Sonntag, 30. November 2014

Re: meine Meinung


24/10/2007


Liebe Malou
Nein, klar, die Schulen wolltest du nie abschaffen Malou. Du hast bloss beklagt, wie schlecht sie in den letzten Jahren geworden sind. Es war eine kleine Übertreibung meinerseits.
 ---
Und was die direkte Demokratie der Schweiz betrifft, da muss ich schon sagen, du bist dezidiert dagegen. Das hast du schon mehrmals gesagt. Und ich dagegen finde kein Ende, gegen die Monarchie zu wettern, das gebe ich gerne zu. Aber wenn du die Glücksforschung verfolgst Malou, so wirst du feststellen, dass die Schweizer Bevölkerung die glücklichste der Welt ist. Ich glaube, sie kommt von 10 möglichen Punkten auf 8.5, habe ich kürzlich gelesen. (am Schluss sind die Moldavier mit 3 Pten) Ich glaube das zwar nicht ganz. Aber man erklärt sich das Glück der Schweizer unter anderem mit der Tatsache, dass sie das Gefühl haben dürfen, über ihre eigenen Verhältnisse mitreden zu können und zu dürfen. Das ist doch nachvollziehbar, nicht wahr? Natürlich sind die Schweden auch nicht so unglückliche Menschen. Aber 8.5, ich weiss nicht, ob ihr dass dort oben in der Kälte und mit den kurzen Tagen, die ihr habt, schaffen könnt?? 8.5 Punkte - Malou - das ist doch schon fast ein Climax!! ;-0
 
Aber wir haben eine Bewegung nach rechts in der Gesellschaft. Das sieht man deutlich. Und darunter sind offenbar viele Junge. Auch in meinem Club, von dem ich dir ab und zu erzähle, sind viele SVP würde ich mal annehmen. Aber das habe ich übrigens vorausgesehen. Ich musste vor vielleicht 15 Jahren einen Artikel schreiben über die Globalisierung und Fragen, die im Zusammenhang damit entstehen, und habe darin geahnt, dass sich als Gegenreaktion die Menschen umso mehr an ihre Gegend, ihr Dorf, ihre Sprache, ihr Land krallen werden. Ich hatte gesagt, jedes Dorf würde in ein paar Jahren sein eigenes Heimatmuseum eröffnen. Ecco, da haben wir es heute!
 
Siehst du, ich bin sogar Wahrsager!!
 
Liebe Gs und Ks
...

meine Meinung


23/10/2007

Lieber ...,

(---)

Ach ja, etwas muss ich noch schnell kommentieren. Du schreibst:
"Wo stehst du politisch Malou? Du hast doch ziemlich gemässigte
Meinungen, nicht? Ausser vielleicht über die Schulen, die du am
allerliebsten abschaffen wolltest?  ;))"

Parteipolitisch lasse ich mich nicht einordnen. Ich möchte aber auf
keinen Fall das schweizer System haben. Es ist besser wenn man die
Beschlüsse eingermassen intelligenten Leuten überlässt. Also bevorzuge
ich die repräsentative Demokratie vor der direkten. Natürlich sind wir
auch über die Wahlen in der Schweiz informiert worden. Und das
Wahlergebnis erstaunt mich nicht.

Schulen abschaffen? Wollte ich das wirklich? Vielleicht wollte ich sie
nur in Lehranstalten verwandeln. :-)

So, ich lasse dich.
Mit Gs und Ks und Qs
Malou

Samstag, 29. November 2014

Lucian Freud


Liebe Marlena
...
Ich habe kürzlich ein Bildband gekauft über Lucian Freud. Vielleicht
hast du von ihm gehört. Er ist ein Enkel des berühmten Sigmund Freud,
lebt in England, und hat sich einen Namen als Porträtmaler gemacht.
Und dabei macht er seinem Grossväterchen grosse Ehre. Er malt seine
Figuren so nackt, wie man sie kaum je gesehen hat. Das Fleisch springt
einem aus den Bildern derart entgegen, wie es bloss noch bei Sigmund
aus seiner Psychoanalyse geschehen ist. Die Gemälde haben etwas
Schockierendes an sich. Sie versetzen den Zuschauer in die Rolle des
vorwitzigen Voyeuristen, weil die Modelle derart offen daliegen.
Vielleicht ist es das erste Mal, dass auch Männer sich derart exponieren
und ihre Dinger zeigen, wie man das noch niemals auf Bildern gesehen
hat. Im ersten Moment wirkt es widerlich. Bei weiblichen Figuren sind
wir das mehr gewohnt, denn da führt die Malerei eine lange Tradition
fort. Aber das Männer derart die Beine spreizen, das ist unerhört,oder
besser unersehen (kein gängiges deutsches Wort). Ich glaube, zur Zeit
hat Freud eine grosse Ausstellung in der Tate in London. Und einen
Moment lang hatte ich mit dem Gedanken gespielt, nach London zu
fliegen, um das anzuschauen. Vielleicht findest Du im Internet ein
oder zwei Beispiele von diesem Maler.
Ist er nicht gerade 80 geworden?
*
Oktober 2002

