Samstag, 25. Dezember 2021

God Jul

 

 


 

God Jul


Frohe Weihnachten


Merry Christmas


Joyeux Nöel

 

 

 


Mittwoch, 22. Dezember 2021

Danföredan...

(R)


 
Danföredanföredopparedan


Ja, so heisst er dieser Tag.:          
Der-Tag-vor-dem-Tag-vor-dem- Eintunktag...   

Es hat mit dem Weihnachtsschinken und der
Brühe zu tun, in die man Fladenbrot (?) eintunkt.
Ich bin froh, dass ich alles, oder fast alles, was mich aus dem
Haus treibt, hinter mir habe. So spät wie gestern Abend haben
Anna und ich noch an mehreren Tankstellen in der Region
nach einem Baum gesucht. Und schliesslich haben wir zum
Glück einen akzeptablen gefunden. Es gab sonst nur noch
schreckliche Monster.
Heute werden wir Weihnachtsgebäck machen. Ein Stollen,
ein Rosinenpfefferkuchen und Vanillekipferl (altes
österreichisches Rezept) gehören dazu. Das Saffronsgebäck
habe ich ja schon zu Lucia gebacken. Und morgen wird dann
der Baum geschmückt. Wir setzen immer eine Ehre darin
den "Allerschönsten" zu haben.. *s*
Ich schicke dir ein paar Bilder mit von aktuellen Dingen.
Der Baum ,


 

 und das Schneebild, weil es  wahrscheinlich am "julafton" (Weihnachtsabend) hier so aussehen wird..

 

*hoffentlich*





 

 

 

Dienstag, 14. Dezember 2021

Turm zu Babel

 


Das Bild Bruegels hat es mir sehr angetan. Ist es nicht eines der schönsten Bilder europäischer Kultur? Ich glaube, Bosch hat auch irgendwo so ein Riesending gemalt. Und es ist ästhetisch in diesem Zweifel zwischen Optimismus und Pessimismus. Ist es eine Ruine oder bloss eine Baustelle? Wird noch gebaut oder wird schon abgebrochen? Geht's hinauf in den Himmel oder geht's doch eher zur Hölle?
Manchmal, wenn ich Zeit habe, zeichne ich gelegentlich Cartoons. Und eine meiner Ideen war es vor einiger Zeit, diesen Turm Bruegels zu zeichnen, den fast jeder kennt, und dahinter ein riesiges Hochhaus, das noch um Einiges höher ist und weit über die Wolken hinausragt, auf dem die Reklame leuchtet: CONSULTING. Das finde ich einen guten Einfall, und du? Ich habe das Bild damals einem Freund geschenkt. Er ist Professor an der Universität Zürich und hat ein eigenes Institut zur Integration der Fakultäten und fachlichen Perspektiven. Er war begeistert und hat meine Zeichnung auf einen Regenschirm kopieren lassen, um sie jetzt den Leuten zu verteilen. Ich muss zwar sagen, dass die Zeichnung auf dem Schirm wirklich nicht mehr gut aussieht. Aber seine Begeisterung hat mich doch gefreut.

Der Turm Bruegels ist schon ein Renaissance-Turm, gross und die Welt sprengend. Eine wahre Attacke gegen Gott, gotteslästerlich, wie die Aufklärung auch, in ihren letzten Konsequenzen. Die mittelalterlichen Türme der Gotik sind dagegen bescheiden und brav, sehr menschlich und subaltern, runde Türmchen meist, die den Anschein des endlosen gottergebenen Zerfalls haben. Sie sehen in unseren modernen Augen ziemlich romantisch aus. Die Türme der Renaissance dagegen sind wie Capes Canaverals, hybride Installationen, die die Welt aus den Angeln zu werfen gedenken. Eigentlich sind sie skandalös. Aber schön! Ich liebe das Bild sehr, denn es gibt den Eindruck einer göttlichen Übersicht. Vom Himmel schauen wir hinunter auf diese Welt (dieser Gesichtspunkt ist vielleicht noch mittelalterlich und traditionell). So muss die Sache für den lieben Gott ausgesehen haben, als er Montag morgens das Fenster öffnete, um sein Bettzeug zu durchlüften und sein Nachthemd auszuschütteln. Wahrscheinlich ist er ziemlich heftig erschrocken, eine solchen Backsteinhaufen vor seinem Schlafzimmerfenster vorzufinden. „Skandalös", muss er in den langen Bart gemurmelt haben, und irritiert nach Petrus geleutet haben. Die babylonische Sprachverwirrung kann man durchaus als Rache Gottes gegen die menschliche Hybris verstehen. Aus Sicht des Allmächtigen ist wirklich nicht einzusehen, warum die kleinen Dinger, die Menschen, jetzt plötzlich in den Himmel klettern sollten?
...
 (R)

