Mail von meinem lieben Mausfreund. Aber wie ich sehe habe ich Konkurrenz bekommen um die Liebe zu Varlin. Du Untreuer!
Nun, jedenfalls hast du mir einen fröhlichen Morgen gemacht. Ich habe nochmals wegen Varlin im Internet nachgesehen und habe diesmal eine Page gefunden, die ganz wunderbar ist. Falls du sie nicht kennst, gebe ich dir die Adresse. HIER
Du darfst dabei nicht vergessen zu lesen was er "über sich selbst" schreibt. Er scheint auch ein Humorist zu sein. Solche Menschen mag ich sehr.
Weniger mag ich folgende Zeilen:
Das Fehlen einer wirklich eigenständigen Bildsprache verhindert bis heute Varlins Anerkennung über die schweizerischen Landesgrenzen hinaus.
Ich finde, wenn ich seine Bilder betrachte,jedenfalls die man hier sehen kann, dass sie einen einheitlichen Stil haben. Ich glaube du bist derselben Meinung.
Lustig was du über die Schneeglöckchen sagst. Gerade so stehen sie, als brauchten sie einen eigenen Raum.. Sie erinnern mich immer an meine Tante, die stets Schneeglöckchen malte, wenn sie etwas verzieren wollte.
Ich komme später wieder. Muss den Tag anfassen. :-)
Mit lieben Grüssen,
Malou
Subject: Varlin nochmals
Lieber ...,
Bevor ich mich in die grosse Welt hinaus begebe, noch ein paar Worte über Varlin.
Eigentlich nur ein paar Zitate aus dem "über sich selbst" falls du es noch nicht gelesen hast.
"Die Kunst, wenn man nichts hat, sich mit primitivsten Freuden zu begnügen, zum Beispiel: eine Seife in der Badewanne entschlüpfen lassen und wieder einfangen." *s*
"Ich entdecke mit der Zeit die masochistische Neigung der Intellektuellen, sich von mir malen zu lassen. Die Schadenfreude führt zu immer weiteren Empfehlungen.."
"Der Schutzverband der von Varlin Geschädigten erfasst immer weitere illustre Namen."
Und als Illustration zu dem Text oben, ein Bild von Ernst Schröder. Ich frage mich nur, wie Schröder wohl reagiert haben mag, als er das Bild sah. Was würde W sagen, wenn du ihn so porträtieren würdest???
So lasse ich dich wieder. Du Glückspilz mit einer freien Woche vor dir.
Alles Liebe
Malou
Liebe Marlena
Gunnar Ekelöfs Gedichte gibt es in deutscher Übersetzung von Klaus-Jürgen Liedtke.
Hier das schöne Gedicht "Euphorie" auf Deutsch.
http://www.ekelut.dk/poems/e_p5de.html