Re:  Ja, es gibt viele Bilder von ihm im Internet,
z.B.  hier

Freitag, 28. November 2014

Besuch im Beyeler Museum


Ich war vorgestern im Beyeler Museum. Das ist jenes Privatmuseum in der Nähe Basels, ein wunderschöner Bau mit meist ausgezeichneten Ausstellungen. Doch es hat nur so gewimmelt von Leuten. Das mag ich nicht. Wenn man sich schon in der Garderobe gegenseitig in die Quere kommt, och, das mag ich überhaupt nicht. Aber schliesslich haben sich die vielen Leute in den grossen Räumen verteilt. Und es war eigentlich nichts Aussergewöhnliches zu sehen. Die Standardausstellung Beyelers mit einigen Giacomettis, ein paar Impressionisten, Picassos, Klees etc. Aber dann gab es da noch eine Ausstellung der Kunstsammlung der UBS. Die hatte ich noch nie gesehen. Es gab ein grosses Bild von Lucian Freud, du kennst ihn. Ich mag ihn eigentlich nur wegen seiner Technik. Die Bilder könnte ich zuhause nicht aufhängen, obwohl seine Porträts sicherlich nicht schlecht sind. Aber diese Nackporträts mag ich nur, weil ich sein Können und vielleicht noch ein bisschen seinen Mut bewundere. Er hat einen guten Dreh gefunden, Fleisch darzustellen. Und das ist bestimmt nicht allzu leicht. Stell dir vor: Fleisch, das bloss so rosa aussieht. Wie kann man es plastisch darstellen, so dass das Knochengerüst durchscheint, und dass man neben den Licht und Schatteneffekten auch noch die Adern darunter sieht. Das macht er nicht schlecht. Und die Leute, die er malt, sind auch keine schönen Menschen. Und dann liegen sie so ausgebreitet da wie die Tiere. Da steht er vielleicht in der Tradition seines grossen Onkels?

Kurz und gut, ich habe diesen Lucian Freud mehr oder weniger übergangen und habe mir die anderen Stücke der UBS angeschaut.

30 December 2005


Donnerstag, 27. November 2014

"ruggig", Ferlin, schwedisches Fernsehen und "afternoontea"


date 14 March  23:40
subject Vielleicht...


Lieber ...,
Vielleicht sollte ich garnicht an einem solchen Tag meine Gedanken in
der Welt herumschicken, denn ich bin wirklich nicht richtig fit. D.h.
schon den ganzen Tag fühle ich mich "ruggig". Das schwedische Wort
sagt haargenau, was ich meine, doch mein Wörterbuch gibt mehrere
komische deutsche Übersetzungen an, wie "struppig" "schäbig"
"unbehaglich" um dann schliesslich das ganze mit dem Satz "es
fröstelt mich" zu beenden. Das letzte ist aber nicht ganz falsch. Ich
habe mich warm und kalt zugleich gefühlt und irgendwie schwach und
lustlos. Und immerzu habe ich nach Anzeihen einer Erkältung gesucht..
und keine gefunden. Man sollte wohl garnicht darüber reden.. denn
morgen, so hoffe ich, ist es wieder vorbei und die Welt sieht ganz
anders aus.

Das Horoskop sollte eigentlich nicht dich beschreiben, sondern das
Verhältnis zwischen dir und mir. Vielleicht habe ich ein
oberflächliches Verhältnis mit einem tiefgründigen Mann..? ;-)) Und
bist du ein unverbindlicher Flirt oder meine grosse und einzige Liebe?
Was mich erstaunt ist, dass man unsere Zeichen als die ideale
Kombination sieht, wogegen man die Kombination Krebs - Wassermann
(K's Zeichen) als eine reine Katastrophe bezeichnet.

Ich habe versucht mich zu kurieren mit Essiggurken und Whisky. Ich
glaube ich kann es dir empfehlen, denn ich fühle mich schon etwas
besser.

Vor einer Weile, habe ich gesehen, dass man nun in Filipstad den dort
gebürtigen Dichter Nils Ferlin mit irgendeinem Monument ehren will.
Eigentlich haben die Leute der Stadt nie ein gutes Verhältnis zu
diesem Mann gehabt. Er war ein misachteter Trinker. Doch er ist einer
unserer grössten und beliebtesten Dichter. Viele seiner Gedichte sind
vertönt worden. Ich liebe sie und kann viele davon auswendig. Ich
glaube er ist auch ins Deutsche übersetzt worden. Doch du weisst wie
es mit Poesie ist. Sie verliert wenn sie übersetzt wird. Besonders
wenn sie so musikalisch ist wie die seine. Doch vielleicht kannst du
einmal nachschaun, ob du was von ihm findest in deiner Buchhandlung.