 

Sonntag, 12. Dezember 2021

Sinngedicht


Das ist für dich Marlena, ...  Es ist für mich das
Sinngedicht unserer Freundschaft.


"Wer seines Lebens viele Widersinne
versöhnt und dankbar in ein Sinnbild fasst,
der drängt die Lärmenden aus dem Palast,
wird anders festlich, und du bist der Gast,
den er an sanften Abenden empfängt.


Du bist der Zweite seiner Einsamkeit,
die ruhige Mitte seinen Monologen;
und jeder Kreis, um dich gezogen,
spannt ihm den Zirkel aus der Zeit."



Rilke Berlin-Schmargendorf 1899




Samstag, 11. Dezember 2021

10 december 2021

 das Rathaus

aussen



und innen


der Koch präsentiert das Nobelmenü 2021

 

 

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Freitag, 10. Dezember 2021

9 Dezember Anno dazumal - pure Nostalgie

 

Ämne: Malou again
Datum: den 9 december 10:53

Liebe Malou
Ja, wenn ich es nicht schwarz auf weiss gesehen hätte, weil Du es zurückgeschickt hast, so würde ich es nicht glauben. Malou zu Maou: es kann sich dabei nur um eine momentane Schwäche des rechten Ringfingers handeln. Solche Schwächen gibt es bei Menschen, wie Du sicherlich weißt.   ...