Ich glaube wirklich, dass das schwedische Fernsehen hohe Qualität
hält. Du kannst immer in den freien Kanälen etwas interessantes
finden. Kultur, Wissenschaft, Politik, Dokumentarfilme u.a.m. Ein
Grund dazu glaube ich ist die Tatsache, dass wir immer alles in V.O.
sehen, mit schwedischem Text darunter. So können wir das beste aus
aller Welt importieren. Es ist keine Garantie, dass nicht auch
schlechte Programme gezeigt werden. Aber, wenn ich manchmal in der
Schule deutsches Fernsehen sah, (wir hatten dort Parabol) war ich
überrascht wie oberflächlich alles erschien. Und dann die Filme, die
alle "dubbed" (weiss nicht auf deutsch) waren. Welch ein Horror!
Übrigens, in Frankreich ist man dabei, seine Ferseher hinauszuwerfen.
Über 10% der Leute, vor allem in den gebildeten Familien, protestieren
auf diese Weise gegen das schlechte Angebot von Programmen.

Nun ja. ich kann mir vielleicht doch vorstellen, was so in eurem Club
besprochen wird. Ich habe immer Männer um mich gehabt im Beruf
und glaube, dass ich mich ganz gut auskenne in dieser Gattung. *s*
Besonders von Åke habe ich so einiges über Männer erfahren, auch
Dinge die ich mir ehrlich gesagt nicht hätte vorstellen können. Er war
ziemlich freisprachig, so dass der andere Kollege manchmal fast errötete..
Doch man konnte ihm niemals böse werden, denn er ist ein herzensguter
Mensch und bei allen beliebt.

Wenn bei uns auch endlich der Frühling einzieht, (vorläufig herrscht
hier noch Winter), werden wir wohl wieder mit unseren Stadt-touren
beginnen und uns auch mit den "Jungs" zum Essen verabreden. Sie
haben uns darum gebeten.
---
In Stockholm hat man in diesen Tagen das erste Teehaus geöffnet.
Ein Luxus! Nicht das Tee trinken an sich, aber die Zeit, die man sich
dafür nimmt. Und so werden wohl die vornehmen Damen von nun an
ihren "afternoontea" auf englische Weise dort trinken und über Gott
(Götter?) und die Welt philosophieren.. oder auch nur über die
neuesten Modetrends. Manchmal sehne ich mich zurück nach Stockholm.

"The stairway to heaven runs through a teapot." (russisches Sprichwort)

Nun sage ich dir gute Nacht und wünsche dir einen schönen Tag morgen,
mit lieben Gs u.a.m.
Malou


Mittwoch, 26. November 2014

Re: Schau mal..


date 14 March 14:38
subject Re: Schau mal..



Liebe Malou
Nicht gerade im Bett gelandet, aber doch noch ein wenig reduziert. Ich
habe viel geschlafen gestern. Und bin abends früh ins Bett. Da gab es
einen Film mit einer Geschichte von Rosamunde Pilcher auf dem Oe 2.
Och, das sind so süsse Filme, bei welchen man die Geschichte aus der
Distanz von Kilometern voraussagen kann. Schon der Anfang zeigt, wie
es enden wird. Aber ich schaue sie vor allem, weil sie allesamt in
Südengland, Cornwall und Devon spielen. Das ist eine wunderschöne
Landschaft. Und dazu die kleinen Dörfer mit den alten Häusern. Früher
hatte ich mir immer gewünscht, dort zu leben. Allerdings muss man auch
sagen, dass der Film das alles meist unter sonnenblauem Himmel und in
der schönsten Blütentracht zeigt. Der Alltag wird ja doch wohl etwas
anders sein.

Was das Sternzeichen über mich sagt? Ich weiss nicht, ob das stimmt.
Es hört sich doch einigermassen oberflächlich an. Und man sagt, die
Skorpione seien tiefgründig. Na ja, wie auch immer. Ich liebe die
Abwechslung, und manchmal habe ich sogar den Eindruck, ich verliere
mich darin. Also doch oberflächlich¨

Heute hatten wir Club-Essen. Th war am gleichen Tisch. Wir werden am
Samstag wieder mal gemeinsam in die Stadt fahren. Und bei dieser
Gelegenheit einen alten Freund, den Mode-Journalisten, besuchen. Er
hat sich lange nicht gemeldet, und ich habe den Vorschlag gemacht, ihn
zu besuchen. Manchmal ziehen sich Clubkameraden einfach in ihre vier
Wände zurück und melden niemandem, was mit ihnen los ist. Und so gehen
sie langsam in Vergessenheit. ich glaube, in einem Damenclub könnte
sowas nicht passieren. Frauen sind einfach viel fürsorglicher.
Wir haben am Tisch über Gott und die Welt diskutiert. Wirklich viel
über Gott. Und die Quintessenz war für D, dass man so leben soll, als
ob es einen Gott gäbe. Das finde ich eine vernünftige
Schlussfolgerung. Wenn man nicht sogar noch eins obendrauf geben
könnte, um zu sagen: lebe so, als ob es die Götter gäbe. Man muss ja
irgendwie davon ausgehen, dass es mehrere und verschiedene gibt.

Ach, du kannst dir kaum vorstellen, was an diesen Mittagstischen alles
diskutiert und beredet wird. Aber weil viele von uns schon älter sind
und täglich älter werden, sprechen sie viel über Bluthochdruck und
Cholesterinspiegel und all die merkwürdigen Eckwerte des Lebens. Man
hat immer wieder den Eindruck, dass sich das Leben doch sehr an die
einfachen Tatsachen hält: Geburt und Tod, Liebe und Hass, Himmel und
Erde. Genau so wie in den Filmen von Rosamunde Pilcher.