Nein, im Ernst, diesen hübschen und kompakten Namen will ich doch nicht ändern. Er hört sich an wie ein Französisch-schwedischer Mischkonzern ;-) Ich mag ihn ganz einfach, aber definitiv mit dem nötigen L.
*
Ist eine prima Idee nach Berlin zu fahren! Dort ist bestimmt einiges los. Aber es gibt natürlich noch viele andere hübsche Städte. Ich kann dir gar nicht aufzählen, welche es da noch gibt, sonst werde ich unruhig unter dem Hintern. Ich war noch nie in München. Bloss das olympische Gelände hatte ich besucht bei einer Durchfahrt. Und dabei haben wir einen Münchner, einen Bierbrauer, in unserem Club. Wir hatten schon mal darüber gesprochen, dass er für einige von uns eine Führung in seiner Heimatstadt machen könnte. Aber es ist dann doch nie dazu gekommen. Und mittlerweile ist er etwas älter geworden. Er ist klein, aber er liebt es, sich schick anzuziehen. Und dann geht er ohne seine Frau in den Strassen flanieren. Letzthin habe ich ihn an der Universität getroffen gleich nach dem K-Lunch. Ich glaube, er geht dorthin, um in irgend einer hochkarätigen Vorlesung ein kleines Nickerchen zwischen jungen Studentinnen zu machen. So was würde ich ihm schwer zutrauen. Er hat von seiner biertrunkenen Stadt natürlich auch den gewissen Charme mitgebracht. Und er möchte ihn auf universitätsniveau austesten. Ist doch - letztlich - begreiflich, nicht wahr?
*
Weshalb macht Ihr Euren Ausflug nicht nach Basel? Seit Donalds Bildervortrag in Tschechien weiss ich, dass die Stadt ein absolutes Kultur-Konzentrat darstellt. Sie haben innerhalb von 27 Quadratkilimeter 30 Museen. Stell Dir das vor! Es gibt Museen wie Pfützen. Und es gibt eine feine Altstadt, die im Moment auch mit einem Weihnachtsmarkt überfüllt ist. Es gibt um die 5 oder 6 Buchläden. Na ja, das sind die, die ich kenne. Es gibt in der Umgebung mehr, zB. jenes nette kleine Buchlädelchen in Arlesheim, wo sie alles haben und wo du eine allerbeste Beratung bekommst, wenn du willst. Es gibt das hübsche Münster ob dem Rhein, mit dem Ausblick auf Kleinbasel und den Rhein. Dort oben spielt ein Teil meines Romans, den ich im Kopf habe. Na ja, halbwegs im Kopf. Es gibt das hübsche Café Schiesser, von dem man so gemütlich auf den alten Marktplatz hinunter sehen kann. Dort trinke ich eine Schokolade zur Lektüre der NZZ am Wochenende. Und es gibt das neue Theater, das der Stadt die Millionen weg frisst. Ach, man kann sich in Basel bestimmt wunderbar die Zeit vertreiben und in irgendwelchen romantischen Altstadtgässchen verloren gehen. Und wenn ihr im Radisson, in unserem Club-Hotel, wohnt, dann ist das bestimmt keine schlechte Absteige. Es gibt sogar ein Bad im Haus. Aber das Essen, wie Du Dich bestimmt erinnerst, ist nicht grossartig. Essen müsstet ihr in der Kunsthalle, Ss Lokal. Sie haben einen exzellenten bürgerlichen Service, lange schwere Tischtücher und einen riesigen Blumenstrauss in der Mitte auf dem Tisch. Man fühlt sich dort ein bisschen wie in jenen Restaurants, die man auf impressionistischen Bildern des 19. Jahrhunderts sieht. Und es liegt alles gleich neben dem berühmten Tingueli-Brunnen, diesem lebendigsten aller Brunnen, der gleich neben dem Theater dahinspritzt und -schleudert und -plätschert und immer viele Besucher anzieht. Wenn er im Winter eingefroren ist, gibt er bei Sonnenschein ein märchenhaftes Bild ab. Da müsstest Du Deine Kamera zücken. Natürlich könntet Ihr auch im Drei Könige übernachten, dem noblen Hotel am Rhein, in dem schon Napoleon und auch Goethe übernachtet haben sollen. Aber dort ist es noch eine Idee teurer und das Essen, was wir mal mit dem Club dort hatten, war nicht umwerfend. Zoe Jenny, die junge Basler Nachwuchsautorin, soll ab und zu dort eine Suite gemietet haben, um schreiben zu können. Sie ist ziemlich bekannt und ziemlich jung. Ich kann sie ein bisschen verstehen, dass sie sich mit aussergewöhnlichen Atmosphären aufzuputschen versucht. Vielleicht wiegt sich immer noch das Bücherschiff im Rhein, das gleich vor dem 3-Könige anzulegen pflegt. Auf diesem Schiff macht die Bibliothek, für die ich rezensiere, jährlich eine Ausstellung mit Kinder- und Jugendbüchern für Jugendliche, Kinder und Schulklassen. Es gibt dabei Reden, Vorträge, Wettbewerbe, kleine Theaterspiele und vieles mehr. Gar nicht zu sprechen von der hübschen Umgebung Basels … etwa den wunderschönen Rokoko-Dom in Arlesheim, mein Lieblingsstück, so süss, dass ich mir echte Caries geholt habe, die römischen Ausgrabungen in Augst, die netten Dörfer im Elsass, wo man schon französische Ambiance schnuppert und einen prima Gewürztraminer trinken kann.
Ach, ich bin sicher, Ihr würdet Euren Aufenthalt noch verlängern. Ich glaube nicht, dass ihr nach 3 oder 4 Tagen wieder in den kalten Norden heimkehren würdet. Ihr würdet bestimmt zusätzlichen Urlaub eingeben, um noch mehr von dieser Brise in der Nordwestecke der Schweiz zu bekommen. Aber dafür könnte ich natürlich keine Verantwortung übernehmen.
*
Ich muss los
und wünsche Dir alles, was Du willst.
G+K
Rud

PS: Schau mal, wie das kompakt aussieht: G+K und darunter Rud. Erinnert mich an die Signatur von Schiele, diesen kleinen Block am Fusse der Zeichnung.