Bei uns, so glaube ich, kommt jetzt der Frühling. Die Temperaturen
sind über 10° hochgeschossen. Und man muss zusehen, dass man sich
nicht viel zu warm anzieht. Wer nehmen fest an, dass es fortan
aufwärts geht.
MlG

Schau mal ...


... was man über die Kombination von unseren beiden Sternzeichen sagt:

Abwechslung, Abenteuer, das Spiel mit den Worten ist ihr gemeinsames
Interesse und unter Gleichgesinnten macht es am meisten Spaß. Menschen
dieses Typus lieben intellektuelle Gespräche, Ästhetik, einen kleinen
unverbindlichen Flirt, neue Menschen und Bekanntschaften. Spontan
versteht man sich und solange das gemeinsame Leben immer wieder die
Abwechslung bietet, die beide Partner brauchen, werden keine Probleme
entstehen.

Insgesamt eine der besten Kombinationen, da das Leben von beiden
Partnern durch die gleiche Brille gesehen wird.

* * * * *

Schöne Worte...:-) Auf dich passen sie sehr gut.

Ich denke du bist wieder im Bett gelandet. Mit solch schweren
Erkältungen darf man nicht spielen. Ich schreibe dir später heute ein
mail.. aber falls du doch im Büro bist, so gib mir eine kleines
Lebenszeichen. Das macht das Schreiben noch leichter.

Gute Besserung wünsche ich dir,
mit lieben Grüssen,
Malou

Sonntag, 23. November 2014

Congratulations Roger Federer

(R)

2014  Davis Cup  hier
und vor vier Jahren:
2010 Stockholm Open 

  Game, Set ...



Kronprinzessin Victoria und Roger Federer

.. und Kuss?

                   Interview Pre Tournament 2010  hier                                                                   



Mittwoch, 12. November 2014

Turm zu Babylon





Ach, Marlena, du machst mir Komplimente, dass ich in den Himmel
wachse wie der Turm zu Babylon und mit der Nase an den Wolken
anstosse. Kennst du das Bild von Bruegel mit dem schönen Turm?
Ungefähr so, die Spitze über den Wolken, aber nicht ganz fertig gebaut,
eigentlich eine Baustelle noch, wenn nicht Ruine gar. Es ist nicht ganz
klar letztlich. Aber du weißt ja auch, was aus dem Turm geworden ist.

Deine schönen Worte sind platonische Zärtlichkeiten, wenn du weißt,
was ich meine. Darum sage ich doch wieder und wieder: von den
Betörungen sind die platonischen die schönsten! So wachse ich denn in
den Himmel, und die Luft wird dünner und dünner hier oben. Schön,
dass du mich begleitest. Hoffentlich kommen wir heil wieder herunter.
Aber ich glaube, wir schaffen das schon.

------

http://derstandard.at/
1339639238967/Eine-grosse-babylonische-Fantasie  

Dienstag, 11. November 2014

Der Turm Bruegels




Das Bild Bruegels hat es mir sehr angetan. Ist es nicht eines der schönsten Bilder europäischer Kultur? Ich glaube, Bosch hat auch irgendwo so ein Riesending gemalt. Und es ist ästhetisch in diesem Zweifel zwischen Optimismus und Pessimismus. Ist es eine Ruine oder bloss eine Baustelle? Wird noch gebaut oder wird schon abgebrochen? Geht's hinauf in den Himmel oder geht's doch eher zur Hölle? -- Manchmal, wenn ich Zeit habe, zeichne ich gelegentlich Cartoons. Und eine meiner Ideen war es vor einiger Zeit, diesen Turm Bruegels zu zeichnen, den fast jeder kennt, und dahinter ein riesiges Hochhaus, das noch um Einiges höher ist und weit über die Wolken hinausragt, auf dem die Reklame leuchtet: CONSULTING. Das finde ich einen guten Einfall, und du? Ich habe das Bild damals einem Freund geschenkt. Er ist Professor an der Universität Zürich und hat ein eigenes Institut zur Integration der Fakultäten und fachlichen Perspektiven. Er war begeistert und hat meine Zeichnung auf einen Regenschirm kopieren lassen, um sie jetzt den Leuten zu verteilen. Ich muss zwar sagen, dass die Zeichnung auf dem Schirm wirklich nicht mehr gut aussieht. Aber seine Begeisterung hat mich doch gefreut.

Der Turm Bruegels ist schon ein Renaissance-Turm, gross und die Welt sprengend. Eine wahre Attacke gegen Gott, gotteslästerlich, wie die Aufklärung auch, in ihren letzten Konsequenzen. Die mittelalterlichen Türme der Gotik sind dagegen bescheiden und brav, sehr menschlich und subaltern, runde Türmchen meist, die den Anschein des endlosen gottergebenen Zerfalls haben. Sie sehen in unseren modernen Augen ziemlich romantisch aus. Die Türme der Renaissance dagegen sind wie Capes Canaverals, hybride Installationen, die die Welt aus den Angeln zu werfen gedenken. Eigentlich sind sie skandalös. Aber schön! Ich liebe das Bild sehr, denn es gibt den Eindruck einer göttlichen Übersicht. Vom Himmel schauen wir hinunter auf diese Welt (dieser Gesichtspunkt ist vielleicht noch mittelalterlich und traditionell). So muss die Sache für den lieben Gott ausgesehen haben, als der Montag morgens das Fenster öffnete, um sein Bettzeug zu durchlüften und sein Nachthemd auszuschütteln. Wahrscheinlich ist er ziemlich heftig erschrocken, eine solchen Backsteinhaufen vor seinem Schlafzimmerfenster vorzufinden. „Skandalös", muss er in den langen Bart gemurmelt haben, und irritiert nach Petrus geleutet haben. Die babylonische Sprachverwirrung kann man durchaus als Rache Gottes gegen die menschliche Hybris verstehen. Aus Sicht des Allmächtigen ist wirklich nicht einzusehen, warum die kleinen Dinger, die Menschen, jetzt plötzlich in den Himmel klettern sollten?
...
 (R)

Sonntag, 9. November 2014

7. November




...nie mehr
7 November 09:20


Liebe Malou
Ich danke dir ganz herzlich für die guten Geburtstagswünsche. Und auch
für das sms, das gestern plötzlich hereingeflogen ist. Und dass sie am
6. November Schweden beflaggen, ist mehr als richtig. Natürlich tun
sie das auch ein bisschen wegen dem reformierten König mit seiner
katholischen Tochter, die ich doch im St. Peter in Rom gesehen habe.
Wir beziehen uns auf solche Dinge in einem Satz oder zwei. Das ist
merkwürdig, wenn man bedenkt, wieviel Freud und wieviel Leid in
solchen Ereignissen für die Betroffenen gelegen haben mögen.

Ja, du bist mein Heftpflaster Malou. Du bist diejenige Person, die
noch in meine tiefere Vergangenheit gesehen hat. Ich merke langsam,
wie es ist, solcherart von der Vergangenheit abgeschnitten zu sein. Es
wird nie mehr möglich sein, sich voll zurückzuerinnern. Ich meine in
einer Art, wie es eine Familie tut, wenn alle gemütlich zusammen
sitzen und einer fragt: weisst du noch?. Natürlich kann man sich
zurückerinnern. Aber die Erinnerungen werden nicht mehr ergänzt von
andern Familienmitgliedern um sie zu einem vollen Bild zu
komplettieren, vielleicht um Irrtümer aus dem Weg zu räumen, um starke
Gefühle der Gemeinsamkeit aufkommen zu lassen.
...

Donnerstag, 6. November 2014

6. November


Gustav Adolf Gebäck

Subject: 6. November
Date: Thu, 06 Nov 19:30:15

Lieber ...,
Ich trinke meinen Tee hier vor dem PC und eigentlich müsste ich ein Gustaf Adolf-gebäck dazu essen. Denn heute feiern wir diesen alten König, der 1632 in der Schlacht bei Lützen im Nebel gefallen ist.
Na ja, wir feiern nicht allzu gross - ich glaube auch weil man in Schweden immer etwas Angst hat sich zu patriotisch zu zeigen. Aber es ist gut, dass es gerade am 6. November stattfindet, denn so vergesse ich nicht so leicht das wichtige Datum an dem mein lieber Mausfreund geboren ist. Und natürlich hissen wir die Fahnen.
*
Aus dem Internet:
6 november is Gustav Adolf Day. Gustav II Adolf was king of Sweden from 1611 to 1632 and died on this day. There is a special pastry called a 'Gustav Adolf-bakelse' which people eat to celebrate the occasion. King Gustav II Adolf founded Gothenburg, and the pastry is especially popular there.
*
Ich denke du hast dann vielleicht doch nicht meine kleine Karte gesehen, die ich so lustig finde. Muss lachen wenn ich sie ansehe. Und dann hab ich dir auch Marlena vor dem Rathaus geschickt. Im Abendrot noch dazu. :-)
*
Ich war heute in der Kantine. Wollte eigentlich zu Hause nur etwas leichtes essen, aber Gudrun (schwedisch und Geschichte) hat mich mit hingelockt. Und es war wieder eine herrliche Stunde mit lauter sympathischen Leuten, die alles taten um die Stimmung bis zur Decke zu heben. Dann haben sie sich auch etwas über meinen Appetit amüsiert. Es gab zwei Gerichte. Das eine war Erbsensuppe nach der man Pfannkuchen mit Sylt (eingemachte Beeren) und Schlagsahne ist. Das ist ein typisches Donnerstagsgericht in Schweden aber in der Kantine serviert man es eher selten. Das andere war ein Wurstgericht mit einem herrlichen Salatbüffé. Und was glaubst du habe ich gewählt? Zuerst die Erbsensuppe mit Speck drin, dann das Wurstgericht mit dem herrlichen Salat dazu und als Nachspeise den Pfannkuchen mit Zutaten. Dazu ein Bier (Pripps =eine gute Sorte). Und dann begann natürlich ein Gespräch über Kalorien und was man man tun muss um ein einziges Stück Torte loszuwerden. Der Trainer der Schwimmer (solche die sich für kommende Weltrekorde ausbilden) meinte 2½ Stunden intensiven Sex brauchte man dazu. Wir waren alle etwas verstummt eine Weile.. aber natürlich haben wir losgelacht und alle unsere eigenen Kenntnisse zu diesem Thema bekanntgegeben. Kalorien also.
Mir kam heute der Gedanken, dass man unser Essen in der Kantine gut mit eurem Club-essen vergleichen könnte. Aber wir sind immer zufrieden mit dem was man uns bietet. Es ist wirklich sehr köstlich und unsere Schule ist dafür bekannt. Auch die Schüler sind sehr zufrieden. Sie bekommen es frei.
*
Ich habe gerade eine kleine Reportage über Coco Chanel gesehen. Sie war eine Meisterin in der Kunst elegante und stilreine Kleider zu schaffen. Übrigens, M und ich haben uns in Stockholm in einem eleganten Parfümgeschäft mit Chanel 5 besprüht. In Stockholm braucht man absolut nicht Parfüm zu kaufen. Man kann sich täglich ein neues Auswählen. ;-)) Und als ich jung war (13) gingen wir Mädchen oft auf den nahen Zentralbahnhof, wo es einen Automaten gab, wo man sich für ein paar Öre in diesen Luxuriösen Duft einhüllen konnte. *s* Oft tauchten dort Mitglieder der Familie Taikon auf, die uns mit ihren rauhen verrauchten Stimmen unsere Zukunft verraten wollten. Natürlich nicht ohne Bezahlung. Jetzt sind sie ziemlich assimiliert in der schwedischen Gesellschaft und einige sind berühmt für ihr Kunsthandwerk. Schönem Schmuck z.B.
*
Morgen Abend kommt Anna nach Hause. Habe es K gerade am Telefon mitgeteilt. Er war freudig überrascht. Na ja, es ist ja auch Vatertag am Sonntag.