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Ämne: Das Menue ...
Datum: den 9 december 18:03

Nobelbankett

Der Duft von Rahmspinat, der den Gästen in die Nase steigt, führt dazu, dass der eine oder andere Nobelpreisträger seine Aufmerksamkeit nicht dem Redner auf dem Podium schenkt, sondern dem duftenden Teller, der vor ihm steht. Man schreibt das Jahr 1954 und Ernest Hemingway wurde gerade der Nobelpreis in Literatur verliehen. Einen noch größeren Erinnerungswert als die Rede an diesem Abend hat die herrliche geräucherte Lachsforelle, die Artischocken mit Trüffel und als krönender Abschluss – die berühmte Eisbombe. Auch heute spricht man enthusiastisch vom Essen am Nobelbankett, dessen Menüfolge bis zum letzten Tag geheim gehalten wird.

Um sich ein richtiges Nobelmenü schmecken zu lassen, muss man jedoch weder in Physik noch in Literatur einen Nobelpreis gewinnen. Im Stadshuskällaren in Stockholm, der unter dem Blauen Saal (Blå Hallen) liegt, in dem das Nobelbankett stattfindet, werden auch Normalsterblichen das ganze Jahr über Nobelmenüs serviert. Für 1285 Kronen können Sie sich eines der Gerichte bestellen, die der königlichen Familie im Laufe der nunmehr hundert Jahre zurückgehenden Nobelpreisverleihung serviert wurden. Meist bestellt man sich das neuste Menü. Wenn man Geburtstag hat, isst man gern die Menüfolge, die in dem Jahr serviert wurde, an dem man zur Welt kam. Firmen bestellen häufig das Menü, das in ihrem Gründungsjahr serviert wurde. Viele ausländische Besucher wählen das Gericht, das ein Nobelpreisträger aus deren Land gegessen hat. Am beliebtesten ist das Menü aus dem Jahr 1994, in dem Kenzaburo Oe aus Japan der Nobelpreis in Literatur verliehen wurde. Das Menü, das unter anderem eine würzige Roulade aus Entenbrust, Mango und Mangold sowie Kalbsfilet mit Salbei und Pilzen enthält, wurde bereits mehr als 25000 Mal serviert. Und seine Beliebtheit hat dazu geführt, dass der Stadshuskällaren das Menü auf Japanisch drucken ließ. Außer drei Gängen gehören zum Nobelmenü Champagner, Rotwein, Dessertwein, Kaffee und Mineralwasser. Als I-Tüpfelchen werden die Gerichte auf dem schönen Nobelservice serviert. Leider kann das Lokal jedoch nicht alle Nobelmenüs anbieten. Trotz umfangreicher Forschungsarbeit konnte nicht ermittelt werden, was in den Jahren 1905, 1906, 1908, 1923 und 1924 serviert wurde.

Bei einigen Menüs schiebt auch das Gesetz einen Riegel vor. Die Schildkrötensuppe, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige Male als Vorspeise serviert wurde, ist heutzutage verboten, weshalb man stattdessen eine „falsche Schildkrötensuppe“ serviert. Das einzige, das im Stadshuskällaren beim Nobelmenü neben der königlichen Familie und den Preisträgern fehlt, ist die ungeheure Maschinerie, die hinter den jährlichen Festlichkeiten steht. Die Bedienungen, die beim Nobelbankett arbeiten, und zusammen eine Schlange von über hundert Metern bilden, brauchen ganze 5 Minuten und 40 Sekunden, um sämtlichen Gästen das Essen zu servieren. Hierzu kommen Zigtausend Teller und Schalen, ein halber Kilometer Tischdecken, 25000 Schnittblumen, die in üppigen Gestecken arrangiert sind, und 45 Personen, die nichts anderes tun als Weinflaschen zu öffnen. Allein der Abwasch nach dem Bankett dauert ca. 1 Woche. Trotz der unglaublichen Koordination und Planung, die das Fest erfordert, kam es bislang noch nie zu größeren Zwischenfällen. Ihnen steht heute der Sinn nach königlichen Leckereien? Pech gehabt, leider müssen Sie das Abendessen fünf Tage im Voraus buchen – auch hier ist also Planung angesagt!