Ach, ich schiebe meine Arbeit vor mir hin. Muss aber doch jetzt drangehen. Ich grüsse dich lieb und wünsche dir einen schönen Freitag.
Je t'embrasse,
Marlena

Sende dir ein Bild mit von dem Gebäck. Das Portrait des Königs in Marzipan obendrauf.

Dienstag, 4. November 2014

Anacapri und Axel Munthe





Lieber ...
Ich merke dass du noch immer die Sonne des Sommers in dir trägst, und auch bei mir ist es so. Und vielleicht ist es auch dieses einmalige Buch von dem ich mich nicht trennen kann und das ich nun schon zum dritten Mal geliehen habe. Das Buch über Axel Munthe und Capri/Anacapri. Es enthält ausser dem wunderschönen Text auch viele alte Fotos und Bilder die verschiedene Künstler von dieser schönen Insel gemalt haben. Auch viel Antike Skulpturen sind abgebildet. Du weisst Kaiser Tiberius hat das Römerreich von dort aus regiert.
Ich werde dir hier eine kleine Kostprobe aus dem Buch geben. Musst mir verzeihen wenn ich es nicht immer so gut übersetzen kann. Es ist etwas poetisch geschrieben und da geht leicht etwas verloren wenn man es wörtlich übersetzt:


"Wenn sich die Zugvögel im Herbst südwärts begaben, ergriff das Reisefieber auch deren alten Wohltäter, der von Krankheit gebunden in der Königsburg von Stockholm sass. Er sehnte sich, wohl mehr glühend (inbrünstig) als sich je ein lebendiges Geschöpf gesehnt hat, nach der blauschimmernden Insel im Mittelmeer, wo er zum ersten Mal als 18-jähriger an Land gesprungen war, als die Welt jung und schön war und die Sonne lächelte über das Spiel der Kinder im Wellengeplätscher. In den langen von Plagen durchwachten Nächten, lag er und machte unzählige Reisepläne, die bloss in Trümmer gelegt wurden, wenn der Morgen kam mit seiner bitteren Wirklichkeit. Das Alter, welches nicht mit seiner frischen (rüstigen?) Seele fertigwurde, machte bloss seinen Körper schwerer und schwerer. Schliesslich musste auch die Sehnsucht resignieren.
Die Farben des Herbstes hatten um seine Wiege geschimmert in dem schönen Småland, aber es war im frühen Frühling, den man im Norden kaum noch ahnen kann duch die Finsternis des Winters, als er über die Grenze zu dem Unbekannten ging. Am 11 Februar 1949 starb Axel Munthe, über 91 Jahren alt. Unten in seinem geliebten Anacapri brannten schon alle Blumen des Frühlings. An den Hängen kletterte der Wildkaprifol, Millionen von Anemonen kleideten die Berge violett. Fiori belli! Die Morgensonne leuchtete über die Kapelle von San Michele, die Abendglocken in der Materitakampanile läuteten Ave Maria, während der Abendwind in den Zypressen flüsterte. Die Stimme des Meeres verstummte angesichts der Nacht, wie auch die Singvögel. Aber ihr Beschützer kam nie wieder. Er hatte eine andere Reise begonnen, die letzte."

Blick durchs Fenster



heute

Montag, 3. November 2014

Virtuelles Rendez-vous



Lieber ...,
Nun bin ich wieder mal mit dir allein. Heute ist K gefahren um seine
alten Freunde zu treffen. Er wird dort im Hotel übernachten. So bin
ich also Strohwitwe. Eigentlich sollte ich diesen Abend gut ausnützen.
Vielleicht jemanden einladen.. oder auf dem Tisch tanzen, wie es die
Mäuse tun wenn die Katze weg ist.
Aber ich habe etwas viel Schöneres vor. Nämlich meinem lieben
Mausfreund in Ruhe ein Mail zu schreiben. Es ist für mich wie ein
virtuelles Rendezvous und ich hoffe dich auch in guter Laune zu
finden.
Wie gern würde ich dich zu der Kandinsky-Ausstellung in Basel
begleitet haben. War es gut?

Du weisst, dass ich dich mitgenommen habe ins Musée d'Orsay. Ich habe
dich so sehr an meine Seite gewünscht, dass ich fast den Eindruck
hatte, deine Stimme zu hören. Und jedes Bild habe ich mir mit dir
angeschaut. Bis eben S nicht mehr weiter konnte wegen dem Fuss.
Leider ist sie auch nicht an Kunst, oder Kultur überhaupt, interessiert. Ich wusste nicht, dass es unter Akademikern solche Menschen gibt. Aber man lernt so lange man lebt.

Wenn ich so zurückdenke an die Woche in Paris habe ich den Eindruck
ich habe viele Türen geöffnet.. ohne doch jemals über die Schwelle zu
treten. Und du weisst wie es ist mit solchen Dingen. Es hinterlässt
eine Sehnsucht, die man stillen muss. Es ist ein Bisschen, wie wenn
man ein gutes Buch halbgelesen aus der Hand legen muss.
Ich habe maladiert und nostalgiert. So gut wie jedes wichtige Monument
in Paris ist mit irgendeiner schönen, manchmal lustigen, Erinnerung
aus meiner frühen Jugend verbunden.
Vielleicht ist es so für dich, wenn du nach Visp oder Brig fährst.
Aber während sich die kleinen Städte mit der Zeit sehr verändern
können und uns eher etwas enttäuscht werden lassen, ist Paris immer
noch Paris. Zwar gab es das moderne Centre Pompidou und die neuen
Hallen, aber die Strassen rundherum waren so malerisch wie zuvor. Bei
den schönen Gebäuden habe ich auch an B gedacht. Paris ist eine
architektonisch wunderschöne Stadt.






Am Wochenende haben uns unsere Gastgeber mitgenommen nach Deauville,
wo sie ihr Sommerhaus haben. So viel Luxus dicht nebeneinander findet
man nicht oft.
F hat sich sofort über seine wunderschönen Rosen hergemacht und
alle stolz vorgezeigt. Der Himmel war eine Weile ganz blau. Und dann
am Abend hat er uns ausgeführt in ein elegantes Restaurant. Der
Restaurantbesitzer, ... seit 20 Jahren ein guter Freund von F, war auch
dort und hat ein wenig inspektiert.

Was wir gegessen haben? Ach, ich glaube du kannst es dir vorstellen.
Als Vorspeise jedenfall frische Muscheln. Jeder eine ganze Schüssel
voll. (siehe Bild)  Danach haben wir verschiedene Speisen gewählt und
auch jeder  ein anderes Dessert.


Vielleicht war es der erste gemeinsame öffentliche Auftritt des Pares
seit ihrer Scheidung im Frühjahr. Sie wollen demnächst wieder
heiraten. "Feiglinge" ist Annas Kommentar dazu. ;-)
(- - -)

Ich mache jetzt eine kleine Pause. Will mir etwas zu essen machen.
Doch ich komme nochmals vorbei heute Abend.

Bis dahin alles Gute,
Mit lieben Gs und Ks
Malou

Sonntag, 2. November 2014

Allerheiligen



 Cimetière du Père Lachaise


Lieber ...,
Gestern haben wir Allerheiligen gefeiert. Schweden ist kein sehr
religiöses Land und die meisten, wenn sie überhaupt etwas sind, sind
Protestanten. Aber es ist komisch wie sehr sie auch die Gebräuche der
katholischen Kirche feiern.
An diesem Tag besuchen die Leute die Gräber ihrer Verstorbenen und
zünden dort Lichter an. Es ist eine schöne Sitte und feierlich, wenn
überall im Dunkeln diese Kerzen brennen.
Ich habe meine Verwandten weit weg von hier, sowohl Lebende wie Tote,
aber manchmal gehe ich auch hier auf den Friedhof. Drei meiner
nächsten Kollegen, mit denen ich auch gut befreundet war, liegen dort
neben einander begraben.