Das erste Nobelmenü von 1901
Hors d´oeuvres Pochiertes Glattbuttfilet mit Trüffel und Weißweinsoße. Gebratenes Rinderfilet Imperial, gebratene Haselhuhnbrust in Madeirasoße. Nobeleisparfait, Fruchttortelette.

… und das jüngste
Hummer und Blumenkohlröschen auf Blumenkohlpüree, Krabbengelee und Meereskorallensalat. Nobelbrot. Gänselebergefüllte Wachtel mit Steinpilzragout, sonnengetrockneten Tomaten, frischem grünem Spargel, Madeirasoße und Kerbelpüree. Vanilleeis und Johannisbeerparfait auf dünnem Meringenboden mit Karamellflan. Dazu wurden folgende Getränke gereicht: Champagner Pommery, BRUT I´Hospitalet de Gazin 1998, POMEROL Bernkasteler Graben Riesling Eiswein 1999, MOSEL - SAAR - RUWER Mineralwasser, Kaffee.



Autor Josefin Ekman
Foto vorherige Seite: Gunnar Ask/PRESSENS BILD


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Ämne: feierabendstundensindnah
Datum: den 9 december  18:32

Liebe Malou

Jetzt ist kaum 17.00h und schon draussen dunkel. Drüben, im Café haben sie eine Weihnachtsdekoraton eingerichtet. Und es wirkt ganz gemütlich und freundlich von draussen gesehen. Aber ich wage mich kaum in Restaurants oder Cafés hier im Ort. Als Angestellter des Staates soll man nicht den Anschein machen, man würde in der Zeit, die einen die Bürger finanzieren, öffentlich herumtrinken. Na ja, ist ein bisschen streng gedacht, hat sich aber bewährt. Wenn ich daran denke, wie oft ich als Student in Cafès und Restaurants gesessen habe, dann reut mich schon fast das Geld. Aber ich kann mich damit trösten, dass der Kaffee damals noch Fr. 0.80 kostete (heute in Basel Fr. 3.50 bis 4.00 oder mehr).
Hier in L gab es früher eine kleine Conditorei, wie man sie sich nach dem Song (besser Schlager, wie man früher sagte) vorstellen kann. Vorne war ein kleiner Laden mit Süssigkeiten, Konfekt und Pralinen. Ich hatte mal aus dem Militärdienst meine Oma besucht und dort Pralinen für sie gekauft. Man hatte mich jungen Leutnant fast wie einen Kriegshelden behandelt und flattiert und umworben. ich kam mir merkwürdig vor, war ich doch gerade von Yverdon hergereist, aus jenem französisch sprechenden Ort, wo man das Militär gar nicht besonders mochte. Ich konnte mir das damals nicht erklären, aber heute weiss ich vielleicht, wie das gekommen sein könnte. Die jungen Offiziere der Kaserne gingen abends gerne ins Pâon, jenes Dancing, das gleich in der Nähe lag. Dort wurden sie oft von Einheimischen angepöbelt und runter gemacht. Einmal sollen die Einheimischen einem Offizier in den Hut geschissen haben, wie man hörte. Ich selbst habe nie schlechte Erfahrungen gemacht. Ich glaube, es war im wesentlichen der Neid der jungen Männer, die den Eindruck hatten, bei den heimischen Mädchen nicht mehr genügend succès zu haben. Es gab in einigen Bars und Cafès wirklich charmante welsche Mädchen, in die man sich in dieser holperigen und harten Zeit des Militärs gerne verliebt hätte. Ich kenne einen, auch einen Visper, der ein solches Mädchen später geheiratet hatte. Doch das war nicht in Yverdon, das war in Vallorbe, am äussersten Ende der Schweiz, ungefähr dort, wo sich Füchse und Hasen gute Nacht wünschen. Und er war schon immer ein merkwürdiger Typ gewesen. Vielleicht ist er heute in Südamerika? ;-()

Also, dieses Café hier war so was von altmodisch, eigentlich nur ein dunkler Gang mit kleinen Lämpchen an den Wänden und kleinen Tischchen. Es sah alles so intim aus, dass man kaum wagte, ohne eine weibliche Begleitung einzutreten. Es schien mir, dass das absolut für Einheimische reserviert wäre. Doch ich wollte ja nicht da hinein, ich wollte zu meiner Oma. Die war auch sehr stolz auf meine Uniform und ist gerne mit mir ins Städtchen gegangen. Aber an Sonntagen war da ohnehin nicht viel los.