Was ich dir eigentlich erzählen wollte ist, dass man an diesem Tag
einen ganz wunderbaren Dokumentarfilm über den Père-Lachaise Friedhof
in Paris gezeigt hat.. Man zeigte die schönen Grabsteine und machte
kleine Interviews mit Leuten, die die Gräber besuchten. Sie erzählten
welches Verhältnis sie zu dem Toten hatten. Eine junge Japanerin und
Pianistin erzählte wie viel Chopin in ihrem Leben bedeutete und sie
stand eine gute Weile an seinem Grab in Gebet versunken. Ein
Südkoreaner war nach Paris gekommen, um das Grab von Marcel Proust zu
besuchen. Er meinte Proust hätte ihn 10 Jahre lang seelisch ernährt
und nun wollte er sich bedanken indem er ihm ein Stück Kuchen auf den
Grabstein legte. :-) Er schien ein ganz normaler freundlicher junger
Mann zu sein (falls du dich wunderst) :-)
Bei den Leuten aus unserer Zeit, wie z.B. Yves Montand und Simone
Signoret, zeigte man eine kleine Filmsequenz. Bei einer jung
verstorbenen heute unbekannten Sängerin, liess man ihre Stimme hören.
Sie war einmalig. Ich habe dabei an Barbara gedacht, die du mir mal
empfohlen hast. Ihre Stimme klang wie hauchdünnes Glas, das jeden
Moment zerspringen könnte.
Ich hätte gern diesen Friedhof besucht, als ich dort war. Aber leider,
die Zeit war zu kurz.
...

(R)

Samstag, 1. November 2014

Vorfreude auf Paris


subject   Verwandlung..


Lieber ...,

Ich weiss nicht wie das kommt, aber plötzlich habe ich das Gefühl,
jemand hätte Leben in mich geblasen und dabei erinnere ich mich an
deine manchmal ziemlich deutliche Kritik, dass ich mich verändert
hätte. Vielleicht lag ein kleiner Kern von Wahrheit darin... ein
kleiner... ;-) Aber vielleicht ist es auch nur die bevorstehende
Reise, die in mir dieses Glücksgefühl weckt. Endlich werde ich
etwas verwirklichen, von all den Dingen die ich mir von diesem
neuen freien Leben erhofft hatte. Es ist nur ein Schritt, aber es ist
eine Schwelle, die ich mit diesem Schritt überschreite. Ach ja, ich
weiss, vielleicht wache ich morgen früh auf ohne dieses wunderbare
Gefühl.. aber vielleicht auch nicht.

Ich sehne mich schon sehr danach, alle Stellen wiederzusehen, die ich
in jungen Jahren besucht habe und die schöne Erinnerungen in mir
erwecken. Das Jeu de Paume, das Panthéon, der Louvre, Place du Tertre,
die Tuillerien.. alle diese Sehenswürdigkeiten die mit ganz
persönlichen schönen Erlebnissen verbunden sind.

Du ahnst nicht welche grosse Rolle Paris in meinem Leben gespielt hat.
Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, dann lande ich immer wieder in
Paris. Es ist für mich wie Brig oder das Wallis für dich.
Diesmal will ich mir auch das futuristische neue Viertel ansehen mit
dem "Grande Arche" von dem Dänen von Spreckelsen. Dort wo ein Mensch
sich klein fühlen kann wie eine Ameise. ;-) Ich habe diese neuen
modernen Teile von Paris noch nie gesehen.
Aber am liebsten werde ich mich in dem "alten" Paris aufhalten. Ich
werde, so hoffe ich, nette Stunden auf der Champs-Elysées verbringen
(in Gedanken mit meinem winzigen Mausfreund *) und in die grands
magazins gehen mit S. .. ich glaube das ist was sie am meisten
interessiert (leider). Doch ich werde ihr auch ein wenig Kultur
"aufzwingen".. ob sie will oder nicht.

Ich weiss noch nicht genau wo ihre Schwester wohnt, aber ich glaube es
ist sehr zentral belegen. Ihr Mann hat seine Arztpraktik gleich neben der
Wohnung. Sie haben sich im Frühjahr scheiden lassen. Dabei hat er ihr
eine 3-Zimmer Wohnung in Paris gekauft und das Ferienhaus
in Deauville (oder war es Trouville?) auf sie geschrieben... und
jetzt... sind sie wieder zusammengezogen und scheinen ihr eheliches
Glück wiedergefunden zu haben.
Eine seltsame und wahrscheinlich auch seltene Geschichte.

Und du, mein lieber Mausfreund, gehst nun ins Exil. Ich weiss nicht
warum, aber ich möchte dich festhalten und nicht gehen lassen.. obwohl
ich weiss, dass es dir gut tun wird und deinen Übergang in ein neues
Dasein (mit oder ohne S) erleichtern wird. Ich bleibe bei dir, wo
immer du bist. Doch das weisst du bereits. Nicht weil ich glaube, das
du mich brauchst, aber ich weiss, dass ich dich brauche. Du bist sehr
wichtig für mich, chéri.

Ich weiss nicht ob du die Möglichkeit haben wirst Mails zu schreiben,
aber bestimmt kannst du ab und zu deine Post lesen.. und so werde ich
dir weiter schreiben und von hier berichten.
Weisst du schon jetzt wie lange du bleiben wirst? Ich dachte,
falls ich dir aus Paris eine Karte schicken will.

Es ist schon spät und so sage ich dir gute Nacht
mit lieben G, K und auch S,
Malou

* Grösse X Länge = Volumen