 Ach, ich bin in diesen Abendstunden mit meinen Gedanken abgekommen. Dabei wollte ich bloss erzählen, wie die Schaufenster drüben in der Drogerie jetzt glänzen und gleissen in dieser Weihnachtszeit. Und natürlich hat man auch die Strassenbeleuchtung verändert.
*
Ich muss jetzt heim, es ist Zeit geworden.
Mit lieben G+K
Rud


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Ämne: ..und die Nacht nicht mehr sehr entfernt..
Datum: den 9 december 21:53

Lieber ...,
Wie schön, dass ich nicht zwischen "Mjau" und "Muuu" gelandet bin. Kann also wieder ausatmen. Und natürlich liegt die Betonung auf der letzten Silbe. Ist ja doch französisch. :-)

Ich hatte Konferenz am Nachmittag und kam erst spät ziemlich müde nach Hause. Vielleicht auch müde, weil ich gestern so böse war, dass ich nicht einschlafen konnte vor so 2 Uhr nachts.

Die Konferenz war teilweise ein bisschen hitzig aber im übrigen benahmen sich die Anwesenden wie sont.. d.h. wie Schafe. Seitdem es gilt mit dem Direktor und seinen Ideen zu flirten um höheren Lohn zu bekommen, wagt niemand mehr eine eigene Ansicht über Dinge zu haben. Menschliche Erniedrigung würde ich es nennen. Na ja, ich habe es überlebt sonst sässe ich nicht hier.

Ach, wie schön du Basel beschrieben hast. Einmal werde ich es besuchen. Das habe ich mir versprochen. Aber wann und wie.. das weiss ich noch nicht. Wir hatten früher ein herrliches Videoprogramm, in dem man den Rhein von seiner Quelle hoch oben in den Bergen bis ans Meer verfolgen konnte. Ich habe es leider damals nicht gekauft für die Schule, was ich heute sehr bereue. Hoch oben auf der Alp sah man bauern, die Rätoromanisch sprachen. Es hatte einen schönen eigenartigen Klang. Dann sah man, wie sich der Rhein, wie ein wilder Teenager austobte um später im Bodensee wieder Ruhe zu finden. Dann kam man auch nach Basel. Da erinnere ich mich noch an die Wasserkunst und die schönen Häuser. Ich würde es sehr gern wieder ansehen, jetzt wo Basel etwas ganz besonderes für mich bedeutet. Die Stadt, auf deren Strassen mein Mausgeliebter herumflaniert.
*
Diesen Ausdruck "wo sich Füchse und Hasen gute Nacht sagen" finde ich so lustig. Das tun sie nämlich gerade hier hinter unserem Haus. Die Hasen sieht man oft im Winter und im Frühjahr und die Füchse hört man in der Ferne. Du weisst, wir wohnen, obwohl sehr zentral, doch sehr ländlich. Diese Kombination hat uns immer schon gut gefallen.
*
Meinst du "der" Visper wäre es gewesen, den du gekannt hast? Das glaube ich kaum, denn dieser hat in Australien und Südafrika gelebt und später in Südamerika, wo er eine Indianerin geheiratet hat.
*
Ach, wie herrlich der Artikel von dem Nobelessen! Ich danke dir dafür. Und wenn du hier wärest, würde ich dir auch zeigen, wie es auf den Tellern ausgesehen hat, denn ich habe fast jedes Jahr ein wenig von diesem grossen Bankett auf Video aufgenommen. Und dann könntest du sehen wie alles strahlt und glitzert und die schönen Abendkleider der Damen bewundern. Die Unterhaltung, die wie das Essen bis zuletzt ein wohl verborgenes Geheimnis bleibt, ist auch immer erstklassig. Und dann kommen die Reden der Preisträger. Manche sind sehr humoristisch. Und da ist vor allem die grosse Freude, die alle ausstrahlen an dem Fest. Sie steckt einen geradezu an. Ich würde es gern mit dir ansehen. Ich glaube du würdest darauf reagieren, wie auf NY.
*
Ach, ist das wirklich so? Du hast einen halben Roman im Kopf? und die andere Hälfte auf Papier oder PC? Das freut mich riesig. Erzählst du mir mehr davon? Oder braucht es seine Ruhe?
*
Ich muss noch ein wenig für morgen vorbereiten. Mittwochs stehe ich schon um 7.50 Uhr im Klassenzimmer.

So grüsse ich dich lieb und freue mich schon auf dein nächstes Mail. Ja, das wünsche ich mir am meisten von allem: Mails von dir. Ich bin süchtig geworden.
S+K
Malou



Montag, 6. Dezember 2021

Nikolaustag

 



Liebe Marlena
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Heute haben wir hier St. Nikolaus. Die Kinder sind ein bisschen nervös, und
die Eltern nicht minder. Aber das war ja schon immer so. Ich kann mich
erinnern, als der St. Nikolaus damals zu uns gekommen war. Wir sassen alle
auf dem Sofa und schauten in die grosse schöne Stube, die wir sonst während
der Woche nicht betreten durften. Im 19. Jahrhundert soll diese Stube als
Büro eines französischen Generals der napoleonischen Truppen gedient haben,
so hatte mir Onkelchen erzählt. Auf jeden Fall war sie für ein Kind ziemlich
eindrücklich, mit glattem Parkettboden, Täferung aus dunkelm Holz an den
Wänden. Einmal hatte ich vom Sofa, wo wir vor dem St. Nikolaus zu sitzen
pflegten, ein Geheimfach in der Wand gefunden. Das war wirklich sehr
aufgregend gewesen, und in der folgenden Zeit hatte ich oft Süssigkeit dort
versteckt.
Der St. Nikolaus kam allein, jedes Jahr wieder, hatte einen grossen Sack bei
sich und hielt jedem Kind einige Dinge vor, in denen es sich während des
Jahres verfehlt hatte. Ich habe keine Ahnung mehr, was er mir unter die
Nase gerieben hat. Aber ich erinnere mich sehr gut, wie er unser
Dienstmädchen, eine junge, hübsche Italienierin kritisiert hatte, weil sie
manchmal etwas ungeschickt und voreilig gewesen sein soll. Ich hatte den
Eindruck, dass ihr das sehr unangenehm gewesen war. Sie hiess Silvana, und
ich bin sicher, dass ich sie später darüber getröstet habe.
*
Es gibt zwei Arten von St-Nikolaus. Im Wallis, also einem katholischen Teil des Landes kommt der St.Nikolaus mit dem Bischofsstab. Er sieht wie ein Bischof aus, hat natürlich aber auch Bart und ein Gehabe wie St. Nikolaus. Und daneben kommt Schmutzlich, er ist ganz schwarz. Man könnte denken, es sei der Teufel, oder mindestens sonst ein nicht sonderlich vertrauenswürdiges Wesen.
Und dann gibt es den St. Nikolaus in reformierten Gebieten. Dort hat der Mann einen meist roten Anzug mit einer Kaputze und einen langen weissen Bart. Meist hat er auch noch ein riesiges Buch, aus dem er den Kindern die Sünden und Straftaten des Jahres vorhält.
*
Ich kann mich auch an eine Nikolaus-Szene im Kindergarten erinnern. Wir
hatten eine Bank rundum im Raum und sassen gespannt da, bis das grosse
Unikum hereintrat. Und siehe da, der Kerl hatte einen Sack auf dem Rücken,
an dem ein Sack hing. Und aus dem Sack ragte ein Bein in Strumpf und Schuh.
Natürlich wollten wir Kleinen sofort wissen, was mit dem Bein los sei. Und
der komische Kerl meint, dies sei Vreni, die eben nicht folgsam gewesen sei.

Lange Jahre konnte ich kein Mädchen ertragen namens Vreni. Ich
verabscheute sie richtiggehend, nur weil sie hiessen, wie dieses Mädchen,
von dem ich glaubte, es wäre wirklich im Sack des St. Nikolauses
weggetragen worden.



Samstag, 4. Dezember 2021

Am Teich

 

 

heute
 
 
 
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